aus: Walter Wolf: Faschismus
in der Schweiz. Die Geschichte der Frontenbewegung in der
deutschen Schweiz 1930-1945. Flamberg-Verlag Zürich 1969.
Burris Bewegungen BSG, NSBidS
und NSSB im Dritten Reich und in der Schweiz
Franz Burri und seine Bünde -
Zusammenfassung
Der schweizer Nazi Burri flüchtete ins Dritte Reich,
gründete den BSG, wollte dann eigentlich in Nazi-Deutschland
in die SS eintreten, was ihm Heydrich aber verwehrte.
Daraufhin organisierte Burri weitere Nazi-Bewegungen, den
NSBidS und den NSSB. Der NSSB blieb am Ende nur im Reich
aktiv. Burri war im Dritten Reich gleichzeitig Mitglied
einer Gauleitung und Mitglied der NSDAP. Nach dem Krieg
erfolgte die Verurteilung zu 20 Jahren Zuchthaus wegen
"Angriff auf die Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft".
Details
Der "Bund der Schweizer in
Grossdeutschland" (BSG) unter Franz Burri (1940-
Der "Bund der Schweizer in Grossdeutschland wurde im Juni
1940 in Stuttgart von Franz Burri gegründet, der
früher als Arzt in Luzern tätig war. Ab seiner
Übersiedlung nach Nazi-Deutschland war er SS-Hauptamt tätig.
Der BSG hatte eine eigene Fahne, ein schwarzes Hakenkreuz
auf braunem Grund. Es bestanden Verbindungen zur "Nationalen
Front", zum "Bund treuer Eidgenossen" BTE, zur ESAP, zum
NBS, zu Dr. Hügel in Stuttgart, sowie zu Dr. Ashton vom
deutschen Konsulat in Zürich.
Führende Mitglieder im "Bund der Schweizer in
Grossdeutschland (BSG) sind Schaeppi, Zander, Führer
der ehemaligen deutschen "Nationalen Front" in Deutschland,
sowie ein Enkel von Hermann Greulich.
Burri ist die oberste Instanz, regelt den Amtsverkehr, den
Geldverkehr etc., wird aber bald verdrängt. Im Mitgliedsbuch
steht ein doppeltes Bekenntnis zur Weltanschauung Adolf
Hitlers. Das Hakenkreuz ist auf dem Buchdeckel (S.89).
Fahnenehrungen mit Hitlergruss sind Standard. Gelder kommen
-- vom Volksbund für das Deutschtum im Ausland
-- vom SS-Hauptamt
-- vom NS-Propagandaministerium Berlin.
Gleichzeitig ist der BSG dem SS-Hauptamt monatlich
Rechenschaft schuldig (S.90).
Die Politik ist durch verbindliche "Literatur" abgesichert:
-- Hitler: "Mein Kampf"
-- Zander: "Eidgenossenschaft und Reich"
-- Oehler: "Nationale Hefte"
-- Rundschreiben des BSG.
Ausserdem wird der gesamte Schriftverkehr von der Gestapo
zensiert. Ziel ist es, eine Kerntruppe von Nazi-Schweizern
in Deutschland zu bilden. Die Schweiz soll spätestens nach
dem "Endsieg" "eingemeindet" werden, wobei der "Führer" dies
allein bestimmt (S.90).
Die Ministerliste für eine
nazistische Schweiz - das "Panoramaheim"
Für die "Eingemeindung"
wird eine Ministerliste für eine zukünftige schweizer
Nazi-Regierung vorbereitet: Nazi-Minister sollen werden: Zander,
Wechlin, Max Leo Keller, Ex-Oberst Gustav Däniker.
Die schweizer Nazi-Regierung soll auch gegen den Volkswillen
installiert werden. Damit ist der Landesverrat vollzogen.
Die Gruppe betreibt im Spionagezentrum "Panoramaheim"
in Stuttgart mit einem militärischen
Nachrichtendienst gegen die Schweiz. Das "Panoramaheim"
fungiert auch als Auffanglager für nazistische schweizer
Deserteure, die vor einer Strafe flüchten, geleitet von Schaeppi
und Hügel (S.90).
Die vorbereitete Teilnahme an
der Besetzung der Schweiz
Die Aktion "S", der
Angriff gegen die Schweiz, ist beim BSG vorbereitet. Es sind
Listen vorbereitet, welche "Reichsfeinde" bei einer
NS-Invasion der Schweiz umgebracht bzw. "vernichtet" weden
sollen. Unter dem BSG werden Nazi-schweizerische
Truppenteile aufgestellt, um die Schweiz nazistisch zu
besetzen, z.B. die "Schweizer Sturmbannen", die der
Waffen-SS Soldaten zuführen sollten. Es ist ein "Klub der
Vorbestraften", eine Art Fremdenlegion mit dem Beinamen
"Himmelfahrtskommando" (S.92).
März 1941
Schaeppi tritt in Prag
als sechster Schweizer der Waffen-SS bei und dient als
Kriegsberichterstatter an der Front (S.92). Gleichzeitig
bittet Zander den Bundesrat um eine Bewilligung für die
Freiwilligenwerbung in der Schweiz für den Russlandfeldzug
und unterstützt damit Burri / Leonhardt (S.97).
1946 kommt es zum Prozess gegen den BSG in der Schweiz mit
54 Angeklagten, mit Verurteilungen
-- wegen "Angriff auf die Unabhängigkeit der
Eidgenossenschaft
-- wegen politischem und militärischem Nachrichtendienst
-- wegen Leistung fremden Militärdienstes oder wegen
Anwerbung zu fremdem Militärdienst.
Die Strafen sind 6 Monate Gefängnis bis zu einmal 6 Jahre
Zuchthaus (S.93).
In Stichworten:
Bund der Schweizer in
Grossdeutschland BSG unter Franz Burri (1940-
Gründung im Juni 1940 in Stuttgart von Franz Burri,
früher Arzt in Luzern, jetzt im SS-Hauptamt tätig
Fahne: schwarzes Hakenkreuz auf braunem Grund
Verbindungen zur Nationalen Front, zum Bund treuer
Eidgenossen BTE, zur ESAP, zum NBS, zu Dr. Hügel in
Stuttgart, zu Dr. Ashton vom deutschen Konsulat in Zürich.
Führende Mitglieder Schaeppi, Zander, sowie ein
Enkel von Hermann Greulich.
Burri ist die oberste Instanz, regelt den Amtsverkehr, den
Geldverkehr etc., wird aber bald verdrängt. Mitgliedsbuch
mit doppeltem Bekenntnis zur Weltanschauung Adolf Hitlers.
Das Hakenkreuz ist auf dem Buchdeckel (S.89). Fahnenehrungen
mit Hitlergrus. Gelder kommen
-- vom Volksbund für das Deutschtum im Ausland
-- vom SS-Hauptamt
-- vom NS-Propagandaministerium Berlin.
Gleichzeitig ist der BSG dem SS-Hauptamt monatlich
Rechenschaft schuldig (S.90).
"Literatur": Hitler: "Mein Kampf"; Zander:
"Eidgenossenschaft und Reich"; Oehler: "Nationale Hefte";
Rundschreiben des BSG. Zensur des gesamten Schriftverkehrs
durch die Gestapo. Der BSG ist in die Vorbereitung der
NS-Besetzung der Schweiz eingebunden, die "Eingemeindung"
(S.90). Nazi-Ministerliste mit Zander, Wechlin, Max Leo
Keller, Ex-Oberst Gustav Däniker, ist
Landesverrat - militärischer Nachrichtendienst gegen die
Schweiz von "Panoramaheim" in Stuttgart aus, geleitet von
Schaeppi und Hügel - "Panoramaheim" ist Zentrum für
nazistische schweizer Deserteure (S.90).
Vorbereitete Liste der zu vernichtenden Personen
("Reichsfeinde") im Falle der Schweiz-Besetzung -
Aufstellung schweizerischer Truppenteile durch den BSG zur
Schweiz-Besetzung (S.92).
März 1941 Beitritt von Schaeppi zur Waffen-SS, ist
Kriegsberichterstatter an der Ostfront (S.92) - Zander
fordert beim Bundesrat die Freiwilligenwerbung in der
Schweiz für den Russlandfeldzug (S.97).
Prozesse 1946 gegen 54 Angeklagte des BSG mit Verurteilungen
zw. 6 Monaten Gefängnis bis 6 Jahre Zuchthaus (S.93).
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Die
"Nationalsozialistische Bewegung in der Schweiz" NSBidS
unter Burri (1941-1945)
gegründet von Burri im April
1941, auch in Verbindung mit dem Nationalsozialistischen
Schweizerbund NSSB (gegründet von Burri und Leonhardt). Der
NSBidS wird vom auswärtigen Amt in Berlin unterstützt und
hat 2400 Anhänger hat (S.93-94) und eine radikale,
nationalsozialistische Linie verfolgt (S.95) und Schriften
vertreibt:
-- "Internationale Presseagentur" IPA
-- "Eidgenössische Korrespondenz"
-- "Informationen des NSSB" (S.93).
Durch die Kooperation mit einem Chauffeur in Lörrach werden
die Schriften in die Schweiz an die Mitglieder des NSBidS
geschmuggelt.
Der
NSSB
Gründung des NSSB durch Burri 1941, nachdem Burri die
Aufnahme in die SS verweigert wurde. Nach einer allgemeinen
Razzia der schweizer Polizei am 19.6.1941 flohen Burri und
andere ins Dritte Reich und der NSSB löste sich nach nur ca.
3 Monaten Existenz wieder auf, was die Schweiz angeht.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistischer_Schweizerbund)
In Deutschland wird der NSSB aber scheinbar weitergeführt,
und der NSBidS wird die Filiale des NSSB in der Schweiz:
Die Schriften des NSSB für den
NSBidS
-- Lob auf den Führer
-- Grossgermanische Einheitsidee / Anschlusspropaganda
-- "Wir Schweizer gehören zur Substanz des deutschen Volkes
- ... als deutsche Menschen wollen wir deutsch denken und
deutsch fühlen"
-- der Ruf: "Für uns gibt es nur einen Ruf: den Ruf des
Führers des gesamten deutschen Volkes, den Ruf Adolf
Hitlers"
-- "Höher als die Heimat steht die Pflicht dem deutschen
Volke gegenüber, dem wir trotz Schweizerpass angehören"
-- "Wir werden nicht ruhen und rasten, bis das Hakenkreuz
über der Kuppel des Bundeshauses flattern wird"
-- Aufsätze gegen den Bundesanwalt
-- Aufsätze gegen General Guisan und die
Reduitkonzeption mit dem Vorwurf, Guisan ziehe den
blutigsten Krieg einer würdigen Verständigung mit dem
Nachbarn vor, das Volk als Opfer auf dem Altar der
jüdisch-freimaurerischen Weltdemokratie, das Schweizervolk
in Lebensgefahr, somit: Guisan sei der Staatsfeind Nr.1, der
gefährlichste Landesverräter aller Zeiten, die Armee eine
Verschwendung des Nationalvermögens (S.95).
Für die NSBidS sammelt Burri eigene Anhänger in der Schweiz,
mit Unterstützung durch die deutsche Gesandtschaft in Bern.
Burri ist 1941 Mitglied der Gauleitung Niederdonau,
ab 1942 Mitglied in der NSDAP (94-95). Im Januar 1941
verfasst Burri an Himmler eine Denkschrift,
in der er vorschlägt, die SGAD-Mitglieder von Leonhardt als
SS-Truppe anzuerkennen. Dies wird von Himmler und Heydrich
aber verweigert (S.100).
Mitte 1941 gelangt Burri mit der Forderung an den Bundesrat,
es sei "die Hälfte der mobilisierten schweizer Armee unter
dem Oberstkorpskommandant Ulrich Wille für den Kampf
gegen Sowjetrussland bereitzustellen (S.97).
1941 sind ca. 40.000 Auslandschweizer im
Deutschen Reich, davon aber nicht einmal 4000 in BSG und
NSSB. Es finden nur kleine Versammlungen statt (S.98).
An Silvester 1942 wird Burri zum "deutschen Reichsbürger"
deklariert, tritt fortan in Parteiuniform auf, mit dem
Verdienstkreuz "1.Klasse".
Der NSBidS wird zur Filiale des NSSB, wird zur Konkurrenz
zum NBS. Der NSBidS verteilt Flugblätter in einer radikalen
nationalsozialistischen Linie wie der NSSB.
Am 18. Mai 1943 beschliesst der Bundesrat die Ausbürgerung
von Auslandschweizern, befristet auf 2 Jahre, dann um
weitere 2 Jahre verlängert für Leute, die sich "gegen die
Sicherheit oder die politische Unabhängigkeit des Landes
vergangen" haben. Von der Ausbürgerung betroffen sind u.a.
Burri und Leonhardt, auch Zander und Schaeppi etc. (S.98).
Reibereien zwischen NSSB und
NSB
Die Bünde betreiben gegenseitig Reibereien und
Störaktionen. Gemäss deutschen Vorstellungen soll Keller
die beiden Bünde auflösen und an deren Stelle eine
einheitliche Bewegung gründen, den "Bund der Schweizer
Nationalsozialisten" (BSN).
Am 17. August 1944 findet in Berlin eine dritte
Einigungskonferenz für die schweizer Nazi-Gruppen statt,
wieder ohne Resultat. Burri ist isoliert, will eine
Gegenkonferenz organisieren, was ihm aber untersagt wird.
Keller gründet den BSN, hat nun die Plattform, um unter dem
Schutz des genialen Führers in die Schweiz einziehen zu
können (S.103).
Bis 1944 schnappt die Bundespolizei 48 Mitglieder des NSBidS
und vollzieht Prozesse in Basel 1945-1946 (S.93-94).
Im Dezember 1945 wird Burri vom "amerikanischen"
Militärbehörden gefasst und am 31.5.1946 abgeschoben. Der
Prozess gegen Burri findet vom 20.4.-7.5.1948 vor dem
Bundesgericht statt und endet mit der Verurteilung zu 20
Jahren Zuchthaus wegen Angriff auf die Unabhängigkeit der
Eidgenossenschaft (S.104).