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Schweizer Nazi-Produkte

Die unheilbar geistesgestörte Schweiz seit Mai 1945

12a. Schweizer Nazis - was die Schweinzer so 70 Jahre lang vertuscht haben - Meldungen 01

von Michael Palomino (2019)


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21.1.2018: Rund 2000 Schweinzer (Schweizer) waren freiwillig in der Waffen-SS im Dritten Reich: Sie fielen an der Ostfront - sie organisierten das "Panoramaheim" in Stuttgart - sie leiteten KZs und prügelten Häftlinge - am Ende jahrelange Haft in Regensdorf wegen illegalem Söldnerdienst etc.
Schweizer Nazis
«Bei diesem Krieg wollte ich dabei sein»
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/wochenende-gesellschaft/schweizer-nazis-bei-diesem-krieg-wollte-ich-dabei-sein

Literatur:
-- Simon Marti: Himmlers germanische Soldaten

Historiker: -- Peter Huber (wertete Militärgerichtsakten aus)
-- Simon Marti ("Himmlers germanische Soldaten")
-- Linus Reichlin (recherchierte Eugen Wipf)
-- Journalisten: Hans-Rudolf Lehmann (alias Lukas Hartmann - recherchierte Franz Riedweg+Benno Schäppi)

Schweinzer (Schweizer) in der Waffen-SS im Dritten Reich:
-- A.A. (wird von der Zeitschrift "Signal" fasziniert, spielt im Klassenzimmer die Wehrmacht-Siege nach, Schlacht um den Brückenkopf Narva 1944+Nervenzusammenbruch, wird von CH-Vorgesetztem nach Ö geschickt und geht nach Hause)
-- B.B. (zuerst CH-Soldat, dann Ford-Arbeiter in Köln, dann wegen Hunger freiwillig in der SS)
-- Franz Riedweg (katholischer Arzt, mit Tochter von Feldmarschall Blomberg verheiratet - Leiter Panoramaheim bis 1942)
-- Benno Schäppi (Leiter Panoramaheim ab 1942, organisiert Schweizer für das SS-Ausbildungslager Sennheim in Sennheim)
-- Karl Blank (SS-Hauptsturmführer, Wachkommandant im KZ Plaszow bei Krakau, Häftlinge geschlagen)
-- Eugen Wipf (SS-Wachpersonal im KZ Hinzert bei Trier, Häftlinge geschlagen)

Orte: Schulen in der Schweinz (Schweiz) mit der Zeitschrift "Signal" - Ford in Köln - Schlacht um den Brückenkopf Narva 1944 - Panoramaheim Stuttgart, SS-Ausbildungslager Sennheim im Elsass - KZ Plazow bei Krakau - KZ Hinzert bei Trier - Strafanstalt Regensdorf

«Unser innig geliebter Hannes Martin Mettler hat am 14.9.1941 bei Kiew einen frühen Tod gefunden», steht in einer Todesanzeige von Anfang Oktober 1941 in einer Schweizer Tageszeitung.

Der junge Mann aus St. Gallen war an der Ostfront gefallen. Er hatte zuvor wie rund 2000 andere Schweizer einen persönlichen Eid auf den Führer geleistet und sich für eine zwölfjährige Dienstzeit in der Waffen-SS verpflichtet.

Zu diesen helvetischen Fremdenlegionären zählten 1200 Schweizer, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg im Deutschen Reich gelebt hatten. Dazu kamen jene 800 bis 900 Männer, die ihnen nach Kriegsbeginn folgten.

Neuanfang im Deutschen Reich - [Arbeitslosigkeit in der CH - im 3R soll es besser sein]

Einer von ihnen war der Automechaniker B. B. Er leistete zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zunächst Dienst in der Schweizer Armee. Doch die Zeiten zwischen seinen Einsätzen bedrückten ihn zunehmend: Er war arbeitslos und hatte kein ausreichendes Einkommen.

Da vertraute er sich seinem Kommandanten an, der ihn dabei unterstützte, im Deutschen Reich eine Arbeit zu finden: «So bekam ich dann die nötigen Papiere und ein Visum, was während des Kriegs nicht so einfach war. Doch irgendwann hatte ich alles beisammen. Im Winter 1941/42 war es soweit: Ich reiste nach Basel, zum Badischen Bahnhof. Es war kurz vor Neujahr. Traurig war es schon: Das Wetter war grau, und niemand war am Bahnhof. Ich war allein.»

Hungern – trotz gutem Lohn - [Arbeit bei Ford in Köln]

Tatsächlich fand der junge Schweizer bald eine Stelle. Er trat in die Ford-Werke ein, die in Köln und Berlin Lastwagen für die deutsche Wehrmacht herstellten.

Doch sein Problem war damit nicht gelöst, wie er sich 1977 in einer Radiosendung erinnerte: Trotz des guten Lohns musste er hungern, denn jedes Stück Brot, das er bezog, wurde grammweise abgewogen und auf einer Karte eingetragen. Mitte des Monats war seine Ration aufgebraucht.

«Kommunismus – das Wort hat mich gestört»

Er war in einer äusserst ungemütlichen Situation, als ihm ein Plakat mit einem flammenden Aufruf ins Auge stach: «Freiwillige – meldet Euch zum Kampf gegen den Bolschewismus.»

Eine Aufforderung, für die der Mechaniker empfänglich war: «Kommunismus. Das war ein Punkt. Das hat mich gestört. Das Wort an und für sich. Was dahinterstand, wusste ich damals noch nicht so recht. Ich dachte: Du meldest dich freiwillig und hast wenigstens etwas zu essen.»

Schlachtzüge im Schulzimmer - [Die Zeitschrift "Signal" macht Werbung für den Krieg]

Ähnlich erging es A. A., einem anderen jungen Schweizer, der sich ebenfalls aus diffusen ideologischen Gründen der Waffen-SS andiente. Als Jugendlicher hatte er sich am Kiosk die nationalsozialistische Propagandazeitschrift «Signal» geholt, die in verschiedenen europäischen Ländern erhältlich war.

Mit seinen Schulkollegen stellte er jeweils während der Pausen auf der grossen Landkarte, die über der Wandtafel im Klassenzimmer hing, Hitlers Truppenbewegungen nach.

«Ich habe – wie meine Kameraden auch – in jedem Ostfrontkämpfer einen Helden und einen Retter der abendländischen Kultur gesehen. Ich habe mich mit ihnen für ein neues, geeintes Europa begeistern lassen. Und die vordergründige Aufgabe haben wir darin gesehen, der bolschewistischen Walze, die von Osten her angerollt kam, Einhalt zu gebieten. Der natürliche Abenteuerdrang, der in einem pubertierenden Jungen steckt, konnte sich so ausleben.»

Eintritt nach der Niederlage - [Schweizer als Soldaten und Kommandanten (!) an der Ostfront]

Das war eine verhängnisvolle Ausgangslage: A. A. verliess die Schweiz und trat noch 1943 in die Waffen-SS ein, die ihn an die Ostfront nach Estland schickte. Und dies zu einem Zeitpunkt, als die Nationalsozialisten die Schlacht gegen die Russen bei Stalingrad schon verloren hatten und auf dem Rückzug waren.

Der junge Mann war achtzehn Jahre alt, als er sich als Mitglied der Heeresgruppe Nord im Februar 1944 auf dem Eis der Narva am finnischen Meerbusen wiederfand, wo es darum ging, die vorrückenden Russen aufzuhalten. Bei der Schlacht, die sieben Monate dauerte, verloren rund 200'000 Soldaten ihr Leben.

A. A. erlitt einen Nervenzusammenbruch und wurde von seinem Vorgesetzten – auch er ein Schweizer – «zum Skifahren» in die österreichischen Alpen abkommandiert. Dieser gab ihm unter vier Augen einen Ratschlag mit auf den Weg: Von dort wäre es wohl nicht mehr weit in die Schweiz. Dieser Urlaub auf Befehl hat A. A. vermutlich das Leben gerettet.

Rückkehrer kamen vor Gericht - [illegaler Söldnerdienst im 3R wird 1945 abgestraft]

Die Schweizer Freiwilligen, die für Hitler in den Kampf zogen, waren im Durchschnitt zwanzig Jahre alt, sagt der Historiker Peter Huber. Zu diesem Schluss kommt er aufgrund der Auswertung von Militärgerichtsakten.

Dabei handelt es sich um eine ergiebige Quelle: Denn die Männer, die in fremde Kriegsdienste zogen, mussten sich bei einer Rückkehr in die Schweiz jeweils vor einem Militärgericht verantworten, da der Söldnerdienst 1927 verboten worden war.

Ruf einer Elitetruppe - [Männer der schweizer Unterschicht wollten in der SS "jemand sein"]

Zwei Drittel der 800 bis 900 Freiwilligen, die während des Zweiten Weltkriegs die Schweiz verliessen und sich der Waffen-SS anschlossen, stammten aus einfachen Verhältnissen.

Sie versprachen sich im Deutschen Reich einen sozialen Aufstieg: «Viele waren wenig gebildet und verfielen der nationalsozialistischen Ideologie», sagt Peter Huber. «Man suchte Sündenböcke – man fand den Bolschewismus. Man suchte Sündenböcke – und fand die Juden.»

«Die Waffen-SS hatte einen ungeheuren Nimbus» - [SS-Leute wurden von den Frauen bewundert]

So erstaunt es nicht, dass die Waffen-SS, die als Elitetruppe galt, für junge Schweizer – aus der Ferne betrachtet – einen Anziehungspunkt bot. Hans Zwimpfer erinnerte sich 1995 in der «Rundschau» des Schweizer Fernsehens an das Bild, das er damals als 18-Jähriger von dieser Truppe hatte: «Als ich nach Deutschland kam, sah ich, dass die Waffen-SS einen ungeheuren Nimbus hatte. Man bestaunte sie. Die Frauen drehten sich nach ihnen um. Sie waren einfach wer.»

Steile NS-Karriere für Franz Riedweg - [katholische Studenten in der Waffen-SS]

Neben kaum gebildeten und wohl auch naiven Jugendlichen sympathisierten auch reaktionäre, katholische Studenten an den Universitäten Freiburg und Zürich mit der Waffen-SS.

Zu ihnen gehörte Franz Riedweg, Sohn eines Luzerner Hoteliers und angehender Arzt, der sich ab 1933 in der Nationalen Front engagierte, der militanten nationalsozialistischen Organisation in der Schweiz.

Mit Bundesrat Jean-Marie Musy gründete er 1936 die schweizerische Aktion gegen den Kommunismus. In den folgenden zwei Jahren produzierte er den antikommunistischen Propagandafilm «Die rote Pest», der in der Schweiz starke Proteste auslöste und später verboten wurde.

Wehrmachtsbericht nach dem Frühstück - [Aufstieg in der SS dank Heirat - Panoramaheim in Stuttgart unter Riedweg und Schäppi - Ausbildungslager in Sennheim im Elsass]

Riedweg zog nach Deutschland um, trat 1938 in die Waffen-SS ein und heiratete die Tochter des Feldmarschalls Werner von Blomberg. Er stieg zum Obersturmbannführer auf und bekam von der NS-Führung den Auftrag, in Berlin die «Germanische Leitstelle» zu gründen und dort Söldner aus ganz Europa für die Waffen-SS zu rekrutieren.

In Stuttgart liess Riedweg 1941 eigens eine Auffangstelle für Schweizer Freiwillige einrichten: das «Panoramaheim». A. A. erinnerte sich 1977 in einer Radiosendung an den Aufenthalt in dieser Villa, die in einem schönen Stadtteil gelegen war. Morgens um sieben seien er und seine Kameraden geweckt worden und zum Frühsport in den Park ausgerückt: «Danach frühstückten wir und hörten den Wehrmachtsbericht. Und dann wurde man eigentlich auf ganz humane und feine Art politisch bearbeitet.»

Ein überzeugter Nationalsozialist

Die Leitung des Heims übertrug Riedweg 1942 dem Schweizer Benno Schäppi, der ebenfalls in der Frontenbewegung gross geworden war und es in der Schweiz bis zum Landespropaganda-Leiter der Nationalen Front gebracht hatte.

Er sorgte in Stuttgart dafür, dass die Schweizer Freiwilligen auf die nationalsozialistische Ideologie eingeschworen wurden und danach während sechs Wochen im elsässischen Sennheim in einem Ausbildungslager «die militärischen Usancen der deutschen Wehrmacht kennenlernten», wie es Franz Riedweg 1977 in einer Sendung des Radiojournalisten Hans-Rudolf Lehmann formulierte.

In der Schweiz in Haft - [Regensdorf, Ausbürgerung und Leben in Norddeutschland]

Lehmann, der heute als Autor unter dem Namen Lukas Hartmann bekannt ist, gelang es 1977, nicht nur Franz Riedweg, sondern auch Benno Schäppi ausfindig zu machen.

Dieser war bei Kriegsende in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten. Später wurde er in der Schweiz zu sechzehn Jahren Zuchthaus verurteilt, aber bereits nach acht Jahren Haft aus der Strafanstalt Regensdorf entlassen.

Schäppi liess sich ausbürgern und zog nach Norddeutschland, wo ihn Lehmann aufspürte und zum Gespräch traf. Zu seinen Beweggründen, der Waffen-SS beizutreten und das «Panoramaheim» zu leiten, sagte Benno Schäppi, er habe immer schon eine Affinität zum Soldatischen gehabt und diese hochgeachtet: «Für einen überzeugten Nationalsozialisten gleich welcher Nationalität war es klar, dass die Entwicklung des Kriegs nur noch zur Ausweitung des Kampfes gegen die Sowjetunion führen konnte. Und bei diesem Krieg wollte ich dabei sein.»

Einsatz im KZ - [schweizer KZ-Wächter im Dritten Reich]

Die Schweizer Freiwilligen in der Waffen-SS wurden wie andere Ausländer in diesem bewaffneten Verband zum Kampf an die Front geschickt, aber auch als Wachpersonal in Konzentrationslager abkommandiert.

Wie etwa der Berner Offizier Karl Blank, der zum SS-Hauptsturmführer aufstieg und als Wachkommandant im Aussenlager des Konzentrationslagers Plaszow bei Krakau auf Häftlinge losging. Dies hält der Historiker Simon Marti in einer Untersuchung von 2015 über «Himmlers germanische Soldaten» fest. Darin beleuchtet er die Rolle, die ausländische Freiwillige in der Waffen-SS spielten.

Fehlende Aufarbeitung - [schweizer KZ-Wächter Wipf schlägt Häftlinge in Hinzert bei Trier]

Woher die Freiwilligen auch kamen – sie waren an den nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt. Dies bestätigt auch der Historiker Peter Huber: «Die Waffen-SS war massiv in die Verbrechen der Wehrmacht und der deutschen Truppen involviert.»

In diesem Zusammenhang ist auch der Kriegsverbrecher Eugen Wipf zu nennen, dessen Werdegang der Journalist Linus Reichlin bereits 1994 recherchiert und in einem Buch veröffentlicht hat. Ehemalige politische Gefangene berichteten nach dem Krieg, wie brutal sie von Wipf im SS-Sonderlager und Konzentrationslager Hinzert bei Trier behandelt worden waren.

Abgesehen von eindrücklichen journalistischen Recherchen in den vergangenen Jahrzehnten, steht die Forschung zu Schweizern, die freiwillig in Hitlers Kampf gezogen sind, noch am Anfang. Wie es der Historiker Peter Huber formuliert: «Es gab zwar einige reisserische ‹Blick›-Schlagzeilen in den 1990er-Jahren, aber eine Aufarbeitung hat nicht stattgefunden – bis heute nicht.»>

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21.1.2018: Johannes Pauli aus Wahlern (Kanton Bern) führte das KZ Bisingen für Ölschiefer-Abbau - 100e tote Häftlinge: Juden, Sinti, Roma, Polen, Russen:
Schweizer Nazis
«Mein Grossvater war ein Mörder»
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/wochenende-gesellschaft/schweizer-nazis-mein-grossvater-war-ein-moerder

<Der Schweizer Johannes Pauli war mitverantwortlich für den Tod Hunderter KZ-Häftlinge. Seine Enkelin Silvia Pauli leidet noch heute unter den Verbrechen ihres Grossvaters, welche die Familie unter den Teppich gekehrt hat.

«Am liebsten hätte ich dieses Bild von der Wand gerissen. Das war mein Fleisch und Blut. Er war ein Mörder und Verbrecher.» So erzählt Schwester Silvia Pauli, wie sie 2009 einer Fotografie ihres Grossvaters begegnete: Johannes Pauli, stellvertretender Kommandant des KZ von Bisingen im Rang eines SS-Hauptscharführers.

Idylle und Grauen sind sich sehr nahe in Bisingen. Über der baden-württembergischen Gemeinde thront das märchenhafte Stammschloss preussischer Könige.

An diesem Ort befand sich im Zweiten Weltkrieg aber auch ein Konzentrationslager für mehr als 4100 Häftlinge. Die meisten stammten aus Osteuropa. Juden, Sinti, Roma, Polen und Russen mussten hier für die Nazis Ölschiefer abbauen.

Ein grössenwahnsinniges Unterfangen

Die deutsche Kriegswirtschaft benötigte dringend Treibstoff. Doch das Projekt mit dem Namen «Wüste» war ein Misserfolg. Öl floss kaum und nur in schlechter Qualität. Fast 1200 Häftlinge liessen für das grössenwahnsinnige Unterfangen ihr Leben.

Mitverantwortlich für ihren Tod war der 1900 geborene Johannes Pauli. Der vierfache Vater war Bürger der Gemeinde Wahlern im Kanton Bern. Von Oktober 1944 bis Februar 1945 war er Lagerführer von Bisingen.

Schweres Erbe, langsame Heilung

Bisingens Geschichte ist auch Teil von Schwester Silvias Biografie. Als Enkelin trägt sie ein schweres Erbe. «Der Grossvater hat mir die Jugend geraubt», sagt Silvia Pauli. Die Diakonissin aus Riehen suchte therapeutische Hilfe, um das Trauma zu verarbeiten. Der Heilungsprozess werde wohl ihr ganzes Leben andauern.

Es war an einem strahlenden Septembersonntag 2009, als sie sich entschloss, allein das Heimatmuseum von Bisingen zu besuchen. Es ist zugleich Gedenkstätte und dokumentiert die Geschichte des KZ.

«Es zog mir den Boden unter den Füssen weg»

Obwohl sie sich mit eigenen Recherchen vorbereitet hatte, war Silvia Pauli wie vom Donner gerührt, als sie hier zum ersten Mal vor der Schwarz-Weiss-Fotografie ihres Grossvaters stand.

Da war jener Mittvierziger in Anzug und Krawatte, der nach dem Krieg zugab, 1944 einen Häftling eigenhändig erschossen und in zwei weiteren Fällen der SS einen Schiessbefehl erteilt zu haben.

Die Opfer hatten angeblich beim Aufräumen von Trümmern Lebensmittel gestohlen. «Es zog mir den Boden unter den Füssen weg. Ich bekam eine Wut und war einem Zusammenbruch nahe.»

Grossvaters Verbrechen waren ein grosses Tabu

Weshalb ihr Grossvater Menschen derart grausam behandelt hatte, kann die evangelische Ordensfrau nicht nachvollziehen. Hass empfinde sie nicht auf ihn, obwohl er auch sie indirekt zum Opfer gemacht habe. Seine Verbrechen waren nämlich lange tabu in der Familie.

Insbesondere ihr eigener Vater weigerte sich, darüber zu sprechen. «Er wollte nichts mehr mit dieser Geschichte zu tun haben», erzählt Silvia Pauli. «Er hat versucht, seinen Vater zu verteidigen. Ein Sohn bleibt eben immer ein Sohn. Ich habe gelernt, dies zu akzeptieren und hatte es nicht darauf angelegt, mit ihm zu streiten.»

Leichtes Opfer von Missbrauch

Sie habe mit ihrem Vater schwierige Diskussionen geführt, die ihre Beziehung stark belastet hätten, erzählt die 53-Jährige. Dass die Familie die Schande hartnäckig verdrängte, habe den Alltag einschneidend geprägt.

«Ich lernte zu schweigen und das brave Mädchen zu sein. Deshalb wurde ich später ein leichtes Opfer von Übergriffen. Das ging bis zum sexuellen Missbrauch.» Dies habe sie unfähig gemacht, ein gesundes Verhältnis zum männlichen Geschlecht zu entwickeln. Mit 22 Jahren entschloss sich die Enkelin, als Diakonissin ehelos zu leben.

Lange habe sie sich schuldig gefühlt für die Verbrechen von Johannes Pauli, im Wissen darum, gar nichts dafür zu können. Geblieben sei bis heute eine Scham für das, was er anderen angetan habe. Dafür könne sie ihm nicht vergeben, so Schwester Silvia. «Dieses Urteil steht in Gottes Hand.»

Mahnen und Erinnern

Juristisch abgeurteilt wurde Johannes Pauli in der Schweiz, wohin er sich nach dem Krieg abgesetzt hatte. Das Basler Strafgericht verurteilte ihn 1953 zu zwölf Jahren Zuchthaus. Er kam nach acht Jahren frei und starb 1969 in Hamburg.



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Quellen


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