3.2.F.
Die Schweizer als "Fremdtruppe" im Königreich Neapel:
1850-1860
[Königkreich Neapel Mai 1850: König Franz II. installiert
das 13. schweizerische Jägerbataillon gegen die Süditaliener
und Sizilianer - teilweise Meuterei]
Schon im Mai 1850 hatte König Franz II. auf dem Wege
persönlicher Kapitulation [Militärvertrag] das 13.
schweizerische Jägerbataillon (Major J.L. von Mechel) mit 8
Kompagnien zu 160 Mann aufgestellt. Es wurde in Maddalena bei
Caserta [Region Neapel] formiert, trug eine grüne Felduniform,
war mit Minniebüchsen und 300 Escher-Wyss-Stutzern bewaffnet.
Im Januar 1851 700 Mann, war es im Juni gleichen Jahres
bereits vollzählig und im Winter 1854 auf 1700 Mann
angewachsen. Seine Werbedepots in Lecco [Oberitalien] und
Bludenz [Vorarlberg] waren über Erwarten gut besucht.
[Der König Franz II. jagt also schweizer Jäger gegen die
eigene, italienische Bevölkerung. Und die Schweizer machen
mit. Eine absolute Grausamkeit].
Die allgemeine Wühlerei [Aufklärung durch Wahrheitswisser]
machte auch vor seinen Angehörigen nicht Halt und, wenn sie
auch geschlossen an [S.235] der Niederwerfung der
Fahinenmeuterei teilnahmen, so meldeten sich auch hier viele
Leute zum Heimtransport. Mit nur 600 Mann begann es im August
1859 seine Neuformierung und wurde damals wegen einer
Neuaufstellung antionalneapolitanischer Jägerbataillone in 3.
Fremdenbataillon (von Mechel) umgetauft.
[Königreich Neapel Mai 1850: Der Thronwechsel von Ferdinand
zum Franz II. wird von vielen nicht goutiert und viele
Schweizersoldaten gehen]
Bei der Missstimmung der Schweizersöldner, die von den Wühlern
ausgenützt worden [war], hatte der Thronwechsel stark
mitgespielt. So beliebt König Ferdinand gewesen [war], so
wenig war es Franz II. Wegen seiner bekannten Abneigung gegen
die "Fremden" liessen ihn 1859 viele Schweizer im Stich, die
für seinen Vater durchs Feuer gegangen [waren]. Immerhin
konnte der König der Fremdtruppen doch nicht entraten und
liess die treugebliebenen Ueberreste in 3 Fremdenbataillone
aufnehmen. Diese wurden als 1., 2. und 3. leichtes
Schützenbataillon bezeichnet, sie warben Schweizer und
Oesterreicher auf 4 Jahre im Alter von 18 bis 36 Jahren.
Depots in Feldkirch, Innsbruck und Wien, zeitweise in
Besançon. Bestände:
-- 1341 Mann pro Bataillon von 8 Kompagnien, auf zwei
Halbbataillone verteilt.
Kommandanten:
1. Oberstleutnant Göldlin, 2. Major Migy, 3. Oberst von
Mechel;
1. und 2. mit Karabiner, 3. mit Stutzern bewaffnet.
Ausserdem entstand im Novembber 1859 eine Fremdenbatterie
(Nr.15) unter Hauptmann Févot, 6 Geschütze. Formation in Sta.
Maria die Capua.
[WIESO war Franz II. unbeliebt? Weil er noch ein Kind war - so
ist das eben mit den degenerierten Königshäusern]:
König Franz der II. (geboren am 16. Januar 1836 in
Neapel) war bei der Thronübernahme erst 14 Jahre alt, hatte
eine Vorhautverengung (Phimose) und hatte scheinbar keine
Ahnung von Wirtschaft:
Mossad-Wikipedia:
"Am 3. Februar 1859 heiratete er in Bari Herzogin Marie in
Bayern (1841–1925), eine Tochter von Max Joseph in Bayern
und seiner Gemahlin Ludovika. Sie war die jüngere
Schwester von Kaiserin Elisabeth von Österreich und die
ältere Schwester von Mathilde in Bayern, der Gemahlin von
Franz’ Halbbruder Ludwig von
Neapel-Sizilien, Graf von Trani. Franz litt unter
einer angeborenen Beeinträchtigung (Phimose), die er vor
der Hochzeit nicht hatte operativ korrigieren lassen.
Dadurch konnte die Ehe anfänglich nicht vollzogen werden.
„Der junge König war guten Willens, aber unerfahren.“[1]
Unentschlossen und zwischen seinen Ratgebern schwankend
ging er die dringend nötigen Reformen zur Überwindung der
Armut des Großteils seiner Untertanen nicht an." [web01]
[Schweizersoldaten werden von Kolonialstaaten umworben von
Frankreich ("Fremdenlegion"), NL (Indonesien) und
Jesus-Fantasie-Papst (Rom)]
Für die Anwerbung machten Franzosen, Holländer und päpstliche
Werber sich die Schweizer streitig; erster für die
Fremdenlegion, die zweiten nach den ostindischen Inseln
[Terror in Indonesien]. [1]
[1] Vergleiche ihre Erlebnisse in Samarang auf Seite 222.
So wurde die Werbung in Oesterreich vermehrt, derart, dass bei
Bataillon 1 und 2 die Böhmen und Slowaken bald die Mehrzahl
hatten. Am 30. Juni 1860 waren die Bestände folgende:
-- 1. 810 Mann,
-- 2. 820 Mann,
-- 3. 1020 Mann (meistens Schweizer,
-- Batterie 166 Mann. [S.236]
[Der Endkampf 1860: Schweiz mit Sammlungen für ein
vereinigtes Italien mit Garibaldi - Garibaldi kommt von
Genua aus nach Eboli - Schweizersoldaten sind bereit, ihn zu
verhindern - die italienischen Generale lassen die
Schweizersoldaten und königliche Truppen ins Leere laufen -
Waffenstillstand auf Sizilien]
Inzwischen waren in der Schweiz Werbungen für Garibaldi und
Sammlungen von Waffengeschenken für seine Truppe im Gange. Die
Behörden in Bern schritten dagegen nicht ein.
Anfangs April 1860 wurde das erste Halbbataillon des 3.
Fremdenregiments, Major Wieland (4 Kompagnien, 11 Offiziere,
444 Mann), aus altegedienten Schweizern zusammengetellt und
zur Abwehr einer Landung des in Genua abgesegelten
Freischarenführers Garibaldi in die Gegend von Eboli am Golf
von Salerno verlegt. Im Mai [1860] wurde dort das ganze
Bataillon besammelt und landete nach einem missglückten
Flankenmanöver in Alcamo am 16. Mai [1860] auf Sizilien.
Der Verdacht lässt sich nicht von der Hand weisen, dass
geheime Beziehungen mit den Aufständischen selbst unter der
neapolitanischen Generalität bestanden, weswegen die Schweizer
zu spät zum Treffen von Calatafimi (15. Mai) eintrafen und
nachher gefliessentlich von Palermo weg auf Streifzüge ins
Innere entsandt wurden. So wurde Oberst von Mechel mit einer
Brigade (3 Fremdenbataillone und 3 bis 3 Jägerbataillone, 1
Batterie) am 25. Mai nach Piana gesandt; er liess sich weiter
nach Corleone locken, während Garibaldi mit seiner Hauptmacht
am 28. Mai [1860] in Palermo einzog. Die Brigade Mechel
entdeckte ihren Irrtum am 26. und langte am 29. wieder vor
Palermo an. Am 30 Mai [1860] begann sie im Rücken der
Garibaldiner ihren Sturm auf die Stadt, drang bis zur Fiera
Vecchia vor und kämpfte um den Schlüssel von Palermo, das
Maquedakloster. Hier erreichte sie die Nachricht von dem
inzwischen abgeschlossenen
Waffenstillstand,
der zur Räumung der Insel führte. Teile des 1. und 2.
Fremdenbataillons, die inzwischen ebenfalls nach Sizilien
geführt worden [waren], landeten erst nach dem Fall von
Palermo und kamen also ebenfalls zu spät, um das Schicksal zu
wenden. Am 7. Juni [1860] begann der Rücktransport der
königlichen Truppen auf das Festland. [S.237]
[Der Endkampf in Süditalien: Die Bevölkerung hasst die
Schweizersoldaten - die 3. Division Rivera integriert ab
25.6.1860 alle Fremdenbataillone der Brigade Mechel -
Garibaldi in Kalabrien im August 1860 - Meutereien - 1
schweizer Werber für Garibaldi wird erschossen]
Dort wurde fieberhaft reorganisiert, doch machte sich bereits
die Feindseligkeit der Bevölkerung geltend, z.B. in einem
Feuerüberfall auf die Rekruten der Fremdenbataillone in
Avellino (20. Juli [1860]). Seit 25. Juni 1860 waren die
sämtlichen Fremdenbataillone in der Brigade Mechel der 3.
Division, Rivera, zugeteilt. Im August [1860] landete
Garibaldi
in Kalabrien, die Brigade Mechel wurde nach
Salerno vorgezogen, wo die Leute von Werbern für Garibaldi und
von der Bevölkerung selbst aufgehetzt wurden. Es kam bei
Bataillon 1 und 2 zu einer kleinen Meuterei, die durch
Bataillon 3 (Schweizer in Mehrzahl) niedergeworfen wurde. Ein
Neuenburger, der als Werber für Garibaldi auftrat, wurde
standrechtlich erschossen. Die Bestände am 1. August [1860]
betrugen:
-- Bataillon 1: 1314 Mann;
-- Bataillon 2: 1273 Mann (davon 463 Schweizer);
-- Bataillon 3: 1367 Mann;
-- Batterie 15: 241 Mann. [S. 238]
[Der Endkampf im Königreich Neapel: Manche italienische
Offiziere sind im Widerstand und verraten alle Pläne - der
König kann kaum noch agieren - Schweizer flüchten in den
Kirchenstaat oder nach Gaeta]
Die Brigade von Mechel zog sich mit dem neapolitanischen Heer
hinter den Volturno auf
Capua zurück, sie wurde
eingesetzt bei Caiazzo (21. September [1860]) und Ponte della
Valle (1. Oktober [1860]) zur Sicherung dieser Linie; der
allgemeine Verrat liess aber alle Aktionen misslingen; ein
Geheimbefehl vom 29. September [1860] war z.B. am 30.
September [1860] schon in Neapel Tagesgespräch. Am 2. November
[1860] wurde der Rückzug auf
Mola di Gaeta
befohlen.
Mossad-Wikipedia:
"Franz wurde im Jahr 1861 im Zug der italienischen Einigung,
des Risorgimento, als König beider Sizilien abgesetzt. Marie
und Franz II. suchten vorerst Zuflucht auf der Festung
Gaeta, wobei der hoch religiöse Franz nur 66 Reliquiare und
die Asche der heiligen Iasonia mitnahm, da er annahm, dass
sich die Lage innerhalb weniger Tage wieder beruhigen würde.
Nur wenige Königstreue [Schweizersoldaten] verteidigten die
Festung (vgl. General Felix von Schumacher, der Verteidiger
von Gaeta)." [web01]
Am 5. November [1860] wurde die Brigade dort zu Lande und
zugleich von der piemontesischen Flotte angegriffen; Hauptmann
Prévost fiel, das Aushalten seiner Batterie ermöglichte aber
den Rückzug des 1. und 2. Bataillons. Teile gingen über dei
Grenzen des
Kirchenstaates, wo sie von den
Franzosen entwaffnete und interniert wurden. 4 Kompagnien des
3. Bataillons blieben in Maranolo eingeschlossen, vermochten
sich aber unter Hauptmann Hess nach
Gaeta
durchzuschleichen.
[Der Endkampf im Königreich Neapel 1861: König Franz II.
ergibt sich in der Festung Gaeta - Schweizersoldaten sind
seine letzten Verteidiger]
In Gaeta selbst stand ein BAtaillon schweizer Veteranen unter
Major Aufdermauer, ihm wurde die Batterie Févot (nunmehr von
Sury) unterstellt. Major Wieland vom 3. Fremdenbataillon
übernahm den Befehl der Reste [S. 238] der 3
Fremdenbataillone. Deren Bestand war durch eine von General
Salzano vorgenommene Entlassung am 7. November [1860] stark
zurückgegangen. 53 Offiziere und 1592 Mann waren damals in den
Kirchenstaat hinübergeschickt worden, so dass nun nur noch 50
Offiziere und 905 Mann, davon 10 Offiziere und 122 Mann im
Spital, übrigblieben. Sie nahmen am Ausfall vom 29. November
[1860] teil mit 200 Mann; dieser war aber wieder verraten
worden und geriet in starkes Abwehrfeuer; 5 Offiziere und 35
Mann der Schweizer fielen, unter ihnen Major Migy, ehemals
Kommandant des 2. Bataillons. Unter grossen Entbehrungen hielt
die Truppe aus, tagelang in schwerem Bombardement stehend und
durch Explosionen von Munitionslagern starke Verluste
erleidend.
Endlich am 13. Februar [1861] ergab sich
König Franz II.,
Mossad-Wikipedia:
"Am 13. Februar 1861 unterzeichnete der junge König die
Kapitulation." [web01]
und am 14. Februar [1860] zog Wieland an der Spitze seiner
noch übrigen 300 Mann mit klingendem Spiel aus der gefallenen
Festung. Die Schweizer wurden, wie auch die Gefangenen und
Internierten, nach Hause entlassen. Ihre Pensions- und
Soldansprüche übernahm das Königreich Italien.
Quellen
[web01] https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_II._(Sizilien)
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