3.2.B.
Schweizer-Regimenter in Spanien: 1815-1823
Bei der Reorganisation der spanischen Armee, die durch ihren
langen Heldenkampf desorganisiert und verwildert worden [war],
blieben 3 Schweizerregimenter erhalten. Durch
kriegsgerichtliche Ueberprüfung aller Dienstleistungen
(S.219), Gefangenschaften und Urlaube während der Kriegsjahre
1808-1814 musste jeder einzelne Offizier und Soldat seinen
Anspruch auf weitere Zugehörigkeit zur Armee und auf die
entsprechenden Soldbezüge ausweisen. Die Soldrückstände für
die Schweizer gingen in die Zehntausende von Franken. Es
wurden im Dienst als Schweizerregimenter beibehalten
-- das 1. Wimpfen,
-- das 3., nunmehr unter Oberst Kayser,
-- das 4., jetzt unter Oberst Zay und mit Angehörigen des
aufgelösten Regiments Trachsler aufgefüllt;
Die Regimenter zählten nur noch 1 Bataillon; die Rekrutierung
war schwach. Genaue Angaben liegen nur über das 1. Regiment
vor, das
-- 1815 491 Mann, davon 112 Rekruten,
-- 1817 440 Mann, davon 31 Rekruten und 45 heimgekehrte
Kriegsgefangene,
-- 1818 480 Mann (darunter 136) Schweizer), wovon 51 Rekruten,
-- 1819 503 Mann, davon 180 Schweizer, und
-- 1820 453 Mann zählte.
Regiment Kayser hatte 1820 171 Mann (davon 30 Offiziere),
Regiment Zay 560. Total waren 1184 Mann in den Listen der drei
Regimenter, davon kaum die Hälfte Schweizer.
[Neuer Nationalismus in Spanien ab 1815 - Schweizer in der
spanischen Armee sind nicht mehr so beliebt - Aufstand von
1820 - schweizer Soldaten bleiben ohne Sold]
Der neuerwachte Nationalstolz der Spanier duldete die Fremden
nur ungern in den Reihen der Armee; bereits 1819 erstattete
der Kriegsminister ein Gutachten, wonach die Kapitulation
[Militärvertrag] von 1804 eigentlich hinfällig sei und aus
derselben auch keinerlei Soldansprüche mehr abgeleitet werden
könnten. Immerhin müsse anerkannt werden, dass die Schweizer
sich für Thron und Land verdient gemacht und man ihnen
deswegen gnadenhalber rückständige Ansprüche bewilligen könne.
Alle Reorganisationsansprüche wurden durch den liberalen
Aufstand des Generals Riego im Juli 1820 umgeworfen. Einer der
ersten Beschlüsse er unblutig zur Herrschaft gelangten Neuerer
war die Entlassung der bereits auf die Verfassung vereidigten
Schweizertruppen (18. Oktober 1820). Es ist ein Kennzeichen
des heillosen Wirrwarrs in Spanien, dass dieser Beschluss noch
während zwei Jahren hingeschleppt wurde und erst im Juni 1822
eine nochmalige Bekräftigung durch das Parlament fand. [S.220]
Inzwischen war der Bestand der Schweizerregimenter auf 1221
Mann (Ende 1821) angewachsen. Sie wurden nun allerdings rasch
ausgemustert. Ende 1822 war nur noch
ein Rest von 300
Invaliden vorhanden, die nunmehr ebenfalls
entlassen wurden. Ein Grossteil der Mannschaften und Offiziere
blieb in Spanien; für die Soldansprüche der Offiziere und
heimgekehrten Soldaten hatten sich die schweizerischen
Behörden noch über 20 Jahre lang einzusetzen. Volle Auszahlung
erfolgte überhaupt nicht. [S.221]
Quellen
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