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Die Schweizer Wehrmacht - schweizer Soldaten im Ausland

Kapitel 3.1.: Fremdendienste: in der Zeit von Napoleon

F. Schweizertruppen in Russland: 1812-1814

Schweizertruppen in Russland und bis zum Sturze Napoleons 1812-1814 - Märsche ohne Ende schon VOR dem Russlandfeldzug - Schweizer, Holländer und Deutsche unter französischer Flagge - der Ausflug bis vor Moskau - die Schlacht von Moschaisk (Borodino) am 7.9.1812 vor Moskau - Napoleon im brennenden Moskau - Heimkehr und die Verfolgung durch die russische Armee gegen die schweizer Nachhut - Russen an der Nordsee bis Bremen und NRW

Und die Massenmörder mit Spiess, Helebarde und Gewehr wollten alle "Christen" sein.

von Oberst i.Gst.Dr. Feldmann - unter Mitarbeit von Oberstleutnant Schafroth und Oberstleutnant Schumacher - Hallwag, Bern

Nette "Christen": Marschstrapazen und Darmkrankheiten (S.204) - Krankheiten und unregelmässige Verpflegung (S.205) - Hauptmann Schumacher in Smolensk: Er brachte die ersten Nachrichten vom Brande von Moskau [nach Europa] und dem Rückzug der [französischen] Armee [nach Europa]. (S.207) - Sie erlitten aber starke Verluste (S.207) - 80 Prozent waren gefallen (S.209) - Russischer Winter zwischen Wilna und Preussen: allnächtlich Erfrorene und Verirrte zurücklassend (S.209) - nach Bremen entsandt, wo die Garnison nur aus wenigen, meist Invaliden und Kranken bestand (S.210) - Nachricht vom Sturze Napoleons (24. April 1814) (S.211)

präsentiert von Michael Palomino (2024)


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3.1. F. Schweizertruppen in Russland: 1812-1814

Schweizertruppen in Russland und bis zum Sturze Napoleons 1812-1814

[Der Russlandfeldzug von 1812: Vorbereitungen mit Märschen ohne Ende]

Dem Einbruch der Grossen Armee nach Russland gingen monatelange Aufmärsche quer durch ganz Europa voran. Schon im Herbst 1811 war das 1. Schweizerregiment [S.202] von Neapel aufgebrochen, hatte sich in Piacenza in 2 Feldbataillone zu je 6 Kompagnien formiert und war über Besançon nach Strassburg marschiert, 2103 Mann stark, unter Oberst Raguettly. Zur Auffüllung der übrigen drei Regimenter hatten diese ihre Bataillone, so gut es ging, aus Spanien zurückerhalten. Auch sie marschierten im Frühjahr aus ihren Depots ab, und zwar:
-- 3 Bataillone des 2. Regiments, Oberst Castella, 1700 Mann, von Marseille über Paris, wo sie am 12. Januar vom Kaiser inspiziert wurden;
-- 3 Bataillone des 4. Regiments, Oberst Karl dAffry, ebenfalls über Paris;
-- 3 Bataillone des 3. Regiments, Oberst Thomasset, von Nimwegen [Holland], direkt nach dem Rhein.

Im März passierten diese drei Regimenter den Strom bei Düsseldorf und Wesel [an der holländischen Grenze] und trafen am 23. März [1812] vor Magdeburg mit dem Regiment Raguettly zusammen, das bei Strassburg, wo es seine Artilleriekompagnie aufgenommen, den Rhein überschritten hatte. Alle vier Schweizerregimenter wurden in de r9. Division, erst unter General Belliard, später Merle, zusammengefasst.

[Schweizer, Kroaten, Holländer, Franzosen]

Zu der gleichen Heereseinheit gehörte noch das 3. kroatische Regiment, dessen Kommandant, Oberst Fleury, sowie mehrere Offiziere und Unteroffiziere, Schweizer waren; ferner das 123. holländische Infanterieregiment. In der 8. Division stand das 11. französische Infanterieregiment, dessen eines Bataillon, 960 Mann stark, die Walliser bildeten.

[Russlandfeldzug in Weissrussland: Ausflug nach Polozk am Fluss Düna - Wittgenstein gegen Oudinot und Gouvion St-Cyr]

Die 8. und 9. Division gehörten zum 2. AK. [von Feldmarschall] Oudinot, das die Aufgabe hatte, den Vormarsch der Grossen Armee auf Moskau in der Nordflanke an der Düna [Fluss in Lettland und Weissrussland] zu decken und die Verbindung mit dem AK. Macdonald bei Riga zu sichern. Hierzu wurde im Juli 1812 der Vormarsch auf Polozk [Ost-Weissrussland], einem Verkehrsknotenpunkt mit wichtigen Brücken, angetreten [Polozk / Polazk an der Düna].

Mit den zurückgehenden Russen gab es nur leichte Scharmützel, die Schweizer kamen am 21. Juli zum erstenmal ins Treffen, um Angriffe von Plänklern [Provokateuren] abzuwehren. Zwei Kompagnien des 3. Regiments, unter [S.203] Leutnant Kunkler von St. Gallen, die als Artilleriebedeckung marschierten, waren genötigt, dreimal im Bajonettangriff gegen die Russen vorzugehen, um deren Anfälle abzuweisen. Polozk wurde am 27. Juli [1812] ohne Kampf besetzt, aber am 17.(17. August [1812] begann die russische Armee Wittgenstein die über die Düna vorgestossenen Franzosen anzugreifen und versuchte mit 50 Bataillonen und 34 Schwadronen, d.h. rund 40.000 Mann, die nur 30.000 Franzosen aus der Stadt zu vertreiben.

Am ersten Kampftage wurde Marschall Oudinot verwundet, sein Nachfolger Gouvion St-Cyr behielt die Schweizer in Reserve und setzte sie erst ein, als die Russen die Bayern und übrigen des AK. überrannt hatten und gegen die Stadt vorprallten. Ein massierter Reiterangriff wurde von dem 1. und 2. Schweizerregiment mit dem Bajonett abgewiesen, auch die übrigen Schweizer kamen nach und nach ins Feuer und deckten die Sammlung der übrigen Truppen.

Hauptaufgabe blieb auch nach dem Abweisen der russischen Angriffe das Sichern ausreichender Verpflegung und das Ersetzen der durch Marschstrapazen und Darmkrankheiten [geschwächte Immunsysteme und katastrophale WC-Zustände] verursachten Mannschaftsabgänge. Am 15. September [1812] hatten beispielsweise
-- das 1. Regiment nur 864 Mann,
-- das zweite 983 [1]

[1] Eigentlich 1199 Mann, aber 214 krank oder detachiert. Aehnlich bei den übrigen Regimentern. Im Juli [1812] z.B. hatte
-- das 4. Regiment noch 1507 Mann ausgewiesen,
-- das dritte 314 (ein Bataillon, Peyer-Imhof, nach Witebsk [Ost-Weissrussland] detachiert und nicht gerechnet),
-- das vierte 664 Mann in der Front.

Es wurden dann auch 1100 Mann anrückender Ersatz eingestellt, so dass die Schweizer im Oktober wieder beiläufig 4500 Mann stark waren.

[Russlandfeldzug: Napoleon verlangt viel zu viele Soldaten - Plünderungen, Krankheiten und zu wenig Essen provozieren die Niederlage gegen Russland, NICHT der Winter]

Bereits früher hatte der starke Mannschaftsabgang zu einer Korrespondenz zwischen dem Kaiser und dem Landammann der Schweiz geführt. Ende 1811 hatte das Manko am Sollbestand von 16.000 Mann ja 5153 Mann betragen. Im März [1812?] hatte Napoleon endlich einer Reduktion [S.204] der Regimenter um einen Viertel, d.h. auf 3 Bataillone zu 1000 Mann, somit gesamthaft 12.000 Mann, zugestimmt. Die Schweiz sollte jährlich 2000 Rekruten, im Kriegsfalle in Deutschland und Italien 3000, stellen. Aber auch diese Verpflichtungen konnten nicht gehalten werden, schon der Ausmarsch der vier Regimenter hatte sie nur mit knapp zwei Dritteln ihres Sollbestandes gesehen, und die riesigen Abgänge durch Krankheiten und unregelmässige Verpflegung rissen weitere Lücken; denn, so gut der taktische Einsatz der napoleonischen Heere organisiert war, so schlecht klappte es mit den Diensten hinter der Front und der Disziplin [Räuberei gegen russische Siedlungen und ev. auch ungeschützter Sex mit Russinnen]. Deren Versagen, und nur dieses, führte zu der Katastrophe, für die man gewöhnlich den Winter in Russland schuldig nennt.

Schon im Juli [1812] hatte z.B. das 2. Regiment statt der ihm zukommenden täglichen 36 Schlachtochsen zuweilen nur deren 21 erhalten, ähnlich stand es mit Ausrüstungsgegenständen wie Schuhen, Eisen für die Pferde usw. Immerhin war die Disziplin beim Korps Oudinot-St-Cyr bedeutend besser als bei der Grossen Armee, da die Führer auch wirklich für die Truppen zu sorgen suchten und andererseits gegen die Marode, diese alle Verbände auflösende Räuberei aus Hunger, ernsthaft einschritten.

[Russlandfeldzug: Die "Grosse Armee" will Moskau besetzen -

Inzwischen war die Grosse Armee gegen Moskau vorgerückt. Bei ihr marschierte im AK. Ney, der Garde, das Bataillon Neuenburg, das freilich nur in der Schlacht bei Borodino [Schlacht bei Moschaisk ca. 100km vor Moskau] (8. September [1812]) ins Feuer kam und dort hauptsächlich durch russische Weitschüsse einige Verluste erlitt.

7.9.1812: Die Schlacht von Moschaisk ("Borodino")
An der Schlacht von Moschaisk ("Borodino") waren auf französischer Seite vor allem Söldner aus Holland und Deutschland beteiligt. Beide Seiten beschwörten den Fantasie-Gott mit Fantasie-Kreuz und Fantasie-Leiche der Fantasie-Kirche. Die französische Seite hatte gigantische Verluste, die man kaum ersetzen konnte. Dabei schonte der Näpi seine Franzosen und liess die Holländer und die Deutschen sterben. Die Russen zogen sich zurück und überliessen dem Näpi das Feld mit seinen Verlusten. [web01]
[Napoleons Armee auf dem Rückzug: Die Russen unter Wittgenstein jagen ihn - Kesselversuch in Polozk]

Der Rückzug Napoleons von Moskau brachte eine Offensivbewegung der Russen auch an der Dünafront, die nun versuchten, der bereits auseinanderfallenden Grossen Armee den Weg zu verlegen und deswegen grosse Anstrengungen machten, Gouvion St-Cyr und Macdonald abzudrängen.
[Dann besetzt Napoleon mit seinen Truppen Moskau, dann aber brennt ganz Moskau]

"Der Brand von Moskau (1812) dauerte vom 14. September bis 18. September 1812 während der Besetzung Moskaus durch Napoleons Truppen. Die russische Armee verließ Moskau nach der Schlacht bei Borodino. Der Brand verwüstete praktisch die ganze Weiße Stadt (russ. Белый город) und Erdige Stadt (russ. Земляной город) sowie weite Teile des Moskauer Randgebietes, wobei drei Viertel der Bebauung zerstört wurden." [web02]

[Die russische Armee verweigerte eine Schlacht vor Moskau, gab Befehl zur Flucht, spielte auf Zeitverzögerung und zog sich dann aus Moskau zurück. Napoleon meinte, er könne Moskau spazierend besetzen und bekam dann Feuer. Einige Brandstifter wurden dann erschossen. Napoleon wollte aber dann nicht in einer Ruinenstadt leben, die ihm keinen Schutz bot]:

"Zeitfolge der Geschehnisse

In den Morgenstunden des 3. September jul. / 15. September 1812 greg. erschien Napoleon, begleitet von den Klängen der Marseillaise, mit seiner Leibgarde im Kreml. Die Flammen ergriffen das Stadtviertel Kitai-Gorod dicht an den Kreml-Mauern. Am Morgen des folgenden Tags verließ Napoleon den Kreml und zog im Pjetrowski-Palast ein. Seiner Begleitung gelang es, durch die brennende Arbat-Straße das Ufer des Moskwa-Flusses zu erreichen.

Nach der Verwüstung von drei Vierteln des Stadtgebietes begann der Brand am 6. Septemberjul. / 18. September 1812greg. langsam zu erlöschen. Napoleon kam in den Kreml zurück. Nach einem Urteil des französischen Militärgerichtes wurden am 12. Septemberjul. / 24. September 1812greg. die ersten Brandstifter erschossen.

Die französischen Truppen zogen am 6. Oktoberjul. / 18. Oktober 1812greg. bzw. 7. Oktoberjul. / 19. Oktober 1812greg. aus Moskau ab.
Die Ursachen des Brandes

Es gibt mehrere Deutungen der Ursachen: die zweckmäßige Brandlegung der verlassenen Stadt auf Befehl des Gouverneurs Rostoptschin, die Brandstiftung durch russische Saboteure und die Brandlegung durch unvorsichtigen Umgang mit offenem Feuer durch betrunkene französische Soldaten. Da es mehrere Brandherde gab, sind alle drei Möglichkeiten nicht auszuschließen.
Die Brandfolgen
Die Karte von Moskau aus dem Jahr 1813. Die rot markierten Flächen zeigen den Umfang der Verwüstungen.

Nach späteren Schätzungen zerstörten die Flammen:

    6496 von 9151 Wohnhäusern (darunter 6584 hölzern und 2567 gemauert)
    8251 Geschäfte, Lagerräume usw.
    122 von 329 Kirchen (Plünderungen nicht eingerechnet).

Im Feuer fanden 2000 verwundete russische Soldaten den Tod, die von der Armee nicht mitgenommen werden konnten.

Das Feuer verwüstete die Universität, die Buturlin-Bibliothek, das Petrowski- und Arbat-Theater. Die Anzahl der Einwohner fiel von 270.000 auf 215.000. Moskau verlor einen beträchtlichen Teil seiner Baudenkmäler, insbesondere traditionelle Holzbauten. Andererseits ermöglichte die Vernichtung ganzer Bezirke eine radikale Modernisierung der Stadt." [web02]

[Napoleons Armee auf dem Rückzug: Die Russen verfolgen ihn - drohender Kessel in Polozk]

Im Oktober [1812] erhielt das erstere Korps den Befehl, sich an die Marschroute der Armee heranzuziehen, um Ueberflügelungen abzuweisen. Sein Rückzug fiel zusammen mit einem Versuch Wittgensteins, das Korps in [S.205] Polozk einzukesseln, indem er oberhalb und unterhalb der Stadt die Düna überschritt und gleichzeitig einen Frontalangriff auf Polozk unternahm.

Am 16. Oktober [1812] meldete die im Nordosten aufgestellte Vorhut (General Amey, dabei 3. Schweizerregiment) einen Angriff der Russen bei Kosiany [Baltenstaaten], vor dem sie sich langsam zurückzog. Das 3. Regiment erhielt nach zweitägigen Kämpfen eine Stellung auf den Wällen von Polozk, links neben dem 4. Regiment, das bereits mit 420 Mann neueingetroffenen, noch nicht verteilten Ersatzmannschaften die Stadt sicherte.

[Napoleons Armee auf dem Rückzug: auch nach Smolensk - Brand von Moskau wird nach Europa gemeldet]

Gleichzeitig langte Hauptmann Schumacher vom 4. Regiment von Osten her an, wohin er einen Munitionstransport nach Smolensk [an der weissrussichen Grenze] begleitete. Er hatte sich bereits durch die Russen durchschlagen müssen und dabei 28 Mann und 30 Fuhrwerke verloren. Er brachte die ersten Nachrichten vom Brande von Moskau [nach Europa] und dem Rückzug der [französischen] Armee [nach Europa].

[Napoleons Armee auf dem Rückzug: Die Schlachten um Polozk - die schweizer Nachhut bremst unter hohen Verlusten die Russen ab]

Inzwischen waren im Norden die Stellungen des 1. Schweizerregimentes beim Kirchlein von Ropna [ca.3km nördlich von Polozk] an der Petersburgerstrasse angegriffen worden; auch dieses Regiment wurde gegen die Stadt zurückgedrängt. Die Munition begann auszugehen; da wurde ein Bajonettangriff befohlen, vor dem die Russen zurückwichen, so dass man wieder Luft bekam. Von allen Seiten drangen die Russen gegen das nördlich der Düna liegende Polozk vor;

am 18. Oktober [1812] begann die Räumung der Stadt, vorab der Abtransport der unzähligen Kranken uind der Vorräte; die Schweizer deckten den Rückzug als Letzte und warfen in immer wiederkehrenden Gegenstössen die Russen einmal ums andere zurück. Sie erlitten aber starke Verluste. Ihre gute Haltung brachte den Schweizern diesmal auch die Anerkennung des Kaisers, der in seinem Bulletin vom 11. November erwähnte: "La division suisse s'est fait remarquer par son sang-froid et sa bravoure" ["Die Schweizer Division zeichnete sich durch Angstlosigkeit und Mut aus"]. Er verlieh ihnen 34 Kreuze der Ehrenlegion.

[Russen an der Düna werden gestoppt - Auffüllen der Napoleon-Armee mit neuen Rekruten aus Europa - Russen drängen immer nach bis zum Fluss Beresina]

Nach dem Rückzug hinter die Düna [in Weissrussland und Lettland] hatte General Amey am 20. Oktober noch die westlich Polozk über den Fluss vorgedrungene russische Division Steinheil mit [S.207] einer Kolonne (dabei das 2. Schweizerregiment) angefallen. Die Russen verloren 1800 Mann und mussten wieder zurückweichen.

Damit hatte das 2. Korps etwas Ruhe, deren es dringend bedurfte; es hatte über 8000 Mann verloren, seine Munition war verbraucht und der Ersatz nahm Zeit in Anspruch. Es zog sich nun langsam südostwärts gegen die Marschroute der Armee zurück, unter steten kleinen Kämpfen mit den nur schüchtern nachdrängenden Russen. Nach einem vierwöchigen Kampf um Zeitgewinn erreichte es Orscha [Ost-Weissrussland] und marschierte nunmehr als Vorhut der Grossen Armee [in Richtung Westen] gegen die [gegen den Fluss] Beresina und Wilna [Litauen].

Von allen Seiten schlossen die Russen an der Beresina sich um die zurückgehenden Franzosen zusammen. Am 24. November [1812] befahl der Kaiser an einer vom nun wieder genesenen Marschall Oudinot rekognoszierten [erkannten] Stelle den Brückenschlag, den die Schweizer vorerst gegen Angriffe der Russen von Norden sicherten. Die vier Regimenter waren stark zusammengeschmolzen,
-- das erste nur noch 1 Bataillon, Blattmann,
-- das zweite ebenfalls, Vonderweid,
-- das dritte unter Weltner zählte 18 Offiziere und 500 Mann,
-- das vierte unter Imthurn (450 Mann) hatte sein zweites Bataillon Bleuler bereits nach Wilna als Bedeckungsmannschaft eines Transportes abgegeben.

[Rückzug der Napoleon-Armee über die Beresina - Schweizersoldaten schützen den Übergang gegen die russische Armee mit Kugeln und Bajonett - Marschall Ney - die schweizer Nachhut hat 80% Verluste]

In der Nacht vom 25./26. November gingen die Schweizer über die Beresina und deckten nun den Uebergang gegen die Ueberflügelungsangriffe von Süden her. Diese Kämpfe von Brill-Stachow [?] während dem 27. und 28. November sind es, die den Schweizernamen für immer ehrenvoll der Geschichte einverleibten.

Bald trat Munitinosmangel ein, und da griffen die Schweizer mit dem Bajonett an; sieben solcher Angriffe führten siebenmal zu Erfolgen; aber die Russen schlossen sich immer enger um das stets kleiner werdende Häuflein, das zuletzt, nur noch etwa 500 Mann stark, unter persönlicher Führung des Marschalls Ney kämpfte und aushielt, bis der Uebergang beendet war und die letzten Nachzügler hinter ihm vorbei gegen Westen abzogen [S.208]. Ein Appell nach den Kämpfen zeigte noch 300 Schweizer am Platz, 80 Prozent waren gefallen, darunter die meisten Offiziere.

[Anders gesagt: Die Schweizersoldaten haben sich geopfert, so dass Franzosen, Deutsche und Holländer sich ohne Problem aus Russland zurückziehen konnten].

[Rückzug der Napoleon-Armee: Weissrussland - Lettland mit Wilna - nun kommt der "Russische Winter" - Erfrorene+Verirrte - Preussen]

Unter Führung von General Maison und Marschall Ney behielten die Schweizer die Nachhut der Armee und wiesen als solche am 30. November nochmals einen Angriff der Russen bei Pleschozeniny [Weissrussland ?] ab. Am 2. Dezember [1812] zählte das AK. Maison (vormals Oudinot) noch 500 Mann, am 3. Dezember setzte die wirkliche Kälte mit -16 Grad ein, und nun zerfiel auch die letzte Disziplin in den hungergeschwächten, ermüdeten Truppen. Am 7. Dezember wurde Wilna [Lettland] erreicht, die Armee hatte die dortigen Magazine geplündert, die Schweizer hatten das Nachsehen [die Nachhut bekam nichts mehr ab]. Verstärkt durch das Bataillon Bleuler, marschierten sie weiter, allnächtlich Erfrorene und Verirrte zurücklassend, und erreichten mit dem unglücklichen Haufen Kranker und Invalider endlich die preussische Grenze.

[Der "russische Winter" war also nur ein Faktor zwischen Wilna und Preussen].

[Die Napoleon-Armee auf dem Rückzug: erreicht Preussen mit der Festung Küstrin - Abzug von Küstrin - die Russen belagern Küstrin und nehmen letzte Schweizer von der Nachhut gefangen]

Hier begann wieder Ordnung. Die waffenfähigen Reste wurden in einem provisorischen Bataillon von 211 Mann, mit zugehörigen Offizieren, eingeteilt und nach der Festung Küstrin verlegt. Dorthin kamen auch zwei Ersatznachschübe des 1. Regiments von 107 und 84 Rekruten. Ein Teil der Truppe wurde dann weiter nach dem Westen befohlen; aber als am 15. Februar [1813] die Festung von den Russen belagert wurde, waren noch immer 90 Mann des 2. Schweizerregiments darin, die dann mit der übrigen Besatzung in Kriegsgefangenschaft fielen.

[Der Russlandfeldzug von Napoleon: Die Bilanz mit den Verlusten]

Die Verluste während dieses Feldzuges waren ungeheuerlich gewesen.
-- Das 1. Regiment verlor 1933 Mann,
-- das zweite sammelte 143 Mann im Depot Lauterburg (Elsass),
-- das dritte 33 Offiziere und 226 Mann in Landau [da gibt es viele],
-- das vierte zirka 200 Mann in Nancy [Lothringen].

Mit den Beständen des 1. Regiments in Metz [Lothringen] ergab das rund 800 Mann. Die Tagsatzung weigerte sich, mehr als die üblichen Rekrutenzahlen zu bewilligen, so dass die Auffüllung nur langsam vor sich ging und die Gesamtbestände im Sommer nur knapp 1500 Mann erreichten. Aus diesen wurden vorerst vier provisorische [S.209] Bataillone (1. Du Fresne, 2. Villard, 3. Bucher, 4. Bleuler) gebildet; die ersten drei kamen nach Minden in Westfalen, das vierte nach Groningen in Holland, mit der Aufgabe der Küstensicherung von Emden [Niedersachsen] bis Delfzijl [Ost-Holland].

[Russen (Kosaken) besetzen Europa bis an den Atlantik: Bremen und Minden - hin und her]

Am 8. Oktober wurden die Bataillone in Minden unter General Amey zum "Beobachtungskorps an der Weser" formiert und das Bataillon 1 (Du Fresne) sofort nach Bremen entsandt, wo die Garnison nur aus wenigen, meist Invaliden und Kranken bestand. Trotzdem sich ein Teil des Bataillons am 13. Oktober [1813] in der Abwehr der Kosaken des Generals Tettenhorn aufopferte und tapfer kämpfend fiel, musste die Stadt kapitulieren. Das Bataillon erhielt allerdings freien Abzug hinter den Rhein [nach NRW nach Düsseldorf-Köln-Duisburg-Kleve]. Es hatte 185 Mann verloren.

Bremen selbst wurde schon am 20. Oktober [1813] von General Labordier mit dem 2. Schweizerbatallon als Vorhutbataillon angegriffen und wieder besetzt. Aber am 19. musste seinerseits General Amey Minden räumen und ging an den Rhein zurück.

[Russland besetzt Europa: Wesel nördlich von Duisburg - und alle Garnisonen bis nach Metz werden blockiert]

Die Schweizer [1]

[1] Bataillon Du Fresne zählte am 26. Oktober 17 Offiziere 389 Mann. Gesamtbestand ca. 2000 Mann infolge Nachschüben aus den Depots.

wurden in Wesel [ca. 20km nördlich von Duisburg] vereinigt und dem General Merle unterstellt. Wesel wurde noch im November [1813 von russischen Truppen] eingeschlossen und belagert. Die Schweizer waren unzufrieden und nicht immer zuverlässig, das 1. Bataillon hatte bis zum 10. Dezember 40, das zweite 20, das dritte 10 Deserteure. Sie suchten auf dem Wege der Rückberufung in die Heimat aus der belagerten Festung zu entkommen, die Belagerer liessen entgegenkommend Kommandant Villard mit einem diesbezüglichen Gesuch an die Tagsatzung als Parlamentär ausreisen. Ein Erfolg scheint ihm nicht beschieden zu sein, denn wir finden im Frühjahr 1814 noch Schweizer des 1. Bataillons bei der Besatzung von Maastricht (General Merle); dann die Depotmannschaften als Garnisonen von Schlettstadt (2. Bat.), Landau (3. Bat.) und Metz (1. und 4. Bat.), ferner Ersatzkolonnen in Mainz (2., 3., 4. = 300 Mann), wo sie alle [S.310] von den Alliierten blockiert, wenn auch nicht direkt belagert wurden.

Das 4. Bataillon garnisonierte die holländischen Festungen. In Delfzijl [Ost-Holland] war Major Bleuler Kommandant und fügte nach dem 4. Dezember den Belagerern in einem Ausfall kräftigen Schaden zu, andere Kompagnien lagen in Coevorden [in Holland an der deutschen Grenze] und in der Nähe von Paris.

[Sturz von Napoleon am 24.4.1814]

In dieser Lage wurden die roten Schweizer von der Nachricht vom Sturze Napoleons (24. April 1814 und der Wiederaufrichtung der bourbonischen Dynastie überrascht. Die mühselige, opfer-, aber auch glorreiche Episode des kaiserlich französischen Dienstes war vorüber. Eine neue Zeit begann.

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Quellen
[web01] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Borodino
[web02] https://de.wikipedia.org/wiki/Brand_von_Moskau_(1812)



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