3.1. F. Schweizertruppen in
Russland: 1812-1814
Schweizertruppen in Russland und bis zum
Sturze Napoleons 1812-1814
[Der Russlandfeldzug von 1812: Vorbereitungen mit Märschen
ohne Ende]
Dem Einbruch der Grossen Armee nach Russland gingen
monatelange Aufmärsche quer durch ganz Europa voran. Schon im
Herbst 1811 war das 1. Schweizerregiment [S.202] von Neapel
aufgebrochen, hatte sich in Piacenza in 2 Feldbataillone zu je
6 Kompagnien formiert und war über Besançon nach Strassburg
marschiert, 2103 Mann stark, unter Oberst Raguettly. Zur
Auffüllung der übrigen drei Regimenter hatten diese ihre
Bataillone, so gut es ging, aus Spanien zurückerhalten. Auch
sie marschierten im Frühjahr aus ihren Depots ab, und zwar:
-- 3 Bataillone des 2. Regiments, Oberst Castella, 1700 Mann,
von Marseille über Paris, wo sie am 12. Januar vom Kaiser
inspiziert wurden;
-- 3 Bataillone des 4. Regiments, Oberst Karl dAffry,
ebenfalls über Paris;
-- 3 Bataillone des 3. Regiments, Oberst Thomasset, von
Nimwegen [Holland], direkt nach dem Rhein.
Im März passierten diese drei Regimenter den Strom bei
Düsseldorf und Wesel [an der holländischen Grenze] und trafen
am 23. März [1812] vor Magdeburg mit dem Regiment Raguettly
zusammen, das bei Strassburg, wo es seine Artilleriekompagnie
aufgenommen, den Rhein überschritten hatte. Alle vier
Schweizerregimenter wurden in de r9. Division, erst unter
General Belliard, später Merle, zusammengefasst.
[Schweizer, Kroaten, Holländer, Franzosen]
Zu der gleichen Heereseinheit gehörte noch das 3. kroatische
Regiment, dessen Kommandant, Oberst Fleury, sowie mehrere
Offiziere und Unteroffiziere, Schweizer waren; ferner das 123.
holländische Infanterieregiment. In der 8. Division stand das
11. französische Infanterieregiment, dessen eines Bataillon,
960 Mann stark, die Walliser bildeten.
[Russlandfeldzug in Weissrussland: Ausflug nach Polozk am
Fluss Düna - Wittgenstein gegen Oudinot und Gouvion St-Cyr]
Die 8. und 9. Division gehörten zum 2. AK. [von Feldmarschall]
Oudinot, das die Aufgabe hatte, den Vormarsch
der Grossen Armee auf Moskau in der Nordflanke an der
Düna
[Fluss in Lettland und Weissrussland] zu decken und die
Verbindung mit dem AK. Macdonald bei Riga zu sichern. Hierzu
wurde im Juli 1812 der Vormarsch auf Polozk
[Ost-Weissrussland], einem Verkehrsknotenpunkt mit wichtigen
Brücken, angetreten [Polozk / Polazk an der Düna].
Mit den zurückgehenden Russen gab es nur leichte Scharmützel,
die Schweizer kamen am 21. Juli zum erstenmal ins Treffen, um
Angriffe von Plänklern [Provokateuren] abzuwehren. Zwei
Kompagnien des 3. Regiments, unter [S.203] Leutnant Kunkler
von St. Gallen, die als Artilleriebedeckung marschierten,
waren genötigt, dreimal im Bajonettangriff gegen die Russen
vorzugehen, um deren Anfälle abzuweisen. Polozk wurde am 27.
Juli [1812] ohne Kampf besetzt, aber am 17.(17. August [1812]
begann die russische
Armee Wittgenstein die
über die Düna vorgestossenen Franzosen anzugreifen und
versuchte mit 50 Bataillonen und 34 Schwadronen, d.h. rund
40.000 Mann, die nur 30.000 Franzosen aus der Stadt zu
vertreiben.
Am ersten Kampftage wurde Marschall Oudinot verwundet, sein
Nachfolger
Gouvion St-Cyr behielt die Schweizer
in Reserve und setzte sie erst ein, als die Russen die Bayern
und übrigen des AK. überrannt hatten und gegen die Stadt
vorprallten. Ein massierter Reiterangriff wurde von dem 1. und
2. Schweizerregiment mit dem Bajonett abgewiesen, auch die
übrigen Schweizer kamen nach und nach ins Feuer und deckten
die Sammlung der übrigen Truppen.
Hauptaufgabe blieb auch nach dem Abweisen der russischen
Angriffe das Sichern ausreichender Verpflegung und das
Ersetzen der durch
Marschstrapazen und Darmkrankheiten
[geschwächte Immunsysteme und katastrophale WC-Zustände]
verursachten Mannschaftsabgänge. Am 15. September [1812]
hatten beispielsweise
-- das 1. Regiment nur 864 Mann,
-- das zweite 983 [1]
[1] Eigentlich 1199 Mann, aber 214 krank oder detachiert.
Aehnlich bei den übrigen Regimentern. Im Juli [1812] z.B.
hatte
-- das 4. Regiment noch 1507 Mann ausgewiesen,
-- das dritte 314 (ein Bataillon, Peyer-Imhof, nach Witebsk
[Ost-Weissrussland] detachiert und nicht gerechnet),
-- das vierte 664 Mann in der Front.
Es wurden dann auch 1100 Mann anrückender Ersatz eingestellt,
so dass die Schweizer im Oktober wieder beiläufig 4500 Mann
stark waren.
[Russlandfeldzug: Napoleon verlangt viel zu viele Soldaten
- Plünderungen, Krankheiten und zu wenig Essen provozieren
die Niederlage gegen Russland, NICHT der Winter]
Bereits früher hatte der starke Mannschaftsabgang zu einer
Korrespondenz zwischen dem Kaiser und dem Landammann der
Schweiz geführt. Ende 1811 hatte das Manko am Sollbestand von
16.000 Mann ja 5153 Mann betragen. Im März [1812?] hatte
Napoleon endlich einer Reduktion [S.204] der Regimenter um
einen Viertel, d.h. auf 3 Bataillone zu 1000 Mann, somit
gesamthaft 12.000 Mann, zugestimmt. Die Schweiz sollte
jährlich 2000 Rekruten, im Kriegsfalle in Deutschland und
Italien 3000, stellen. Aber auch diese Verpflichtungen konnten
nicht gehalten werden, schon der Ausmarsch der vier Regimenter
hatte sie nur mit knapp zwei Dritteln ihres Sollbestandes
gesehen, und die riesigen Abgänge durch
Krankheiten und
unregelmässige Verpflegung rissen weitere Lücken;
denn, so gut der taktische Einsatz der napoleonischen Heere
organisiert war, so schlecht klappte es mit den Diensten
hinter der Front und der Disziplin [Räuberei gegen russische
Siedlungen und ev. auch ungeschützter Sex mit Russinnen].
Deren Versagen, und nur dieses, führte zu der Katastrophe, für
die man gewöhnlich den Winter in Russland schuldig nennt.
Schon im Juli [1812] hatte z.B. das 2. Regiment statt der ihm
zukommenden täglichen 36 Schlachtochsen zuweilen nur deren 21
erhalten, ähnlich stand es mit Ausrüstungsgegenständen wie
Schuhen, Eisen für die Pferde usw. Immerhin war die Disziplin
beim Korps Oudinot-St-Cyr bedeutend besser als bei der Grossen
Armee, da die Führer auch wirklich für die Truppen zu sorgen
suchten und andererseits gegen die Marode, diese alle Verbände
auflösende Räuberei aus Hunger, ernsthaft einschritten.
[Russlandfeldzug: Die "Grosse Armee" will Moskau besetzen -
Inzwischen war die Grosse Armee gegen Moskau vorgerückt. Bei
ihr marschierte im AK. Ney, der Garde, das Bataillon
Neuenburg, das freilich nur in der Schlacht bei Borodino
[Schlacht bei Moschaisk ca. 100km vor Moskau] (8. September
[1812]) ins Feuer kam und dort hauptsächlich durch russische
Weitschüsse einige Verluste erlitt.
7.9.1812: Die Schlacht von Moschaisk
("Borodino")
An der Schlacht von Moschaisk ("Borodino") waren auf
französischer Seite vor allem Söldner aus Holland und
Deutschland beteiligt. Beide Seiten beschwörten den
Fantasie-Gott mit Fantasie-Kreuz und Fantasie-Leiche der
Fantasie-Kirche. Die französische Seite hatte gigantische
Verluste, die man kaum ersetzen konnte. Dabei schonte der
Näpi seine Franzosen und liess die Holländer und die
Deutschen sterben. Die Russen zogen sich zurück und
überliessen dem Näpi das Feld mit seinen Verlusten. [web01]
[Napoleons Armee auf dem Rückzug: Die Russen unter
Wittgenstein jagen ihn - Kesselversuch in Polozk]
Der Rückzug Napoleons von Moskau brachte eine Offensivbewegung
der Russen auch an der Dünafront, die nun versuchten, der
bereits auseinanderfallenden Grossen Armee den Weg zu verlegen
und deswegen grosse Anstrengungen machten, Gouvion St-Cyr und
Macdonald abzudrängen.
[Dann besetzt Napoleon mit seinen Truppen
Moskau, dann aber brennt ganz Moskau]
"Der Brand von Moskau (1812) dauerte vom 14. September bis 18. September 1812 während der Besetzung Moskaus durch Napoleons
Truppen. Die russische Armee verließ Moskau nach der Schlacht bei Borodino.
Der Brand verwüstete praktisch die ganze Weiße Stadt (russ. Белый город) und Erdige
Stadt (russ. Земляной
город) sowie weite Teile des Moskauer Randgebietes,
wobei drei Viertel der Bebauung zerstört wurden." [web02]
[Die russische Armee verweigerte eine Schlacht vor Moskau,
gab Befehl zur Flucht, spielte auf Zeitverzögerung und zog
sich dann aus Moskau zurück. Napoleon meinte, er könne
Moskau spazierend besetzen und bekam dann Feuer. Einige
Brandstifter wurden dann erschossen. Napoleon wollte aber
dann nicht in einer Ruinenstadt leben, die ihm keinen Schutz
bot]:
"Zeitfolge der Geschehnisse
In den Morgenstunden des 3. September jul. / 15. September
1812 greg. erschien Napoleon, begleitet von den Klängen der
Marseillaise, mit seiner Leibgarde im Kreml. Die Flammen
ergriffen das Stadtviertel Kitai-Gorod dicht an den
Kreml-Mauern. Am Morgen des folgenden Tags verließ Napoleon
den Kreml und zog im Pjetrowski-Palast ein. Seiner
Begleitung gelang es, durch die brennende Arbat-Straße das
Ufer des Moskwa-Flusses zu erreichen.
Nach der Verwüstung von drei Vierteln des Stadtgebietes
begann der Brand am 6. Septemberjul. / 18. September
1812greg. langsam zu erlöschen. Napoleon kam in den Kreml
zurück. Nach einem Urteil des französischen Militärgerichtes
wurden am 12. Septemberjul. / 24. September 1812greg. die
ersten Brandstifter erschossen.
Die französischen Truppen zogen am 6. Oktoberjul. / 18.
Oktober 1812greg. bzw. 7. Oktoberjul. / 19. Oktober
1812greg. aus Moskau ab.
Die Ursachen des Brandes
Es gibt mehrere Deutungen der Ursachen: die zweckmäßige
Brandlegung der verlassenen Stadt auf Befehl des Gouverneurs
Rostoptschin, die Brandstiftung durch russische Saboteure
und die Brandlegung durch unvorsichtigen Umgang mit offenem
Feuer durch betrunkene französische Soldaten. Da es mehrere
Brandherde gab, sind alle drei Möglichkeiten nicht
auszuschließen.
Die Brandfolgen
Die Karte von Moskau aus dem Jahr 1813. Die rot markierten
Flächen zeigen den Umfang der Verwüstungen.
Nach späteren Schätzungen zerstörten die Flammen:
6496 von 9151 Wohnhäusern (darunter 6584
hölzern und 2567 gemauert)
8251 Geschäfte, Lagerräume usw.
122 von 329 Kirchen (Plünderungen nicht
eingerechnet).
Im Feuer fanden 2000 verwundete russische Soldaten den Tod,
die von der Armee nicht mitgenommen werden konnten.
Das Feuer verwüstete die Universität, die
Buturlin-Bibliothek, das Petrowski- und Arbat-Theater. Die
Anzahl der Einwohner fiel von 270.000 auf 215.000. Moskau
verlor einen beträchtlichen Teil seiner Baudenkmäler,
insbesondere traditionelle Holzbauten. Andererseits
ermöglichte die Vernichtung ganzer Bezirke eine radikale
Modernisierung der Stadt." [web02]
[Napoleons Armee auf dem Rückzug: Die Russen verfolgen ihn
- drohender Kessel in Polozk]
Im Oktober [1812] erhielt das erstere Korps den Befehl, sich
an die Marschroute der Armee heranzuziehen, um
Ueberflügelungen abzuweisen. Sein Rückzug fiel zusammen mit
einem Versuch Wittgensteins, das Korps in [S.205] Polozk
einzukesseln, indem er oberhalb und unterhalb der Stadt die
Düna überschritt und gleichzeitig einen Frontalangriff auf
Polozk unternahm.
Am 16. Oktober [1812] meldete die im Nordosten aufgestellte
Vorhut (General Amey, dabei 3. Schweizerregiment) einen
Angriff der Russen bei Kosiany [Baltenstaaten], vor dem sie
sich langsam zurückzog. Das 3. Regiment erhielt nach
zweitägigen Kämpfen eine Stellung auf den Wällen von Polozk,
links neben dem 4. Regiment, das bereits mit 420 Mann
neueingetroffenen, noch nicht verteilten Ersatzmannschaften
die Stadt sicherte.
[Napoleons Armee auf dem Rückzug: auch nach Smolensk -
Brand von Moskau wird nach Europa gemeldet]
Gleichzeitig langte Hauptmann Schumacher vom 4. Regiment von
Osten her an, wohin er einen Munitionstransport nach Smolensk
[an der weissrussichen Grenze] begleitete. Er hatte sich
bereits durch die Russen durchschlagen müssen und dabei 28
Mann und 30 Fuhrwerke verloren. Er brachte die ersten
Nachrichten vom Brande von Moskau [nach Europa] und dem
Rückzug der [französischen] Armee [nach Europa].
[Napoleons Armee auf dem Rückzug: Die Schlachten um Polozk
- die schweizer Nachhut bremst unter hohen Verlusten die
Russen ab]
Inzwischen waren im Norden die Stellungen des 1.
Schweizerregimentes beim Kirchlein von Ropna [ca.3km nördlich
von Polozk] an der Petersburgerstrasse angegriffen worden;
auch dieses Regiment wurde gegen die Stadt zurückgedrängt. Die
Munition begann auszugehen; da wurde ein Bajonettangriff
befohlen, vor dem die Russen zurückwichen, so dass man wieder
Luft bekam. Von allen Seiten drangen die Russen gegen das
nördlich der Düna liegende Polozk vor;
am 18. Oktober [1812] begann die Räumung der Stadt, vorab der
Abtransport der unzähligen Kranken uind der Vorräte; die
Schweizer deckten den Rückzug als Letzte und warfen in immer
wiederkehrenden Gegenstössen die Russen einmal ums andere
zurück. Sie erlitten aber starke Verluste. Ihre gute Haltung
brachte den Schweizern diesmal auch die Anerkennung des
Kaisers, der in seinem Bulletin vom 11. November erwähnte: "La
division suisse s'est fait remarquer par son sang-froid et sa
bravoure" ["Die Schweizer Division zeichnete sich durch
Angstlosigkeit und Mut aus"]. Er verlieh ihnen 34 Kreuze der
Ehrenlegion.
[Russen an der Düna werden gestoppt - Auffüllen der
Napoleon-Armee mit neuen Rekruten aus Europa - Russen
drängen immer nach bis zum Fluss Beresina]
Nach dem Rückzug hinter die Düna [in Weissrussland und
Lettland] hatte General Amey am 20. Oktober noch die westlich
Polozk über den Fluss vorgedrungene russische Division
Steinheil mit [S.207] einer Kolonne (dabei das 2.
Schweizerregiment) angefallen. Die Russen verloren 1800 Mann
und mussten wieder zurückweichen.
Damit hatte das 2. Korps etwas Ruhe, deren es dringend
bedurfte; es hatte über 8000 Mann verloren, seine Munition war
verbraucht und der Ersatz nahm Zeit in Anspruch. Es zog sich
nun langsam südostwärts gegen die Marschroute der Armee
zurück, unter steten kleinen Kämpfen mit den nur schüchtern
nachdrängenden Russen. Nach einem vierwöchigen Kampf um
Zeitgewinn erreichte es Orscha [Ost-Weissrussland] und
marschierte nunmehr als Vorhut der Grossen Armee [in Richtung
Westen] gegen die [gegen den Fluss] Beresina und Wilna
[Litauen].
Von allen Seiten schlossen die Russen an der Beresina sich um
die zurückgehenden Franzosen zusammen. Am 24. November [1812]
befahl der Kaiser an einer vom nun wieder genesenen Marschall
Oudinot rekognoszierten [erkannten] Stelle den Brückenschlag,
den die Schweizer vorerst gegen Angriffe der Russen von Norden
sicherten. Die vier Regimenter waren stark
zusammengeschmolzen,
-- das erste nur noch 1 Bataillon, Blattmann,
-- das zweite ebenfalls, Vonderweid,
-- das dritte unter Weltner zählte 18 Offiziere und 500 Mann,
-- das vierte unter Imthurn (450 Mann) hatte sein zweites
Bataillon Bleuler bereits nach Wilna als Bedeckungsmannschaft
eines Transportes abgegeben.
[Rückzug der Napoleon-Armee über die Beresina -
Schweizersoldaten schützen den Übergang gegen die russische
Armee mit Kugeln und Bajonett - Marschall Ney - die
schweizer Nachhut hat 80% Verluste]
In der Nacht vom 25./26. November gingen die Schweizer über
die
Beresina und deckten nun den Uebergang
gegen die Ueberflügelungsangriffe von Süden her. Diese Kämpfe
von Brill-Stachow [?] während dem 27. und 28. November sind
es, die den Schweizernamen für immer ehrenvoll der Geschichte
einverleibten.
Bald trat Munitinosmangel ein, und da griffen die Schweizer
mit dem Bajonett an; sieben solcher Angriffe führten siebenmal
zu Erfolgen; aber die Russen schlossen sich immer enger um das
stets kleiner werdende Häuflein, das zuletzt, nur noch etwa
500 Mann stark, unter persönlicher Führung des Marschalls
Ney
kämpfte und aushielt, bis der Uebergang beendet war und die
letzten Nachzügler hinter ihm vorbei gegen Westen abzogen
[S.208]. Ein Appell nach den Kämpfen zeigte noch 300 Schweizer
am Platz,
80 Prozent waren gefallen, darunter
die meisten Offiziere.
[Anders gesagt: Die Schweizersoldaten haben sich geopfert, so
dass Franzosen, Deutsche und Holländer sich ohne Problem aus
Russland zurückziehen konnten].
[Rückzug der Napoleon-Armee: Weissrussland - Lettland mit
Wilna - nun kommt der "Russische Winter" -
Erfrorene+Verirrte - Preussen]
Unter Führung von General Maison und Marschall Ney behielten
die Schweizer die Nachhut der Armee und wiesen als solche am
30. November nochmals einen Angriff der Russen bei
Pleschozeniny [Weissrussland ?] ab. Am 2. Dezember [1812]
zählte das AK. Maison (vormals Oudinot) noch 500 Mann, am 3.
Dezember setzte die wirkliche Kälte mit -16 Grad ein, und nun
zerfiel auch die letzte Disziplin in den hungergeschwächten,
ermüdeten Truppen. Am 7. Dezember wurde Wilna [Lettland]
erreicht, die Armee hatte die dortigen Magazine geplündert,
die Schweizer hatten das Nachsehen [die Nachhut bekam nichts
mehr ab]. Verstärkt durch das Bataillon Bleuler, marschierten
sie weiter, allnächtlich Erfrorene und Verirrte zurücklassend,
und erreichten mit dem unglücklichen Haufen Kranker und
Invalider endlich die preussische Grenze.
[Der "russische Winter" war also nur ein Faktor zwischen Wilna
und Preussen].
[Die Napoleon-Armee auf dem Rückzug: erreicht Preussen mit
der Festung Küstrin - Abzug von Küstrin - die Russen
belagern Küstrin und nehmen letzte Schweizer von der Nachhut
gefangen]
Hier begann wieder Ordnung. Die waffenfähigen Reste wurden in
einem provisorischen Bataillon von 211 Mann, mit zugehörigen
Offizieren, eingeteilt und nach der Festung Küstrin verlegt.
Dorthin kamen auch zwei Ersatznachschübe des 1. Regiments von
107 und 84 Rekruten. Ein Teil der Truppe wurde dann weiter
nach dem Westen befohlen; aber als am 15. Februar [1813] die
Festung von den Russen belagert wurde, waren noch immer 90
Mann des 2. Schweizerregiments darin, die dann mit der übrigen
Besatzung in Kriegsgefangenschaft fielen.
[Der Russlandfeldzug von Napoleon: Die Bilanz mit den
Verlusten]
Die Verluste während dieses Feldzuges waren ungeheuerlich
gewesen.
-- Das 1. Regiment verlor 1933 Mann,
-- das zweite sammelte 143 Mann im Depot Lauterburg (Elsass),
-- das dritte 33 Offiziere und 226 Mann in Landau [da gibt es
viele],
-- das vierte zirka 200 Mann in Nancy [Lothringen].
Mit den Beständen des 1. Regiments in Metz [Lothringen] ergab
das rund 800 Mann. Die Tagsatzung weigerte sich, mehr als die
üblichen Rekrutenzahlen zu bewilligen, so dass die Auffüllung
nur langsam vor sich ging und die Gesamtbestände im Sommer nur
knapp 1500 Mann erreichten. Aus diesen wurden vorerst vier
provisorische [S.209] Bataillone (1. Du Fresne, 2. Villard, 3.
Bucher, 4. Bleuler) gebildet; die ersten drei kamen nach
Minden in Westfalen, das vierte nach Groningen in Holland, mit
der Aufgabe der Küstensicherung von Emden [Niedersachsen] bis
Delfzijl [Ost-Holland].
[Russen (Kosaken) besetzen Europa bis an den Atlantik:
Bremen und Minden - hin und her]
Am 8. Oktober wurden die Bataillone in Minden unter General
Amey zum "Beobachtungskorps an der Weser" formiert und das
Bataillon 1 (Du Fresne) sofort nach Bremen entsandt, wo die
Garnison nur aus wenigen,
meist Invaliden und Kranken
bestand. Trotzdem sich ein Teil des Bataillons am 13. Oktober
[1813] in der Abwehr der Kosaken des Generals Tettenhorn
aufopferte und tapfer kämpfend fiel, musste die Stadt
kapitulieren. Das Bataillon erhielt allerdings freien Abzug
hinter den Rhein [nach NRW nach
Düsseldorf-Köln-Duisburg-Kleve]. Es hatte 185 Mann verloren.
Bremen selbst wurde schon am 20. Oktober [1813] von General
Labordier mit dem 2. Schweizerbatallon als Vorhutbataillon
angegriffen und wieder besetzt. Aber am 19. musste seinerseits
General Amey Minden räumen und ging an den Rhein zurück.
[Russland besetzt Europa: Wesel nördlich von Duisburg - und
alle Garnisonen bis nach Metz werden blockiert]
Die Schweizer [1]
[1] Bataillon Du Fresne zählte am 26. Oktober 17 Offiziere 389
Mann. Gesamtbestand ca. 2000 Mann infolge Nachschüben aus den
Depots.
wurden in Wesel [ca. 20km nördlich von Duisburg] vereinigt und
dem General Merle unterstellt. Wesel wurde noch im November
[1813 von russischen Truppen] eingeschlossen und belagert. Die
Schweizer waren unzufrieden und nicht immer zuverlässig, das
1. Bataillon hatte bis zum 10. Dezember 40, das zweite 20, das
dritte 10 Deserteure. Sie suchten auf dem Wege der
Rückberufung in die Heimat aus der belagerten Festung zu
entkommen, die Belagerer liessen entgegenkommend Kommandant
Villard mit einem diesbezüglichen Gesuch an die Tagsatzung als
Parlamentär ausreisen. Ein Erfolg scheint ihm nicht beschieden
zu sein, denn wir finden im Frühjahr 1814 noch Schweizer des
1. Bataillons bei der Besatzung von Maastricht (General
Merle); dann die Depotmannschaften als Garnisonen von
Schlettstadt (2. Bat.), Landau (3. Bat.) und Metz (1. und 4.
Bat.), ferner Ersatzkolonnen in Mainz (2., 3., 4. = 300 Mann),
wo sie alle [S.310] von den Alliierten blockiert, wenn auch
nicht direkt belagert wurden.
Das 4. Bataillon garnisonierte die holländischen Festungen. In
Delfzijl [Ost-Holland] war Major Bleuler Kommandant und fügte
nach dem 4. Dezember den Belagerern in einem Ausfall kräftigen
Schaden zu, andere Kompagnien lagen in Coevorden [in Holland
an der deutschen Grenze] und in der Nähe von Paris.
[Sturz von Napoleon am 24.4.1814]
In dieser Lage wurden die roten Schweizer von der Nachricht
vom Sturze Napoleons (24. April 1814 und der Wiederaufrichtung
der bourbonischen Dynastie überrascht. Die mühselige, opfer-,
aber auch glorreiche Episode des kaiserlich französischen
Dienstes war vorüber. Eine neue Zeit begann.
Quellen
[web01] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Borodino
[web02] https://de.wikipedia.org/wiki/Brand_von_Moskau_(1812)
^