3.1. E. Schweizertruppen in
Spanien:1808-1814
[Der gierige und blutrünstige Napoleon will auch Spanien
"haben" - damit GB es nicht hat]
Ueble Günstlingswirtschaft am spanischen Hofe und der
allgemein bekannte kulturelle Tiefstand des verarmten Landes
liessen bei Napoleon den Gedanken aufkommen, durch Besetzung
des Königreiches seine Macht ohne grosse Mühe auch jenseits
der Pyrenäen ausdehnen zu können und damit England das letzte
damals offene Handelsgebiet in Europa zu entreissen.
[Oktober 1807: Franzosenarmeen teilen sich Nordspanien auf
- 1808: Die spanische Königsfamilie wird nach Frankreich
deportiert]
Zur Eroberung des mit England verbündeten Königreiches
Portugal rückte eine erste Armee unter General Junot im
Oktober 1807 von
Bayonne [südlich von Bordeaux]
her ein, ihr folgten bald eine zweite [1]
[1] General Dupont
und dritte [2]
[2] General Duhesme.
die sich systematisch über Nordspanien zu verteilen begannen;
unter dem Vorgeben, sie seien Verbündete des unentschlossenen,
wankelmütigen Königs und seines gleichwertigen Günstlings, des
"Friedensherzogs" Manuel Godoy, wurden selbst die Festungen
besetzt und die spanischen Truppen möglichst mit französischen
Regimentern untermischt. Das Volk murrte und misstraute den
Eindringlingen; erst aber im
Mai 1808 brach
seine unterdrückte Wut plötzlich aus, als die Franzosen,
nunmehr bereits in Madrid,
den König und seine ganze
Familie nominell als Schützling, in Wirklichkeit als
Gefangene, nach Frankreich schafften.
[Der Aufstand von 1808: Komitees (juntas) - mangelnde
Koordination ermöglicht französisches Vordringen und
verhindert englische Invasion - Eifersucht unter frz.
Generälen provoziert Niederlagen in Nordspanien - der
Kaiserbruder Joseph verliert sein spanisches Königreich - GB
bedroht 1813 Südfrankreich]
Von Madrid aus flackerte der [S.166] Aufstand durch alle
Provinzen; um die kleinen, schlecht ausgebildeten Truppenteile
sammelten sich die Lokalmilizen, geleitet von örtlichen
Komitees, sogenannten Junten (sprich: Chunten), die meist mit
den Nachbarn uneinig, nur auf Deckung der eigenen engern
Heimat bedacht waren. Diese mangelnde Zusammenarbeit allein
war es, die es den Franzosen immer wieder ermöglichte, im
Lande Fuss zu fassen und ganz allmählich ihre Macht, trotz
Rückschlägen aller Art, auszudehnen, sie war es auch, die die
Anstrengungen Englands, durch ein Expeditionsheer die Spanier
zu unterstützen, immer wieder zunichte machte. Umgekehrt
brachte es die auftretende und durch den in Russland
beschäftigten Kaiser [Napoleon] nicht mehr gebändigte
Eifersucht der französischen Generale aufeinander mit sich,
dass ihre Anstrengungen ebenso fruchtlos waren und es endlich
zu den Niederlagen in Nordspanien kam, die die ganze
französische Herrschaft und das wacklige Königreich des
Kaiserbruders Joseph mit einem Schlage vernichteten, so dass
bereits 1813 Wellington mit seinen Engländern und Spaniern den
südfranzösischen Boden bedrohte.
[Spanien 1808-1813: Hinterhalt und Handstreich gegen die
Franzosen - Bauernbanden gegen Franzosen - Franzosen brennen
Höfe und Dörfer ab - Plünderungen, Brandschatzungen, Folter]
Vor der Wut des Volkskrieges, der sich in Hinterhalten und
Niedermetzelung jedes vereinzelten Fremden äusserte, vor dem
Glanz der Handstreiche und kühnen Ueberfälle verblasste im
allgemeinen die weniger dankbare Arbeit der Truppen der
britisch-spanischen Armeen. Aber sie trug wesentlich dazu bei,
um die Niederlage der Franzosen im Endeffekt zu verschärfen
und darf als entscheidend angesehen werden .
Auf der andern Seite blieben die spanischen Kriegserlebnisse
mit ihren Strapazen und Greueln wohl allen Beteiligten
unvergesslich. Eine derartige erbitterte Kampfweise hatte man
bisher noch nirgends gesehen: die spanischen und
portugiesischen Bauern führten einen Bandenkrieg, der den
Franzosen weder bei Tag noch bei Nacht Ruhe liess. Kaum war
eine eroberte Ortschaft verlassen, sass schon wieder der Feind
drin; jeder Brunnen, jede Furt [S.167] mussten bewacht werden,
jedes Nachlassen der Wachsamkeit rächte sich mit meist
grausamem Tode. Kein Wunder, dass die französischen Truppen
Gleiches mit Gleichem vergalten und ihre Spuren durch Brand
und Mord zeichneten. Sie versuchten zwar, Gegenbanden
aufzustellen, Spanier in französischem Solde, doch glückte
ihnen dies nur in geringem Masse, denn alle wertvollen
Elemente waren entschieden auf Seite der "Patrioten". Unter
den Führern der "Guerilla-Banden", die einen so entscheidenden
Anteil an der schliesslichen Niederlage der Invasoren hatten,
zeichneten sich Geistliche, Gutsbesitzer, Fischer, Jäger aus;
auch die Städte waren den Franzosen feindlich gesinnt, und
ihre Bewohner wetteiferten mit den Landleuten in der Abwehr
der Fremden. Die mangelhafte Verpflegung in einem derart
feindseligen Lande, die fehlende Vorsorge und Nachfuhr von
Ausrüstungsartikeln liess die Bande der Disziplin auch bei den
regulären Truppen sich lockern; Plünderungen und
Brandschatzungen halfen den Hass vertiefen, der sich natürlich
auch in Untaten gegen Verwundete und Gefangene äusserte.
[Untaten gegen Verwundete und Gefangene heisst: Folter und
Massenmord ohne Ende im "christlichen" Stil mit Folterkammern
und Verlies etc. Krieg ist für den Autor Feldmann scheinbar
keine Untat...].
[Spanische Truppen 1807-1813 mit allen möglichen
katholischen Ausländern, auch katholische Schweizersoldaten]
In Spanien treffen wir 1807-1813 neben den französischen und
englischen Schweizerregimentern auch Schweizertruppen in
spanischem Solde. Es waren dies 6 Regimenter, die teilweise
schon auf sehr lange Kapitulationen [Militärverträge]
zurückblickten. Von 1798-1804 war die Rekrutierung gesperrt
gewesen, und man hatte sich mit Einstellung von allen
möglichen Ausländern beholfen; dann aber hatten neue Verträgte
mit der Tagsatzung das alte Verhältnis wieder hergestellt.
Zwar war der Zuflus an Rekruten - es wurden nur Katholiken
angeworben - nie stark gewesen, vertragsmässig durften die
Regimenter 2/3 Nichtschweizer (Deutsche) rekrutieren, immerhin
bedeuteten aber die 10.977 Mann ein ansehnliches Kontingent,
neben dem die übrigen spanischen Fremdenregimenter (3
irländische, 1 neapolitanisches Regiment) mit insgesamt 2004
Mann bedeutungslos waren.
Im Januar 1808 zählten das [S.168] Schweizerregiment Nr.1
(Oberst Ludwig von Wimpfen) 2056 Mann [1],
[1] davon 562 Schweizer.
Es stand in Tarragona und andern Orten Kataloniens; Nr. 2
(Jung-Reding, Oberst Karl von Reding), in Talavera bei Madrid,
1573 Mann [2]
[2] davon 456 Schweizer;
Nr. 3 (Alt-Reding, Oberst Nazar Reding), bataillonsweise in
Granada und Malaga, 1809 Mann [3]
[3] davon 554 Schweizer;
Nr. 4 (Oberst Dominik Betschart), in Palma auf der
Baleareninsel Mallorca, 2053 Mann [4]
[4] davon 585 Schweizer;
Nr. 5 (Oberst Georg Trachsler), in Cartagena, 1757 Mann [5]
[5] davon 434 Schweizer;
Nr. 6 (de Preux, vorher Courten, Walliserregiment), in Cuenca,
südlich von Madrid, 1708 Mann.
["Blaue Schweizer" in der spanischen Armee - "rote
Schweizer" in der französischen Armee - ab dem Aufstand von
1808 wechseln Schweizer auf die spanische Seite - schweizer
Überläufer bilden das Bataillon "Suizos de Aragón"]
Die Regimenter waren in zwei Bataillone zu 5 Kompagnien
organisiert. Ihre Uniform war einheitlich: blauer Rock mit
rotem Kragen und schwarzer Hose, weswegen sie auch "blaue
Schweizer", im Gegensatz zu den "roten Schweizern" Napoleons,
genannt wurden.
Mit Ausnahme der 2 Regimenter bei Madrid (Jung-Reding und de
Preux), die von den Franzosen direkt in eine Brigade
eingereiht wurden, stellten sie sich überall zur Verteidigung
ihrer Wahlheimat den örtlichen Junten zur Verfügung und taten
ihre Pflicht. Allerdings wurde beim Einrücken der offiziell
mit der spanischen Regierung befreundeten Franzosen die Lage
der Schweizer schwierig, da sie auf Geheiss Napoleons ganz
besonders ausgezeichnet und als verbündete Truppe behandelt
wurden. Man suchte sie insbesondere von den übrigen spanischen
Regimentern abzusondern und als eigene Schweizerbrigade zu
verwenden; dies glückte allerdings nur bei den um Madrid
garnisonierenden zwei Regimentern, denen gar kein Ausweg offen
blieb, als sich in die Brigade Schramm einstellen zu lassen
und mit dieser im Corps Dupont zu marschieren. Wie der
Aufstand aber ausbrach, desertierten die Schweizer in Scharen
nach der spanischen Seite;
ein [S.169] Detachement Jung-Reding rückte unter Führung
seines Hauptmanns nächtlicherweise aus der Garnison ab zu den
Aufständischen, wo bereits im Juni eigentliche Abteilungen
"Jung-Reding" und "de Preux" bestanden, die später allerdings
umgetauft wurden. In Aragonien bildete sich aus solchen
Deserteuren und andern Ueberläufern ein eigens Bataillon,
"Suizos de Aragón", das zeitweise bis 825 Mann zählte. Ueber
das Schicksal der beiden Regimenter werden wir später,
anlässlich der Schlacht von Baylén, noch mehr hören. Die
andern Regimenter, fern von französischen Truppen, taten
getreulich ihre Pflicht.
[Tarragona Juni 1808: Oberst Wimpfen rettet die Festung von
Tarragona - und rettet 300 Soldaten in Mongjuich bei
Barcelona - den Franzosen mit General Chabran wird die
Heimreise blockiert]
Durch kluges Verhalten verstand es Oberst Wimpfen nicht nur,
die Franzosen im Juni 1808 wieder zum Abzug von Tarragona zu
bewegen, ohne ihm und der ihm anvertrauten Festung etwas
anzuhaben, sondern er konnte sogar ein in Montjuich bei
Barcelona von den Franzosen gefangengesetztes Detachement von
300 Mann seines Regimentes wieder an sich ziehen. Diese Leute
waren es übrigens, die als erste sich den Banden anschlossen,
die dem von Tarragona nach Barcelona zurückkehrenden General
Chabran den Weg verlegten, so dass er nur in harten Kämpfen
durchkam. Allerdings schmolzen die Bestände in den vielen
Kämpfen rasch zusammen.
[Neue Soldaten sind Deserteure und Ex-Gefangene -
1810-1812: Das Regiment von Wimpfen verliert pro Jahr ca.
66%]
Rekrutierung war nur durch Einstellung von Deserteuren und
Gefangenen möglich, wobei aber diese meist die britischen
Regimenter vorzogen. Einem Bericht von Oberst von Wimpfen ist
zu entnehmen, dass sein Regiment Ende
1810 noch 1429 Mann,
1811 532 und
1812 nur noch 152 Mann zählte.
Ausser ihm überlebten nur noch Alt-Reding und Betschart den
Krieg und wurden später wieder aufgestellt.
[Ab 1810: Die "Helvetische Legion" mit 3 Bataillonen in der
spanischen Armee - Schlachten 1811 bei Albuera und in
Sagunt]
Ihre Reste waren bereits 1810 in einer "Helvetischen Legion"
zusammengefasst, deren drei Bataillone die Traditionen der
drei Regimenter hüteten; diese Legion scheint in einer der
besten spanischen Divisionen (Zayas) eine der Kerntruppen
gewesen zu sein; wir finden sie u.a. lobend erwähnt in den
Schlachten bei Albuera [16.Mai 1811 - Südspanien an der
portugiesischen Grenze] und Sagunt [23.9.-26.10.1811 -
nördlich von Valencia an der Küste]. Die Verluste waren
entsprechend [S.170] gross [und sie nennen sich "christlich"].
Vorher werden wir dem Regiment Alt-Reding gelegentlich
begegnen;
[1808-1809: Garnison Betschart auf Mallorca - der spanische
Gouverneur von Mallorca will die Garnisonstruppen behalten
zum Schutz der Insel gg. GB]
Betschart lag 1808/09 als Garnisonstruppe auf den Balearen,
deren Gouverneur, General Vives, aus lauter Furcht vor den
verbündeten Engländern, die bereits früher einmal (1798) die
Inseln besetzt hatten, seine Truppen nicht nach dem Festlande
abgeben wollte. So vermehrte sich das Regiment anfänglich noch
auf 2121 Mann (November 1808); später allerdings schmolz auch
sein Bestand zusammen [und diese Killer nennen sich
"Christen"].
[Juni 1808: Spanische Niederlage am Río Cabriel ca. 100km
vor Valencia - Franzosen besetzen Valencia von Madrid her
kommend]
Das Regiment Trachsler war im Juni 1808 zur Verteidigung von
Valencia herbeigerufen worden. Von Madrid war [der
französische] Marschall Moncey im Anmarsch durch die
Schluchten von Cuenca, welche Stadt er am 11. Juni ohne Kampf
einnahm. Am 18. setzte er seinen Marsch weiter fort und
erreichte am 21. die tiefe Senke des [Río] Cabriel [ca. 100km
landeinwärts von Valencia], dessen sieben Furten und Brücken
von der Brigade Marimon:
-- 1 Bataillon Trachsler (800 Mann),
-- 2 Kompagnien spanischer Garde (300 Mann),
-- 500 Bauern und
-- 4 Geschütze
verteidigt wurden. Dem massierten Angriff von 2 französischen
Bataillonen auf eine der Brücken hielten die Garden und Bauern
nicht stand, sie flohen in grosser Hast, und nun wurde das mit
der Deckung der Geschütze beauftragte Bataillon von den
Franzosen eingeschlossen. 233 gefangene Schweizer waren die
Beute der Sieger, ein Teil konnte entkommen.
Immerhin wurde Oberst Trachsler mit einem Rest seines
Bataillons an einem der nächsten Tage ebenfalls
gefangenenommen. General Marimon suchte mit seinen Resttruppen
(200 Mann, davon 60 Schweizer), zwei herbeigeeilten
Bataillonen Rekruten und drei Kanonen ein 30 Meilen weiter
zurückliegendes Défilé, den Pass von Cabrillas, zu halten. Die
Verteidigung war aber zu schwach, die Schweizer und die
Gardekompagnien wurden am 24. Juni [1808] auf den Geschützen
zusammengehauen. Der Weg nach Valencia war frei.
[Schweizer in der Franzosen-Armee in Madrid und Valencia]
Auf seiten der Franzosen wurden 1807/1808 an Schweizertruppen
eingesetzt [S.171]:
Nr. von Bat./Reg.
|
Nomineller
Kommandant
|
Führer beim Einmarsch
|
Beim Bestand
Mann
|
Abmarsch nach Spanien
Division
|
Abmarsch nach Spanien
Corps
|
1/4
|
Oberstleutnant Felber
|
|
1260
|
Delaborde
|
Junot
|
Halb-2/4
|
Adj.Major Bleuler
|
|
308
|
do.
|
do.
|
2/2
|
Laharpe
|
Oberst von Segesser
|
750
|
La Roche
|
do.
|
3/4 [1]
|
Cristen
|
Oberstleutnand Freuler
|
709
|
Barbou
|
Dupont
|
1/3
|
D'affry
|
Oberst von May
|
1200
|
Vedel
|
do.
|
1/2
|
Castelberg
|
Reg.-Kdt. Castella
|
1200
|
Frère
|
do. (spät. Moncey)
|
2/3
|
von Graffenried
|
|
720
|
Merle
|
Bessières
|
3/2
|
Oberstleutnant J. von Flüe
|
|
580 [2]
|
Chabran
|
Duhesme
|
Wallis
|
Oberstleutnant de Bons
|
|
800
|
Reille
|
Reserve
|
1 Kp./2
|
Adj. Major Cl. von Tschudy
|
|
ca.300
|
do.
|
do.
|
[1] Französische Quellen bezeichnen es nach Napoleons
Ordrebüchern fälschlich als 2/4.
[2] Ausweis vom 14. Januar 1808 in Perpignan: 450 Mann, davon
25 krank. Am 29. Februar 1808 in Barcelona nur noch 360 Mann,
später schlossen Nachzügler und Kranke wieder auf, so dass im
Juni 1808 wieder der volle Bestand erreicht war.
[Kriege und ihre Opfer: lange Märsche und Hungertod,
Kältetod, Schwäche, Flucht (Desertion), Tote im Kampf,
Invalide]
Krankheiten, verursacht durch die starken Klimaschwankungen
und die ungewöhnlichen Marschstrapazen, reduzierten die
Bestände sehr rasch. Noch bevor es die spanische Grenze
überschritt, verlor das Bat. 2/3, Graffenried, 309 Mann an
Kranken, von denen 80 nachträglich starben und 50 ins
Regimentsdepot zurückkehrten, während die übrigen nah Genesung
dem Bataillon nachdirigiert wurden. Von seinem Bestand verlor
es in Spanien 84 Mann durch Desertion, 120 fielen im Kampf und
20 mussten als Invalide entlassen werden. In ähnlichen
Verhältnissen bewegen sich die Abgänge bei den andern
Bataillonen.
[Spanische Deserteure in französischen Truppen - das
französische Söldnerregiment "Royal Étranger" mit Iren,
Spaniern und Schweizern]
Wohl wurden spanische Deserteure, insbesondere die seltenen
Schweizer, eingestellt; gefangene Schweizer wurden kurzerhand
zum Dienst gepresst. Die meisten wurden freilich auf Geheiss
Napoleons direkt in ein neues Söldnerregiment "Royal Étranger"
gesteckt, wo Iren, Spanier und Schweizer zusammen unter
französisch-spanischer Fahne fochten. Nur selten hatten die
Reklamationen der schweizer Obersten wegen dieser
kapitulationswidrigen Einstellung von Schweizern Erfolg.
[S.172]
Kehren wir zurück zu den Erlebnissen der einzelnen Corps.
[1807: Geisteskrankes Näpi-Frankreich besetzt Portugal mit
Lissabon vom Lande her - General Junot - ab durch die Wüste
mit hohen Verlusten - die Brücke am Río Tajo - Hunger keine
Schuhe - Besetzung von Abrantes (Mittelportugal)]
Im Oktober 1807 hatte [der französische] General Junot mit der
rund 25.000 Mann starken "Armee von Portugal" die spanische
Grenze überschritten und war in Eilmärschen durch Spanien
marschiert. Der alten kastilischen Heerstrasse folgend, rückte
er in 16 sich folgenden Kolonnen [1]
[1] Schweizer 2. (1/4) und 8. (2/2) Kolonne
über Salamanca gegen Portugal vor. Um möglichst rasch Lissabon
zu erreichen, wurde in Ciudad Rodrigo die Heerstrasse
verlassen und ein Marsch quer durch die raue Sierra de Gata
angetreten, im November unter Schneefälle. Bereits hatte Junot
4000-5000 Mann zurücklassen müssen, die den Strapazen nicht
mehr gewachsen waren; in dem unwegsamen Gebirge blieben nun
auch die Geschütze und Trains stecken, so dass dem Heer bei
Ankunft an der Grenzbrücke Alcantara am [Río] Tajo nur 6
Kanonen zur Verfügung standen und man die durchnässten
Patronen mit Behelfsmaterial ersetzen musste. Aus den
Papierbeständen der Archive von Alcantara [spanische Stadt an
der portugiesischen Grenze] wurden Hülsen gedreht, Pulver und
Blei durch rücksichtslose Requirierung ergänzt, so dass
wenigstens jeder Mann 20 brauchbare Ladungen erhielt. Die
durchgelaufenen Schuhe allerdings konnten nicht ersetzt
werden, und die Nachzügler von dem strengen Marsch rückten
auch nur erst allmählich nach.
So kam es, dass statt der grossen Armee nur zwei schwache
Divisionen von 13.000 Mann am 24./25. November [1807] nach
Abrantes [im mittleren Portugal] gelangten. Im
Grenadierregiment der Vorhut war auch das Halbbataillon
Bleuler, das ebenfalls stark zusammengeschmolzene Bataillon
Felber folgte in der 1. Division. In dem einen Tagesmarsch
zurückliegenden Castelbranco sammelte der Adjutant-Major Bégos
nach der Ankunft nur etwa 350 Mann des Bataillons Laharpe. Am
nächsten Tage betrug die ganze Verpflegung für seine Leute 25
Kastaninen pro Kopf und zwei magere Ziegen; das Bataillon
konnte in dem bereits von vorangehenden [S.173] Kolonnen
ausgesogenen Land nichts mehr betreiben.
[29.11.1807: Geisteskrankes Näpi-Frankreich erreicht im
strömenden Regen Lissabon "einen Tag zu spät" - die
Königsfamilie ist schon auf GB-Schiffen in Richtung
Brasilien unterwegs]
In Abrantes gelangten nun wieder Vorräte und Schuhe zur
Verteilung, aber an der spitze einer aus allen Marschtüchtigen
zusammengerafften Kolonne setzte General Junot sofort seinen
Vormarsch fort, galt es doch, den portugiesischen Hof zu
überrumpeln, damit er nicht auf die bereits unterwegs
gemeldeten englischen Schiffe sich retten könne. Strömender
Regen liess diesen Marsch zu mühseligem Waten in Schlamm und
Dreck werden. Mit nur 1400 Mann, d.h. dem Rest der Division
Delaborde von anfangs 9000 Mann, erreichte der General die
Hauptstadt, einen Tag zu spät. Am 29. November [1807] hatte
sich die königliche Familie auf der englischen Flotte nach
Brasilien eingeschifft.
Die Schweizer kamen überhaupt nicht nach Lissabon, sondern
blieben Brückenwache in Saccavem [nördlich von Lissabon] (1/4
und Halbbataillon Bleuler) und Abrantes [ca.100km nördlich von
Lissabon] (2/2). Im Februar 1808 wurden erstere in die Festung
Almeída [Nord-Portugal] an der spanischen Grenze verlegt,
während das Bataillon Laharpe in Elvas [Mittelportugal an der
spanischen Grenze], an der Heerstrasse nach Andalusien
(Sevilla), garnisonierte.
[1807-1808: Portugal unter französischer Herrschaft:
Portugiesische Armee muss nach F+D marschieren - Massenraub
von Geschützen und Bewaffnung - Entwaffnung Portugals]
Die Franzosen richteten sich in Portugal ein; zu den bis Ende
1807 eingetroffenen 20.000 Mann rückten weitere 4000 im
Frühjahr 1808 ein, drei spanische Divisionen als Verbündete
hielten Oporto [Hafenstadt in Nord-Portugal] und einige
Grenzgebiete besetzt. Die portugiesischen Regimenter wurden
nach Frankreich und Deutschland geschickt, die Miliz
entwaffnet, die Geschütze und Waffen aus den Zeughäusern und
bei Privaten nach Frankreich geschafft.
[1808: Frankreich deportiert die spanische Königsfamilie
nach Paris - Aufstand in Spanien UND auch in Portugal gegen
die Français - GB liefert Waffen von der Küste her - General
Junot lässt Aufstand in Oporto brutal niederschlagen]
Da brach am 6. Juni [1808] auf die Nachricht von den
Ereignissen in Madrid der Aufstand in Oporto aus. Die
spanische Division Belestra rückte sofort nach Spanien ab, den
französischen Platzkommandanten und seinen Stab als Gefangene
mitführend. Ueberall flackerte die Bewegung gegen die
Franzosen auf; Waffen wurden freigebig von den die Küste
blockierenden Engländern geliefert. Die Verbindungen [des
französischen Generals] Junot mit seinen Divisionen waren
unterbrochen [S.174] [die portugiesische Post boykottierte
scheinbar französische Depeschen]. Von 20 Adjutanten, die er
zu General Loison nach Almeida [nach Nord-Portugal an die
spanisch-portugiesische Grenze] sandte, kam nur einer durch,
der ihm den Befehl brachte, nach Abrantes [nach
Mittelportugal] zu rücken. Wohl hatte er inzwischen den
Spaniern ein Grenzfort, Concepción, abgenommen und gesprengt,
dann einen vergeblichen Vorstoss gegen das aufständische
Oporto [in Nord-Portugal] gemacht und sich durch
rücksichtslose Härte den Hass der Aufständischen zugezogen,
denen er, der Einhändige, unter dem Namen "Manéta" [1]
[1] Portugiesisch: einhändig
verhasst und bekannt wurde.
Die Schweizer der Bataillone Freuler und Bleuler (1/4) nahmen
an diesen Expeditionen teil; ihren Berichten verdanken wir
viele Einzelheiten über diesen Kleinkrieg, dessen Grausamkeit
für Schweizer und Franzosen gleichermassen überraschend und
erschütternd wirkte.
[Juli 1808: Französische Manöver Portugal - Vorbereitungen
gegen eine englische Landung im Raum Lissabon-Abrantes]
Am 3. Juli 1808 verliess Loison mit etwa 3000 Mann Almeida
[Nord-Portugal an der spanischen Grenze], in dem er als
Garnison 1200 Mann (meist Kranke) zurückliess. [2]
[2] davon 200 Schweizer des Batallions 1/4 mit 8 Offizieren
Er schlug sich durch mehrfach überlegene Bauernhaufen
durch, die Schweizer immer in ehrenvoller Haltung dabei, und
erreichte in sechs Tagemärschen den französischen Truppenraum
bei Abrantes [Zentral-Portugal]. Allerdings hatte inzwischen
General Kellermann (dessen Division die Grenadierkompagnie des
Bataillons Laharpe zugeteilt war), bei Alcobaça
[Mittel-Portugal an der Küste] einen blutigen Sieg über die
Aufständischen errungen, und auch im Süden war der Aufstand
vorübergehend niedergeschlagen worden; aber im Norden von
Lissabon drohte eine Landung der Engländer, und so beschloss
ein Kriegsrat, das Heer um Lissabon-Abrantes zu besammeln,
bereit, den Gegner anzufallen.
Alle Städte sollten, mit Ausnahme der Festungen Almeida und
Elvas im Innern und von Peniche und Setubal (je zirka 10
Meilen von Lissabon, nördlich und südlich gelegen), geräumt
werden. Die noch übrigen 985 Mann vom 4. Regiment kamen auf
die Festung Peniche als Garnison, wo sie nun einige Monate
etwas Ruhe hatten. Allerdings wurden [S.175] zwei Kompagnien
unter Major Bleuler im august zur Division Delaborde berufen,
denn nun waren die Engländer im Norden, an der Mondego-Mündung
gelandet.
Die beste Verbindungslinie Junots nach Spanien führte über
Elvas nach Badajoz und Madrid.
[1808: Die Stadt Elvas an der portugiesisch-spanischen
Grenze - Aufstand in Elvas ohne Waffen - Zwischenstation vor
Evora - Blutbad vor Evora]
[Die Stadt]
Elvas und seine zwei Forts, de la
Hippe und Santa Lucia, waren im Frühjahr 1808 von Oberst Girod
de Novillars mit 1400 Mann besetzt worden. Davon waren zirka
900 Schweizer (Bataillon 2/2 Laharpe, ohne
Grenadierkompagnie), der Rest Linieninfanterie und Dragoner
[Lasttiere]. Diese Besatzung war viel zu klein, insbesondere
weil über 800 Geschütze zu bedienen waren. Es wurden denn auch
zwei Kompagnien Schweizer als Artilleristen ausgebildet und
verwendet.
Die Stadt wurde von Aufständische, die allerdings fast keine
Waffen hatten, eingeschlossen. Zu ihrer Befreiung wurde am 25.
Juli General Loison mit 7000 Mann und 8 Geschützen von
Abrantes ausgesandt. Er führte im einen seiner zwei
Grenadierbataillone [1]
[1] General Junot hat alle Grenadierkompagnien aus ihren
Bataillonen herausgenommen und in 2 Regimenter zu 2
Grenadierbataillonen formiert. Die betreffenden Kompagnien
waren immer auf 120 Mann Stärke zu halten. Auffallenderweise
wurden die Grenadiere 1/4 und Bleuler nicht in diese
Regimenter eingestellt.
die 120 Mann starke Grenadierkompagnie des Batallons Laharpe.
Am 29. Juli [1808] versuchte ihn der portugiesische General
Leite mit neu organisierten Truppen und einem kleinen
Hilfskorps Spanier vor
Evora, der Hauptstadt
der Provinz Alemtejo [Südost-Portugal], aufzuhalten. Nach
kurzem Gefecht flohen die Portugiesen hinter die Wälle der
Stadt, die von [General] Loison im Sturm genommen wurden.
Leutnant Schnyder von Wartensee (Gren. 2/2) war unter den
ersten, die durch die Breschen drangen;
das Blutbad war entsetzlich:
-- 2000 Portugiesen und Spanier wurden niedergemacht,
-- auf französischer Seite waren 9 Mann tot, 200 verwundet.
Drei Tage später waren auch die Banden vor Elvas verjagt, aber
auf die Nachricht von der Landung der Engländer musste Loison
sofort nach [S.176] Abrantes zurückkehren und die Provinz
Alemtejo [Südost-Portugal] wieder den Aufständischen
überlassen.
[Näpi-Frankreich verweigerte scheinbar die Rückkehr der
spanischen Königsfamilie nach Madrid].
[August 1808: Englische Landung in Portugal - und die
Schlachten bei Obídos und auf den Hügeln von Roliça]
Am 1. August 1808 landete Sir Arhtur Wellesley, der nachmalige
Herzog Wellington, mit 15.228 Mann englischer Truppen an der
Küste bei Coimbra [Mittel-Portugal]. Unter seinen 16
Bataillonen finden wir das 5/60, 936 Mann stark, das wir
bereits als teilweise Schweizertruppe erwähnten. Es gehörte
zur Brigade Fane. Zur Abwehr war nur die Division Delaborde, 5
Bataillone mit 4350 Mann, sofort verfügbar. Zu ihr wurden 2
Kompagnien Schweizer (1/4) unter Major Bleuler von Peniche
abkommandiert, wie schon erwähnt. Am 15. August [1808]
stiessen die Vorhuten aufeinander bei
Obídos
[Mittel-Portugal an der Küste]; es waren 4 Kompagnien 5/60 auf
englischer Seite, auf französischer je 1 Kompagnie Schweizer
und Franzosen unter Major Bleuler. Der Zusammenstoss endete
mit dem Zurückgehen der Engländer, die einige Gefangene in den
Händen der Schweizer liessen.
Major Bleuler berichtet in seinem Tagebuch verwundert, dass
diese Gefangenen (5/60) teilweise Deutsch gesprochen hätten,
ohne nähe rauf ihre Nationalität einzugehen. Angesichts seiner
Schwäche beschloss General Delaborde, den Angriff des Gegners
auf den Hügeln von
Roliça [Gemeinde Bombarral]
abzuwarten [1],
[1] Infolge Schreibfehlern oft als Roleía oder Boriça
bezeichnet
er konnte dort unter Ausnützung des Geländes die Engländer in
ein hinhaltendes Gefecht verwickeln. Am 17. August griff
Wellesley an, versuchend, die nur 1200m breite französische
Front zu überflügeln. Dies misslang im ersten Angriff infolge
des geschickten Verhaltens der in den Buschwäldern
vorgeschobenen Schweizer schweizer und französischen
Voltigeure. Dabei wurden allerdings die Schweizer ihrer roten
Rïcke wegen von den Franzosen hinter ihnen als Engländer
angesehen und eine Zeitlang sehr heftig beschossen Als das
Gefecht im vollen Gange war, wichen die Franzosen in einem
Sprung auf eine nächste Hügelkette aus, und Wellesley musste
einen neuen Angriff vorbereiten, womit ein halber Tag
verlorenging. Auch diesmal war die Abwehr [S.177] sehr
geschickt; es glückte den zwei Kompagnien unter Bleuler sogar,
einen Angriff eines britischen Regiments zurückzuwerfen, aber
sie verloren dabei viele Leute, fast alle Offiziere wurden
verwundet. Major Bleuler meldet 37 Tote und 27 Verwundete.
Nachdem drei Sturmangriffe abgeschlagen [worden waren], zog
sich General Delaborde schrittweise zurück und konnte
unverfolgt abmarschieren. Er hatte 600 Mann verloren, die
Engländer 474, davon 5/60 allein 66.
[Portugal 1808: GB lässt bei Vimeiro Verstärkung anlanden]
Etwa einen Tagemarsch entfernt hörten General Junot und der
eben vom Zuge nach Elvas [Südportugal an der spanischen
Grenze] zurückgekehrte General Loison den Kanonendonner des
Gefechtes. Sie beschlossen, Wellesley in der Flanke
anzufallen, und zogen demgemäss nach Norden; dieser war aber
an die Küste zurückgewichen, um die Landung neuer
Verstärkungen zu decken, wozu er eine starke Hügelstellung bei
Vimeiro einnahm [1].
[1] Oft fälschlich Vimiero oder Vimiera genannt
Dort landeten am 19. August [1808] zwei Brigaden, die seinen
Gesamtbestand auf 18.760 Mann hoben. Unter ihnen befand sich
das 97. Füslier-Regiment, das aus dem alten Schweizerregiment
Minora entstanden war. Allerdings hatte es nicht mehr viele
Schweizer in seinen Reihen; es zählte 695 Mann. Junot
gliederte seine knapp 13.000 Mann in 4 Brigaden, kommandiert
von den Divisionsgereralen Delaborde und Loison. Als Reserve
behielt er die Grenadierregimenter und etwas Kavallerie. In
der Brigade Thommières marschierten die zwei Kompagnien 1/4
unter Bleuler (246 Mann stark, augenscheinlich ergänzt
worden), im Grenadierregiment St-Clair die Grenadierkompagnie
des Batallons Laharpe (2/2).
[Vimeiro 1808: Das Angriffsmanöver gegen GB]
Wellesley hatte seine Brigaden um Vimeiro postiert, den
rechten Flügel gegen das Meer gesichert, den linken durch
einen tiefen Talgraben voraussichtlich gedeckt; er erwartete
eher einen Angriff der Küste entlang. Junot beschloss, ihn
direkt im Dorfe [Vimeiro] durch einen Vormarsch zu fesseln und
mit einer Brigade landeinwärts zu umgehen, den Abschnitt
zwischen Vimeiro und dem Meer aber freizulassen [S.178]. Zum
Angriff auf das Dorf wurden drei Brigaden befohlen, gefolgt
von der Grenadierreserve (2 Regimenter) unter General
Kellermann, die Umgehung lag der Brigade ob. Das Manöver
konnte von den Engländern auf ihrer Höhenstellung beobachtet
werden, worauf vier Brigaden gegen Osten verschoben wurden.
Dies veranlasste wiederum [den französischen General] Junot,
eine weitere Brigade Solignac Brennier nachzusenden, womit er
seinen Angriff zersplitterte.
Wirklich traf zuerst die Brigade Thommières vor Vimeiro auf
die britischen Brigaden Fane (5/60 und 3 andere Bataillone)
und Anstruther (97. und 3 andere Bataillone). Ihr massierter
Angriff brach im Feuer der Engländer zusammen; von vorn und in
den Flanken angefallen, wurden sie die Hänge vor Vimeiro
wieder hinabgedrängt, nicht besser erging es ihrer
Nachbrigade. Den zweiten Angriff unternahm das
Grenadierregiment St-Clair (dabei die Komp. 2/2). Seinem
Kolonnenansturm, 16 Mann breit auf 3 Gliedern, Züge
hintereinander, begegneten die Engländer mit Schrapnells, den
erstmals zur Verwendung kommenden neuen Geschütz-Kartätschen.
Die zwei ersten Züge wurden direkt weggemäht, die
Nachstürmenden mussten dem Gegenstoss der vorprallenden
Bataillone und dem Schützenfeuer von 5/60 weichen. Ein dritter
Sturm wurde durch das letzte Grenadierregiment unter General
Kellermann nun etwas östlich des bisherigen Kampffeldes durch
eine Runse [kleine Schlucht] hinauf versucht. Ihm schloss sich
die Grenadierkompagnie Bleuler an; auch dieser Angriff brach
im Feuer zusammen.
Erst jetzt begann fern im Osten der Angriff der Kolonne
Brennier, der mühelos von der britischen Uebermacht abgewiesen
wurde. die Brigade Solignac vermochte ihrerseits durch sehr
schwieriges Terrain (tiefe, felsige Tobel) etwas später den
Höhenrand zu erreichen und durch einen Flankenstoss die
Brigade Brennier zu entlasten, dann aber wurde sie selbst von
4 Bataillonen angefallen und in das Tobel zurückgeworfen, aus
dem sie nur mühsam davonkam. Allerdings wurde nun ein
Reiterangriff des englischen 20. Dragoner-Regiments [S.179]
von den Franzosen aufgehalten, aber ihre Angriffskraft war
dahin.
[Vimeiro 1808: Tote, Verletzte, Seitenwechsel]
Junot hatte ungefähr 1800 Mann verloren, Bleuler nennt an
Verlusten seiner Kompagnien 30 Tote und 45 Verwundete, wobei
er allerdings nicht ausschliesst, dass einige desertiert
seien; diese Angabe wird von britischer Seite bestätigt durch
die Meldung, dass mehrere schweizerische Deserteure bei 5/60
eingestellt wurden. Die Engländer hatten 720 Mann tot und
verwundet, sie hatten aber auch 14 der 24 französischen
eingesetzten Geschütze erobert.
[GB-Befehl von Burrard besagt: Stillstand - Vertrag von
Cintra: Fort Peniche an GB, Elvas an Spanien, Almeida an GB
- Franzosentruppen lassen sich auf englischen Schiffen nach
Hause fahren]
Nun aber hielt sie ein Befehl des neugelandeten
Oberbefehlshabers Burrard an Ort und Stelle fest, wodurch
Wellesley die Ausnützung des Sieges unmöglich wurde. Trotzdem
meldete sich am 22. August [1808] General Kellermann als
französischer Parlamentär, und aus den nachfolgenden
Verhandlungen ergab sich der Vertrag von Cintra
[Mittel-Portugal an der Küste], demzufolge die Armee Junot
Portugal räumte, um auf englischen Schiffen nach Frankreich
zurückgebracht zu werden. Infolgedessen übergab Oberstleutnant
Felber das Fort Peniche den Engländern; die 1400 Mann in Elvas
zogen mit Sack und Pack durch eine spanische Belagerungsarmee,
die sie 20 Tage lang eingeschlossen und heftig bombardiert
hatte, ab, und auch die kleine Besatzung von Almeida wurde
unter englischer Bedeckung an die Küste gebracht.
[Ca. 80 Schweizer verlassen die F-Truppen und gehen zu
GB-Truppen zum weiterschlegle]
Während nun die Franzosen auf die Transportschiffe warteten,
desertierten allerdings über 500 Mann zu den Engländern,
meistens Schweizer, die fast alle im 5/60 Handgeld nahmen. Sie
sollen fast ein Fünftel des Bestandes betragen haben, und
dieser Uebertritt wurde den Schweizern von Napoleon sehr übel
vermerkt.
[1808/1809: Napoleon dirigiert die Armee von Junot erneut
nach Spanien - in mangelhaftem Zustand - die
"Schweizerbrigade Castella"]
Der Kaiser [Napoleon] war mit [General] Junot und seiner Armee
überhaupt unzufrieden. Dies äusserte sich darin, dass er die
im Spätherbst 1808 und Januar 1809 in Nordfrankreich an Land
gesetzten Truppen unverzüglich wieder nach Spanien dirigierte,
ohne ihnen nur Rast oder die dringend nötige Ergänzung ihrer
sehr mangelhaft gewordenen Ausrüstung zu erlauben. So wurden
die zuerst gelandeten Schweizer des Bat. Felber (weniger 2
Koimp.) und mit ihnen die [S.180] Grenadierkompagnie Laharpe,
zusammen 400 Mann stark, in ein Marschbataillon formiert und
unter Major Bleuler zur neuen Armee Junot abkommandiert. Sie
standen schon Ende Oktober [1808] wieder in Spanien und wurden
am 1. Januar 1809 vom Kaiser in Astorga besichtigt, als sie
neu zum Korps Soult in die Schweizerbrigade Castella
eingeteilt wurden. Erst damals erhielten sie etwas
Ausrüstungsgegenstände, mussten aber in den Mänteln
defilieren, weil die Uniformen zu schäbig aussahen. Sie
zählten damals noch 19 Offiziere und 168 Mann. Der Rest des
Bataillons Laharpe (2/2) landete erst im Januar 1809 in
Frankreich und wurde ebenfalls sofort nach Spanien und zum
Korps Soult dirigiert; wo es wie das Ersatzbataillon von Ernst
im Frühjahr 1809 in Zuwachs kam.
1808: Französische Truppen plündern zu viel:
Cordoba, Jaen - spanische Truppen besiegen Franzosen
[Der französische Versuch, Madrid zu umzingeln: Projekte
Valencia und Cadiz - Desertionen - unerfahrene französische
Truppenteile]
Kehren wir vorläufig zurück in den Mai 1808. Die Divisionen
Duponts und Monceys standen um Madrid, zusammen 53.000 Mann
stark. Sie sollten durch Vorstösse nach Valencia und Cadiz die
Besetzung des Landes vervollständigen. Moncey erhielt hierzu
9000 Mann, mit denen er gegen Valencia zog, unterwegs das
Bataillon Trachsler am [Fluss] Cabriel aufreibend. [General]
Dupont verfügte über 13.000 Mann, nämlich die Division Barbout
(dabei Schweizerbataillon 3/4, Christen: 709 Mann) und 4
Kavallerieregimenter unter General Fresia, ferner die Brigade
Schramm aus den spanischen Regimentern Jung-Reding und de
Preux formiert; diese war noch 2000 Mann stark, bereits stark
durch Desertion verringert. Aus den desertierten Schweizern
bildeten die spanischen Generale kleine Detachemente, die als
Banden längs der Passstrassen der Sierra Morena verteilt
wurden und die Verbindungen Duponts mit Madrid später
vollständig unterbrachen. Ihre Tätigkeit war die Ursache, dass
Dupont, der am 24. Mai [1808] Toledo verlassen hatte, am 20.
Juni die Division Vedel nachgesandt wurde, nur um die Strasse
wieder zu öffnen. Unter seinen Truppen hatte Dupont nur ein
erfahrenes französisches Bataillon, 7 andere waren Rekruten
(5) oder Milizen (2), ebenso die Kavallerie; auch das
Schweizerbataillon war ja erst kürzlich [S.181] aufgestellt
worden und konnte nicht als kriegserfahren gelten. Die blauen
Schweizer der Brigade Schramm zeigten ihre geringe
Begeisterung bei jeder Gelegenheit und waren jedenfalls nicht
als zuverlässig anzusehen.
[Juni 1808: Französischer Raubzug nach Cordoba - Plünderung
- alle Spanier wenden sich gegen die Franzosen - Rückzug
nach Andujar - Malaria]
Am 5. Juni [1808] erreichte [General] Dupont Andujar
[zentrales Südspanien] am [Fluss] Guadalquivir, ohne
Widerstand angetroffen zu haben, hörte nun aber hier vom
drohenden Aufstand in Andalusien [denn Frankreich hatte die
spanische Königsfamilie nach Paris entführt]. Die Nachricht
bewahrheitete sich, als er am 7. Juni [1808] bei der Brücke
von Alcolea [da gibt es viele Alcoleas] auf den ersten
Widerstand von Truppen und Bauern stiess. So kurz das Gefecht
auch gewesen, bildete es doch die Entschuldigung zum
kriegsmässigen Vormarsch auf Cordova, das
systematisch
geplündert wurde. Die Nachricht hievon schadete
den Franzosen mehr als alles andere vorher. Nun setzte eine
wahre Greuelpropaganda gegen sie ein, und die andalusischen
Bauern waren überzeugt, dass es gelte, einen raubgierigen
Barbareneinfall abzuwehren. Angesichts des nun überall
aufflackernden Aufstandes fand es [General] Dupont ratsam,
Cordova zu räumen und sich auf Andujar zurückzuziehen. Dort,
in einem ungesunden Fieberklima, wartete er nun fast einen
Monat lang die Entwicklung der Dinge ab, täglich Fieberkranke
an die Notspitäler abgebend. Am 21. Juni [1808] waren vom
Bataillon 1/4 noch 536 Mann dienstfähig, das Regiment de Preux
zählte noch 735, Jung-Reding 953 Mann.
[20.6.1808: Neue französische Plünderungsaktion in Jaen -
Spanier umzingeln aus Rache Andujar - Franzosen versuchen
die Flucht - 500 Verletzte oder Malariakranke sind
transportunfähig - Kampf um die Stadt Bailén - Franzosen mit
General Dupont kapitulieren vor Bailén]
Er entsandte eine Strafexpedition am 20. Juni [1808] nach
Jaen, die diese Stadt radikal ausplünderte. Die französische
Besatzung wurde aber am 2. Juli durch das spanische
Schweizerregiment Alt-Reding vertrieben. Dieses kam in der
Division des General Theodor von Reding (eines Schweizers) am
rechten Flügel der spanischen Armee Castaños anmarschiert.
Castaños, Oberbefehlshaber der andalusischen Streitkräfte,
beabsichtigte, Dupont in Andujar einzuschliessen; die
Divisionen Reding und Coupigny (je 10.000 Mann) sollten ihm
den Rückweg nach der Sierra Morena verlegen, während ihn
General Jones mit 6-7000 Mann von Westen her anpackte. Eine
Reserve unter General la Peña von 7-8000 Mann stand südlich
des [S.182] Flusses bereit, während etwa 10.000 Freischärler
die Umschliessung von Norden vollendeten. Die spanischen
Divisionen bestanden grösstenteils aus Neuformationen, die
kaum 5 Wochen ausgebildet worden waren; andererseits half
ihnen die Unentschlossenheit Duponts und Vedels, welch
letzterer inzwischen ebenfalls über die Passstrasse von
Despeñaperros nach Bailén (25km östlich Andujar) gekommen war.
Nach nutzlosen Hin- und Hermärschen, veranlasst durch kleinere
Gefechte an dieser Strasse, bei denen eine weitere
französische Ersatzdivision, Gobert, stark mitgenommen wurde,
zog sich Vedel mit dieser gegen Norden nach La Carolina
zurück. In die Lücke zwischen ihm und Dupont stiessen Reding
und Coupigny am 18. Juli [1808] und besetzten die starke
Hügelstellung von Bailén mit Front gegen Westen und Osten.
Dupont begann auf diese Nachricht hin noch am selben Abend den
Rückmarsch, er hoffte, die Spanier in Bailén zwischen sich und
Vedel erdrücken zu können, fürchtete aber seinerseits einen
Angriff Jones, der in den letzten Tagen ständig westlich
Andujar demonstriert hatte. Zur Bedeckung seiner 500 Fuhrwerke
zählenden Trainkolonne und der mitgeführten etwa 1000 Kranken
musste Dupont seine Truppen stark verteilen. Etwa 500
transportunfähige Kranke blieben zudem in Andujar zurück.
Nach einem ermüdenden Nachtmarsch stiess Duponts Vorhut, 1
Voltigeuerbataillon (dabei 1 Kompanie Schweizer unter
Hauptmann Landolt), am 19. früh auf die Spanier, die eben
ihrerseits gegen Andujar aufbrechen wollten. In vier sich
folgenden Angriffen warf Dupont seine aus dem Karrenzug
heraneilenden Truppen gegen die starke Hügelstellung, immer
vergeblich. Hierbei trafen die Schweizer der Brigade Schramm
und des Bataillons 3/4 (Christen) auf das Regiment Alt-Reding.
Als sie sich als Landsleute erkannten, stellten sie das Feuer
ein und vereinbarten, man wolle tatenlos zusehen, wie die
Entscheidung falle. Allerdings gab es einen kurzen Disput, bei
dem sogar 50 Mann spanische Schweizer gefangen wurden, dann
aber [S.183] blieb es auf diesem Frontteil ruhig. Dadurch
verblieb eine starke Hügelstellung in spanischen Händen, die
es General Reding ermöglichte, anderwärts den Kampf um so
energischer zu führen. Infolge der Hitze und der Ermüdung der
Truppen missglückte auch der letzte französische Angriff auf
Bailén,
während nun auch die zögernd folgende spanische
Reservedivision von Andujar her Duponts Trainkolonne angriff.
Unter diesen Umständen schloss Dupont einen Waffenstillstand
mit General Reding, in dessen Folge er am nächsten Tage mit
seinen Truppen kapitulierte. Das Korps sollte, entwaffnet,
nach Frankreich auf dem Seeweg zurückgeschafft werden; dagegen
gelang es Castaos, auch die Division Vedel, die auf den
Kanonendonner hin, allerdings zu spät, zurückgekehrt war, in
die Kapitulation einzubeziehen.
Vorher schon, aber erst im Moment, wie das Signal "Feuer
einstellen" getrommelt wurde, hatten die Soldaten der
Regimenter Jung-Reding und de Preux fast gesamthaft
desertiert. Es blieben nur die Offiziere und wenige Leute,
etwa 180 Mann, übrig.
[Bailén: Die Kapitulation von General Vedel]
Die Diviison Vedel hatte erst abends 5 Uhr in den Kampf
eingegriffen. Dabei war das Bataillon d'Affry unter Führung
des Obersten von May ebenfalls auf ein Schweizerbataillon
Alt-Reding gestossen. Trotz abwehrender Rufe dieser letzteren
waren die roten Schweizer vormarschiert, so dass diese,
gewitzigt durch die Erlebnisse mit dem Bataillon Christen,
schliesslich auf 40 Meter Distanz das Feuer eröffneten. Bevor
das zurückflutende Bataillon sich zu neuem Angriff geordnet,
wurde der Kampf eingestellt, und Major d'Affry als Vorhut der
Division mit fünf Offizieren und 115 Mann nach Norden
abgeschickt. Damit entging er als einziger der Kapitulation
und brachte die Nachricht von der Katastrophe nach Madrid.
Seine Leute wurden zum 2. Bataillon des 3. Regiments
(Graffenried) zugeteilt, er selbst erhielt später den Befehl
des 4. Schweizerregiments. [S.184]
[Spanien 1808: Die Bestrafung für die französischen und
schweizer Plünderer: Tod in Gefangenschaft in Cadiz oder auf
der Insel Cabrera neben Mallorca]
17.500 Mann streckten in Bailén die Waffen, davon 960 Mann des
Bataillons d'Affry mit Oberst von May, 619 des Bataillons
Christen, sowie die Reste der Regimenter de Preux und
Jung-Reding. Sie wurden unter Bewachung an die Küste geführt,
wobei man zur Vermeidung von Volksaufständen die Städte
Cordova und Sevilla vermied. Aber auch so hatten die
Gefangenen allerlei Beschimpfungen und Misshandlungen zu
erdulden und wurden gänzlich vertragswidrig nicht nach
Frankreich zurückgesandt, sondern teilweise im Hafen von Cadiz
auf abgetakelten Schiffen (Pontons) eingesperrt, teilweise auf
der kleinen Baleareninsel Cabrera (südlich Mallorca)
ausgesetzt. Die Leiden dieser armen, hilf- und rechtlosen
Gefangenen bilden eines der düstersten Kapitel in der
Geschichte unserer Fremdendienste. Gebrochen an Leib und Seele
kehrten nur wenige von 1700 Schweizern nach der Heimat zurück.
[Viele Schweizersoldaten machen wieder einen Seitewechsel]
Allerdings hatte ein Teil von ihnen sich bei den Spaniern oder
den Engländern anwerben lassen, besonders im Regiment von
Wattenwyl nahm eine ganze Anzahl Handgeld. Andere wieder, nun
in spanischer Uniform, desertierten bei erster Gelegenheit zu
den Franzosen zurück, die sie dann freilich meist in das neue
Fremdenregiment "Royal Étranger" steckten, was zu häufigen
Reklamationen seitens der Schweizer führte.
[Spanien 1808: Teilung der Armee nach Madrid und nach
Katalonien]
Die Spanier ihrerseits hatten 954 Mann verloren, davon das
Regiment Alt-Reding 104. Statt aber ihren Erfolg durch
sofortigen Vormarsch auszunützen, warteten sie wochenlang die
Befehle der Junta von Sevilla ab, die endlich die Armee
teilte; Castaos zog mit dem grössern Teil gegen Madrid, Reding
wurde mit seiner Division nach Katalonien entsandt.
Inzwischen hatte die Nachricht von der Niederlage und
Kapitulation von Bailén ungeheures Aufsehen erregt. Es war das
erstemal seit den Revolutionskriegen, dass eine französische
Armee in dieser Weise geschlagen worden [war]; ganz Europa
horchte auf, man munkelte vom Niedergang [S.185] der
napoleonischen [Terror]-Herrschaft. Durch Spanien lohte der
Aufstand in hellen Flammen [die Königsfamilie entführen und
Städte plündern war einfach zu viel].
[Madrid 1808: frz. Abzug von Madrid am 1.8.1808 - Warten
auf Verstärkung in Logroño-Milagro, dann in Vitoria -
Spanier belagern Barcelona]
Der Vorstoss [des französischen Generals] Monceys auf Valencia
war vor den Toren dieser Stadt gescheitert; im Norden drohte
ein Vorstoss gegen die Etappenlinie nach Frankreich; um Madrid
herum standen nur wenige 1000 Mann, so dass es ratsam wurde,
schon am 1. August [1808] die Stadt [Madrid] zu räumen und
sich über den [Fluss] Ebro in die Gegend von Logroño-Milagro
zurückzuziehen. Dort wurden die Divisionen nun besammelt und
das Anrücken der Verstärkungen abgewartet.
Bevor diese aber im Oktober 1808 einzutreffen begannen,
mussten die Franzosen, bedroht durch eine spanische Armee
Blake zwischen [dem Fluss] Ebro und [der Stadt] Santander, bis
auf Vitoria zurückgehen. Ihr rechter Flügel (Division Merlin)
stand in Bilbao, Bessières mit 16.111 Mann nördlich Vitoria,
anschliessend Ney mit 8176 Mann am Ebro bei Logroño und Moncey
mit 20.153 Mann als zurückgebogener linker Flügel in Navarra
(Estella-Tafalla-Sanguesa). In Barcelnoa wurde Duhesme von
überlegenen spanischen Kräften belagert.
[Schweizersoldaten in Spanien 1808]
Von den Schweizern stand das Bataillon 3/2 von Flüe in
Barcelona [1];
[1] Die Geschicke der Schweizer in Katalonien siehe
nachstehend Seite 196
die Bataillone 1/2, Castelberg, unter Oberst Castella, und
2/3, Thomasset, unter Major Jonathan von Graffenried, waren im
September durch kaiserliche Anordnung unter Oberst Castella im
Armeekorps Bessières vereinigt worden. Bisher hatte das
Bataillon Castelberg im Juni und Juli 1808 an den
unaufhörlichen Strafexpeditionen der Division Frère um Madrid
herum teilgenommen. Seine erste Waffentat war der Sturm von
Segovia am 7. Juni [1808], womit ein dort begonnener Aufstand
blutig unterdrückt wurde. Dann hatte das Bataillon zuerst den
neuen König von Spanien, Napoleons Bruder Joseph, in seine
Hauptstadt geleitet und wieder als Nachhut der
zurückweichenden Invasoren am 1. August [1808] Madrid
verlassen [S.186] und war unter steten Kämpfen nach Aranda am
[Fluss] Duero zurückgegangen. Dort traf es das Bataillon des
Majors von Graffenried, 2/3. Dieses war im Juni [1808] mit der
Division Merle gegen die Aufständischen in Galicien und
Asturien ausgezogen. Es hatte am 12. Juni am Treffen von
Puente de la Pisuerga teilgenommen [1],
[1] Mannschaftsbestand von 600 Mann; im April [1808] hatte das
Bataillon in Aranjuez noch 900 Mann Frontbestand aufgewiesen
[die Malaria wirkt].
das den Weg nach Valladolid öffnete, dann wieder war es in den
endlosen Strafkolonnen kreuz und quer mitmarschiert, mit denen
Marschall Bessières versuchte, die Provinz ruhig zu halten.
Als die inzwischen bereitgestellten Armeen der galizischen
Aufständischen vormarschierten, hatte sie Bessières bei Medina
de rio seco am 14. Juli zersprengt. Das Schweizerbataillon war
in dieser Schlacht Reserve mit zwei Bataillonen der "jungen
Garde". Trotz aller Marschstrapazen litt es relativ weniger
als die andern Schweizertruppen in Spanien, da Marschall
Bessières der Versorgung seiner Truppen alle Sorgfalt
zuwendete, so dass sein Korps weitaus besser verpflegt und
ausgerüstet war als die der andern Führer. Der Unterschied war
augenfällig, als die französische Armee sich bei Burgos
sammelte, und das Bataillon Castelberg konnte sich nur
beglückwünschen, nun ebenfalls zu diesem Korps zu gehören.
[Ende 1808: Brücken von Logroño frz. besetzt+Napoleon kommt
selber vorbei mit neuen Generälen - Burgos geplündert]
Zwar kam es nochmals vorübergehend zum Armeekorps Ney, um an
einem Handstreich auf die Brücken von Logroño mitzuwirken. Es
überschritt am 26. Oktober den [Fluss] Ebro und rückte längs
desselben gegen Logroño vor. Der Gegner floh nach kurzem
Widerstand, die Brücken fielen unversehrt in die Hände der
Franzosen, obwohl sie bereits zur Sprengung vorbereitet
gewesen. Darauf kehrte das Bataillon zu seinen Kameraden in
die Division Merle (später Mermet) zurück und nahm mit dieser
an der am 6. November [1808] losbrechenden Offensive Napoleons
teil.
Die unerfreuliche Wendung der Lage in Spanien hatte nämlich
den Kaiser selbst herbeigerufen. Mit ihm kamen [S.187] die
erprobten Regimenter der Grossen Armee und seine besten
Generale. An Stelle von Bessières übernahm Marschall
Soult
das 2. Armeekorps (AK.) und eröffnete mit diesem den Vormarsch
gegen Burgos. Am 10. November [1808] suchten die Spanier bei
Gamonal den Angriff aufzuhalten, sie wurden aber von der
Reiterei Soults zersprengt, ein Bajonettangriff der Division
Mermet tat das übrige. Burgos wurde geplündert.
Am folgenden Tage inspizierte der Kaiser, begleitet vom
Generalobersten der Schweizertruppen, Marschall Lannes, die
beiden Bataillone, deren gute Haltung von letzterem sehr
gelobt wurde.
[Winter 1808/1809: Brutaler Napoleon: Wintermärsche von
Burgos nach Santander mit Requirierungen - Spanier ziehen
sich in Täler zurück]
Schon am 12. November erhielt das AK. Soult den Befehl, die
rechte Flanke der auf Madrid weiterstossenden Armee zu decken
und Santander zu nehmen. Diese Aufgabe erforderte viele
scharfe Märsche in den unwirtlichen Küstengebirgen, denn noch
trieb sich eine zwar zersprengte, aber doch zahlreiche
spanische Armee in den Bergen herum. Auf schlechten Wegen und
oft in fusshohem Schnee überschritten die Truppen die
unwirtlichen Pässe. Santander wurde erobert und grosse Vorräte
erbeutet; weniger befriedigend war die Jagd nach den stets
zurückweichenden Spaniern, zu deren Abwehr die Truppen Soults
weit auseinandergezogen in die Bergtäler verlegt wurden.
[Winter 1808/1809: Schweizersoldaten in Napoleons Truppen]
Am 15. Dezember finden wir
-- das Bataillon Castelberg in Saldaña mit einem Bestand von
971 Mann, davon 356 krank oder verwunden,
-- das Bataillon Graffenried in Potes (nördlich davon) mit
einem Bestad von 861 Mann, wovon 382 im Spital und 255 bei
rückwärtigen Staffeln detachiert.
Jetzt wurden dem Korps Soult auch die anmarschierenden 8
Kompagnien des Marschbataillons Bleuler zugewiesen und
ebenfalls der Brigade Castella zugeteilt. Es umfasste 3
Offiziere und 92 Mann der Grenadiere Laharpes (2. Reg.) und 23
Offiziere und 193 Mann des 4. Regiments. 33 Mann waren noch in
Bayonne im Marsch. [S.188]
[2.12.1808: Franzosen besetzen Madrid mit Napoleon -
englische Armee (Moore) in Salamanca flüchtet vor Napoleons
Armee nach Coruña+Ferrol zurück - Franzosen mit Marschall
Soult besetzen León]
Am 2. Dezember [1808] hatte inzwischen Napoleon seinen Einzug
in Madrid gehalten, seine Heere stiessen hinter den
zurückweichenden Spaniern gegen Süden vor. Da erreichte ihn am
5. Dezember die Nachricht, dass eine britische Armee (Moore)
über Salamanca gegen Burgos vorzustossen suche. Er befahl dem
Korps Soult, über Leon die Briten von Norden zu bedrohen,
während er selbst von Madrid her in Eilmärschen gegen diese
Armee des Generals Moore anmarschierte. Vor dieser Bedrohung
wich General Moore, der seine Artillerie hatte unterwegs
zurücklassen müssen, gegen Norden aus und suchte sich auf die
Schiffe in Coruña und Ferrol zu retten.
Marschall Soult konnte erst in der zweiten Hälfte Dezember
sein Korps besammeln, dann warf er sich auf die Spanier des
Generals La Romana und vertrieb sie aus Leon, das er am 31.
Dezember erstürmte. In täglichen Märschen von 25-30 Kilometer
trieb er seine Regimenter hinter den kämpfend zurückgehenden
Spaniern und Engländern vorwärts. Schlechtes Wetter,
Schneefälle, zerstörte Brücken, eine arme Gebirgsgegend,
ausgeplündert und ausgesogen, nichts konnte ihn aufhalten. Vor
ihm eilten die Engländer gegen die rettenden Hafenstädte,
Gepäck und Nachzügler aller Art zurücklassend, in ungenügender
Kleidung den Wetterstürzen dieser ausgesprochenen Alpengegend
ausgesetzt; ihr Rückzug ist berühmt geworden sowohl der
Strapazen als des schliesslichen Gelingens wegen.
[1808/1809: Schweizersoldaten bei den Franzosen in Galizien
- englische Armee vertreiben - Besetzung von La Coruña]
Die Schweizerregimenter nahmen abwechselnd im Vormarsche an
den Nachhutkämpfen teil; wir wissen aus den Tagebüchern, dass
vom 2.-8. Januar ihr Marsch durch eine Gegend führte, in der
keinerlei Verpflegung beizutreiben war. Nachschub gab es
sozusagen ebenfalls keinen. Erst am 8. Januar, in der Gegend
von Robra [bei León, Galizien], fanden sich wieder einige
Vorräte an Korn und Stroh; von da weg wurde es etwas besser
mit der Verpflegung, nur die Fourage [Pferdefutter] für die
Pferde fehlte nach wie vor.
Die Nächte wurden in den kleinen Weilern verbracht, oft
mussten wenige Hütten für ein Bataillon genügen. Vom [S.189]
12.-14. Januar [1809] blieb die Schweizerbrigade in Betanzos
zur Deckung dieser wichtigen Strasenkreuzung stehen, während
die Division Mermet mit dem Rest der Armee Caruña angriff und
erstürmte. Die Schweizer kamen infolgedessen nicht zur
Teilnahme an dieser Waffentat, die übrigens die Engländer
nicht hinderte, sich auf ihre Schiffe zu retten. General Moore
allerdings fiel in der Schlacht.
[Und die Mörder nennen sich alle "Christen" - Frankreich und
England mit Krieg auf fremdem Boden, das war der Standard im
Kapitalismus seit 1492].
Am 20. Januar wurde das Korps Soult gegen den andern Hafen, El
Ferrol, dirigiert, den es Ende Januar einnahm. Die Regimenter
taten während der kurzen Belagerung abwechselnd
Schützengrabendienst. Ihre Bestände waren sehr gesunken, am
30. Januar werden sie wie folgt angegeben:
Bataillon
|
diensttuend
|
im Spital
|
gefangen
|
Totalbestand
|
1/2 Castelberg
|
40 Off., 599 Mann
|
452 Mann
|
5 Mann
|
1092 Mann
|
2/3 Graffenried
|
31 Off., 531 Mann
|
300 Mann
|
-
|
862 Mann
|
3/4 Bleuler
|
20 Off., 245 Mann
|
149 Mann
|
-
|
414 Mann
|
So war denn eine Verstärkung hochwillkommen, die unter Führung
des Kommandanten von Ernst am 4. Februar [1809] in Santiago
[de Compostela] zur Brigade Castella stiess. Es waren 341 Mann
vom 4. Regiment, zum Auffüllen des Bataillons Bleuler
bestimmt. In Santiago übergab auch Oberst Castella den Befehl
der Brigade dem Oberstleutnant Thomasset vom 3. Regiment und
kehrte zu seinem Regiment nach Marseille zurück.
1809-1810: Kriege der Napoleon-Armeen in
Galizien und Portugal gegen GB+Port
[Mitte Januar 1809: Napoleon in Frankreich - und Marschall
Soult soll Portugal besetzen und "säubern" - nach dem Abzug
aus Galicien machen die Bauern wieder Aufstand: Garnisonen
umzingelt, Truppenteile in Tälern werden angegriffen - viele
Truppenteile werden von Sp. gefangengenommen]
Abgerufen durch die Kriegsdrohungen in Oesterreich, war
Napoleon Mitte Januar nach Frankreich zurückgekehrt, Marschall
Soult sollte nun von Norden her Portugal säubern; Ney, Victor
und Bessières war die Befriedung [Massenmord mit Zensurbefehl]
Westspaniens übertragen. Nach kurzem Aufenthalt in Santiago
[de Compostela] begann das 2. AK. den Vormarsch am 13. Februar
[1809]; kaum hatte es aber Galicien verlassen, als hinter ihm
der Aufstand wieder ausbrach, die Garnisonen in den grösseren
Ortschaften wurden eingeschlossen. Einzelreisende massakriert,
die Kolonnen ständig von angriffslustigen Banden begleitet.
Während die Regimenter und grössern Truppenteile immerhin
unangefochten durchkamen [S.190], wurden die Trains in den
engen Felsenschluchten überfallen; ein dabei umgestürztes
Fuhrwerk blockierte dann oft die Strasse tagelang, die
Verpflegung, der Nachschub an Munition wurde erschwert.
Ersatzmannschaften und Nachzügler konnten nicht mehr nach vorn
gelangen; so wurden grössere und kleinere Detachemente von
Schweizern aller Bataillone in Vigo, in Tuy, in Chaves
eingeschlossen und schliesslich gefangenenommen. Zwar
versuchte Soult, durch Zurücklassen aller Trains, Verwendung
von Packpferden für Munition und Material und Mitnahme nur der
leichten Vierpfündergeschütze, der Wegschwierigkeiten Herr zu
werden.
[Nord-Portugal 29.3.1809: Französische Besetzung von Oporto
- Schweizer stürmen für den Näpi - Plünderung von Oporto:
Wäsche und Wein]
Er gelangte auch unter steten Kämpfen über Orense (17.
Februar), Chaves (15. März), Braga (19./20.März) vor Oporto
(29.März), dessen Zentrumschanzen die Schweizer an der Spitze
ihrer Division im Bajonettangriff erstürmten. Leutnant Graf
von Solothurn war der erste Mann auf der Brüstung und erhielt
die Ehrenlegion dafür. Die Eroberung dieser grossen und
reichen Stadt war insbesondere angenehm, weil man die Wäsche
ersetzen konnte; bei der Plünderung war allerdings der Wein
noch beliebter gewesen.
[Nord-Portugal ab 19.3.1809: GB+Port. gegen Franzosen -
General Wellesley mit 16.400 Briten und 11.400 Portugiesen -
Franzosen räumen Oporto]
Während nun Marschall Soult zögernd seinen weitern Vormarsch
nach Süden in ein wahres Wespennest feindlicher
Bandentätigkeit vorbereitete und Mühe hatte, trotz seinen
22.000 Mann die Verbindungen mit Ney aufrechtzuerhalten,
rückte von Süden her die englische Armee unter Wellesley mit
16.400 Briten und 11.400 Portugiesen an. Darin befanden sich
u.a. das 97. Regiment mit 22 Offizieren und 572 Mann (ob noch
viele Schweizer darin standen, lässt sich nicht mehr
feststellen) und 5 Kompagnien des 5/60 mit 12 Offizieren und
306 Mann. Diese Jägerkompagnien waren einzeln jeder Brigade
Engländer zugeteilt, und wir finden in jeder Verlustliste der
nunmehr noch 4 Jahre dauernden Kämpfe Wellesleys gegen die
Franzosen, dass sie immer voran und immer drauflos gegangen
sind. [S.191]
Vor dieser Uebermacht wich Soult vorerst hinter den [Fluss]
Duero aus, er wurde dann aber zu rascher Räumung Oportos
gezwungen und begann am 9. Mai [1809] seinen Rückzug quer
durchs Gebirge, unter Zurücklassung aller Trainformationen und
Geschütze. Die Division Mermet mit den Schweizerbataillonen
bildete die Nachhut und deckte den Abmarsch. Am 19. Mai 1809
stand das Korps Soult wieder in Orense, es hatte 6000 Mann und
58 Kanonen eingebüsst und musste sich nun nach Räumung auch
der galicischen Bergtäler darauf beschränken, die
portugiesische Grenze zu bewachen.
[Schweizersoldaten in Galizien 1809-1812ca.: Geplänkel]
Die Schweizer kamen zum Korps Kellermann, das im Sommer in
Zamora stand und von hier aus durch häufige Streifen die
aufständischen Banden niederzuhalten suchte. Es war eine
mühselige und wenig befriedigende Tätigkeit, da der bewegliche
Gegner stetsfort auswich, um wieder nach dem Abmarsch der
Truppen aufzutauchen. Zu regelmässigen Gefechten und
Schlachten kam es mit einem solchen Feind nicht mehr; es waren
nur Plänkeleien, ermüdend und gefährlich. Jeder Mann, der von
seiner Truppe abkam, musste als verloren gelten. In dieser Art
verbrachten die Schweizer nun ihre nächsten Jahre in Spanien.
[1]
[1] Bestände
-- 1/2: November 1809: 644 Mann. Januar 1810: 512 Mann, davon
1/3 im Spital
-- 2/3: Januar 1810: 643 Mann, davon 350 nicht im Spital.
Deserteure 79.
-- 3/4: November 1809: 664 Mann, davon 367 im Spital.
Desertiert 175 Mann, gefangen 106 Mann.
Im Frühjahr 1810 wurde das Bataillon Graffenried, noch aus 3
Kompagnien bestehend, nach León verlegt. Dort wurde es in der
Nacht zum 7. Juni [1810] überrumpelt durch den Verrat der
Bevölkerung, die 500 Spanier in die Stadt einliess. Die
Wachtposten schlugen aber rechtzeitig Alarm und es gelang, den
Feind niederzuwerfen. Etwas später wurde das Bataillon nach
Astorga kommandiert, wo es wieder einmal Landsleute traf; es
war dies das 4. Bataillon [S.192] vom 4. Regiment, unter
Oberstleutnant Göldlin von Tiefenau, 800 Mann [1]
[1] Dabei 60 Mann vom 3. Regiment.
Es hatte im Dezember 1809 das Regimentsdepot in Rennes
verlassen und war im Februar nach Spanien gelangt, als Folge
eines kaiserlichen Befehls, der zur Ergänzung der Kräfte in
Spanien alle bisher in den Depots zurückgebliebenen vierten
Bataillone der bereits jenseits der Pyrenäen stehenden
Regimenter ebenfalls nach dem spanischen Kriegsschauplatz
abkommandierte. Dies brachte total 53.000 Mann neuer Truppen,
allerdings meist Rekruten, zu den abgekämpften Armeen.
Wie die Bataillone des Schweizerregiments [2]
[2] Wie die Brigade jetzt bezeichnet wurde
[Von Valladolid nach León "Ordnung halten" - Sp+Port
belagern Puebla de Senabria+Kapitulation am 10.8.1810 -
Napoleon tobt gegen Graffenried - der gewinnt gegen Napoleon
in Lille vor dem Kriegsgericht am 2.2.1811]
Thomasset gehörte auch das Bataillon Göldlin zur Division
Séras, die mit 6000 Mann die undankbare Aufgabe hatte,
zwischen Valladolid und León Ordnung zu halten. Dies ging
nicht ohne Opfer ab. Das Bataillon Graffenried, noch 14
Offiziere und 333 Mann stark, wurde in Puebla de Senabria,
einer halbzerfallenen Stadtfestung, von Spaniern und
Portugiesen eingeschlossen. Es hatte knapp 80 Patronen auf den
Mann und 2000 Rationen Zwieback. Nach 6 Tagen waren die
Sodbrunnen der Stadt ausgetrocknet, und am 10. August [1810]
musste sich die tapfere Schar ergeben, insbesondere, weil 46
Deserteure dem Feind genau Auskunft gegeben hatten, wie
schlecht es um sie stand. Diese Kapitulation erregte grosses
Aufsehen und veranlasste Napoleon zu einem geharnischten
Schreiben an die Tagsatzung, in dem er Graffenried des
Verrates beschuldigte. Ein Kriegsgericht des 3. Regimentes in
Lille sprach aber am 2. Februar 1811 den Kommandanten von der
Anklage frei und stellte nach genauer Prüfung der Lage seinem
und seiner Truppe Verhalten das beste Zeugnis aus.
Wohl zur Rechtfertigung der geschmähten Schweizerehre wurde
das Urteil in 200 Exemplaren als Flugblatt gedruckt und
verbreitet. Nicht unerwähnt soll allerdings bleiben, dass 126
Mann der in Puebla de Senabria Kapitulierenden beim Feind
Handgeld [S.193] nahmen, davon 66 bei den Engländern (meist in
5/60), 146 Mann und 5 Offiziere wurden kapitulaitonsgemäss,
allerdings erst nach langem Hin und Her und einer Reise über
England, nach Frankreich zurückgeschafft.
[CH-Soldaten in Galizien: Regiment Thomasset wird
aufegelöst - der Rest wird dem Bataillon Göldlin zugeteilt]
Mit diesem Verlust war das Schicksal des Regiments Thomasset
besiegelt. Bereits im Juli [1811] hatten seine Bataillone
Befehl erhalten, sich zur Reorganisation nach Frankreich
zurückzubegeben. Nun wurde es aufgelöst, und im September
[1811] wurden seine noch in Spitälern und vereinzelten Posten
zurückgebliebenen Angehörigen dem Bataillon Göldlin zugeteilt.
Damals traf bei diesem auch ein Transport ehemaliger
Gefangener von Bailén (10 Offizieren, 15 Mann vom Bat. 1/4)
ein. Diese waren mitsamt ihrem Depotschiff auf der Reede von
Cadiz unter dem Feuer der spanischen Kanonen an das von den
Franzosen gehaltene Festlandufer entflohen.
Das Bataillon Göldlin blieb im Etappenraum der Armee
Kellermann. Aufsehen erregte eine tapfere Verteidigung des
Postens von Puente el Santo bei Salamanca durch Hauptmann von
Salis-Samaden mit 50 Mann (eigentlich dem 2. Regiment
zugehörend), bis er entsetzt werden konnte. Zeitweise war das
ganze Bataillon in solche Posten längs der Heerstrassen
verteilt. Ende 1811 zählte es noch 680 Mann, davon 127 Mann
vom 2., 70 Mann vom 3., der Rest vom 4. Bataillon, in 8
Kompagnien geteilt.
Auch während der französischen Vorstösse nach Portugal blieb
es im Verband der Armee Dorsenne (Nordarmee), schmolz aber
stark zusammen und wurde im Herbst 812 aufgelöst. Seit Juli
1812 war es in Burgos gestanden und hatte mit seinen 4
schwachen restlichen Kompagnien das Lob des Korpsgenerals
Vandermaesen errungen, der seine tapfere Unermüdlichkeit in
dieser Zeit allgemeiner Indisziplin zu schätzen wusste. Seine
Reste trafen im November 1812 in Nancy im verlegten
Regimentsdepot ein.
[CH-Soldaten in Galizien: Bataillon Neuchâtel in gelben
Uniformen: tapfer kämpfen, plündern und saufen - Abwehr der
englischen Armee am 27.9.1811 - und ab 1812 gegen Russland]
Mit den Verstärkungen war im September 1810 auch das Bataillon
Neuchâtel nach Spanien gelangt und der Division Clarparède im
Korps Drouet d'Erlon zugeteilt worden [S.194]. Es stand im
Januar 1911 bei Celorico und Gaurda in Nordportugal als
Deckung der Festung Almeida gegen ortugiesisch-britisce
Vorstösse von Oporto her. Beim Rückzug Massenas im März 1811
stand es dort bei der Nachhut und wehrte insbesondere am 6.
April [1811] einen Vorstoss bei Val de la Mula ab.
Einzelne Kompagnien waren gleichzeitig im rückwärtigen Raum
als Etappentruppen beschäftigt, so dass die Canaris [Soldaten
aus Neuenburg in gelben Uniformen, S.160] oft gleichzeitig an
weit auseinanderliegenden Orten Gefechte lieferten und sich
den Ruf einer tapfern, aber zum Plündern und Trinken geneigten
Truppe erwarben. Im Juli 1811 wurden sie der Armee Dorsenne
(Nordarmee) unterstellt, bei der sie bis im Februar 1812
verblieben, worauf sie durch kaiserlichen Befehl zur Grossen
Armee nach Russland kommandiert wurden.
An grössern Gefechten erlebten sie während dieser Zeit ein
Treffen bei Aldea da Ponte, in der Nähe von Sabugal, am 27.
September 1811. Dort hatte die Division Thiébaut versucht, den
Vormarsch der Engländer aufzuhalten und durch kühnen Vorstoss
erst die Plänkler von 5/60 und dann das Gros zurückgetrieben.
Die "Canaris" verloren dabei 3 Offiziere und zirka 60 Mann.
Bei den [durch den französischen Marschall] Massena im
Frühjahr 1811 verfolgenden Engländern standen die Chasseurs
britanniques, 31 Offizier, 808 Mann; anfangs April [1811]
waren sie noch zurück, sie kamen erst bei Fuentos de Oñoro am
4./5. Mai [1811] zum Gefecht, bei dem sie 58 Mann verloren.
Folge desselben war das Aufgeben aller französischen
Stellungen in Portugal. auch Massenas Nachfolger, Marschall
Marmont, vermochte nicht mehr ernstlich den Engländern dieses
Land streitig zu machen. Zwar versuchte er einen Vorstoss
weiter im Süden in Estremadura zu machen, die erwartete
Unterstützung durch den in Andalusien stehenden Marschall
Soult blieb aber aus, so dass der Feldzug resultatlos verlief.
Grössere Verbände der Schweizer scheinen hier nicht mitgezogen
zu sein; vereinzelte Nachrichten von Neuenburgern lassen
vermuten, dass vielleicht detachierte Kompagnien beim [S.195]
9. AK. (Drouet-d'Erlon) standen. Sichere Nachweise fehlen
aber.
[Andalusien 1811: Schweizer bei einer Schlacht in Niebla -
Flucht und Massentod 1812]
Dagegen hatte Marschall Soult damals in Andalusien eine
eigentliche Schweizertruppe von etwa 300 Mann geschaffen,
meist aus Deserteuren und entflohenen Kriegsgefangenen
gebildet. Ihr Kommandant war Major Frischherz, der 1811 in
Niebla [Südspanien nahe der portugiesischen Grenze] durch
seine tapfere Führung eine ehrenvolle Erwähnung verdiente. Das
ungesunde Klima des südspanischen Sommers hatte aber auch auf
die Schweizer eine verheerende Wirkung. Mit dem Rückzuge der
im Norden umgangenen Franzosen, die 1812 [nachdem Napoleon die
spanische Königsfamilie nach Paris entführt hatte und der
landesweite Aufstand ausbrach] mit knapper Not nach Madrid und
Burgos entwischen konnten, verliert sich auch diese stark
zusammengeschmolzene Freischar.
Die Franzosen mit Napoleons Armeen in
Katalonien: Terror und Verluste
[Kampf um Barcelona - General Duhesme - eine französische
"Reserve" mit General Reille mit Schweizersoldaten: Tschudy
und Wimpfen - Aufständische = Miqueletes]
Abgetrennt vom übrigen Spanien führten Franzosen und Spanier
in Katalonien eine Separatkrieg. Dort war 1808 die Armee [des
französischen Generals]
Duhesme in Barcelona
belagert worden. Bei ihr das Bataillon 3/2, von Flüe. Die
anrückende Reserve unter General
Reille zählte
in ihren Reihen das Walliserbataillon und einen Ersatztrupp
von zirka 300 Mann des 2. Schweizerregiments unter
Adjutant-Major Tschudy. Sie vereinigte sich im Juli [1808] mit
[der Armee von General] Duhesme vor Gerona [an der
spanisch-französischen Grenze], unter dessen Verteidigern wir
detachierte Schweizer des Regiments Wimpfen finden. Eine
Kompagnie Wimpfen garnisonierte in der kleinen Festung Rosas,
die ebenfalls in spanischen Händen geblieben [war]. Die
Ereignisse von Baylén [Andalusien, Südspanien] zwangen auch
Duhesme und Reille zum Rückzug, ersteren nach Barcelona,
letzteren nach Figueras, wo beide von den Aufständischen (hier
Miqueletes genannt) scharf beobachtet wurden.
[Kampf um Barcelona: General Gouvion kommt mit
Italo-Soldaten: in Rosas am 6.12.1808 - in Barcelona am
17.12.1808 - Schweizer werden gefangen oder desertieren]
Im Spätsommer begann [der französische] General Gouvion St-Cyr
von Perpignan [Südfrankreich] aus seinen Vormarsch, meist mit
italienischen Truppen. Er eroberte am 6. Dezember 1808 Rosas.
100 Schweizer der genannten Besatzungskompagnie wurden
gefangen. Unter Umgehung von Gerona stiess [die französische
Armee unter General] St-Cyr direkt nach Barcelona vor und
schlug am 16. Dezember [1808] die ihm entgegentretenden
Spanier, bei denen unter General [S.196] Reding Mannschaften
vom 3. Schweizerregiment Alt-Reding und 3 Kompagnien Nr.1,
Wimpfen, standen, bei Llinas und Sarria. Von den 200
Gefangenen waren die meisten Schweizer. Am 17. Dezember [1808]
zog er in Barcelona ein; das Ersatzbataillon Tschudy wurde dem
Bataillon von Flüe einverleibt, wodurch es auf 857 Mann
anwuchs. Es hatte bisher durch seine Neigung zur Desertion
sich ausgezeichnet und war infolgedessen nur noch als
Stadtbesatzung verwendet worden.
[Kampf in Süd-Katalonien 1808-1809: Vorstoss von Barcelona
aus - der spanische General Vives wird fast gelyncht - der
schweizer General Reding wird spanischer Befehlshaber von
Katalonien, verliert aber ebenfalls gegen die französische
Armee - auch General Reding fällt]
Am 20. Dezember [1808] stiess Gouvion St-Cyr weiter nach Süden
vor, verjagte und umging bei Molins del Rey die spanischen
Truppen, bei denen wiederum Alt-Reding und Wimpfen beteiligt
waren. Als Folge der neuen Niederlage wurde Obergeneral Vives
von der empörten Bevölkerung gefangengehalten und General
Reding zum Befehlshaber in Katalonien ernannt. Dieser zog nun
alle verfügbaren Truppen an sich, u.a. auch das Regiment
Betschart von Mallorca her (1956 Mann), so dass er nun
sämtliche noch bestehenden Schweizerregimenter in Tarragona
vereinigt hatte. Er vermochte aber auch nicht die kleinern und
grössern Vorstösse der Franzosen abzuwehren, die am 17.
Februar 1809 bei Igualada das Regiment Wimpfen und [die
Aufständischen] Miqueletes schlugen und im Gefecht bei Falls
am 26. Februar Reding selbst zurückdrängten. Alt-Reding zählte
damals noch 500 Mann, Wimpfen 1140. An Gefangenen wurden 360
Schweizer verloren, General Reding selbst erhielt schwere
Verwundungen, denen er im April 1809 erlag, tief betrauert von
Schweizern und Spaniern.
[Gerona 1808: ist umzingelt - Belagerung mit schweizer
Beteiligung unter General Amey]
Inzwischen suchten die Franzosen nun Gerona [an der
französischen Grenze] einzunehmen. Der Belagerungsarmee war
auch das Bataillon Walliser unter General Amey, einem
Freiburger, zugeteilt. Bei einem Sturm, am 7. Dezember [1808],
verlor es über einen Drittel seines Bestandes an Gefallenen
und wurde als Besatzung in die nun übergebene Festung verlegt.
Ein Ausweis [Bilanzdokument] vom 15. Juli 1811 gibt den
Totalbestand der vier in Gerona liegenden Bataillone mit 1429
Mann an. Im September [1811?] kam es nach Wesel zur
Neueinteilung [S.197].
[Gerona 1808: Spanier umzingeln die Belagerung der
Franzosen]
Um den Ring der Franzosen schloss sich in den Bergen von
Olot-Bañolas und weiter westlich bei Vich [Vic, an der
französischen Grenze] der Kreis der Spanier, die sie durch
einen abwechslungsreichen Kleinkrieg in Atem hielten und sie
zu umständlichen Streifzügen zwang. Immerhin waren die Spanier
den geschickten Manövern der Franzosen nicht gewachsen. So
verlor das Regiment Betschart am 24. Dezember [1808?] bei Olot
[an der französischen Grenze] 6 Offiziere und 250 Mann, und am
20. Februar 1810 musste ein Teil des Regiments Wimpfen bei
Vich [Vic] kapitulieren.
[Hinterland von Barcelona: Franzosen gegen Aufständische,
die aber von der spanischen Armee von General O'Donell
unterstützt werden - der Vormarsch von General Lazán -
Lérida wird französisch besetzt am 22.4.1810]
Der Kampf zog sich mehr ins Innere, [General] Gouvion St-Cyr
verlegte sein Hauptquartier nach Vich [Vic] und versuchte
vorerst, Lérida einzunehmen und die Gebirgsgegend von den
[Aufständischen] Miqueletes zu säubern [alles umbringen].
Diese wurden aber von der kleinen spanischen Feldarmee des
Generals O'Donell geschickt unterstützt. Unter dessen Befehl
befanden sich die Reste der Schweizerregimenter, so namentlich
ein halbes Bataillon, letzter Rest, des Regiments Trachsler,
das in der Armee Blake noch am hitzigen Treffen von Alcañiz
(23. Mai 1809) und dann am kühnen [nächtlichen] Vormarsch des
[spanischen] Generals Lazan nach Katalonien, quer durch die
französischen Etappenlinien, teilgenommen [hatte]. Es wurde am
22. April 1810 bei der Uebergabe von Lérida mit seinem
Bataillonschef Christen gefangengenommen.
Ergänzung: Lérida = Lleida:
"Am 23. April 1810 wurden die Spanier unter Enrique José O’Donnell
von den Franzosen unter Louis
Gabriel Suchet in der Nähe von Lleida geschlagen. Am
folgenden 14. Mai, nach kurzer Belagerung, ergab sich die
Stadt den Franzosen." [web01]
[Hinterland von Barcelona: Streifzüge gegen die
Aufständischen - französische Niederlage in Villafranca am
28.3.1810 - Marschall Augereau lässt die Aufständischen
aufhängen - Katalonien schwört Rache gegen Frankreich für
immer und ewig]
Der Mangel an verfügbaren Truppen brachte es mit sich, dass
das Bataillon von Flüe in Barcelona zwei Elitekompagnien
(ausgewählte, verlässliche Leute) ausscheiden musste, um an
den Streifzügen gegen O'Donell mitzumachen. Sie wurden am 28.
März 1810 in Villafranca überrumpelt und hatten Mühe, sich
zurückzuziehen, denn bei jedem kleinen Treffen waren sofort
auch die Miqueletes da, in Flanke und Rücken der Franzosen,
unerbittlich. Der Krieg wurde noch erbarmungsloser, als der
neue Oberkommandierende in Katalonien, Marschall Augereau,
alle Miqueletes, deren er habhaft wurde, kurzerhand als
Strassenräuber aufknüpfen [aufhängen?] liess. Dies brachte in
die Kriegsführung in Katalonien eine Erbitterung, die selbst
anderswo in Spanien nicht vorkam. [S.198]
[Katalonien: Die "Helvetische Legion" unter Oberst Kayser
verliert in Lérida - Reste des Regiments Wimpfen bleiben
unter der spanischen Armee von O'Donell - Sperre von den
Pyrenäne bis zum Ebro + Rückeroberung von Figueras im Mai
1811 + Festungsbau am Meer in der Mündung des Ter]
Aus einzelnen Kompagnien der Regimenter Wimpfen, Reding und
Betschart war inzwischen eine "Helvetische Legion" [1]
[1] Vergleiche Seite 170 weiter vorn
unter Oberst
Anton Kayser, gebildet worden. Sie
kam aber ebenfalls teilweise in Lérida in die Hände der
Franzosen. Der Rest des
Regiments Wimpfen blieb
bei der [spanischen] Armee O'Donell, die sich nun in der
Flanke der gegen Tarragona vorstossenden Franzosen von den
Pyrenäen bis zum Ebro aufstellte und wachsam jede falsche
Bewegung verfolgte, um sie sofort durch kühnen Vorstoss zu
ahnden. So wurde im Mai 1811
Figueras [an der
französischen Grenze] überrumpelt, dann auch auf der
Isla
de las Medas, an der Mündung des [Flusses] Ter,
eine kleine Festung erbaut, die der Verbindung mit der
englischen Flotte diente.
[Katalonien: Schweizerregimenter "schmolzen [...] rasch
zusammen"]
Die Schweizerregimenter schmolzen bei diesen Strapazen rasch
zusammen, bei den Spaniern zählte Wimpfen Ende 1811 noch 532
Mann, ein Jahr später nur 348 Mann; andererseits hatte das
Bataillon von Flüe im Mai 1811 noch 316 Mann in Barcelona;
Ende 1811 wurde es mit 156 Mann endgültig nach Frankreich ins
Depot zurückbefohlen, nachdem es den Sommer über bereits die
kleine Pyrenänefestung Montlouis garnisoniert, an den Kämpfen
also nicht mehr teilgenommen hatte.
[Katalonien: Spanische Angriffe unter Genral Courten:
Monjuich bei Barcelona - Rückzug nach Tarragona - Frankreich
besetzt Tarragona im Mai 1811 - spanische Racheaktionen in
Südfrankreich in Foix]
Der Krieg hatte sich in der Hauptsache doch südwärts gezogen.
Wohl hatte [die spanische Seite mit]
General Courten
(ein Schweizer) im Januar 1811 versucht,
Monjuich
bei Barcelona mit den Spaniern zu überrumpeln, schon im Mai
war er genötigt, mit 4500 Mann sich nach
Tarragona
zurückzuziehen, das die Franzosen im Mai 1811 eroberten. Auch
kleine Vorstösse der Spanier (dabei Teile von Wimpfen und
Trachsler) nach Frankreich hinein, wo im März 1812 sogar [die
südfranzösische Kleinstadt]
Foix gebrandschatzt
wurde, änderten an der Lage wenig.
[Von Katalonien bis Valencia]
Die Franzosen drangen nun auch der Küste entlang gegen Süden
bis Valencia.
[Spanien: Schweizerregiment von Wattenwyl reist von
Sizilien nach Cadiz - Garnison mit GB - 5 schweizer
Kompagnien sichern Cartagena bei Murcia]
Schon im Jahre 1811 war das Regiment von Wattenwyl von
Sizilien her nach Cadiz verschifft worden. Sieben seiner
Kompagnien und zwei der Chasseurs britanniques [S.199]
bildeten dort die Garnison; 5 Kompagnien wurden im Frühjahr
1812 nach Cartagena [Hafenstadt bei Murcia] als Besatzung
gelegt. Das Regiment selbst kam nicht zu aktiver Tätigkeit.
[Spanien: Die Sicherung von Alicante mit Schweizern und
Engländern - CH+GB+D+Sp scheitern am 13.4.1813 in Castalla
gegen die französische Armee von Marschall Suchet]
Dagegen landete am 7. August 1812 General
Maitland
mit einer Armee von Sizilien her in
Alicante;
unter ihm standen 3 Kompagnien
von Roll (11
Offiziere, 320 Mann) und 5 Kompagnien
Dillon
(18 Offiziere, 536 Mann) als Bataillon Roll-Dillon
zusammengefasst, von den Engländern der letzten
Ergänzungsmannschaften wegen auch "die fremden Deserteure"
genannt. Allerdings anerkennen die englischen Kritiker gerne,
dass die ursprünglichen, nur noch wenigen Schweizer des
Regiments von ganz vorzüglicher Qualität waren.
Im November [1812] folgte eine weitere Expedition unter
General
Campbell, bei dieser befand sich ein
"Leichtes Infanterie-Bataillon", das je eine Kompagnie Jäger
der Regimenter von Roll-Dillon (Hpt. Müller) und der 3., 4.,
7. und 8. Deutschen Legion umfasste, total 21 Offiziere, 582
Mann. Es wurde bald aufgelöst, und die Schweizerjäger kehrten
zum Bataillon
Roll-Dillon zurück, das der
Division
Clinton zugeteilt wurde. Mit dieser
nahm es teil an dem Treffen von
Biar am 12.
April 1813 und der nachfolgenden Schlacht von
Castalla
[ca. 20km nördlich von Alicante], 13. April [1813], in der
Marschall
Suchet den Engländern den Vormarsch
nach Norden verlegte. Das Bataillon deckte am ersten Tage
geschickt den Rückzug der Armee, sein Verlust betrug 25 Mann.
[Katalonien: Spanisch-englischer Ausflug von Alicante nach
Tarragona - Tortosa mit Franzosen wird abgeschnitten -
Frankreich vertreibt GB+Sp]
Anfangs Juni 1813 schifften sich die britischen Truppen in
Alicante wieder ein und landeten am 3. Juni [1813] südlich
Tarragona
[ca. 40km südwestlich von Barcelona an der Küste]. Roll-Dillon
und das englische Bataillon 2/67 wurde unter Oberst Prévost
zur Einnahme des kleinen Forts
San Felipe de Balaguer
[westlich von Barcelona] entsandt, damit den Franzosen in
Tortosa
[ca.40km südwestlich von Tarragona] eine Hilfeleistung nach
Norden nicht möglich sei. Es ergab sich am 8. Juni [1813],
aber am 18. schon verliess das britische Korps wieder die
Gegend von Tarragona und kehrte nach
Alicante
zurück. Oberst Prévost deckte den Abzug während mehreren Tagen
gegen überlegene französische Kräfte und wurde Ende Juni
ebenfalls [S.200] wieder eingeschifft.
[Baskenland+Spanien 1813: GB siegt in Vitoria bei Bilbao -
Franzosen ziehen ihre Linie bis Barcelona zurück -
Sp+GB+D+CH ziehen langsam nach - die Brigade Adams - eine
Schlacht an der Flussquelle des Llobregat wegen einer
Strassensperre]
Inzwischen hatten die Briten in Nordspanien den Sieg bei
Vitoria (21. Juni [1813 - ca.50 km südlich von Bilbao])
errungen, und die Franzosen räumten ganz Spanien fluchtartig.
Marschall Suchet ging hinter den [Fluss] Llobregat [Region
Barcelona und das Hinterland] zurück, die britisch-spanische
Armee, nun unter General Bentink, verfolgte ihn.
Der Vormarsch ging allerdings langsam vor sich, da man es
unterlassen hatte, für genügend Trains vorzusorgen. Erst am
12. September [1813] erreichte die Vorhutbrigade Adams (2
Jägerkompagnien, davon eine von Roll, unter Hauptmann Müller,
von Näfels, 4 Offiziere, 93 Mann, 2 Bat., 4 Geschütze und 150
Dragoner, total 1500 Mann) den Col del Ordal nördlich von
Villafranca, d.h. die Wasserscheide zum [Fluss] Llobregat. Sie
richtete sich für die Nacht dort in breiter Front ein, alte
Schützengräben, die General Reding vor drei Jahren hatte
aufwerfen lassen, für ihre Stellungen benützend. 1500 Meter
von denselben führte eine vierzehnbogige Brücke über ein
tiefes Tobel, das sonst keinen andern Uebergang ermöglichte.
Sie blieb unbeachtet, die Dragoner wurden hinter die
Aufstellung zurückgenommen. Die Jäger und zwei weitere
Kompagnien sperrten die Strasse, tobelabwärts (gegen Osten)
standen 8 Kompagnien Engländer (2/27), hangaufwärts ein
Bataillon Kalabreser Schützen in ziemlich undurchdringlichem
Bergwald. Horchposten oder Vorpatrouillen wurden keine
ausgesandt, die Truppe schlief aber in ihren Feuerstellungen.
Marschall Suchet marschierte mit 14 Bataillonen in dieser
Nacht gegen den Pass vor, nur im Osten von einem
Flankenbataillon unter dem nachmaligen Marschall Bugeaud
(Bataillon 2/116) begleitet. Ungestört passierten die
Franzosen die Brücke, griffen die Strassensperre überraschend
und überflügelnd an und warfen die Grosszahl des Gegners auf
das Bataillon 2/27 und den Berg hinunter. Die Kompagnie Müller
hielt tapfer aus, versuchte mit den Kalabresen drei
Flankenstösse in die nachrückende Uebermacht und schlug sich
schliesslich durch den Bergwald zum [Fluss] Gros [S.201]
zurück, das vorerst hinter Villafranca und dann noch weiter
zurückging. Die Brigade Adams vermochte schliesslich noch etwa
die Hälfte ihrer Bestände zu sammeln. Die Kompagnie Müller
hatte 1 Offizier und 18 Mann tot, 9 Verwundete und 22
Vermisste; sie zählte also nur noch 40 Mann. Das Bataillon
Roll-Dillon kam sonst nicht ins Feuer; es hatte den Vormarsch
mit 27 Offizieren und 696 Mann angetreten.
[Barcelona 1814: Die spanische Belagerung gegen die
Näpi-Franzosen]
Erst im Februar 1814 begann Marschall Suchet seinen neuen
Rückzug. Am 3. Februar [1814] eröffneten die Spanier die
Belagerung von Barcelona, wo er eine starke Garnison
zurückgelassen [hatte]. Die britischen Truppen standen zur
Unterstützung bereit, mussten aber nur am 23. Februar
eingreifen, als die Franzosen einen Ausfall versuchten. Ins
Feuer kamen sie nicht mehr.
Im April 1814 wurden die Kompagnien von Roll wieder nach
Italien eingeschifft. Wie mehrere der tapfersten Truppen
erhielt das Regiment das Recht, die Ehrenmeldung "Peninsula"
["Halbinsel"] in seiner Fahne und an seinen Abzeichen zu
führen. Es kam vorerst nach Messina [Sizilien] zurück und
wurde 1815 nach Korfu [Griechenland] verlegt, während die
bisher auf Malta verbliebenen drei Kompagnien, die besonders
unter Pest und Fieber gelitten, auf [den Korfu-Inseln]
Kephalonia und Zanthe standen. Am 21. August 1816 wurde es
aufgelöst und seine Angehörigen mit ehrenvollem Abschied
entlassen. Seit 1813 hatte Generalmajor Franz von Rottenburg
an Stelle des verstorbenen Obersten von Roll das Regiment
kommandiert.
Die Reste des Regiments Dillon erhielten schon im Sommer 1814
den Abschied, anlässlich der Auflösung der
anglo-sizilianischen Armee. [S.202]
[Und der Bruder von Napoleon musste aus Madrid verduften - und
die spanische Königsfamilie durfte von Paris wieder nach
Madrid reisen und wieder in Madrid wohnen gehen].
Quellen
[web01] https://de.wikipedia.org/wiki/Lleida
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