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Die Schweizer Wehrmacht - schweizer Soldaten im Ausland

Kapitel 3.1.: Fremdendienste: in der Zeit von Napoleon

D. Schweizer kämpfen in englischen Diensten im Mittelmeergebiet und in Aegypten 1803-1810

GB mit Schweizern gegen Napoleons Armee in Ägypten - türkische Reiterei retten eine Insel im Nil - Kämpfe um Sizilien und Dalmatien (Kroatien) - Franzosen werden von den Korfu-Inseln vertrieben

Und die Massenmörder mit Spiess, Helebarde und Gewehr wollten alle "Christen" sein.

von Oberst i.Gst.Dr. Feldmann - unter Mitarbeit von Oberstleutnant Schafroth und Oberstleutnant Schumacher - Hallwag, Bern

präsentiert von Michael Palomino (2024)


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3.1. D. Schweizer kämpfen in englischen Diensten im Mittelmeergebiet und in Aegypten

Seit 1803 hatte sich die Stellung der Engländer in Aegypten ständig verschlechtert, diplomatische Intrigen förderten den franzosenfreundlichen Albanier Mohamed Ali, der die Mameluken [Militärsklaven im Osmanischen Reich] verfolgte und sich auch gegen die Türken wandte, die er in Alexandrien belagerte. Zur Wiederherstellung der Ordnung im Nildelta, das als Durchgangsland nach Indien für England wichtig war, musste England nun um so mehr Truppen einsetzen, als es gleichzeitig in Konstantinopel ebenfalls eine diplomatische Schlappe erlitten, die durch eine verunglückte Forcierung der Dardanellen mit acht Kriegsschiffen noch unterstrichen wurde.

[1803: Der Ausflug von GB mit Schweizern von Sizilien nach Ägypten - Alexandrien ergibt sich an GB - GB besetzt Abukir östlich von Alexandria - Krieg um die landwirtschaftlichen Zentren Ramanieh und Rosetta - die Türken kommen zu Pferde]

So segelten 242 Offiziere und 5672 Mann, darunter das Regiment von Roll (32 Offiziere, 729 Mann) und die Chasseurs britanniques (29 Offiziere, 905 Mann) unter Generalmajor Fraser Mackenzie am 21. Februar [1803] von Sizilien nach Aegypten. Sturm und ungünstige Kütenverhältnisse verzögerten die Landung, als deren Folge immerhin Alexandrien am 20. März sich den Engländern ergab, die eine Sperrstellung östlich davon bei Abukir einnahmen. Um die Verpflegung der Stadt und der Armee vom Nildelta her zu sichern, mussten Ramanieh und Rosetta, zwei Landwirtschaftszentren etwa 70km von der Stadt entfernt, gehalten werden.

Ein erster Angriff auf Rosetta durch das 31. britische Regiment und die Chasseurs britanniques endete am 31. März in einer schweren Niederlage, die Chasseurs verloren 106 Tote und 125 Verwundete. Es war unvermeidlich, durch einen wirklichen Erfolg nun das europäische Prestige wieder zu sichern; deswegen [S.161] wurde am 3. April [1803] ein neuer Vorstoss mit 2500 Mann und 11 Geschützen gemacht. An der Expedition waren u.a. beteiligt
-- das Regiment von Roll und
-- die Jägerkompagnien aller Regimenter (auch von Roll und der Chasseurs) in einem "Leichten Infanterie-Bataillon".

Zur Sicherung des Angriffs auf Rosetta wurden 300 Mann von Roll unter Major Vogelsang nach El Hamed, einem Dorf auf einer Nilinsel landeinwärts, als Flankenschutz postiert. Die Belagerung von Rosetta dauerte bereits vierzehn Tage, als türkische Entsatztruppen gegen El Hamed marschierten, worauf 2 Jägerkompagnien (von Roll und 1/35 IR.) zur Verstärkung dorthin kommandiert wurden. Diese wurden aber von türkischer Kavallerie, die den Nilarm überschritt, am 20. April überfallen. Die 35er Jäger konnten sich retten, während die Kompagnie von Roll zusammengehauen wurde (tot 73 Mann), nur 5 Jäger entkamen nach El Hamed.

Die Anordnungen von Major Vogelsang waren nicht sehr geschickt, er verteilte seine 800 Mann in drei verschiedene Posten. So war es den Türken möglich, seine Aufstellung zu umgehen und zu durchbrechen, was die Belagerer von Rosetta zum Rückzug bewog. Dieser musste als Flankenmarsch zur Angriffsrichtung der Türken hinter den Posten von El Hamed vorbei nach Westen erfolgen. Zum Schutz der zahlreichen Verwundeten und Kranken sowie der Trains wurden die noch vorhanden Kompagnien von Roll und des 78. Schottenregiments befohlen; diese mussten mehrere Reiterangriffe mit blanker Waffe abwehren, während der Rest der Belagerungsarmee den Rückzug gegen einen Ausfall der Besatzung von Rosetta deckte. Die Geschütze mussten in ihren Stellungen zurückgelassen werden, sonst aber gelang das Manöver ohne grosse Verluste.

[Die Insel El Hamed im Nildelta bleibt türkisch - türkische Reiterei massenmordet Schweizer und Schotten - GB räumt Alexandrien am 20.9.1803]

Die Posten bei El Hamed dagegen wurden zu Wasser und zu Land angegriffen, so dass es nicht gelang, die drei Detachements wieder zu vereinigen. Der Mittelposten (2 Komp. von Roll unter Major Mohr) wurde während der Besammlung noch beim Dorfe angefallen, schlug sich aber in die Wüste [S.162] durch und versuchte in wildem Lauf einen Sandhügel zu erreichen, wohin sich Major Vogelsang mit einer Kompagnie von Roll und zwei britischen Kompagnien kämpfend zurückgezogen. Nur 4 Mann gelang dieser Wettlauf mit der türkischen Reiterei, der Rest wurde zusammengehauen, auch drei Schottenkompagnien (78. Highland R.) am Westflügel erlitten dasselbe Schicksal.

Nun kämpften die Reste des eingeschlossenen unglücklichen Detachements gegen mehrfache Uebermacht tapfer weiter, bis die Türken ein erobertes englisches Geschütz einsetzten, worauf Major Vogelsang sich mit seinen Leuten ergab. 12 Offiziere, 280 Mann waren gefallen; der Rest wurde gefangen. Bereits im September aber erfolgte ihre Auswechslung, da sich die Engländer mit Mohamed Ali inzwischen verständigt und am 20. September [1803] auch Alexandrien geräumt hatten. 1500 Mann hatte dieser unglückliche Feldzug gekostet, speziell das Regiment von Roll hatte einen grossen Teil seines Bestandes eingebüsst, aber auch Anerkennung für seine tapfere Haltung geerntet. Der Unteroffizier Joh. Conrad Müller von Basel wurde am 4. Nov 1807 für seine bewiesene Tapferkeit zum Leutnant ernannt, eine in der englischen Armee sehr seltene Ehrung.

[April 1807: Eine Meuterei auf Malta durch dalmatinische und griechische Soldaten wegen "harter Behandlung" - "standrechtliche Aburteilung der Truppe" - Selbstmorde in einem Fort]

Während das Regiment in Sizilien seine Bestände durch Werbung unter den kriegsgefangenen Schweizern und Deutschen aus Spanien [1]

[1] Vergleiche den folgenden Abschnitt, Seite 166

sowie durch einen vereinzelten Transport Rekruten von Gibraltar her auffrischte, ereignete sich in Malta eine Meuterei eines Fremdenregiments Frohberg, das einzelner Schweizeroffiziere wegen, die darin dienten, oft fälschlich als "Schweizerregiment" bezeichnet wird. Ein elsässischer Abenteurer, Baron Frohberg, hatte ein Regiment anzuwerben begonnen, unterstützt von einigen Schweizeroffizieren. Sein Kern bestand aus Dalmatinern und Griechen, die im April 1807 wegen harter Behandlung meuterten. Ihr Aufruhr kostet einigen Offizieren, darunter Schweizern, das Leben und endete [S.163] mit standrechtlicher Aburteilung der Truppe, die aufgelöst wurde. Eine Handvoll der Meuterer hatte sich in einem Fort in Malta eingeschlossen und sprengt sich selbst in die Luft, als sie ihre hoffnungslose Lage einsah. Diese Erfahrung führte dazu, dass von da ab nur noch rein britische Regimenter auf Malta Verwendung fanden.


[Schweizersoldaten auf Sizilien ab 1806: "Expeditionen" auf Mittelmeerinseln - putzen, Pferde pflegen, wachen und drillen]

Die Schweizer der verschiedenen Regimenter auf Sizilien (von Wattenwyl, von Roll und Chasseurs britanniques) nahmen in kleineren Detachementen an einer Expedition teil, die im Juni 1809 vorübergehend die Inseln Ischia und Procida im Golfe von Gaeta eroberte; sonst aber wurden sie nur zu Garnisons- und Wachtdiensten auf Sizilien verwendet und fleissig gedrillt. [1]

[1] Im Frühjahr 1808 waren mit den nach kurzem Dienst in Gibraltar zurückkehrenden 824 Mann des Regiments von Wattenwyl auch die kleinen Reste des Regiments de Meuron, 167 Mann, in Sizilien gelandet worden. Angesichts der numerischen Schwäche des Regiments konnte es nur zu Garnisonsdiensten verwendet werden und wurde allmählich wieder ergänzt. Durch Einstellung von Gefangenen und Deserteuren zählte es 1812 wieder 1150 Mann.

[1808-1810: Das Regiment von Wattenwyl auf Sizilien - F gegen Sizilien: missglückten Landung bei Messina unter General Cavaignac - leichtes Bataillon von Fischer von Bern besiegt Korsen - 500 Gefangene stossen zum Regiment Wattenwyl]

Im September 1810, nach mehr wie einem Jahre relativen Friedens, bestand das Regiment von Wattenwyl aus 42 Offizieren und 834 Mann. Von diesen letztern waren 156 Schweizer, 231 Deutsche, 120 Italiener, 10 Holländer und Belgier, 238 Polen, Ungern und Russen, 39 Griechen und 40 Franzosen. Einen weiteren Zuschuss an Fremden erhielt es durch Einstellung von 500 Gefangenen, die einer Expedition des französischen Generals Cavaignac nach Sizilien im September 1810 entstammten. Mit 4000 Mann hatte dieser eine Landung südlich Messina versucht, war aber noch im Landen angegriffen worden und musste sich nach Zurücklassung von 1000 Mann Gefangenen auf seine Schiffe zurückziehen. Zu seiner Niederlage hatte ein aus den Jägerkompagnien aller Regimenter gebildetes "leichtes Bataillon" unter Oberstleutnant K. v. Fischer von Bern in starkem Masse beigetragen, indem es ein korsisches Bataillon von 850 Mann zur Ergebung zwang. Das Jägerdetachement von Roll (Leutnant [S.164] von Planta) hatte dabei die Fahne der Korsen erobert. Nach dieser Erfahrung versuchten die Franzosen nun nicht mehr, nach Sizilien überzusetzen.

[Wettlauf F und GB: F besetzt Dalmatien (Kroatien-Küste) - GB besetzt die Korfu-Inseln und Cerigo (Kythira) - März 1810: GB vertreibt Franzosen von der Insel Leukas]

Dagegen begann England sich nun um die Ionischen Inseln [Inselgruppe um Korfu], am Südausgang des Adriatischen Meeres, zu kümmern. Frankreich hatte freie Hand in Dalmatien [kroatische Küste] erhalten und suchte sich diese Flottenstationen zu sichern. Bereits war Korfu stark besetzt worden. Nun sollte ein englisches Expeditionskorps die vorliegenden Inseln wenigstens sichern. Bereits im September 1809 hatte eine Expedition von 1800 Mann, unter Brigadier Oswald, [die Inseln] Zante [Zakynthos], Kephallonia [Kefalonia], Ithaka und Cerigo [Kythira in Süd-Griechenland] besetzt. Dagegen war die dem Golf von Arta vorgelagerte grosse Insel Leukas (Santa Maura) [eine der Korfu-Inseln] von etwa 1600 Franzosen unter General Camus gehalten, der damit die britischen Inseln stets bedrohte.

Mit 2500 Mann (darunter 224 vom Regiment von Roll) setzte Oswald im März 1810 nach Leukas über und landete an der weitausreichenden Südspitze der Insel. Die Landzunge wurde durch eine Schanze mit Wassergraben, von 500 Mann mit 4 Geschützen besetzt, verteidigt. Ein Detachement unter Major Clarke (je 2 Kompanien von Roll, Marinesoldaten und Korsische Jäger) wurde hinter griechischen Freiwilligen, die im Schützenfeuer versagten, eingesetzt und nahm die Sperre im Bajonettangriff. Damit konnte an die Belagerung des Inselforts gegangen werden, das sich 8 Tage lang wütend verteidigte. Am 16. April [1810] wurde es mit stürmender Hand genommen, an der Spitze der von Rollschen Grenadiere und Jäger stürmten die Hauptleute von Steiger und N. von Müller. 153 Angehörige des Regiments wurden als Teilnehmer an diesem Sturm ausgezeichnet. Die Liste weist neben 60 Schweizern 15 Polen auf, der Rest des Detachements bestand aus Deutschen Italienern und Engländern.

[1810: Krieg in Spanien organisiert: mit Schweizersoldaten]

Der ausgebrochene Krieg in Spanien beanspruchte je länger je mehr alle Kräfte auf der Pyrenänenhalbinsel. Im März 1810 wurden die Chasseurs britanniques mit 3 andern Regimentern nach Spanien verschifft, im Oktober [S.165] 1811 landete das Regiment von Wattenwyl in Cadiz in Spanien. Im Sommer 1812 wurde ein Detachement von Roll (4 Kompagnien unter Major Mohr) zu einer Expedition an die spanische Ostküste entsandt. Es wurde mit den Resten des Regiments Dillon zum Regiment Roll-Dillon zusammengefasst, während 3 Kompagnien unter Major Vogelsang in Sizilien blieben als Garnisonen von Messina und Catania. Die letzten 3 Kompagnien kamen nach Malta in Ablösung des ebenfalls zum Abtransport bestimmten Regiments de Meuron, das wir später in Kanada treffen werden. [S.166]

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