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1. Judenemanzipation - 1871 - Haager Konvention - Gotthard - Generalstreik 1918 - Bircher - Ost-Juden - die Geschehnisse in der Schweiz 1866-1930
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Der Gotthardtunnel im Bau (1880). Hier verlässt gerade ein Bauzug den Tunnel [3]. Dieser Eisenbahntunnel
entwickelte für Deutschland und Italien eine strategisch erstklassige Bedeutung.
von Michael Palomino (1998 / 2004 / 2010)
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aus:
-- Markus Heiniger: Dreizehn Gründe. Warum die Schweiz im Zweiten Weltkrieg nicht erobert wurde, Limmat-Verlag, Zürich 1989.
-- Webseiten
Erzwungene Judenemanzipation - Der Sieg Deutschlands gegen Frankreich 1871 - Haager Konvention 1907 - Gotthardvertrag 1909 - Vorwürfe der Friedensvermittlung 1917 - Generalstreik 1918 - Bürgerwehren: Birchers "Vaterländischer Verband" - Ost-Juden in der Schweiz
1866: Die Schweiz führt als letzter Staat Mittel- und Westeuropas auf starken Druck Frankreichs hin das Staatsbürgergesetz für Juden ein (S.13).
1870/1871: Die Schweiz steigt nach dem Sieg Deutschlands gegen Frankreich zu einem bedeutenden europäischen Finanzplatz auf, weil Paris nach der Niederlage an Image verliert. Schweizerische Institute übernehmen den deutschen Anteil im internationalen Versicherungsgeschäft [1] (S.130).
1907: Die "Friedenskonvention" von Den Haag ("Haager Landkriegsordnung") wird endgültig verabschiedet mit neuen Bestimmungen im Völkerrecht:.
Den Haag, Häuserzeile mit Kanal [2]. In dieser Stadt wurde 1907 die "Haager Landkriegsordnung" beschlossen.
Waffenlieferungen neutraler Staaten verletzen das Neutralitätsrecht an sich nicht, wenn diese an beide Konfliktparteien gleichzeitig erfolgen (S.90-91). Requisition von Gold ist nach der "Friedenskonvention" ein völlig normaler Vorgang (S.120).[2]
Diese Bestimmungen sollten Folgen haben: Die Schweiz kann an alle Kriegsparteien Waffen liefern, und "Raubgold" gilt rechtlich als "legal" und kann für den Devisenhandel eingesetzt oder umgeschmolzen werden. Die Ethik bleibt dabei aussen vor...
1909: Deutschland und Italien schliessen mit der Schweiz den Gotthardvertrag (S.62).
Der Gotthardtunnel im Bau (1880). Hier verlässt gerade ein Bauzug den Tunnel [3]. Dieser Eisenbahntunnel
entwickelte für Deutschland und Italien eine strategisch erstklassige Bedeutung.
1917: Der schweizer Sozialist Robert Grimm unterstützt mit Hilfe des Bundesrats Arthur Hoffmann den Friedensschluss zwischen Deutschland und Russland. Die Entente beurteilt diesen Frieden als Separatfrieden und Hoffmann muss von seinem Amt zurücktreten. Seither besteht in der schweizer Diplomatie Angst, Friedensvermittlungen vorzunehmen. Heiniger:
"Für die offizielle schweizer Aussenpolitik sind seither die neutralitätspolitischen Gefahren von Vermittlungsaktionen grösser als die möglichen Chancen." (S.158)
1918: Nach Gerüchten um eine kommunistische Revolution lässt die schweizer Armee die schweizer Städte besetzen, was als Gegenreaktion einen landesweiten Generalstreik provoziert, mit wichtigen sozialen Forderungen. Dies provoziert wiederum eine Gegenbewegung durch Bürgerwehren, die sich am 14.November 1918 im Amphitheater von Windisch (lat. Vindonissa) organisieren, unter der Leitung des Aargauer Arztes, Militärs und Politiker Eugen Bircher. Die Gesamtveranstaltung zählt 12.000 Teilnehmer. Es vollzieht sich damit eine "vorgezogene Gegenrevolution [...] , ein Durchbruch des Neokonservatismus" [3]. Bircher meint populistisch: "Wir wollen nicht zum Saustall Europas werden!" [Damit hat er wohl die Zustände in Russland, Bayern und Ungarn nach den kommunistischen Revolutionen gemeint]. Birchers Dachverband der Bürgerwehren nennt sich "Vaterländischer Verband"und bildet mit anderen frühfaschistischen Gruppen den Boden für die späteren "Erneuerungsbewegungen" in den 1930er Jahren (S.15).[4]
Windisch, das römische Amphitheater [4]. Hier trafen sich im November 1918 die Bürgerwehren unter Eugen Bircher,
um die Umsturzbewegungen der Sozialisten und Kommunisten zu kontern
1920: Die "Ostjuden" aus Russland [und anderen osteuropäischen Gebieten, v.a. aus Polen resp. Galizien], die vor Verfolgung geflüchtet sind, werden im Stadtrat Zürich als "ausgesprochenes Fremdentum" bezeichnet, die Einbürgerung bis 1936 erschwert (S.13).[5] Judenfeindlichkeit wird ab dieser Zeit bis in die höchsten Etagen der Schweiz salonfähig. Es spielt sich in diesen Kreisen eine gegen die "Verjudung" gerichtete Ausländer- und Asylpolitik ein (S.13-14).
Ostjuden (hier in Wien) [5].
Die zugewanderten Ostjuden mit ihren traditionell schwarzen Mänteln, Kaftans und Hüten und ihren starken jüdisch-orthodoxen Traditionen provozierten in ganz Mitteleuropa ein Unwohlsein, denn man wusste nicht, wie man mit ihnen umgehen sollte, und kaum jemand kannte die Länder, woher sie kamen, und die Sprache verstand auch kaum jemand.
Dabei handelte es sich vor allem um arme Juden und keineswegs um reiche Manager oder destruktive Kommunisten. Die "christlichen" Kirchen bezogen sich dann strikte auf die Bibel und hetzten gegen die Ostjuden, was von rechten politischen Gruppen dann kopiert wurde. Diese Judenhetze gegen "Ostjuden" brachte aber niemandem etwas und war absolut unangebracht. Besser wäre es gewesen, den Geographieunterricht zu ergänzen.
1923: Der ehemalige deutsche Reichswehradjutant Georg Emil Bührle kauft die Werkzeugmaschinenfabrik in Zürich-Örlikon. Die Fabrik wird fortan unter dem Namen "Örlikon-Bührle" bekannt (S.87).
Im selben Jahr 1923 besucht Hitler die Schweiz [6].
Hitler in der Schweiz 1923 [6]. Der Gotthard hatte in Hitlers Kalkül erste Priorität. Er traf sich auch mit Vertretern
der schweizer Banken. Seine Helfer sammelten in der Schweiz für die NSDAP...
Irgendwie war es spürbar, dass die Schweiz geistig und materiell nicht mehr ein friedliches Dasein führen könnte, sondern dass der Gotthard und die schweizer Banken in der Zukunft eine zentrale Rolle in der Weltpolitik spielen würden. Geldwäscherei hatte in der Schweiz schon seit Napoleon Tradition, aber bei dem blieb es nicht.
Auf der anderen Seite setzten nun die Sozialisten und Kommunisten in der Schweiz die "Diktatur des Proletariats" und damit die Abschaffung der Demokratie in ihr Parteiprogramm. Die Abschaffung der Demokratie wurde ab Ende der 1920er Jahre dann auch von rechten Bewegungen und Parteien propagiert...
Quellen[1] Jost, Hans Ulrich: Bedrohung, S.101-102
[2] in: Utz, Peter: Goldfingers merkwürdige Machenschaften; In: Tages-Anzeiger Magazin, 19.4.1980, S.46
[3] Jost, Hans Ulrich: Stellenwert, S.IX.
[4] Jost, Hans Ulrich: Bedrohung 1983, S.154
[5] Guggenheim, Willy: Wege, S.70
[6] http://www.nexusboard.net/sitemap/6365/auf-einen-deutschen-sieg-gesetzt-die-schweiz-t297165/
Fotoquellen
[1] Karte des Deutschen Reichs 1871-1919:
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/historische_landkarten.htm
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/Deutsches_Reich_1871-1918++.gif
[2] Den Haag, Häuserzeile mit Tourist: http://www.st.ewi.tudelft.nl/~ivanov/Hoogstraat/main/alessandro.html
[3] Gotthardtunnel im Bau mit Bauzug 1880: http://de.wikipedia.org/wiki/Gotthardtunnel
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Gotthardtunnel_Bauzug.jpg&filetimestamp=20070810091531
[4] Amphitheater in Windisch (Vindonissa):
http://www.regionbrugg.ch/site/index.cfm?id_art=32117&actMenuItemID=7041&vsprache/DE/Fuehrungen_Besichtigungen___S.cfm
[5] Ostjuden aus Wien: http://www.dl.shuttle.de/dl/lessing-doebeln/projekt/ostjudentum.htm
[6] Hitler in der Schweiz 1923:
http://www.nexusboard.net/sitemap/6365/auf-einen-deutschen-sieg-gesetzt-die-schweiz-t297165/
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