aus: Claude Cueni: Cäsars Druide. Roman.
Heyne-Verlag, München 1998
4. 10.
Die Erfindung einer "belgischen Gefahr" für Rom als Grund
für neuen Krieg
Gerücht: Belger wollen Krieg - die "belgische
Gefahr" als Grund zur Aushebung neuer Legionen
Korisios: "Im Januar erreichte uns einer von Cäsars
Meldereitern. Er brachte nur Post für Labienus. Der Legat
behauptete, er habe die Meldung erhalten, dass die Belger zum
Krieg gegen Rom rüsteten. Als er uns das in der Kanzlei
mitteilte, wussten wir bereits, dass das so nicht stimmte.
Labienus gab uns damit einfach den Auftrag, einen
Nachrichtenangriff zu starten. Denn Cäsar wollte im
diesseitigen Gallien zwei zusätzliche Legionen ausheben, und
dafür brauchte er wiederum das Einverständnis des römischen
Senats. Und er hatte noch nicht mal die Bewilligung für seinen
gallischen Privatkrieg, geschweige denn für die bereits
widerrechtlich ausgehobenen Legionen elf und zwölf! Deshalb
erhielten wir Schreiber den Auftrag, beim Schreiben von
Soldatenbriefen die belgische Gefahr zu erwähnen." (S.390)
"Die Erwähnung der Belgergefahr war fast so standardisiert wie
das "valete semper" am Ende eines Briefes. Und ich wusste ja
aus eigener Erfahrung: Je öfter man eine Geschichte erzählt,
desto besser wird sie. Sie wird nicht wahrer, aber besser."
(S.390)
Cäsars Krieg gegen die Belger: Koalition mit den
Remern - Hauptmacht gegen König Galba
Korisios: "Und auch hier traf Cäsar auf diese typisch
keltische Konstellation von miteinander verfeindeten Stämmen,
die alle unterschiedliche Wirtschafts- und Machtinteressen
hatten und deren ambitionierte Führer selbst innerhalb ihrer
Stämme und Sippen umstritten waren und permanent
intrigierenden Rivalen gegenüberstanden." (S.391)
Die Remer bieten Cäsar das Bündnis an: Korisios: "Ähnlich wie
die Häduer in Mittelgallien scherten die Remer kampflos aus
der antirömischen Koalition aus und boten Cäsar Geiseln,
Getreide, Aufnahme in ihren Städten und Soldaten an. Somit
verfügte Cäsar im Handumdrehen über die nötige Infrastruktur,
um mitten im Feindesland gegen die Belger vorzugehen, deren
zahlreiche Stämme sich unter Galba, dem König
der Suessionen, zusammengeschlossen hatten. Cäsars acht
Legionen, mit den Hilfstruppen und rund 50.000 Mann, standen
nun einer dreifachen Übermacht gegenüber." (S.391)
Cäsar: "Die stärkste Macht in der belgischen Allianz sind die
Bellovacer. Deshalb wirst du, Diviciatus, mit
deinen Männern ihre Felder verwüsten." (S.391)
König Galba will die Remer wegen Verrats bestrafen
Korisios: "Doch kaum waren die Häduer losgeritten, griff die
belgische Allianz Bibrax, die Stadt der
Remer, an. Sie wollten diese Verräter, die sich kampflos Cäsar
unterworfen hatten, bestrafen. Wie bei uns Kelten üblich, war
es für die Belger wichtiger, die verräterischen Nachbarn zu
bestrafen, als sich dem fremden Angreifer aus dem Süden
geschlossen entgegenzustellen!" (S.392)
Sumpf und Hunger als Faktor
Korisios: "Zwischen den römischen und belgischen Linien war
nämlich ein Sumpf. Keiner wollte als erster den Sumpf
durchqueren. Also liess Cäsar seine Legionen ins Lager
zurückführen. Doch die Belger hatten keine Zeit. Ihre
Lebensmittel waren bereits knapp, obwohl sie im eigenen Land
waren. Planung und Versorgung waren einfach nicht ihre Sache.
Ausserdem hatten die Bellovacer erfahren, dass ihre Felder von
den Häduern verwüstet wurden, und wollten deshalb am nächsten
Tag die belgische Allianz verlassen, um ihren Sippen zu Hilfe
zu eilen. Deswegen entschloss sich die belgische Allianz trotz
ungünstiger Ausgangslage zur sofortigen Schlacht und lief in
ihr Verderben. Nach der Niederlage stoben sie noch in der
gleichen Nacht in alle Himmelsrichtungen auseinander und
flohen in ihre Stammesgebiete." (S.392)
Cäsar verfolgt die flüchtenden Belger
Korisios: "Cäsar setzte ihnen nach. Es gibt nichts
Einfacheres und Ungefährlicheres, als Fliehende
niederzumetzeln. Nicht in der Schlacht fielen die meisten
Soldaten, sondern auf der Flucht." (S.392)