3.2.C. Schweizer-Regimenter
in Holland [mit Indonesien: 1814-1860]
[ab 1814: Neue Schweizer-Regimenter in Holland und Belgien
- sie sind in der nationalistischen Bevölkerung nicht so
beliebt]
Entsprechend einer Tradition, die nur durch die Revolution
unterbrochen wurde, schloss der König von Holland 1814
Kapitulationen [Militärverträge] mit den Kantonen über 4
Regimenter ab, so
-- am 23. September [1814] mit Bern über 2 Bataillone von 20
Kompagnien, total 2005 Mann,
-- am 19. Oktober [1814] mit Zürich und Mitständen über
gleichviel, wobei Zürich 8 Kompagnien, Schaffhausen 2, St.
Gallen 3, Aargau 4 und Thurgau 4 Kompagnien zu stellen
übernahmen.
Die andern Regimenter stellten die Innerschweizer (Schwyz) und
Graubünden. Die Truppe wurde bereits im Dezember 1815 als
Garnisonen in die holländischen (und belgischen) Festungen
verlegt, mit regelmässigem Wechsel. Sie fand keine
kriegerische Verwendung, galt aber als ein Muster von
Disziplin und Tüchtigkeit. Allerdings führte auch hier
nationale Empfindlichkeit zu Reibereien mit den
Landesbewohnern. Die Akten erzählen von einer Protestaktion
der Schweizeroffiziere wegen Missachtung durch Generalmajor
von Tindall, Namur, und einem Duell des Oberstleutnants von
Stockar mit Holländern, die sich unfreundlich über die
Schweizer und ihre Herkunft geäussert [hatten].
[1828: Hollands Regierung löst die Schweizer-Regimenter auf
- weil 1. im Volk unbeliebt und 2. aus Kostengründen - 1830
fehlen sie]
Aus diesen und Ersparnisgründen beschloss 1828 die Regierung
[von Holland in Amsterdam] die Aufhebung der Kapitulationen
[Militärverträge]. Es scheinen dabei insbesondere politische
Einflüsse der (belgischen) Südprovinzen [französischer Teil
von Belgien mit Dauer-Revolutionsgedanken] mitgewirkt zu
haben, derselben, die 1830 sich dann empörten und vom
[holländischen] Königreich abtrennten (Belgien wurde 1830
unabhängig [web01]). Jedenfalls äusserte sich Oberst Graf
Limbourg im November [S.221] 1830:
"Je l'ai prédit l'année dernière au Roi qu'avant une année
d'écoulé on regretterait amèrement d'avoir licencié les braves
régiments Suisses, ce qui à présent s'est malheureusement
réalisé." [1]
[1] Uebersetzt: "Ich habe es dem König das letzte Jahr
vorausgesagt, dass wir es, noch ehe ein Jahr vergangen [ist],
bitter bereuen würden, diese zuverlässigen Schweizer entlassen
zu haben. Leider ist es so gekommen."
Translator.eu:
»Ich habe dem König im vorigen Jahre vorausgesagt, daß sie es
bitter bereuen würden, noch vor Ablauf eines Jahres die
tapferen Schweizer Regimenter aufgelöst zu haben, was nun
leider geschehen ist.«
Ein Teil der Soldaten und Offiziere trat in die holländischen
Linienregimenter über; unter den tapferen Verteidigern von
Mons, 1830, und Antwerpen, 1832, finden wir
Schweizeroffiziere.
[Und Belgien begann dann einen eigene Kolonialismus im Kongo].
[Schweizer-Regiment in Indonesien: Meuterei und sie laufen
zu den UreinwohnerInnen über - der eigentliche Grund der
Meuterei fehlt im Text]
Noch einmal sollten die Schweizer als geschlossene Truppe in
der holländischen Armee erscheinen, allerdings nicht ruhmvoll.
Für den Dienst in Indien bestand eine "Fremdenlegion", in
welcher nach der Entlassung der Schweizerregimenter in Neapel
(1859) viele Schweizer Handgeld nahmen. Es waren nicht die
besten Elemente. Schon im Januar 1860 versuchten die mit
Verpflegung und Disziplin unzufriedenen Legionäre eine
Massendesertation und Meuterei in den javanischen Garnisonen
Samarang, Soerakarta und Djokdjokarta anzuzetteln. Nach
Entdeckung und Bestrafung wurde es wieder ruhig; dann
desertierten im August [1860] etwa 20 Mann (alles Schweizer)
mit den Waffen von Soerabaja und [ver]suchten so den
aufständischen Eingeborenen in das Innere der Insel zu
gelangen.
Sie wurden eingefangen und harrten ihrer Verurteilung im Fort
Willem I. Gegen dieses richtete sich ein Aufstandversuch der
Schweizer in Samarang, die am 17. August versuchten, die Wache
der sog. Württembergischen Kaserne zu überrumpeln, die dort
noch verhafteten Gefangenen der Meuterei von Djokdjokarta zu
befreien, die Kasse der staatlichen Einnehmerei [Zollbüro] zu
plündern und hierauf gegen das Fort Willem I. selbst zu
ziehen. Ihre Erfahrungen in Neapel, wonach auf derartige
Missetaten zwar schimpfliche Entlassung, aber doch eben
Aufhören des ihnen unangenehm gewordenen Dienstverhältnisses
[S.222] folgte, scheinen die Meuterer zu diesem verrückten
Plan angestiftet zu haben. Er missglückte vollständig:
Zwar kam es zu einem hitzigen Gefecht um die Kaserne, wobei es
auf jeder Seite Tote und Verwundete gab (davon 2 Schweizer tot
und 9 verwundet). Dann aber ergaben sich die Meuterer am 18.
August [1860], nachdem sie von zahlreichen Truppen
eingeschlossen wurden. Insgesamt wurden 11 von ihnen zum Tod
[und] 23 zu längeren Kettenstrafen verurteilt;
eine Folge der Unruhen war, dass nunmehr keinerlei
Massenrekrutierung von Schweizern vorgenommen wurde, ja eine
Anwerbung derselben auch einzeln längere Zeit gänzlich
unterblieb.
Quellen
[web01] https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Belgiens
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