A. Truppen im Dienste der
Koalition [GB] gegen Frankreich: 1798-1801
[Schweizer Soldaten in Frankreich - nach Niederlagen
Flucht nach Russland - Rückkehr für Kriege in Schwaben und
Tirol - Auflösung - Überlaufen zu GB]
a) Die Schweizer im "Corps Condé"
Ein kleiner Teil königstreuer Offiziere und Mannschaften war
nach der Auflösung der französischen Schweizerregimenter 1792
den ausgewanderten Prinzen gefolgt und hatte sich beim Corps
Condé anwerben lassen. Unter Hauptmann La Page bildete sich
dort eine Schweizer-Garde-Kompagnie, die 5 Offiziere und 90
Mann (davon 60 Schweizer) zählte. Eine weitere Kompagnie
Durand bestand ebenfalls hauptsächlich aus Schweizern .
Ohne besonders hervorzutreten, machten sie die Feldzüge am
Rhein 1793-1797 mit und zogen mit dem Emigrantenkorps nach dem
Zusammenbrechen der ersten Koalition schliesslich nach
Russland, wo Kaiser Paul den Heimatlosen eine Zuflucht
angeboten. Unterwegs durch die Nachricht von den neuen
Feindseligkeiten wieder zurückgerufen, waren die Schweizer an
den Kämpfen in Schwaben 1799 als Truppen zweiter Linie
beteiligt. Mit allen anderen Regimentern der Emigrantenarmee
wurde die Kompagnie La Page im Januar 1801 nach dem Feldzug im
Tirol aufgelöst. Ein Teil der Leute trat wie andere Emigrierte
ins Regiment der "Chasseurs britanniques", von dessen 6
Kompagnien eine von Hauptmann La Page geführt wurde. 3
Offiziere und 92 Mann nahmen im Regiment von Wattenwyl
Handgeld. [S.133]
[Die Rache gegen die Franzosen - die "alten Bünde" wieder
herstellen]
b) Die Emigranten-Regimenter.
Während die neue helvetische Regierung selbst unter Anwendung
von Zwangsmassnahmen den vorgesehenen Bestand ihrer eigenen
Truppen nicht aufbrachte, bildeten sich aus emigrierten
Altgesinnten und den vor französischer oder demagogischer
Bedrückung Flüchtenden einige Schweizerregimenter, die dem
österreichischen Heere, das gegen die Franzosen in der Schweiz
operierte, zugeteilt wurden. Darin kämpften Seite an Seite die
aufständischen Bauern aus den Urkantonen und dem Wallis, junge
Leute, die vor der Aushebung zur helvetischen Legion
ausrissen, Hitzköpfe, die fränkische oder helvetische Beamte
angegriffen oder beleidigt hatten, und eine Reihe wackerer
Patrioten, die es als ihre Pflicht ansahen, an den Franzosen
den Einfall ins Vaterland zu rächen und die Freiheit der alten
Bünde wieder herzustellen.
Nach längeren Unterhandlungen erklärtre sich England bereit,
diese Truppen zu besolden, obgleich sie vorerst nur zur
Befreiung der Schweiz von den eingedrugenen Franzosen dienen
sollten. Das erste dieser Regimenter "Roverea" [1],
[1] Kdt. der Waadtländer, Oberst F. Roverea, der
Bern treu geblieben war und nach den Kämpfen bei
Büren-Aarberg 1798 ins Ausland floh
anfänglich "Schweizerbanner", dann "althelvetische Legion",
volkstümlich auch nach den Uniformen "grüne Schweizer" oder
"Rotbändler" genannt, entstand bereits im Frühjahr 1799. Am 8.
April vereidigte es Altschultheiss Niklaus von Steiger, von
Bern, zu Neu-Ravensburg [2] in Bayern;
[2] Besitzung des vertriebenen Fürstabtes Pankraz,
Vorsteher von St. Gallen, der auch die ersten 600 Gulden für
die Bildung der Legion vorschoss.
zwei ehemalige Landammänner von Schwyz und Uri übergaben ihm
die Fahnen. Es war damals 700 Mann stark.
[Elend wirkt: Flüchtlinge nach Aufständen gegen den
französischen Terror in der Schweiz werden neue Soldaten -
Flüchtlinge verstecken sich]
Noch im April vermehrte sich die Truppe aber um etwa 200 Mann,
meistens Flüchtlinge aus Luzern und Solothurn. So kamen aus
der Gemeinde Ruswil, einem Zentrum [S.134] der eben blutig
unterdrückten Volkserhebung gegen die neuen Behörden, 21
Leute, aus dem Distrikt Olten, wo wegen der Ermordung eines
französischen Soldaten mit grosser Strenge, sogar mit
Todesurteilen, gegen die Teilnehmer an den Unruhen vorgegangen
wurde, allein 50; andere flohen aus Grenchen, Selzach,
Bettlach, Oensingen, dem Dünnerntal, aus Mümliswil, auch aus
Solothurn selbst. Vergeblich hatten die helvetischen Behörden
und die französischen Truppen versucht, im Fricktal die
Flüchtlinge aufzuheben, nur selten gelang es, die von der
Bevölkerung unterstützten Auswanderer zu fassen.
[1799: Österreich+Schweiz gewinnt gegen Franzosen im Kanton
Zürich und beim Walensee]
Am 6. Mai 1799 brach die inzwischen fleissig gedrillte Legion
von Neu-Ravensburg auf und erreichte über Bregenz und Dornbirn
die Gegend von Maienfeld. Zwei Kompagnien (von Diessbach und
von Wattenwyl) wurden unterwegs detaschiert und überschritten
am 20. Mai mit den österreichischen Vortruppen den Rhein bei
Stein-Schaffhausen, hielten sich tapfer in den Gefechten bei
Andelfingen (25. Mai [1799]) und Embrach (28.Mai [1799]) und
stiessen erst im Juni wieder zu ihrem Regiment.
Dieses war inzwischen im Korps des Obersten Gavassini (3200
Mann in 5 Bataillonen, meistens Kroaten und Slowenen, mit
denen die Schweizer aber gute Kameradschaft hielten und sich
durch Zeichen verständigten) über Ragaz (16. Mai) und
Wallenstadt (19. Mai) nach Netstal (24. Mai) vorgerückt. Am
19. Mai hatte es seinen ersten Waffenruhm geerntet, als der
französische General Chabran vom Kerenzerberg her einen
kräftigen Vorstoss gegen Wallenstadt gemacht. Bei Mols hatten
Schweizer und Oesterreicher vereint den Angreifer aufgehalten,
während Teile des österreichischen Regiments Broder und die
Jägerkompagnie der Legion, über den Flumser Grossberg und die
Molseralp ausholend, die Franzosen im Rücken bedrohten. Es kam
zu hitzigen Kämpfen auf der Molseralp; doch vermochten die
Oesterreicher und Schweizer die Franzosen zu werfen, so dass
sich Chabran zurückziehen musste. Der kommandierende
österreichische General [S.135] Hotze berichtete an seine
Regierung ausdrücklich, "dass das tatkräftige Ein greifen der
Schweizerlegion und des rasch aufgebotenen Landsturmes" den
Erfolg bewirkt hätten. 34 Legionäre waren gefallen, 54 wurden
verwundet eingebracht.
[1799: Österreich+Schweiz gewinnen gegen Franzosen im
Kanton Glarus und Schwyz - der Landsturm von Schwyz -
Franzosen gewinnen+Schweizer flüchten zum Klöntalersee]
Neuerdings hielt sich die Legion tapfer in einem Gefecht bei
Näfels (25. Mai [1799]), das einen französischen
Wiedereroberungsversuch von Glarus vereitelte, und brach dann
am 27. Mai [1799] zu einem Stoss über den Pragel nach Schwyz
auf. Es galt, einen Aufstand in der Innerschweiz zu entfachen
und den Landsturm gegen die Franzosen aufzurufen, während
Oberst Gavassini gleichzeiti in die March einfallen würde.
Oberst Roverea führte ausser seinen 600 Mann noch 4 Kompagnien
vom Regiment Broder (600 Mann), 200 Glarner und 30 Schwyzer
Scharfschützen, 20 Ulanen und 2 gebastelte Kanonen mit 16
Artilleristen. Ausserdem verfügte er über 100 Pioniere, 20
landeskundige Führer und eine Munitionskolonne von 20 Pferden.
Trotzdem eine Ueberraschung der französischen Posten am Pragel
und in Muotathal infolge mangelnder Disziplin der Truppe
missglückte, gelang es doch, über Muotathal hinaus gegen
Schwyz vorzustossen, der französischen 12. Halbbrigade etwa
150 Gefangene abzunehmen und ein Detachement derselben in die
Waldhöhen nördlich Muotathal zu jagen. Nun aber wurde Roverea
am 29. Mai [1799] von den durch Lecourbe herbeigeführten
überlegenen französischen Truppen teilweise umgangen. Wohl
schlugen sich insbesondere die Schweizer tapfer durch, die
Kolonne verlor aber ihre Geschütze und wurde bis an den Pragel
von den Franzosen verfolgt. Erst am Klöntalersee vermochte
Obers Roverea seine Truppen wieder zu ordnen.
[1799: Kanton Schwyz mobilisiert mit 600 Mann in die Legion
von nun 1200 Mann - Schlachten gegen Franzosen in der Region
Zürich]
Es kamen nun allerdings 600 Schwyzer über die Berge, um sich
anwerben zu lassen; die Glarner dagegen zogen vor, in der
eigenen kantonalen Miliz zu dienen. So marschierte denn Anfang
Juni die auf 1200 Mann angewachsene Legion (freilich erst etwa
zur Hälfte bewaffnet) nach Zürich, das inzwischen von
Erzherzog Karl am 4. Juni [S.136] eingenommen worden war. Am
10. Juni [1799] wurde sie in der Stadt und in Höngg
untergebracht, mit Vorposten in Kilchberg und Wollishofen. Um
den letztern Ort kam es am 14. August zu einem unentschiedenen
Gefecht, in dem 4 Kompagnien die Franzosen mehrere Stunden
aufhielten und grosses Lob für ihre Tapferkeit ernteten. Im
August wurde die Legion (nunmehr Regiment genannt) von 2
Bataillonen der russischen Armee Korsakoff abgelöst und nach
Rapperswil verlegt.
*
[GB finanziert schweizer Armeeregimenter - Crawford]
Unterdessen hatten Werbungen für weitere Schweizerregimenter
begonnen. Nach langen Unterhandlungen hatte der englische
Bevollmächtigte Crawford die Mittel für 4 Regimenter zu zwei
Bataillonen, je ca. 1000 Mann, bewilligt. Die Leute sollten
sich verpflichten, bis Kriegsende zu dienen. Der Sold betrug
-- 9 Kreuzer täglich
-- für Korporale 15,
-- Wachtmeister 20,
-- Feldweibel 30,
-- Jäger (Scharfschützen) 2 Kreuzer Zulage;
-- dazu eine Kleiderentschädigung von 1/2 Kreuzer täglich,
welcher Betrag für Unterhalt und Reparatur der Ausrüstung zu
verwenden war.
-- Die Offiziere hatten Monatssold,
-- der Leutnant 50 Gulden,
-- Hauptleute 110,
-- Majore 165,
-- der Oberst 275.
[Kriegshetze gegen die französische Besatzung - Schlachten
am Zürichsee - Schlacht von Zürich 25./26. September 1799 -
Rückzug nach D+Ö]
Ausser dem umbenannten "Regiment Roverea" entstand als zweites
Regiment von Bachmann, dessen Werbungen am 14. Juli in
Winterthur begannen. Bereits am 1. August war das erste
Bataillon unter Major J.C. Ziegler von Zürich formiert und
rückte am 9. September [1799] auf Vorposten am Seeufer von
Zollikon bis Herrliberg. Das 2. Bataillon bildete sich in
Winterthur unter Major Müller von Schwyz. Major Ziegler
berichtet in seinem Tagebuch:
"Der Erfolg der Werbungen entsprach jedoch keineswegs den
Erwartungen des Generals Hotze (österreichischer Befehlshaber
dieser neuen Schweizertruppen), weil schon damals die
Gutgesinnten in ihrer Mehrzahl dem entscheidenden Kampf lieber
von Ferne zusahen, als persönlich daran teilzunehmen" [S.137]
Die zweite Schlacht von Zürich (25./26. September 1799) sah
keines der Schweizerregimenter in Aktion. Wohl war ein
Detachement Roverea von 2 Offizieren und 246 Mann als
Besatzung auf die Zürichseeflotille des englischen Obersten
Williams abgegeben worden, während der Rest der Regimenter den
Uferschutz von Küsnacht bis Rapperswil besorgte.
Die Schweizer wurden durch den Rückzug der Russen von Zürich
und der Oesterreicher von Uznach überrascht und zogen als eine
der letzten Truppen über Turbenthal - Wil - St. Gallen und den
Rhein nach Höchst - Lindau (Roverea) und Dornbirn (Bachmann).
Speziell Oberst Roverea erfreute sich dort der Gunst des
Generals Suworoff, der die Schweizer mehrfach auszeichnete.
[Die Regimenter mit Schweizern: Roverea, Bachmann, Salis,
Paravicini]
Mit Suworoffs Truppen marschierten die Schweizer von der
Grenze weg,
-- das Regiment Roverea nach Augsburg,
-- [das Regiment] von Bachmann nach Memmingen,
-- das inzwischen neu gebildete Regiment von Salis nach
Kempten im Allgäu.
Dieses Regiment hatte Generalleutnant Anton von
Salis-Marschlins im Juli in Graubünden zu werben begonnen, mit
Sammelplatz in Feldkirch. Bevor die Rekruten aber richtig
ausgebildet waren, erfolgte der Rückzug der Oesterreicher und
Russen aus der Schweiz und nur 600 Mann stark marschierte das
Regiment nach Bayern, um dort den Winter über fertig
aufgestellt zu werden.
Noch sei das Regiment Paravicini erwähnt, das in Diessenhofen
aufgestellt werden sollte. Die Ende September besammelten 300
Mann liefen auf die Nachricht vom Rückzug der Koalierten
einfach auseinander. Eine selbständige Rolle spielte ein vom
österreichischen Rittmeister von Managhetta gesammeltes
Freikorps (Bataillon oder Legion Managhetta genannt). Es
bestand aus Innerschweizern, Graubündnern und Appenzellern,
die sich den Oesterreichern im Juli 1799 angeschlossen hatten
und zählten zeitweise an die 1000 Mann. Es war eine
undisziplinierte, wenn auch tapfere Gesellschaft. Mancher
Soldat war von seiner ganzen Familie begleitet, weswegen beim
Rückzug [S.139] die Truppe einfach auseinanderlief. Als Kern
des Korps blieb eine Kompagnie Urner und eine Truppe von
Menzingen bestehen. Im Laufe des Winters sammelten sich jedoch
wieder über 700 Mannin Bregenz, um den sehr beliebten Führer,
dem wir im nächsten Feldzug wieder begegnen.
*
[1800: Niederlagen gegen die französischen Armeen und
Rückzug nach Bayern, Österreich und Böhmen]
Infolge von Schwierigkeiten mit den englischen Kontrollorganen
hatte Oberst Roverea den Befehl an Oberst F. von Wattenwyl
abgegeben. Sein Regiment wurde im April 1800 in der Brigade
des Erzherzogs Ferdinand von Este nach Waldshut vorgeschoben
und kämpfte gegen die längs des Rheins in Uebermacht
vorgehenden Franzosen des rechten Flügels der Armee Moreau. Es
nahm teil an den Niederlagen der Oesterreicher und wurde nach
Ingolstadt zur Retablierungg gesandt, wo die Franzosen es mit
8000 Batyern und Oesterreichern zusammen einschlossen und
belagerten. Infolge der Konvention von Hohenlinden (20.
September 1800) wurde die Festung geräumt und das Regiment zog
sich mit den Oesterreichern nach Leitomischl in Böhmen zurück.
Noch kämpfte ein Detachement von 200 Mann unter Major Gatschet
im Korps des Generals Klenau im Dezember im Raume Regensburg -
Nürnberg - München, bis der Waffenstillstand von Steier (25.
Dezember 1800) den Operationen ein Ende machte. Während der
Waffenruhe hob sich der Stand des Regimentes wieder, da viele
Versprengte zurückkehrten und sogar 50 Gefangene, die die
Franzosen den Schweizer Behörden übergeben hatten, Mittel und
Wege fanden, um sich beim Regiment wieder zu stellen.
*
[1800: Österreich mit Regiment Bachmann und Salis -
Regiment Bachmann mit Rückzug auf den Arlberg - Regiment
Salis mit Rückzug nach Chur+Bergell - Vereinigung im
Vintschgau+österreichische Einheiten zur "Vorhutbrigade
Bachmann"]
Die Regimente von Bachmann und von Salis waren mit der Legion
Managhetta im April 1800 dem Korps des Fürsten von Reuss zur
Verteidigung der österreichischen Schweizergrenze zugeteilt
worden. In Feldkirch erhielt das erstere Regiment im Juli 1800
sogar eine Batterie von [S.139] 4 Geschützen, zu deren
Bedienung jede Kompagnie 6 Mann abgeben musste. Es hielt sich
gut in den Gefechten von Feldkirch am 13. Juli, musste dann
aber auf höhern Befehl über den Arlberg zurückgehen. Dabei
litt es stark unter Desertion.
Noch mehr war dies der Fall beim Regiment von Salis, das im
Dezember 1799 1100 Mann gezählt hatte und, nach Graubünden
(Chur, dann Bergell) verlegt, im Mai/Juli 1800 über 300 Mann
ohne Kampf verlor. Es wurde infolge der österreichischen
Niederlage in Italien (Marengo), im Oktober [1800] ins
Unterengadin und Vintschgau zurückgerufen. Dort bildete es
-- mit dem Regiment von Bachmann,
-- 3 österreichischen Bataillonen, der Legion Managhetta,
-- 10 Kompagnien Tiroler Landesschützen,
-- 1 Schwadron Modena Dragonern und
-- 10 Geschützen
die Vorhutbrigade Bachmann.
[1800-1801: Franzosen wollen unbedingt den Winterkrieg im
Kanton Graubünden - ein Sieg in Scanfs und Zuoz gegen die
Franzosen im "brusthohen Schnee"]
Diese plänkelte trotz der grossen Schneefälle im November und
Dezember 1800 mit der französischen Division Baraguay
d'Hilliers, die für die Armee des Grisons des Generals
Macdonald ins Unterengadin vordrang und ihre Vorposten nach
Scanfs vorschob. Briefe und Tagebücher aus dieser Zeitklagen
über mangelnde Ausrüstung an Mänteln und Strümpfen; auch die
Verpflegung war kärglich.
Um so höher ist der Erfolg eines kühnen Handstreichs zu
werten, der am 8. Dezember [1800] gegen die französischen
Posten in Scanfs und Zuoz ausgeführt wurde. In 3 Kolonnen
liess Oberst von Bachmann am 7. Dezember [1800] abends den
Vormarsch antreten. Kolonne rechts (400 Mann = je 2 Kp.
Oesterreicher unter von Salis) über die Alpen Griatschouls und
Albana auf die Höhe von Zuoz, Kolonne links (376 Mann unter
Major Ziegler:
-- 2 1/2 Kp. Bachmann,
-- 1 Kp. Oesterreicher,
-- 15 Dragoner [Transportpferde mit Pferdeführer].
dem südlichen Innufer entlang, Richtung Madulein. Die Kolonne
der Mitte (270 Mann unter Oberstleutnant von Salis-Samaden:
-- 2 1/2 Kp.,
-- 20 Dragoner,
-- 4 Geschütze)
ging erst um Mitternacht direkt auf Scanfs los. Sie sollte
angreifen, wenn die Kolonne rechts zwischen Scanfs und Zuoz,
die Kolonne Ziegler zwischen Zuoz und Madulein stand. Als
Reserve folgten ihr noch 5 Kompagnien. Die [S.140]
Ueberraschung glückte vollständig; zwar blieben 3 Geschütze im
Schnee stecken, aber die Franzosen, die nur auf der Talstrasse
einen Angriff erwarteten und keine Beobachtung der Flanke
organisiert hatten, wurden in Scanfs und Zuoz überrumpelt. 27
Offiziere und 313 Mann wurden gefangen, die Sieger verloren 4
Tote und wenige Verwundete. Dagegen litten sie so sehr unter
der Kälte und der Anstrengung, in dem
brusthohen Schnee
vorwärtszukommen, dass über 200 Mann vollständig erschöpft
waren. Aus diesem Grunde wurde der Rückzug in die alte
Stellung angetreten.
[Dezember 1800: Franzosen besetzen das Unterengadin -
Waffenstillstand von Steier]
In den nächsten Wochen kam es zu häufigen Gefechten mit der im
Unterengadin vordringenden französischen Übermacht, vor der
sich die Schweizer schrittweise zurückziehen mussten, bis in
der Silvesternacht 1800 der letzte Posten im Unterengadin
geräumt wurde, als Folge des bereits erwähnten
Waffenstillstandes von Steier.
*
[Steiermark 1800: CH+Ö mit neuen Einheiten - Courten -
Napoleons Truppen ziehen über den Grossen St. Bernhard nach
Oberitalien]
Alle Schweizertruppen wurden in der Steiermark besammelt. Dort
stiess auch das Bataillon von Courten zu seinen Landsleuten.
Es war im Frühjahr 1800 durch Oberstleutnant Eugen de Courten,
von Sitten, geworben worden und zählte 3 Kompagnien, von denen
im Mai [1800] in Novara die Kompagnien Wegener und de Torrenté
bereit standen. Statt den erhofften Einfall in das Wallis
vorzunehmen, wurden sie durch Napoleons Zug über den Grossen
Sankt Bernhard und die Schlacht von Marengo von der Heimat
abgedrängt und kämpften im österreichischen Korps Vukassowicz
in der Lombardei.
Das Bataillon stritt am 31. Mai 1800 bei Ponte Turbígo am
[Fluss] Tessin und stand im Herbst an der Brenta. Am 16.
Januar 1801 verliess Oberstleutnant de Courten mit 23
Offizieren und 259 Mann Udine, um der Gefahr des
Abgeschnittenwerdens auszuweichen, und vereinigte sich mit den
andern Emigranten bei Marburg.
[9.2.1801: Der "Frieden von Lunéville"]
Der Frieden von Lunéville (9. Februar 1801) hatte die
Auflösung der bisherigen Kapitulationen [Militärverträgen] zur
Folge.
Schweizersoldaten in GB-Kolonialtruppen -
Karibik nicht
[England will Schweizer für seine Kolonialtruppen haben -
Einschiffung in Triest (Italien)]
England [S.141] war bereit, ein neues Schweizerregiment von
Wattenwyl zu bilden, das für 5 Jahre kapitulieren [sich
vertraglich verpflichten] und auch ausserhalb Europas dienen
sollte (einzig das seines Klimas wegen berüchtigte Westindien
[Karibik, "Amerika"] wurde ausdrücklich ausgeschlossen). Sold
und Rechtsprechung entsprechend den englischen Vorschriften.
Es wurde am 23. Mai 1801 mit 46 Offizieren und 799 Mann
formiert und marschierte mit den gleichzeitig aus
französischen Emigranten gebildeten "Chasseurs britanniques"
(die immerhin auch eine Schweizerkompagnie hatten) nach Triest
zur Einschiffung.
[1801: Schweizer Behörden machen Amnestie für Söldner, um
wieder Männer im Land zu haben]
Ein grosser Teil der bisherigen Söldner machte Gebrauch von
einer Amnestie durch die helvetischen Behörden und kehrte in
die Heimat zurück.
Schweizersoldaten in britischen und
holländischen Truppenteilen
c) Die britischen Schweizerregimenter bis 1806
[Englische Regimenter sind sehr gemischt - Jägerkopagnien -
Plänkler-Regimenter - Füsilierkompagnien -
Grenadierkompanien]
Eine Besonderheit der englischen Kriegsführung gegen Napoleon
war eine gelegentliche Zerreissung und Mischung der Verbände.
Sie ist teilweise begründet in der eigentümlichen Organisation
der britischen Regimenter, die im Kriegsfalle bataillonsweise
komplettiert wurden; andererseits war sie die Folge des
Kleinkrieges auf verschiedenen Kriegsschauplätzen, der dazu
führte, dass man die Jägerkompagnien verschiedener Regimenter
zu eigentlichen Plänkler-Regimenter zusammenfasste, die
gewandt das bergige oder sonstwie zerrissene Land
durchstreifen, während die Linien- (Füsilier- und Grenadier-)
Kompagnien zum Schutze der Hauptverbindungslinien und
dergleichen dienten. Es waren recht eigentlich "leichte
Truppen" nach heutiger Auffassung, diese Jäger, die vor allem
gute Schützen und gewandte Patrouillengänger sein mussten, und
die sich durch grüne Röcke und der gezogenen Büchse von der
flintenbewaffneten, rotröckigen Linientruppe auch äusserlich
unterschieden.
[Schweizer in englischen Einheiten: kämpfen+morden in den
"USA": "60. Royal American Regiment" seit 1756 mit dem
Genfer Prevost - das 5. Marschbataillon von 1789
kämpft+mordet in den "USA" und Spanien]
Bevor wir die kapitulierten [vertraglich gebundenen]
eigentlichen Schweizerregimenter betrachten, seien kurz andere
Truppenkörper erwähnt, bei denen die Schweizer in grösserer
oder geringerer Zahl dienten und die deswegen oft als
Schweizertruppen [S.142] bezeichnet worden sind. Der älteste
von ihnen ist das "60. Royal American Regiment", ursprünglich
1756 vom Genfer
Prevost als Schweizerregiment
in Amerika aufgestellt, dann nach und nach zu einem gemischten
Truppenkörper geworden. Während der napoleonischen Kriege
diente es mit 4 Bataillonen in Westindien [Karibik,
"Amerika"], nur das 5. Marschbataillon werden wir später in
Spanien treffen.
Dieses war 1798 aufgestellt worden und zählte eine derart
grosse Zahl von Schweizeroffizieren in seinen Reihen, dass es
als Schweizertruppe galt. Die "Royal Americans" waren
insbesondere im Plänklerdienst erfahren und wurden 1808 als
Mustertruppe zum englischen Expeditionsheer nach Spanien
geschickt, wo sie allein 18 Ehrenmeldungen (battle honours)
für hervorragendes Verhalten vor dem Feinde errangen.
[Das 5. Marschbataillon von 1789 wird das 60.
Infanterie-Regiment - "Ehrenpreise" an der Regimentsfahne]
Das heutige 60. Infanterie-Regiment (the King's Royal Rifle
Corps), das aus dem Regiment hervorgegangen [ist], ist
dasjenige, das von allen britischen Regimentern heute noch am
meisten solcher Ehrenmeldungen an seiner Fahne aufweist, nicht
zuletzt infolge der Arbeit seines später aufgelösten 5.
Schweizer Bataillons. Der Wahrspruch des Regiments ist "Celer
et audax" (schnell und kühn) [1]
[1] Regimentsmarsch "Lützows wilde, verwegene
Jagd"
wie ihn General Wolfe vor Quebec in Canada für das damalige
Schweizerregiment geprägt, das 5. Bataillon machte ihm in
Spanien alle Ehre.
[ab 1799: Englische Truppen: General Stuart mit dem
Fremdenregiment "Minorca"]
Heute noch lebt im 96. englischen Infanterie-Regiment (früher
97.Infanterie-Regiment) die Tradition des Fremdenregiments
"Minorca". 1799 hatte eine Landung der Engländer unter General
Stuart die Insel Minorca [neben der Insel
Mallorca] im Mittelmeer überrascht. Aus den dort gefangen
genommenen Schweizersöldnern der Regimenter Jann und Rüttimann
in spanischen Diensten und andern Fremden stellte General
Stuart das Regiment Minorca auf, das nach seinem Tode als
"Stuart's Regiment", dann als "the Queens' Germans" oder 97.
Fuss-Regiment bezeichnet wurde.Wir werden ihm öfters begegnen.
[S.143]
[ab 1798: Schweizer in englischen Diensten im Regiment de
Meuron kämpfen+morden für Holland in Indonesien - NL wird
französisch besetzt - Ceylon wird britisch]
Das älteste Schweizerregiment, das 1798 in britischem Dienst
stand, war das Regiment
de Meuron, vom
Grafen
Charles Daniel de Meuron aus Neuenburg 1781 für
den Dienst der holländisch-indischen Kompagnie [holländische
"Kolonie" in Ceylon und Indonesien mit den Muskatinseln]
geworben. Als Folge der Eroberung Hollands durch die
republikanischen Franzosen war 1795 schon das Regiment in
Ceylon in britischen Sold getreten [Ceylon wird britisch und
Kronkolonie]. Es [das Regiment] erneuerte seine Kapitulation
[Militärvertrag] im September 1798 auf 10 Jahre und sollte aus
1200 Mann in 10 Kompagnien bestehen. Effektiv waren es damals
nur 786, doch ergänzte es sich ziemlich wahllos aus
Nichtengländern aller Nationen. Interessant ist, dass ein
Schweizer 24 3/4 Pfund Handgeld, ein Deutscher nur 16 1/2
Pfund erhalten sollte.
[Südinidne ab 1798: Pierre Fréderic de Meuron befehligt das
Schweizerregiment in Mysore - französische Offiziere laufen
zu den Briten über - General Floyd]
An Stelle des Regimentsinhabers, der nach englischer Sitte in
England wohnen blieb und für die Ergänzung des Bestandes zu
sorgen hatte, führte sein Neffe, Oberstleutnant
Pierre
Fréderic de Meuron den Befehl über das in
Südindien [südlicher Teil des heutigen Indien] garnisonierte
Regiment. Dort hatte der Sultan von Mysore [in Südinidnen]
Tippoo Sahib etwas voreilig ein Bündnis mit den in Indien seit
nunmehr 20 Jahren zu politischer Bedeutungslosigkeit
verurteilten Franzosen geschlossen. Französische Abenteurer
hatten seine Truppen zu schulen begonnen und mit europäischer
Fechtweise vertraut zu machen versucht, ein kürzlicher
Umschwung im benachbarten Fürstentum Hayderabad hatte zudem
eine weitere Anzahl französischer Offiziere veranlasst, in
seinen Dienst zu treten.
Gegen ihn zogen 1799 die Engländer von Westen und Osten in
zwei Kolonnen von zusammen über 35.000 Mann begleitet von über
50.000 Mitläufern (Soldatenfrauen und Kinder, Händler,
Lieferanten, Diener und dergleichen), wie dies bei den
Feldzügen in Indien üblich war. Das Regiment de Meuron
marschierte in der Brigade Sherbrooke mit der Ostkolonne des
Generals
Floyd. Eine Division derselben, die
Truppen von Hayderabad, kommandierte darin Oberst Wellesley,
der spätere Lord
Wellington.
[Südindien 1799: Schweizer spielen eine entscheidende Rolle
bei der Besetzung der Stadt Seringapatam (Shrirangapattana)
- Verteilung der Beute]
Am 19. April 1799, nach einem Marsch von 2 Monaten,
vereinigten [S.144] sich die beiden Kolonnen vor den Maurn von
Tippoos Hauptstadt
Seringapatam. Diese liegt
auf einer Insel von etwa 3km Länge im Flusse Kavery. Die
Belagerung war recht schwierig, die Truppen mussten wegen
mangelndem Proviant schliesslich auf halbe Rationen gesetzt
werden und man befürchtete bereits, die Operation aufgeben zu
müssen, als es am 3. Mai gelang, eine sturmreife Bresche in
die Stadtwälle zu schiessen.
An die Spitze der zwei Sturmkolonnen von zusammen 5000 Mann
wurden zwei Schweizerkompagnien (unter Hauptmann Lardy)
kommandiert. Am hellen Mittag des 4. Mai erstiegen sie unter
rasendem Abwehrfeuer die Bresche. Die Stadt wurde genommen und
geplündert [und wohl auch Frauen vergewaltigt]. Tippoo Sahib
fiel im Gedränge des Kampfes mit über 1000 Mann seiner
Soldaten. die Verluste des Regiments betrugen 37 Tote und 35
Verwundete, die übrigen europäischen Regimenter verloren 69
Tote und 248 Verwundete im gesamten. Die verteilte Beute war
ungeheuer;
-- auf jeden Soldaten entfielen 7 Pfund,
-- auf die Unteroffiziere 108 Pfund,
-- auf jeden Leutnant 432 Pfund,
- -auf jeden General 10.000 Pfund.
[Der Bundesstaat] Mysore wurde britischer Vasallenstaat.
[Die Rückkehr in die Stadt Mysore - Einsätze in Tuticorin
und Madura: Schweizer haben "niemals versagt" - Schweizer im
Streifkorps Wellesley gegen Nord-Indien]
Das Regiment, in seine Garnisonen zurückgekehrt, zählte im
August 1800 noch 752 Mann. Einzelne Kompagnien wurden zu den
Expeditionen gegen die Merdu (1801:
Tuticorin
[die Stadt Thoothukudi an der Südspitze von Indien],
Madura
[die Stadt Madurai in Südindien] ) abkommandiert, "Kämpfe, bei
denen 50 oder 100 weisse Soldaten den fehlenden Widerstand von
2-3000 fliehenden Eingeborenen ersetzen mussten und niemals
versagten", wie ein englischer Historiker schrieb. Trotzdem
ein Rekrutentransport inzwischen aus Europa angelangt war,
blieb der Mannschaftsbestand im August 1801 auf 798 Mann
beschränkt. Es wurden aber wieder einzelne Kompagnien zu dem
Streifkorps
Wellesley abgegeben, das gegen Rao
Scindia und andere Maharattenfürsten im nördlichen Indien zu
Feld zog.
Ihre Erlebnisse verlieren sich in denjenigen der "schottischen
Brigade" (des spätern 94. Infanterie-Regiments), die damals
die beste Stosstruppe des noch jungen Führers war [S.145].
[1805: Schweizersoldaten reisen von Indien nach Europa
zurück - es sind nur 35 Offiziere + 132 Mann, die nach
GB+Italien gehen - der Rest wechselt das Regiment und bleibt
in Indien]
Erst 1805 war das ganze Regiment wieder in Seringapatam
besammelt, noch 618 Mann. Es sollte nun nach Europa
transportiert werden. Da alle, die in Indien zurückblieben,
und die zu andern Truppen übertraten, Prämien und neue Montur
[Soldatenuniform] erhalten sollten, blieben nur 35 Offiziere
und 132 Mann unter der alten Fahne. Sie segelten im Januar
1806 nach England, wo das Regiment, auf 1 Bataillon reduziert,
zuerst auf den Kanalinseln (Wight, später Guernesey)
Garnisonsdienste leistete, bis es im April 1808 nach Messina
(Sizilien) überführt wurde und damit in Beziehung mit den
andern Schweizertruppen im britischen Heer kam. Wir werden es
dort wieder finden.
GB: Das Schweizerregiment "Royal Étranger" und
das Regiment von Wattenwyl im Mittelmeer gegen Franzosen
[ab Januar 1798: Oberst Ludwig von Roll installiert in GB
ein Schweizerregiment "Royal Etranger" auf - unter Befehl
von Jost von Dürler - Formation in Villingen - frz.
Botschafter Barthélémy will schweizer Neutralität und
behindert den Kriegswahn]
Im Januar 1798 kapitulierte [Militärvertrag unterschreiben]
Oberst
Ludwig von Roll, ehemals Gardeoffizier
in französischen Diensten, für ein Schweizerregiment von 1800
Mann in britischem Sold. Auch er führte das Kommando nicht
persönlich, sondern betraute damit Oberstleutnant
Jost
von Dürler, von Luzern, einen der Metzelei vom 10.
August 1792 in Paris entronnenen Gardehauptmann. Zuerst "Royal
Etranger" ["königlicher Ausländer"] genannt und fast
ausschliesslich aus entlassenen französischen und
holländischen Schweizersoldaten gebildet, wurde das Regiment
in Villingen im Schwarzwald formiert in 2 Bataillone von je 1
Grenadier-, 1 Jäger- und 7 Füsilierkompagnien. Infolge von
Protesten des französischen Gesandten
Barthélémy,
der sich zum Retter der angeblich bedrohten Neutralität
aufwarf, wurde die Werbung stark behindert.
[Regiment "Royal Etranger" auf Insel Elba - Niederlage
gegen die Franzosen + Verlegung nach Portugal + Verteidigung
gg. F+Sp - der Rest nach Minorca+Sizilien]
Immerhin war das Regiment im Dezember 1795 marschbereit und
wurde auf die Insel
Elba [Norditalien] verlegt,
die die Engländer kurz vorher besetzt hatten. Von da wurde es
nach Korsika verschifft und kam bei dessen Räumung im Oktober
1796 über Elba zur britischen Armee in
Portugal,
die dieses Königreich gegen einen Angriff des mit Frankreich
verbündeten Spanien schützen sollte. Sein Bestand war derart
zusammengeschmolzen, dass es auf 1 Bataillon reduziert werden
musste. Im Laufe des Jahres 1800 wurde es wieder eingeschifft
und kam über Minorca [S.146] und Sizilien zum ägyptischen
Expeditionsheer des Generals
Abercromby.
[GB+Türkei wollen Franzosen aus Ägypten rauswerfen - fast
alle Schweizer sterben dort]
Dieser sollte durch eine Landung im Nildelta den Franzosen
Alexandrien entreissen, während ein türkisches Heer von
Palästina her ebenfalls gegen die, seit Napoleons Zug nach
Aegypten im Niltal befindlichen Franzosen vorgehen würde. Eine
dritte Angriffskolonne aus britisch-indischen Truppen war
bestimmt, von Kosseir am Roten Meer gegen Aegypten vorzugehen.
Bei dieser befand sich ein Detachement von 20 Mann des
Regiments de Meuron. Nur ein Unteroffizier davon kehrte später
zu seinem Regiment zurück.
[1801: Die Schlachten um Alexandria und Kairo - Details mit
Schweizern auf allen Seiten GB + F - England+Türkei werfen
die Franzosen raus]
Anfangs März 1801 landete General
Abercromby in
der Buht von Abukir, derselben, in der Nelson die französische
Flotte vernichtet hatte. die Truppen waren monatelang im
Landungsmanöver gedrillt worden, infolgedessen gelang es trotz
starkem feindlichen Feuer. Das Regiment von Roll, in einer
sogenannten Fremdenbrigade mit den Regimentern Dillon [1]
[1] Das Regiment Dillon war 1793 in Westindien
["Amerika"] aus französischen Diensten zu den Engländern
übergetreten, um nicht unter den Republikanern dienen zu
müssen. Es wurde mit Emigranten komplettiert, wird aber von
den britischen Historikern oft als unzuverlässig
geschildert.
und Minorca unter General J. Stuart, erlitt ernste Verluste
am13. März bei einem massierten Kolonnenangriff gegen die
artilleriegespickten Höhen westlich Alexandrien, der
abgeschlagen wurde, obschon die Franzosen nur in aller Hast
Truppen gegen die Eindringlingen zusammenraffen konnten. Sie
versuchten nun am 21. März in überraschendem Gegenangriff die
Engländer ins Meer zurückzuwerfen. An der Abwehr beteiligte
sich die Fremdenbrigade in vornehmlichem Masse und hielt
insbesondere mehrere Reiterangriffen stand.
Das Regiment Minorca verlor dabei 13 Offiziere und über 200
Mann, Dillon und von Roll zusammen 140 Mann. Entscheidend
erwies sich in diesem Gefecht die Feuerdisziplin [S.147] und
Treffsicherheit der englischen Regimenter; zwei französische
Divisionen wurden zersprengt und die dritte, vom Waadtlánder
Reynier
kommandiert [1],
[1] Jean Louis Ebenezer Reynier, geb. 1771 in
Lausanne, trat 1791 als Freiwilliger ins Revolutionsheer,
war 1797 bereits Divisionsgeneral. Er führte seine Division
noch unter Napoleon in Aegypten und erntete besonderes Lob
in der Schlacht bei Heliopolis. von 1805 bei der Armee in
Neapel, wo er bei Maida (1806) geschlagen wurde. 1809 Führer
des sächsischen Armeekorps bei Wagram und von Napoleon zum
Grafen ernannt. Er starb 1814 in Paris.
konnte nur den Rückzug decken. Ohne grosse Mühe gelang den
Engländern nun die Einnahme der kleinen Festungen im Nildelta,
Rosetta und Ramanieh, während ein Teil des Expeditionsheeres
(mit der Fremdenbrigade) Alexandrien blockierte. In den
nächsten 5 Monaten brachten die vereinigten Türken und Briten
die Franzosen in Kairo und südlich davon zur Uebergabe. Dann
wandte sich das ganze Heer gegen Alexandrien. Es war
inzwischen verstärkt worden. Unter andern waren auch die
Chasseurs britanniques und das Regiment von Wattenwyl
herbeigeführt worden. Letzteres wurde am 9. August ebenfalls
zur Fremdenbrigade eingeteilt, die erstern in der
Reservedivision des Generals
Moore. Am 2.
September 1801 ergab sich General
Menou, der
französische Oberbefehlshaber. Der Feldzug endete mit einem
vollen Erfolg. Die englische Armee blieb aber bis im März 1803
in Aegypten;
[Ägypten: Reduktion der Massenmörder-Armeen durch
Krankheiten: Augenkrankheiten, Seuchen, Pest, Malaria]
die Soldaten litten stark unter
Seuchen und an
gefährlichen Augenkrankheiten Zwar konnte Oberstleutnant
Dürler noch im April 1802 nach Hause melden, dass sein
Regiment keine
Pestkranke habe, aber auch die Schweizer
erkrankten in dem ungesunden Klima. Um diese Zeit (Mai 1802)
wurde Oberstleutnant Dürler zum Kommandanten der
Fremdenbrigade ernannt, starb aber schon im September an
Malaria.
Der Befehl des Regiments fiel an Oberstleutnant Thüring von
Sonnenberg von Luzern.
[ab Sommer 1803: Schweizersoldaten unter von Roll in
Gibraltar - sterben viele an Gelbfieber - dann ab Juni 1806
in Sizilien]
Im Sommer 1803 wurde das Regiment von Roll Festungsbesatzung
in Gibraltar. Dort litt es stark unter [S.148] dem tödlichen
gelben Fieber, so dass es mit sehr gelichteten Beständen im
Juni 1806 nach Sizilien kam, wo sich eine neue britische Armee
versammelte.
[1801: Regiment von Wattenwyl in Triest, dann La Valetta]
Zurückgreifend ins Jahr 1801 finden wir das Regiment von
Wattenwyl in Triest, wo es nach Malta eingeschifft wurde. Im
Juli wurde es in La Valetta, der Hauptstadt der Insel, neu
uniformiert und ausgerüstet:
-- rote Uniform (nur die Jäger behielten die alten grünen
Röcke),
-- Flinte mit Tragriemen,
-- Bajonett mit Scheide und
-- Patronentasche für 60 Patronen;
-- 12 auserlesene Schützen der Jägerkompagnie erhielten
Stutzer;
-- bei den Grenadieren und den Füsilieren führten die
Wachtmeister noch die altertümliche leichte Picke (Sponton),
nur bei den Jägern hatten sie Gewehre wie die Mannschaft.
[Schweizersoldaten bei GB auf der britischen Fregatte
"Perle" im Geschwader von Admiral Warren - Insel Elba
(Italien) wird französisch - Forts Ricasoli auf Malta]
Ein Detachement von 2 Kompagnien (Füsilierkompanie Winter,
Jägerkompanie Kneubühler) wurde kurz nach der Ankunft auf der
britischen Fregatte "Perle" eingeschifft, wo die Schweizer m
Geschwader des Admirals Warren als Seesoldaten dienten, eine
Seltenheit in den Erlebnissen der schweizerischen Reisläufer
[bewaffnete Dienstleute], die den Leuten übrigens insbesondere
der reichlichen und guten Verköstigung wegen sehr gefiel.
Die Schweizer wurden in Porto Ferrajo auf der Insel Elba zur
Unterstützung der zu Lande von den Franzosen belagerten
Hafenstadt gelandet. Obwohl durch Krankheiten rasch auf 150
Mann vermindert, erwarben sie sich doch das Lob des englischen
Kommandanten Oberst Airey bei einem allerdings missglückten
Ausfall gegen die feindlichen Batterien. Im Frieden von Amiens
(Frühjahr 1802), überliess England die Insel Elba den
Franzosen. Das Detachement wurde infolgedessen nach Malta
zurückgebracht und dort als Besatzung des Forts Ricasoli [auf
GB-Malta] verwendet, bis es sich im August 1803 mit dem aus
Aegypten heimkehrenden Rest des Regiments vereinigte.
[ab 1805: Schweizersoldaten bei GB für Sizilien gegen
Frankreich]
Bei Wiederausbruch des Krieges mit Frankreich, 1805, wurden
die Schweizer nach Sizilien transportiert, dem letzten Teil
des Königreichs Neapel, den die Franzosen [S.149] noch nicht
besetzt hatten. England hatte sich zum Schutze der Insel
verpflichtet und sammelte nun eine Armee unter General John
Stuart (dem ehemaligen Kommandanten der Fremdenbrigade in
Aegypten), um dieser Pflicht zu genügen.
Bildernachweis
^