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Schweiz: Militärdressur durch Soldatenbuch -

"Der Feind ist überall!"


und die Korruption auch...

Wie die schweizer Regierung ihre Soldaten 1958-1993 zu Kampfmaschinen manipulierte

Zusammenfassung von Michael Palomino

Hier haben die Schweizer nach 1945 ihren eigenen Geist begraben. Der Geist wurde verbunkert.

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Inhalt
1. Vorwort
2. Quellen: Das "Soldatenbuch", weitere Quellen 
3. "Vorwort"
4. "Der Bundesbrief von anfangs August 1291" [nachweislich gelogen]
5. "Zehn Kernsätze aus der Bundesverfassung"
6. "Rütlischwur" [nachweislich gelogen]
7. Unser Fahnen-Eid: Eidesformel der schweizer Armee
8. "Bürger und Soldat"
9. "Das Bild der Landschaft"

10. "Gedanken beim Urnengang"
11. "Unsere Rechte"
12. "Unsere Pflichten"
13. "Unser Bundesstaat"
14. "Die 25 Kantone im Bundesleben"
15. "Unsere Gemeinden: Bürgerrecht und Selbstverwaltung"
16. "Die Schweizer Freiheit redet manche Sprachen"
17. "Für einen gesunden Ausgleich: Vorsorge und Fürsorge"
18. "Frau und Familie"
19. "Drei Tage aus dem Schweizer Kalender"

20. "Geist schafft Arbeit und Brot"
21. "Lebendige Schule - aufgeschlossene Menschen"
22. "Eidgenossen - Zeitgenossen"
23. "Auch die Zeitung ist ein Freiheitsbrief"
24. "Der Wehrmann vor dem Radio"
25. "Unsere Neutralität"
26. "Die Gefahr vor der Tür"
27. "Du wirst Soldat" - "Aus dem Leben der Einheit"
28. "Die Dienstfreude ist dein Ja zu den hohen Anforderungen"
29. "Nimmst du dich nicht selber in die Hand, so tun es deine Feinde"
30. "Sauberer Tisch schafft Vertrauen"
31. "Der Gruss"
32. "Der Feind ist überall" [und die Korruption auch...]
33. "Ausser Dienst - für den Dienst"
34. "Ein Volk von Schützen"
35. "Wehrsport"
36. "Der militärische Mehrkampf"
37. "Werde Unteroffizier"
38. "Unter der Fahne"
39. "Gesetze und Gebräuche des Krieges"

40. "Der Kämpfer als Mensch"
41. "Krieg mit Atomwaffen" - "Krieg mit chemischen Waffen"
42. "Achtung Panzer!" - "Flieger im Kampf"
43. "Artillerie im Kampf" - "Bei der Infanterie liegt unsere Chance" - Tragen Schlagen"
44. "Abgeschnitten"
45. "Warum konnte das geschehen?"
46. "Dein geistiges Rüstzeug"
47. "Was darfst und sollst du von deinem Führer im Krieg erwarten?"
48. "Im Infanteriefeuerkampf"
49. "Feuer überstehen"

50. "Den Feind nicht aus den Augen lassen" - "Tarnen ist ebenso wichtig wie treffen"
51. "Ich bin Wache"
52. "Wir treten zum Nahkampf an"
53. "Wir kämpfen bei Nacht"
54. "Wir kämpfen im Ort" - "Wir kämpfen im Wald"
55. "Auf Patrouille"
56. "Aufbau der Armee"
57. "Liedertexte"
58. Schlusswort



1. Vorwort

Die vorliegende Zusammenfassung ist eine Auszugssammlung aus dem Merkbuch für Schweizer Soldaten des schweizer Bundesrates für alle Haushaltungen in der Schweiz aus dem Jahre 1958. Die Lektüre dürfte die geistige Einstellung zur Welt von mindestens zwei, wenn nicht gar drei Generationen in der Zeit des "Kalten Krieges" bestimmt haben.

Die kurzen prägnanten Auszüge zeigen auf, durch welche Leitsätze die schweizer Männer, die bei Dienstverweigerung bis 1993 ohne Ausnahme durch schweizer Militärgerichte verurteilt und ins Gefängnis geworfen wurden, geistig gedrillt und zu Gewalt gegen den Nachbarn angeleitet wurden. Mehrfach ist zu lesen: "Der Feind ist überall!"

Mit solchen Losungen, Sprüchen und Liedern jahrelang konfrontiert und infiltriert kann es heute kein Wunder sein, dass viele schweizer Männer und Politiker erst 1970 ihren Frauen das Stimmrecht zugestanden, dass die schweizer Regierung bis in die 1990-er Jahre eine durchwegs rassistisch gerichtete Politik in Südafrika unterstützte, und dass Berufslaufbahnen in der Schweiz von militärischen Rangabzeichen abhängig waren oder die Aufarbeitung der Geschichte im zweiten Weltkrieg über 50 Jahre auf sich warten liess.

Die Verdrängung bei schweizer Männern soll ein Ende haben. Eine Entschuldigung der schweizer Regierung für diesen Militär-Terror gibt es nicht. Solange die Leute Arbeit haben, gelten sie ja als gesund...

Michael Palomino
1998

2. Quellen: "Soldatenbuch"

herausgegeben von der Gruppe für Ausbildung; Redaktion und Gestaltung: Oberst i.Gst. Richard Merz, Albert Bachmann

Mitarbeiter für alle drei Sprachausgaben:
-- Georg Thürer, Guido Calgari, Maurice Zermatten
-- unter Mitwirkung von Meinrad Inglin, Emil Egli, Hans Zbinden, Hans Rudolf Kurz, Fritz Fassbind u.a.m.

-- Graphiker. Rudolf Levers, Hans Tomamichel, Willi Bär, René Villiger, Werner Mühlemann (Einbad)
-- Technische Herstellung und Verlag: Eidgenössische Drucksachen- und Materialzentrale, Bern
-- im Auftrage des eidgenössischen Militärdepartements; 1.Auflage 1958, vorliegend: 2.Auflage 1959

"vom eidgenössischen Militärdepartement
dem schweizer Soldaten gewidmet"

Weitere kommentierende Quellen

Quellen, die dem Soldatenbuch z.T. energisch widersprechen,  sind

-- Churchill, Winston S.: Der zweite Weltkrieg. Erster Band: Der Sturm zieht auf. Bern 1948.

-- Fior, Michel: Die Schweiz und das Gold der Reichsbank. Was wusste die Schweizerische Nationalbank? Zürich 1997

-- Gruppe für Ausbildung im Auftrage des Eidgenössischen Militärdepartementes: "Soldatenbuch. Auf Dich kommt es an!. Vom Eidgenössischen Militärdepartement dem Schweizer Soldaten gewidmet". Bern. Zweite Auflage 1959.

-- Heiniger, Markus: Dreizehn Gründe. Warum die Schweiz im Zweiten Weltkrieg nicht erobert wurde. Zürich 1989

-- Müller, Guido: Staatskunde. 6.Auflage. Aarau 1995

-- Weltherrschaft im Visier. Dokumente zu den Europa- und Weltherrschaftsplänen des deutschen Imperialismus von der Jahrhundertwende bis Mai 1945. VEB  Deutscher Verlag der Wissenschaften. Berlin 1975.

-- Wolf, Walter: Faschismus in der Schweiz. Die Geschichte der Frontenbewegung in der deutschen Schweiz 1930-1945. Zürich 1969.

-- Ziegler, Jean: Die Schweiz, das Gold und die Toten. München 1997


3. "Vorwort"

Hohes gemeinsames Ziel sei, die Unabhängigkeit des Vaterlandes zu behaupten. Private Sonderwünsche sollten untergeordnet werden:

"...ordnen wir unsere privaten Sonderwünsche unter" (S.3-4)

Das Soldatenbuch sei als "guter Kamerad" zu betrachten:

"Darum kann das Soldatenbuch wie ein guter Kamerad uns Mut und Zuversicht einflössen." (S.3-4)

Behörden und militärische "Führer" würden den "Geist des Volksheeres" beschützen:

"Unsere zivilen Behörden und unsere militärischen Führer arbeiten zusammen, damit in Volk und Heer jener Geist des wahren Volksheeres wach bleibe, der dem Verständnis und dem freien Urteil die Verantwortung zutraut, auf die es im politischen und im militärischen Leben immer wieder ankommt." (S.4)


4. "Der Bundesbrief vom August 1291"
[ist nachweislich gelogen, weil er in den Quellen nirgendwo erwähnt ist]

In Anlehnung an Bibelworte sind in diesem Papier militärisch-aggressive Gedanken formuliert:

"Abwehr eines böswilligen Angriffs"
"Vergeltung erlittener Unbill" (S.7)

Diese sollen ausgeführt werden in Anlehnung an seinen "Herrn":

"Dabei soll allerdings jeder nach seinem Stande seinem Herrn dienen, wie es sich geziemt." (S.7)

Auch Blutrache soll verübt werden, die Beweislast liegt beim Angeschuldigten:

"Wer einen andern böswillig tötet, soll sein Leben auch verlieren, sofern er nicht seine Unschuld beweisen kann." (S.7)

Täter sollen verbannt werden können, und auch Hilfefreudige werden bestraft:

"Ist er [ein Mörder] entwichen, so darf er nimmer mehr zurückkehren. Wer einen solchen Übeltäter aufnimmt, soll auch aus den Tälern verbannt sein, bis ihn die Eidgenossen zurückrufen." (S.7)


5. "Zehn Kernsätze aus der Bundesverfassung"

Punkt 3: "Jeder Schweizer ist wehrpflichtig." (S.9)

Tell-Verehrung
Bild von Ferdinand Hodler mit Wilhelm Tell (S.10).

Dabei ist Wilhelm Tell eine Fälschung.


6. "Rütlischwur"
[ist nachweislich gelogen, weil er in den Quellen nirgendwo erwähnt ist]

"Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern"

Die Schwestern kommen gar nicht vor, so wie Frauen zu dem Zeitpunkt in der Schweiz auch noch nicht stimmberechtigt sind (S.11).

Dabei ist der "Rütlischwur" sicher auch eine Fälschung, weil er in der schweizer Geschichte im Verlauf ab 1291 nirgendwo erwähnt wird, erst 1848 wieder.


7. "Unser Fahnen-Eid: Eidesformel der schweizer Armee"

Die Aufopferungspflicht für sinnlosen Vernichtungskampf ist nach mittelalterlichem Gehorsam aufgezwungen:

"... für die Verteidigung des Vaterlandes und seine Verfassung Leib und Leben aufzuopfern"

"...den Befehlen der Oberen genauen und pünktlichen Gehorsam zu leisten"

"..strenge Manneszucht zu beobachten und alles zu tun, was die Ehre und Freiheit des Vaterlandes erfordert"

"Ich schwöre es" - "Ich gelobe es" (S.11)


8. "Bürger und Soldat"

Mit 20 soll der schweizer Mann mündig sein und bei "Normalität" als Zeichen dafür auch ein eigenes Gewehr erhalten:

"Von dieser Zeit an ist jeder normale Mensch für seine Handlungen selber verantwortlich [...] Innert Jahresfrist bekommt der junge Mann also die erste Stimmkarte und das Gewehr." (S.12)

über Militärdienst:
Die Propagandisten formulieren über die Wehrpflicht. Schon hier kommt die absolute Lüge zum Ausdruck, die im Gegensatz zur Bundesverfassung steht (siehe S.9).

"Es ist nicht nur ein Müssen, sondern auch ein Dürfen." (S.13)

Die Waffenpflicht wird mit "Freiheit" begründet, die man sich nicht mehr nehmen lassen wolle. Im Mittelalter sei man dem Adel waffenlos gegenüber gestanden:
"...dass das Recht, die Waffe zu tragen, einst erkämpft werden musste. Als noch die Ritterschaft das "Wehr-Monopol" besass, spürten die Bauern und Handwerker den Nachteil, diesem Wehrstand gegenüber ohne Waffen dazustehen, schwer genug." (S.13)

Somit kommen die Verfasser zu Propagandalosungen wie:

"Ehrbar ist, wer wehrbar ist!" (S.13)

und führen Waffentraditionen an:

"Und noch heute gürten sich die Appenzeller das Bajonett um oder nehmen den Degen zur Hand, wenn sie zur Landsgemeinde ausziehen." (S.13)

Welche schlimmsten Verletzungen und Verstümmelungen diese Waffen produzieren, wird nicht erwähnt, und friedliche Konfliktlösung erst recht nicht.

Der Volkswille sei somit direkt von der Bewaffnung abhängig. Das Gewehr sei Symbol von Freiheit und Volkesstolz:

"Ein Heer aber muss ausgerüstet und eingeübt werden. Sonst ist es kein schlagkräftiges Werkzeug des Volkswillens." (S.13)

"Noch im 60.Altersjahre trägt er seine Uniform, und das Gewehr wird nicht erst in der Kaserne gefasst, sondern hängt im Schweizerhause zum Zeichen dafür: Hier wohnt ein Wehrmann." (S.14)

Dabei scheint es egal zu sein, wie das Gewehr gegen Frau und Kind missbraucht werden kann.

"Zivilleben"

Zudem soll der Schweizer im ganzen Leben Soldat sein, auch im Zivilleben:

"...dass anderseits auch jeder Schweizer Wehrmann am Entlassungstage mit der Uniform nicht sein ganzes Soldatentum auszieht." (S.15)

Mit einem Krieg sei dauernd zu rechnen und friedliche Zustände somit verdächtig:

"...als ob die sogenannten ruhigen Zeiten nicht von heute auf morgen in Krise und Krieg umschlagen könnten!" (S.16)

"Freiheit und Gerechtigkeit" in der Armee
Die Beschwörung von Gerechtigkeit und Freiheit liest sich bei der bekannten Praxis gegen Dienstverweigerer mit Gefängnisstrafen und bei den bekannten Missständen in der schweizer Geschichtsschreibung als blanker Hohn. Der schweizer Soldat soll so denken, wie das Büchlein schreibt:

"Wir wollen in Freiheit und Gerechtigkeit leben und sind froh zu wissen, dass unsere Armee nie für eine Machtpolitik eingesetzt wird, welche die Menschenwürde zu Boden tritt. Darum bejaht der Schweizer Soldat unseren Staat und Dienst in freier Seele." (S.16)

Die Armee richtet sich insofern gegen die eigenen Männer selbst.

Auch Treue darf im "Bund" zwischen Soldat und Staat nicht fehlen:
"Er [der Soldat] schliesst in sich den Bund von Bürger und Soldat und hält ihn treu." (S.16)


9. "Das Bild der Landschaft"

Die Propagandisten holen nun aus zur einer Lobeshymne auf schweizerische Landschaft und vor allem auf das Alpengebirge als "Kernstück" der Schweiz mit der Behauptung, dass die Alpen der Schweiz die Grundlage gegeben hätten:

"Das Kernstück der schweizerischen Landschaft ist das Alpengebirge. In ihm vollzog sich die erdgeschichtliche Grundsteinlegung des Landes [...] Die Berge waren Schutzmauern für den ersten Bund vor Jahrhunderten." (S.17)

Dabei entpuppte sich dieser "Kern" zu Luthers Zeiten als reformationsfeindlich mit vernichtenden Schlachten gegen Zürich, St. Gallen und Bern etc.

Insgesamt zieht sich die Landschaftsvergötterung aber über mehr als 10 Seiten hin. (S.17)

Der "Ortsgeist" wird beschworen und dem Gotthard die wichtigste Bedeutung und eine weltweite Fernwirkung zugeordnet:

"Der kräftigste Ortsgeist wächst in der Talkammer [...] Die Talkammer vermittelt Geborgenheit; der Pass verpflichtet zur Wachsamkeit."

"Der Gotthardpass ist unter allen der bedeutungsvollste. An ihm sind die Alpen eingeschnürt; die beiden grossen wasserscheidenden Ketten treten nahe zusammen. Die erdgeschichtlichen Kräfte schufen einen zentralen Alpenpass von europäischem Rang und mit Fernwirkung bis an die Küsten des Meeres." (S.21)

Dabei war der Sankt-Bernhard-Pass schon viel früher begehbar als der Gotthard-Pass...

Der Gotthard soll jedoch der wichtigste Pass in den Köpfen der Schweizer sein, denn dieser Pass ist "Kern aller Verteidigungspläne" (S.22).

Das Mittelland soll "Nährland" sein (S.22) und beim Aletschgletscher, wo drei Gletscherarme ineinander fliessen, ist der Name "Konkordiaplatz" Programm: Die Gleichdenkerei wird mit landschaftlichen Bildern in den Köpfen verstärkt (S.24).


10. "Gedanken beim Urnengang"

Die Kämpfe um die Wahl, so betonen die Schreiber, sollen ein "friedliches und gesundes Kräftemessen" sein (S.26-27). "Maulhelden", die reklamieren, aber keine "ernsthafte Änderung anstreben", solle man erkennen (S.29), und was das Referendum betreffe, so gelte der Grundsatz (S.30):

"Nüt gseit isch Ja gmeint!" (S.30)


11. "Unsere Rechte"

Es werden "Bürgerrecht und Freiheitsrechte" allen schweizer Bürgern beschworen (S.S.32).

Aber welche Freiheit ist denn noch vorhanden, wenn der Militärzwang besteht, der bis 1993 zu Gefängnisstrafen ausartet?


12. "Unsere Pflichten"

Zur Pflicht gehören laut Dienstreglement der "Ausbildungsdienst in Rekruten- und Kaderschulen".

Der Soldat konnte also zur Weiterbildung und zur Beförderung gezwungen werden. Dies war in Verbindung mit hochdotierten Arbeitsstellen in der Schweiz denn auch der Fall (S.32).


13. "Unser Bundesstaat"

Es folgt eine Beschreibung des "Bundesstaates" nach seinem theoretischen Aufbau. Es ist eine idealisierte Fassung, wie sie in jedem Schulbuch steht. Die Praxis fehlt (S.34-37).


14. "Die 25 Kantone im Bundesleben"

Der Verherrlichung des Staates folgt die Vergötterung des Kantonswesens. Das Herz eines jeden Soldaten solle einem bei Ansicht des Wappens, des "Wahrzeichens" [!], höher schlagen:

"Prüfe dich an einem festlichen Tage, wenn die Strassen einer Stadt mit den Wahrzeichen der 25 Stände geschmückt sind, schlägt dein Herz da nicht höher, wenn du die Farben deines Heimatkantons erblickst?" (S.38)

Es erscheint klar, dass die kleingliedrige Verwaltung in der Schweiz nicht nur einer "Freiheit", sondern auch einer totalen Kontrolle des Staates über seine Bürger dient.

Der Soldat solle doch auch bedenken, dass viele Kantone eine spasshafte Abwechslung bieten würden:

"Und wie viel ärmer wäre der Soldatenwitz, wenn er sich nicht über Tempo und Temperament der lieben Bundesbrüder und Dienstkameraden lustig machen dürfte!" (S.40)

Und auch das Strassenbild wird durch Kantonswappen bereichert:

"Der Föderalismus leuchtet selbst aus den Nummernschildern unserer Motorfahrzeuge, die ein Kantonswappen haben." (S.40)


15. "Unsere Gemeinden: Bürgerrecht und Selbstverwaltung"

Es folgt eine idealisierte Darstellung des Gemeindeaufbaus (S.41-44).

Die Darstellung des Gemeindeaufbaus ist so lange Realität, wie nicht am idealistischen Bild des Staates Schweiz gerüttelt wird. Die Darstellung ist mit Darstellungen in den Staatskundebüchern von heute identisch, siehe z.B.: Müller: Staatskunde.


16. "Die Schweizer Freiheit redet manche Sprachen"

Die Schreiber betonen die Viersprachigkeit der Schweiz und ihr "kerniges Schwyzertüütsch", wie das Volk schon vor 2000 Jahren gesprochen habe:

"Als der Ewige Bund von 1291 geschlossen wurde [diesen Bund hat es nie gegeben], hat man alles, was die drei Urstände vereinbarten, lateinisch verbrieft. Auf den Landsgemeinden von Uri, Schwyz und den beiden Unterwalden aber wurde deutsch gesprochen, und zwar jenes kernige Schwyzertüütsch, das heute noch ähnlich tönt wie vor zwanzig Menschenaltern: "Mir wänd halt fry läbe!" (S.45)

Das Schweizer Kreuz solle mit seinen vier Armen die vier Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Romanisch symbolisieren:

"Würde man einen Sprachast am Schweizerbaum verdorren lassen oder gar absägen, so wäre es einem, das Schweizer Kreuz hätte einen Arm verloren. Kein Schweizer möchte Hand zu einer solchen Verstümmelung bieten." (S.49)


17. "Für einen gesunden Ausgleich: Vorsorge und Fürsorge"

über Kinderarbeit und Industriebarone:

Geschichtlich-anthropologisch gesehen folgt nun ein geschichtlich relevantes kleines Kapitel über die Entwicklung der Arbeitsverhältnisse in der Schweiz. Mit dem Argument der Konkurrenzfähigkeit hatten es sich die Industriellen erlaubt, auch schon fünfjährige Kinder in ihren Betrieben zu beschäftigen, und dies auch zu Nachtschichten.

1861 stellte Gottfried Keller den Antrag, dass Kinderarbeit im Kanton Zürich pro Tag von 13 auf 12 Stunden beschränkt werde. Die Baumwollbarone widersetzten sich erfolglos dem Antrag mit dem Argument, dass der Schweizer dann in seiner "persönlichen Freiheit" bedroht sei. Gottfried Keller sah bereits zu diesem Zeitpunkt das Ende der Kinderarbeit voraus (S.50).

Die Regierung verabschiedete das erste schweizerische Fabrikgesetz. 1877 folgte die Festlegung des Arbeitstages für Erwachsene auf 11 Stunden. Nachtarbeit wurde zur Ausnahme und Sonntagsruhe zur Regel. Später wurde eine 48-Stundenwoche eingeführt (S.50).
 
Ab 1881 wurden die Betriebe zur Haftung bei Tod eines Angestellten gegenüber den Angehörigen verpflichtet. Wenn sich der Arbeitgeber jedoch nicht versicherte, konnte die Verpflichtung nicht eingefordert werden (S.51).

So regelte der Bund 1911 mit der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt SUVA die Entschädigung in gesamtstaatlichem, verpflichtendem Rahmen mit Lohnentschädigung, Invalidenrente und Rente im Todesfall an Angehörige (S.51).

Ab 1947 wurde die schweizweite Alters- und Hinterbliebenenversicherung (AHV) mit über 80% Ja vom Volk bestätigt (S.51).

Das Buch verschweigt aber die Rückständigkeit der Schweiz in den Versicherungsbereichen und den Egoismus der Unternehmer. Deutschland war in Sachen Sozialversicherungen der Schweiz z.B. weit voraus. Auch die Wahlrechtsverweigerung gegenüber den Frauen wird verschwiegen.

Stattdessen prahlen die Propagandisten des Bundesrats der 1950-er Jahre mit dem technischen Fortschritt, der eine tatsächliche höhere Lebenserwartung gebracht habe. Ohne die Betriebsunfälle und deren tödliche Folgen zu erwähnen, für die die Unternehmer verantwortlich sind, wird für die "Generation der Urgrossväter" eine Kindersterblichkeit von 30% innerhalb des ersten Jahres beschrieben, eine Sterblichkeit von 50% bis zum 20.Altersjahr, und eine durchschnittliche Lebensdauer von 40 Jahren. 1958 liege die durchschnittliche Lebensdauer bei 65 Jahren (S.52).

"Hauptvolksfeind" Alkohol
"Hauptvolksfeind" sei der Alkohol, so die Verfasser. Die Ursache für Depression und Realitätsflucht wird nicht ergründet:

"Das Volk gibt für Alkohol mehr Geld aus als für Brot und Milch zusammen." (S.52)

Statt die Staatskriegssysteme und die Industrialisierung als Quelle der Aggressivität gegen sich selbst beim Namen zu nennen, kommen die schreibenden Männer zum Schluss, dass die Familie der Ausgleich für das strenge Leben sei:

"Betrachtet man die Menschen nur wie auswechselbare Maschinenteile, so wird aus ihnen leicht ein blosses Maschinenteilchen. Diese Gefahr ist dort besonders gross, wo keine frohe Familie für einen gesunden Ausgleich sorgt. Eigentlich sollte das ganze Volk wie eine grosse Familie sein." (S.52)

Die Autoren kommen nicht darauf, dass die friedliche Familie immer und auf der ganzen Welt zu haben ist, wenn man/frau diese nur wirklich will.

Stolz präsentieren die Autoren - ohne vergleichende Angaben - die Schweiz als "Land ohne Bettler". Dass mit Nazi-Geldern bei einer Golddeckung des Schweizer Frankens von 99% leicht zu wirtschaften war (Fior: Schweiz, S. 105-106), wird der Bevölkerung bis zu diesem Zeitpunkt nicht berichtet.

Dagegen wird froh an die Spendewilligkeit und Frömmigkeit appelliert, die sicher auch zum Teil vom Volk angenommen wurde:

"Knurre auch nicht, wenn die Hilfe Armen im Ausland zugute kommt. Wir gehören ja auch der grossen Völkerfamilie an. Und Jesus Christus, dessen Kreuz in unser Wappen einging und dessen Gebot von Nächstenliebe im Grunde doch das wirksamste Vorwort unserer sozialen Gesetzgebung geworden und geblieben ist, war auch kein Hiesiger. Möge er aber auch unserm Herzen nie ein Fremder werden!" (S.52)


18. "Frau und Familie"

Es beginnt nun die erste spürbare Militarisierung durch alle Lebensbereiche. Der Soldat soll auch die Familie gedanklich mit in den Dienst einbeziehen:

"Wenn der Soldat das Land beschirmt, in dem seine Mutter wohnt, so erstattet er ihr auch einen Sohnesdank. Und der junge Mann soll auch in Uniform wissen, dass ihn die Augen seiner Mutter begleiten." (S.55)

Eine Sage um "Wilhelm Tell" dient den Propagandisten als Aufhänger, um an das Gewissen der Soldaten zu appellieren:

"Die Sage erzählt, dass Werner Stauffacher, nach seinem Zusammenprall mit dem Vogte Gessler, niedergeschlagen vor seinem neuen Hause sass, bis ihn das Wort seiner Frau Gertrud aufrichtete. Sie war es, welche ihn ermunterte, mit Freunden die Notlage zu besprechen und die Befreiung [der "Schweiz" von "Österreich"] einzuleiten." (S.56)

Die Familie wird als "Herzkammer" des Volkes gepriesen. Andere Umstände von Familien werden verteufelt:

"Wo die Familien zerfallen, verwildert die Gesellschaft. Wo aber Familien zusammenhalten und Kinder und Eltern füreinander einstehen, wächst eine echte Gemeinschaft. Solche Familien öffnen ihre Türen auch den bedrängten Nachbarn und sind wahre Herzkammern des Volkes." (S.57)

Die Verdrängung von Problemen und Entwicklungen durch den moralischen Zwang zur Familie wird nicht erwähnt, die Alkohol-Kompensation auch nicht. Das Büchlein ist familienpolitisch ein Fiasko.


19. "Drei Tage aus dem Schweizer Kalender"

Der erste August
Die Beschwörung des "Vaterlandes" ["Mutterland" gibt es nicht] mit Hilfe des "Bundesbriefes" nimmt seinen Lauf mit der Perspektive, dass ein dritter Weltkrieg ausbrechen könnte. Die männliche Aggression bei sich selbst zu stoppen kommt dabei niemandem in den Sinn:

"Am ersten August hat unser Vaterland Geburtstag. Anfangs August jährt sich die Siegelung des Bundesbriefes der ersten Urschweizer Eidgenossen im Jahre 1291 [der Bundesbrief ist zwischen 1291 und 1848 nirgendwo erwähnt und deswegen wahrscheinlich gefälscht]. Nachher sitzt man wohl noch in froher Runde beisammen. Ein bärtiger alter Mann erzählt vom Aktivdienst im Ersten und andere berichten von ihren feldgrauen Tagen während des Zweiten Weltkrieges. Bang fragt sich ein zuhörender Knabe, ob es wohl eines Tages einen dritten Weltkrieg gebe. Bald aber weicht seine Sorge dem festen Vorsatz: Ja, wenn das Vaterland ruft, dann soll es auf mich zählen können, durch und durch." (S.59)

Wichtigkeit der Unbestechlichkeit - Bestechlichkeit mit Todesfolge:

"Das Vaterland ist uns ein so hohes Gut, dass es in keiner Weise käuflich sein kann. Wo die Kameraden gelobt haben, ihr Äusserstes, und das heisst, wenn es auf alles ankommt, sogar das Leben zu opfern, da darf sich kein Verräter finden, der aufrechte Männer ans Messer liefert." (S.60)

Bei den Machenschaften der Mehrzahl der leitenden Bundesräte im 2. Weltkrieg mit den Nazis erübrigt sich jegliche Diskussion (z.B. in: Fior: Schweiz; Heiniger: Gründe).

Weiter wird die Grenze des Landes "Schweiz" sogar im Herz festgeschrieben und ein "eidgenössischer Starkstrom" beschworen:

"Im Ernstfalle muss jeder wissen, dass die Schweizer Grenze durch sein Herz hindurch geht. Da muss er sein eigener Wächter und zugleich des Bruders Hüter sein. Diese Gesinnung kann aber bei Kriegsausbruch nicht einfach dadurch erzeugt werden, dass man im Berner Bundeshaus auf einen Knopf drückt, damit allerarten der eidgenössische Starkstrom eingeschaltet werde. Auch der "Kalte Krieg" kann sein Unwesen treiben. Im zivilen Leben wollen wir uns so verhalten, dass man weiss: Auf diesen Mann ist Verlass." (S.60)

Ein freier seelischer Austausch ist für den schweizer Mann, ob im Militär oder in Zivil, mit einer solchen Vorschrift nicht mehr möglich. Entwicklungsblockaden und Kompensation sind vorprogrammiert.

Mittels "Gott" und einem "Buss- und Bettag" wird dem Soldaten Nationaltreue nahegelegt, ohne nachzufragen, woher denn die Erfindung "Krieg" eigentlich komme:

"Die höchste Kraft zum Durchhalten im Alltag, in Hunger und Kriegsnot, muss von der höchsten Kraftquelle herkommen. Das wussten unsere Bundesgründer von 1291 [die es wahrscheinlich nie gegeben hat]. Sie riefen daher unsern obersten Herrn an. "In nomine domini". So beginnt der Bundesbrief [der höchstwahrscheinlich eine Fälschung ist]. Auch am Anfang unserer heutigen Bundesverfassung steht: "Im Namen Gottes des Allmächtigen". (S.60-61)

über den Bettag:

"Unser Volk dankt Gott für die Bewahrung von Heimat, Freiheit und Ernte. [...] Waren wir dieser Gaben Gottes stets würdig? [...] Ein rechter Soldat macht sich nichts vor. Er kennt seine Fehler, gesteht sie sich ein, tut Busse und ist auch Manns genug zu sagen: Es soll besser werden mit mir. Ich will Gottes Gnade würdiger werden. [...] Am Bettag sollte jeder Schweizer Gottes Gnade würdiger werden. [...] Am Bettag sollte jeder Schweizer beten, um sich Gottes Geboten zu unterstellen und seinen Beistand für Land und Volk zu erflehen." (S.61)


20. "Geist schafft Arbeit und Brot"

In einem Exkurs über Erfolge in der Industrie werden vor allem die Beispiele Uhrenindustrie und Tourismus angeführt, ohne auch nur mit einem Wort die negativen Seiten der Kinderarbeit und die riesigen Gewinne der Industriebarone zu erwähnen, auf deren Schultern die ganze Industrialisierung von Statten ging (S.62-68).

1679 soll im Kanton Neuenburg, der zudem damals noch preussisch war [!], die Uhrenindustrie ihren Anfang genommen haben. Die Uhrenindustrie in Neuenburg ist somit eigentlich eine teils preussische Angelegenheit, was die Verfasser aber nicht weiter kümmert:

"So wird erzählt, ein Londoner Pferdehändler habe dem jungen Neuenburger Daniel Jean-Richard 1679 eine Uhr zum Reparieren gegeben. Ein anderer hätte sie repariert und dann seine bisherige Arbeit weiterbetrieben. Aber Jean Richard erfasste die Chance; er stellte eine genaue Kopie der Uhr her und begann sofort, das Modell zu verbessern." (S.64)

In dieser Geschichte bleiben der Pferdehändler sowie das Modell der Uhr unbekannt. Die Schilderung erscheint nicht sehr glaubwürdig, aber durch ihre Einfachheit fast gefährlich.

Weiter führen die Autoren "grosse Namen" und deren Verdienste an: Heinrich Pestalozzi für die Volksschule, und Hans Conrad Escher von der Linth für die Linthkorrektur gegen Überschwemmungen. Kurz wird die Entstehungsidee für die "Eidgenössische Technische Hochschule" erwähnt (ETH), die vom helvetischen Minister Stapfer 1800 zum ersten Mal angeregt, dann aber erst 1855 als "Eidgenössisches Polytechnikum" verwirklicht wurde. Seither rühmt sich die schweizer Politik ihrer "guten Schulen", die zu jener Zeit in Sachen Drillarbeit der anderen Welt scheinbar wirklich einen Schritt voraus sind (S.64).

Militaristische Lehrer und schlagende Lehrerinnen waren in der Schweiz noch in den 1980-er Jahren anzutreffen (eigene Erlebnisse), ohne Disziplinarmassnahmen. Kinder weinten und wurden von den "LehrerInnen"  darüberhinaus noch als Schwächlinge dargestellt.

Tourismus:
Durch Rousseaus Ruf "Zurück zur Natur!" kam ein Wandertourismus in Gang. Deutsche Dichter werden erwähnt, die die Schweiz als Wanderland schildern (Klopstock, Goethe, Schiller "mit seinem Wilhelm Tell"). Auch ein englischer Maler William Turner soll mit Bildern für die Schweiz geworben haben. Und für die qualitativ hochstehende Gastronomie hätte es auch einer Erziehungsarbeit bedurft:

"Auch im Gastgewerbe bedurfte es einer langen Erziehungsarbeit und vieler Erfahrungen, um in unserm Bergvolke die menschlichen Eigenschaften zu entwickeln, welche die Schweiz zum gepflegtesten Gasthof Europas werden liessen." (S.65-66)

Was für ein Stolz gegenüber der ganzen Welt stinkt uns aus diesen Worten empor? Es ist eigentlich kaum zu glauben, nach dem, wie Teile der Oberschicht in der Schweiz mit einer "Eingabe der 200" zum Teil offen den Anschluss an das Hitler-Reich betrieben (in: Heiniger: Gründe, S.209-210).

Weiter erwähnt das Buch nun mosaikweise willkürlich einzelne "Grössen" der schweizer Geschichte, ohne jeden Zusammenhang: Niklaus von der Flüe bei der Neuregelung nach dem schweizer Sieg über Burgund, General Dufour beim Sonderbundkrieg, Henry Dunant und sein Rotes Kreuz, sowie Carl Spitteler mit seiner Rede "Unser Schweizer Standpunkt", die  deutsch-welsche Gegensätze zu Beginn des ersten Weltkriegs überbrückte.

Über den "Zweiten Weltkrieg" aber wird dann faustdick gelogen:

"Im 2.Weltkrieg, als unser Land von Diktaturen umklammert war, haben wiederum geistige Führer die Gemüter innerlich gefestigt und zu entschlossener Abwehr vereint". (S.66)

Alle Nazi-Bewegungen und der Frontismus werden verschwiegen (z.B. in Walter Wolf: Faschismus), ebenso die Erwartung, dass allgemein in ganz Europa von Hitler der Sieg gegen den Kommunismus innert acht bis 12 Wochen erwartet wurde. Grosse Teile der schweizer Bevölkerung fingen an, Hitlers Truppen nach dem Sieg gegen Frankreich zu bewundern (z.B. in: Heiniger: Gründe, S.26,47).

Aber das Militärbüchlein schildert weiter:

"Mahnworte von Pestalozzi, Gotthelf, Gottfried Keller und Carl Hilty waren gegenwartsnahe wie Jacob Burckhardts "Weltgeschichtliche Betrachtungen" oder Benjamin Constants Werk "Über die Gewalt", das alle Diktatur verdammte." (S.66)

Das Buch schweigt über die De-facto-Militärdiktatur in der Schweiz ab 1945 zur Vertuschung der Kollaboration mit dem 3. Reich (S.66).

Die Autoren hören nicht auf zu lügen:

"Klarer denn je zuvor erkannten wir die Bedeutung des inneren Réduits, eines St. Gotthards des Geistes, der den Festungen erst die notwendige Festigkeit gab." (S.67)

Schon 1923 hatte Adolf Hitler in der Schweiz mit Grössen der schweizer Banken in Zürich diniert (in: Ziegler: Schweiz, S.160). Das Reduit musste ab 1940 erst noch gebaut werden, und zwar aus deutschem Zement (in: Heiniger: Gründe, S.164,182).

Die Banken wandten sich 1945 gemeinsam in einem Protestbrief an den Bundesrat, in dem sie sich gegen Untersuchungen wegen Nazi-Vermögen wandten, die die "Neutraltität" verletzen würden (in: Ziegler: Schweiz, S.169).

Gleichsam waren dieselben Banken an Transfers von Nazivermögen nach Argentinien behilflich, um ein 4. Reich zu unterstützen .Heiniger: Gründe, S.137; Ziegler: Schweiz).

Das vorgespielte Bild kann kaum noch extremer verzerrt sein. Der kleine Soldat, erpressbar durch Beruf und Familie, wird in vollem Mass von der schweizer Regierung über die schweizer Geschichte belogen und betrogen.


21. "Lebendige Schule - aufgeschlossene Menschen"

Die allgemeine Schule wurde von Heinrich Pestalozzi als politische Notwendigkeit propagiert. Damit hatte Pestalozzi ein hohes Ziel.

Pestalozzi 1798:
"Ohne politische Erziehung ist das souveräne Volk ein Kind, das mit dem Feuer spielt und jeden Augenblick das Haus in Gefahr setzt." (S.69)

Der Staat ist Pestalozzi gefolgt, mit der Variation, dass durch die Schule auch bestimmte Weltbilder und Feindbilder vermittelt werden. Das hindert die Autoren des "Soldatenbuches" nicht daran, zu behaupten:

"Man nennt die Schweiz das Land der Freiheit und guter Schulen." (S.69)

Diese Aussage wird mit Nobelpreisen belegt:

"So zählt die kleine Schweiz zu den sechs Staaten, welche bisher am meisten Nobelpreisträger aufzuweisen haben." (S.71)


22. "Eidgenossen - Zeitgenossen"

Nach so viel Lobesreden auf den schweizer Staat, die bei heutigem historischem Wissen leicht zu entlarven sind -  tritt das Buch mit neuen Verpflichtungen an den Schweizer heran. Er wird mit moralischen Werten zur "Fassadenmalerei" gegenüber Dritten verpflichtet:

"Schweizer, prüfe dich! Beurteilst du zum Beispiel das Wesen eines nordischen oder südamerikansichen Volkes nicht nach den wenigen Vertretern, die dir schon begegnet sind? Glaubst du, dass es die anderen Völker mit uns anders halten?" (S.72)

Das Buch hält dem Soldaten vor, was ein "guter Eidgenoss" ist:

"Ein guter Eidgenoss sein heisst hochhalten und leben, was zum besten Erbe der Vorfahren gehört: Füreinander einstehen, Freiheit lieben und die entsprechende Verantwortung tragen." (S.73)

Es folgt die Schilderung der "Schweizerart":

"Ein guter Eidgenosse aber weiss, dass er es sich selber und unserem Vaterlande schuldig ist, auch ein wacher Zeitgenosse zu sein. Wir wollen gerne alles Neue kennenlernen und das Gute und uns Gemässe auch übernehmen, aber nicht, weil es neu, sondern eben, weil es gut ist." (S.73)

Und prompt muss als "Schweizerart" wieder der einseitig betrachtete 2.Weltkrieg herhalten:

"So leistete die Eidgenossenschaft nach dem 2.Weltkrieg durch das Rote Kreuz, die "Schweizer Spende" und die "Europahilfe" auch ihren Beitrag an den Neubau des ausgebrannten Europa, und ihre Hand richtete viele von der Not Niedergedrückte auf." (S.74)

Bleibt zu fragen, wer denn Hitler Ende 1939 im Zustand des Bankrotts des 3. Reiches die Umrüstung auf Kriegswirtschaft überhaupt ermöglicht hatte: Schweizer Banken! Wieder wird der einfache schweizer Soldat vollends betrogen und belogen (in: Ziegler: Schweiz, S.47-50,56).


23. "Auch die Zeitung ist ein Freiheitsbrief"

Über 400 Zeitungen, die an 235 Orten erscheinen, werden als Zeichen der Meinungsvielfalt gepriesen und so die "Volksherrschaft" mit "freier Aussprache" postuliert:

"Wir haben nie ein überzeugenderes Lob der freien Schweizer Zeitung erfahren als diese stumme Liebe zu einem Schweizer "Käs-Blättli". (S.75-76)

Wer jedoch den Dienst verweigerte und ein ideales Leben ohne Waffen postulierte, der wurde bis 1993 ins Gefängnis geworfen. Die Fichen-Affaire der Achtzigerjahre hat ebenso gezeigt, wo die Meinungsfreiheit für den bankenorientierten Bundesrat aufhört.


24. "Der Wehrmann vor dem Radio"

In diesem Abschnitt kommt es zu einer ganz eigenartigen Konstellation. "Der Radio" wird als Freund und Hausgenosse personifiziert. Tatsächlich spielte die Schweizer Radiostation "Beromünster" im 2. Weltkrieg eine unbestrittene internationale Rolle zwischen den weltweit operierenden Propagandablöcken. Die Spannung in der Wohnstube im kalten Krieg wurde jedoch dadurch nur noch mehr aufgeladen, was hier ungekürzt wiedergegeben werden soll:

"Radio, du hast daheim in unserer Stube einen guten Platz. Mit Recht, denn du gehörst ja nicht zu den toten Geräten. Du kannst sprechen. Manchmal gibst du wirklich einen ganzen Abend den Ton an und führst das grosse Wort. Wir hören dir meistens gerne und geduldig zu, denn du kennst dich in der grossen Welt aus, auch in der Welt der Dichter und Musiker, deren Werke ohne dich den Weg in unsere einfache Stube kaum gefunden hätten. Daher sind wir dir grossen Dank schuldig, aber noch mehr als Dank, nämlich die Wahrheit. Jemandem die Wahrheit zu sagen, ist ja die grösste Ehre, die wir ihm erweisen können. Ich habe dir schon über tausend Stunden zugehört, hör also auch mich einmal fünf Minuten an.

Du bist noch ein recht junger Hausgenosse. Der Erste Weltkrieg wurde noch ohne Radio ausgefochten. Im Zweiten Weltkrieg aber warst du schon ein Kampfmittel allerersten Ranges. Mit Radio und Lautsprechern haben zum Beispiel die Helfer Hitlers im Frühjahr 1940 den Widerstandswillen der Franzosen gelähmt, indem sie ihnen bald einflüsterten und bald einhämmerten, dass es mit dem englischen Beistand nicht weit her sei. "Die Engländer kämpfen bis zum letzten Franzosen!" war das zersetzende, perfide Schlagwort. "Aha, wenn dem so ist", dachte mancher Franzose im Feuer, "was soll ich da den Buckel für die Briten herhalten!" Und schon war der Zweifel in der Seele - und der Feind tief im Land". (S.77-79)

Auch hier wird aber wieder Irreführung am schweizer Soldaten betrieben: Die Autoren verschweigen jegliche Existenz von Hitler-freundlichen Franzosen, die fehlende Rüstung auf französischer Seite sowie die ganze politische Entwicklung, die zu dem Zeitpunkt bereits bei Churchill nachgelesen werden konnte (in: Churchill: Memoiren: Krieg, S.278-294).

Im nächsten Abschnitt wird unbedingter Glaube an den Vorgesetzten betont. Man soll ja nicht auf die Idee kommen, dass sich Friedensarbeit lohnen würde:

"Wenn der Missmut umgeht und gähnt: "Es bschüsst ja alles doch nüüt" und der Verleider stöhnt: "Es isch ja alles für d'Chatz", dann werden aus Soldaten Hampelmänner, die man fuderweise abschleppen kann. Vielleicht erwachen die Schlafmützen dann in einem dreckigen Gefangenenlager, wo der Hunger und die Peitschenhiebe erkennen lassen, was man verloren hat, und ob es sich lohnte, dem Schall im Äther mehr zu glauben als dem Tagesbefehl unserer militärischen Führer und dem Gewissen. Die Einsicht kommt - aber zu spät." (S.77-79)

Die Lobeshymne an Radio Beromünster:

"Natürlich kann der Rundspruch auch der Sache der Freiheit dienen. Er ist ja ein Stück Technik und damit an sich weder gut noch böse. Es kommt ganz darauf an, was der Mensch damit macht.

So sind zum Beispiel gerade die Schweizer Landessender während des Zweiten Weltkrieges zu geistigen Grossmächten geworden. Sie verkündeten von der neutralen Schweiz aus der von Propaganda verhetzten Welt, klar und wahr, wie die Lage sei. Diese nüchterne Stimme der Wahrheit war für Millionen Menschen eine doppelt tröstliche Botschaft. Einmal erfuhren alle Hörer, die in Knechtschaft schmachteten, dass der Turm der Macht gar nicht so felsenfest dastand, wie die Propaganda immer ausposaunte, sondern wankte und schwankte, so dass die Tage der Machthaber also gezählt sein mussten. Dann empfing der Hörer in Kriegsländern den Trost, dass es auf dieser Erde doch noch einen Flecken Boden gab, wo Wahrheit und Freiheit offen reden durften.

War das nicht ein Grund zum Aufatmen? Die Worte von Beromünster waren wie gute, tapfere Boten. Man tat alles, um sie zu empfangen, auch wenn das Abhören fremder Sender bei Todesstrafe verboten war. Immer wieder fand ein Kamerad den Weg, um das Schweizer Wort aufzufangen. Wie ein Lauffeuer ging es dann durch die Lager: "Beromünster hat gesagt..." Schweizer Soldat, dieser Dienst an Freiheit und Wahrheit wäre kaum geleistet worden, wenn nicht unser Volksheer auch die freie Stimme beschirmt hätte. Das wird künftig kaum anders sein. Denken wir nicht gering von der Macht eines freien Wortes aus einem kleinen Lande an die grosse Welt." (S.77-79)

Die Propagandisten des Büchleins verschweigen

-- die Zensur über Aussenhandelsstatistik und die Zensur der Medien in der Schweiz der "Abteilung für Presse und Funkspruch" (APF) von 1939-1945

-- sowie die Tatsache, dass eben die erwähnten neutralen Nachrichten des Herrn von Salis im Radio Beromünster z.B. im Jahre 1940 ein halbes Jahr lang gar nicht gesendet werden durften (in:Heiniger: Gründe, S.218-219).

Es ergeht nun die Mahnung an die schweizer Soldaten, immer "auf der Hut zu sein" vor "Verleugnern, Zweiflern und Verrätern":

"Ich sehe, dass ich nun nicht mehr den Radio anrede, sondern dich, den Menschen, auf den es ankommt. Dieser Wandel ist nicht von ungefähr gekommen. Nicht wahr, du begreifst nun, weshalb der Feind bei einem Überfall auf ein Land zuerst versucht, die Radiosender in seine Hand zu bekommen, und dann im Studio womöglich den Ansagern die Pistole auf die Brust setzt, um sie zur Durchgabe von Meldungen zu zwingen, welche allen Widerstand als sinnlos erscheinen lassen. Die Hörer vernehmen dann nur die vertraute Stimme und sehen die Pistole auf der Brust des Ansagers nicht.

Gewiss sollte sich keiner hergeben, dem politischen Einbrecher das Wort zu reden. Allein selbst in der Jüngerschar von Jesus gab es Verleugner, Zweifler und einen Verräter. Man muss also in jedem Fall auf der Hut sein." (S.77-79)

Und gleich setzen die Autoren nach und belehren alle Kritiker über die Politik des Bundesrates im 2. Weltkrieg:

"Der Bundesrat wusste jedenfalls, weshalb er im April 1940, als Norwegen und Dänemark vom angreifenden Dritten Reiche überrannt wurden und dessen Einbruch in Westeuropa unmittelbar bevorstand, zusammen mit dem General die Weisung abgab: "Wenn durch Radio, Flugblätter und andere Mittel Nachrichten verbreitet werden sollten, die den Widerstandswillen von Bundesrat und Armeeleitung bezweifeln, so sind solche Nachrichten als Erfindungen der feindlichen Propaganda zu betrachten." (S.77-79)

Wie der Bundesrat und die hohen Bankbehörden mit Hitler zusammenarbeiteten, ist heute bekannt (Fior: Schweiz). Es handelt sich hier um eine damals sicher erfolgreiche Selbstdarstellung des Bundesrates vor dem geistig betrogenen schweizer Soldaten.


25. "Unsere Neutralität"

Der Bundesrat von 1958 betont die Unparteilichkeit im 'Kalten Krieg'. Damit soll scheinbar auch bewirkt werden, dass die Vergangenheit nicht angetastet wird:

"Wenn in unserer Nähe ein Krieg ausbricht, so erklärt die Schweiz, sie werde sich neutral verhalten, das heisst weder das eine noch das andere Lager unterstützen." (S.80)

Beschwörung des Kampfgeistes:

"Wer sich seiner Haut oder gar für seine Freiheit nicht wehren würde, wäre ein zweifelhafter Schweizer. Werden wir freventlich angegriffen, so muss in uns der alte Kampfgeist der Freiheitskriege neu lebendig werden." (S.80)

Napoleon hatte aufgrund der Zerstrittenheit der Eidgenossen mit der Schweiz leichtes Spiel:

"Die Heere der französischen Revolution achteten unsere Neutralität nicht. Da sie wussten, dass die Grenzen nur ungenügend verteidigt waren, überrannten sie 1798 die schwache Schweiz." (S.81)

Die Gründe für Napoleons Vordringen in ganz Europa waren aber andere wie die veralteten Adelsstrukturen und die neue Waffentechnik mit grossen Kanonen.

1815 wurde der Schweiz auf dem Wiener Kongress die "Neutralität" erneut zuerkannt. Die Propagandisten sprechen in biblischer Anspielung vom "Gnadenjahr 1815":

"Auch Napoleon erklärte, dass für ihn die schweizerische Neutralität ein Wort ohne Sinn sei. Anders dachten seine Besieger auf dem Wiener Kongrsss und auf dem zweiten Pariser Frieden. Die Grossmächte anerkannten im "Gnadenjahre 1815" "die immerwährende Neutralität der Schweiz", und sie gewährleisteten ihr auch den Bestand und Umfang ihres Gebietes." (S.81)

Die Autoren schieben noch einmal schweizer "Heldenfiguren" nach. General Henri Dufour sei mit seiner Anregung zur Genfer Konvention von 1864 ein "Lebensretter", indem danach die Kriegsgefangenenversorgung eingeführt wurde (S.83).

1920 wurde die Neutralität eingeschränkt zur Teilnahme an "wirtschaftlichen Sanktionen gegen einen Friedensbrecher", womit das aggressive, Deutschland gemeint sein dürfte, das mit einem "Schlieffenplan" halb Europa germanisieren wollte (in: Schumann, Nestler: Weltherrschaft, S.16-17, 131-136).

"Die Schweiz hatte ihre Neutralität 1920 eingeschränkt. Sie wollte an wirtschaftlichen Sanktionen gegen einen Friedensbrecher teilnehmen, nicht aber an militärischen Feldzügen, denen sie auch die Grenzen nicht öffnen musste." (S.S.83)

1938 galt den Autoren zufolge fortan für die Schweiz wieder die "uneingeschränkte Neutralität". Die Begründung:

"Als der Völkerbund hinter den Erwartungen seiner Gründer zurückblieb und die Mitglieder die Sanktionen zu lässig nahmen, wünschte und empfing die Schweiz 1938 die uneingeschränkte Neutralität zurück." (S.83)

Dass der Bundesrat die Neutralität im 2.Weltkrieg nicht mehr beachtete und Hitler mit finanziellen Mitteln seinen Bankrott zu vermeiden half, konnte 1958 noch verschwiegen werden, denn die Aussenhandelsbilanz war immer noch verschlossen und die Bankendokumente in den geheimen Safes.


26. "Die Gefahr vor der Tür"

Noch einmal wird der Einmarsch von Napoleon von 1798 als Trauma hochstilisiert: Die der Gefahr "entwöhnte" Eidgenossenschaft sei dem Gegner uneins gegenübergestanden. Reformfreudige Kräfte hätten Napoleon geradezu einen jubelnden Empfang bereitet, und somit sei das Wehrwesen "seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen" gewesen:

"Es fehlte weniger an der Rüstung als an der inneren Bereitschaft, das Vaterland bis zum äussersten zu verteidigen. Revolutionspropaganda, Agenten und Wühler hatten die Armee innerlich ausgehöhlt." (S.90)

Sollten die Soldaten denn veraltete Adelsstrukturen und Kirchenstrukturen verteidigen?

"Bern, dem der Hauptangriff drohte, ersuchte die andern Orte um Hilfe. Aber es erhielt nur kleinlaute Antworten. Die alte Eidgenossenschaft fand sich nicht mehr bereit zu einer gemeinsamen Abwehr." (S.91)

Und natürlich darf die pauschale Verfehmung nicht fehlen:

"Die Eidgenossenschaft musste während der Besetzungszeit bitter erfahren, was die Fremdherrschaft für ein Volk bedeutet. Das Land wurde ausgesaugt bis aufs Blut und musste in den Jahren 1799, 1800 und 1813 den Durchmarsch grosser fremder Truppenteile und einen verheerenden Krieg der Grossmächte Frankreich, Österreich und Russland auf eigenem Boden erdulden." (S.91)

Auch hier fehlt jegliches Schilderung von Motiven und Gründen. Es fehlt auch jede Angabe darüber, wie und was genau von Napoleons Herrschaft am sozialen System verändert wurde, sowie die Handelsbilanzen. Mit Napoleon begann in Genf die Geldwäscherei...

Für die Armee halten die Vorgänge wieder her, um eine heute nötige Solidarität in der Armee vorzugaukeln:

"Die Eidgenossen lernten aus diesem Unheil. Das allgemeine Militärreglement von 1817 festigte das Wehrwesen auf eidgenössischer Grundlage. Der Genfer Henri Dufour sorgte für eine bessere, einheitliche Ausbildung der Offiziere." (S.92)

Weiter kommt das Thema wieder auf Neuenburg, das nun tatsächlich als preussisches Fürstentum erwähnt wird, aber auch nur, weil es ein Erfolgserlebnis der Befreiung zu feiern gab:

"Im Winter 1856/57 stellte der sogenannte "Neuenburger Handel" die Frage, ob Neuenburg als ein schweizerischer Kanton weiterhin ein preussisches Fürstentum bleiben konnte. Preussen richtete unannehmbare Forderungen an die Schweiz [welche?], und drohte, diese mit Waffengewalt durchzusetzen. Der Bundesrat liess sich nicht einschüchtern und stellte wiederum unter der bewährten Führung von General Dufour zwei Divisionen mit 30'000 Mann an die Grenze. Eine mächtige Wehrbegeisterung ergriff damals das ganze Land. Amiels Soldatenlied "Roulez Tambours" fand in jenen Wochen Eingang bei der Truppe, die in entschlossener Bereitschaft ihre Aufgabe erfüllte.

Preussen liess es nicht zum Äussersten kommen und verzichtete im Frühjahr 1857 auf seine Ansprüche auf Neuenburg [mit welchen Argumenten, wird wieder nicht erwähnt]. Von der gemeinsam überstandenen Gefahr dieses Rheinfeldzuges ging eine bedeutende innere Festigung und Einigung unseres Volkes aus." (S.92)

Nach kurzem Exkurs über die Lage 1870/71 und dem ersten Weltkrieg stimmt das Buch zu einer weiteren "Heldentat" an über die Zeit von 1939-1945:

"Die Lage unseres Landes im Zweiten Weltkrieg glich bis zum Sommer 1940 derjenigen von 1914-1918. Erneut musste damit gerechnet werden, dass einer der Kriegführenden versuchen werde, die starken Festungswälle, denen er gegenüberstand, durch neutrales Gebiet zu umgehen. Wiederum hat die deutsche Heeresleitung die Umgehung der französischen Front im Norden gesucht." (S.95-96)

Gemäss anderen Angaben hatte es sich bei den Truppenmassierungen Hitlers in Süddeutschland um ein Täuschungsmanöver gehandelt, um die französischen Truppen besser zu zerstreuen. Der Plan der deutschen Armeen war es, nach dem alten Schlieffenplan zu handeln und 1940 zu verwirklichen, was 1914 nicht gelungen war.

Stattdessen schreiben die Autoren die Tatsache, dass Hitlers Truppen nicht einmarschiert seien, dem schweizer Widerstandswillen zu:

"Zweifellos hat der von der schweizerischen Armee zu erwartende Widerstand diesen Entschluss massgebend beeinflusst." (S.95-96)

Dabei war die Befestigungslinie im schweizerischen Norden sehr ergänzungsbedürftig. Die schweizer Soldaten waren verpflichtet, im Winter 1939/40 sogar in Eiseskälte neue Grabungen vorzunehmen, so dass die als schweizerische "Maginot-Linie" angepriesene Verteidigungslinie von den Soldaten in "Mag-i-no-ko-Linie" ("mag i nüme ko") umgetauft wurde (in: Heiniger: Gründe, S.26).

Und weiter werden die Kriegsereignisse von 1940 so geschildert, wie wenn es die mit den Nazis kooperierenden Banken und Industriellen sowie die 5. Kolonne in der Schweiz nie gegeben hätte:

"Nach dem Zusammenbruch Frankreichs trat für uns eine Lage ein, wie sie unser Land in dieser Form noch nie erlebt hatte: die Einschliessung durch eine einzige kriegführende Partei." (S.96)

Die Einkreisung war nicht total. Und der Bundesrat tat ab 1945 alles, um die Zusammenarbeit mit den Nazis vor dem Volk zu vertuschen.

"Diese totale Einkreisung [die so nicht bestand] hätte es den Achsenmächten ermöglicht, die Schweiz gleichzeitig von allen Seiten anzugreifen. Wir mussten deshalb auch nach allen Seiten bereit sein. Diese Lage führte dazu, dass der im 19. Jahrhundert bei uns immer wieder erörterte Gedanke, eine eidgenössische Zentralstellung im Landesinnern zu beziehen, unter General Guisan praktisch verwirklicht wurde. Der Réduitplan der Jahre 1940-1944 bedeutete die Verteidigung des Alpenmassivs bis zum äussersten. Hier im Alpenraum sollte die Wirksamkeit der überlegenen feindlichen Angriffswaffen, insbesondere seiner Luftwaffe und seiner Panzer, ausgeschaltet oder doch vermindert und der Angreifer verhindert werden, die für ihn lebenswichtigen Nord-Süd-Verbindungen in die Hand zu bekommen." (S.96)

Eine grössere Lüge ist kaum mehr vorstellbar. Das Reduit war erst 1943 fertiggestellt, mit Hilfe deutscher Zementlieferungen (in: Heiniger: Gründe, S.164,182). Hitler und seine Kollaborateure - auch in Holland, Frankreich, Polen etc. - hatten der Schweiz ein Handelsabkommen abgetrotzt, das ihnen Tür und Tor zum Schweizer Markt öffnete.

Deutsche Handelsleute konnten in der Schweiz auf Kredit "einkaufen" (in: Heiniger: Gründe, S.71,86-87), und die Bahnlinien wurden vom Militär geschützt, damit die Naziherrschaften ihre Materialien durch die Alpen nach Italien und Afrika verschieben konnten... (in: Heiniger: Gründe,S.54,61).


27. "Du wirst Soldat" - "Aus dem Leben der Einheit"

Es folgt nun die psychische Manipulation des Lesers hin zu einem freudigen Aufenthalt in der schweizer Armee, die ihm ein "militärisches Zuhause" sein soll (S.101). Dementsprechende Losungen fehlen nicht, wie z.B.

"Eine Kompanie Soldaten
Wie viel Leid und Freud ist das."
(S.103)

Auf derselben Seite wird ein Toter betrauert, wie wenn dies ein leicht zu nehmender Vorfall wäre:

"So singen wir in besinnlichen Stunden,
auch wenn wir von einem lieben Kameraden Abschied nehmen."
(S.103)


28. "Die Dienstfreude ist dein Ja zu den hohen Anforderungen"

Weiter spritzen die Militärpropagandisten mit Losungen und stellen den Kampf in den Vordergrund, um die Todesgefahr zu verdrängen und die Männer bei Laune zu halten:

"Freude am Dienst heisst Freude an der Leistung." (S.104)

"Die Ausbildung zum Kämpfer stellt hohe Anforderungen."
(S.104)

"Ist eine Einheit nicht schon im Frieden fest zusammengeschweisst,
so zerfällt sie auf dem Gefechtsfeld rasch."
(S.105)

Treffsicherheit wird mit künstlerischem Können verglichen:

"Wie ein Künstler täglich üben muss, um ein Meister zu werden und es zu bleiben,
nütze auch du jede Gelegenheit zum Üben, nicht nur auf Befehl, sondern auch freiwillig." (S.108)

Daraus ist abgeleitet, dass ein schweizer Soldat noch heute "freiwillige Schiessen" absolviert, bis zu seinem Tod.

Das Ideal eines "gestählten Körpers" soll ganz gemäss der nazistischen Ideologie ein Selbstschutz gegen die eigene Angst sein:

"Turnen, Kampfbahn, Kampfspiele und Wettkämpfe gehören darum auch zum täglichen Dienst. Du erhältst weder Auszeichnung noch Preis. Dafür gewinnst du einen gestählten, gewandten und ausdauernden Körper." (S.109)

Auch für die langen Märsche, die z.T. blutige Füsse verursachen, gibt es ein Argument:

"Alle Ärzte und Erzieher sagen uns, dass der Marsch die natürlichste und gesundeste Sportart sei." (S.110)

Friedliebende Menschen, die an ihren Verdrängungen ersticken und kompensiv reagieren, sollen selber "schuld" sein, wenn sie mit einer Situation nicht zurechtkommen:

"Statt sich zusammenzureissen, betrinkt sich der Schwächling in der Wirtschaft, um das Widerliche des Tages zu vergessen. Er weiss bald nicht mehr, dass er selber am meisten schuld daran ist." (S.114)


29. "Nimmst du dich nicht selber in die Hand, so tun es deine Feinde"

An dieser Stelle ist im Buch ein Männchen wie eine Marionette dargestellt, dessen Leinen mit einer Schere durchgeschnitten werden sollen. Das Bild trifft den Nagel auf den Kopf: Der schweizer Soldat wird gelenkt von der schweizer Militärpropaganda, und die Wahrheit droht, ihn davon zu befreien. Die Autoren meinen dieses Bild natürlich anders:

"Du musst aber bereits in Friedenszeiten gelernt haben, dich in jeder Lage in der Hand zu behalten, dich zu beherrschen, dich auf die gestellte Aufgabe zu konzentrieren, genaue Arbeit zu leisten. Du lernst das beim Einzelexerzieren." (S.116)

Führerhörigkeit ist gefordert:

"Was das Gefecht an Mannschaftsleistung erfordert - Geschlossenheit und Aufmerksamkeit auf den Führer -, übst du im geschlossenen Abteilungsexerzieren." (S.117)

Und auch die "militärische Ehre" wird nicht fehlen, um die Haltung zu bewahren, was beim Wachtdienst scheinbar besonders notwendig ist:

"Halte dich so, dass du deiner Einheit Ehre machst." (S.119)


30. "Sauberer Tisch schafft Vertrauen"

Sensibilität ist "unsoldatisch":

"Der Soldat ist nicht zimperlich. Empfindlichkeit und Misstrauen sind unsoldatisch. Wer aber soldatisches Ehrgefühl besitzt, kann Angriffe auf seine Ehre oder herabwürdigende Behandlung nicht dulden." (S.122)


31. "Der Gruss"

Der "Gruss" ist verpflichtend und soll das Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Führer und [Ver-]Führten automatisieren:

"Führer ohne Gefolgschaft wie auch Soldaten ohne Führer sind im Kampfe verloren. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit muss schon im Frieden vorhanden sein. Der Ausdruck dieser Verbundenheit ist unser militärischer Gruss [...] Man grüsst sich!" (S.129)

Um das "Ansehen der Armee" zu wahren, wird vor moralischem Zwang nicht zurückgeschreckt:

"Jeder Soldat, der in Haltung, Anzug und Auftreten einen vorteilhaften Eindruck macht, leistet einen wichtigen Beitrag zum Ansehen unserer Armee." (S.131)


32. "Der Feind ist überall"
[die Korruption ist auch überall...]

Jedes Fremdelement ist als "Feind" zu betrachten. Eine solche Einstellung verpflichtet gleichsam zu einer Egozentriertheit, zu einer falschen Duldsamkeit und zu einer Psychopathie der Angst:

"Die Pflicht zur Geheimhaltung besteht für jeden Wehrmann schon in Friedenszeiten." (S.132)

"In einer Umgebung, in welcher Gespräche zwischen Wehrmännern von Aussenstehenden mitangehört werden können, spricht der Wehrmann jeden Grades nicht über militärische Angelegenheiten. [...] Ein unüberlegtes Wort kann weitergetragen werden und schliesslich bei Kriegsfall Menschenleben kosten. Auch Deines!" (S.133)


33. "Ausser Dienst - für den Dienst"

Der Kämpfer:
"Der Krieg stellt aussergewöhnliche Anforderungen an den Kämpfer". (S.136)

Mental soll der schweizer Mann immer ein Soldat sein und auch ausserhalb der Pflichtzeit Dienste leisten:

"Die ausserdienstliche Tätigkeit unserer Wehrmänner ist gute, alte Schweizerart. Sie gehört zum Wesen eines Volksheeres." (S.137)

Schiessübungen und der Gedanke an das Töten sollen "volkstümlich" sein:

"Denken wir nur an das Schiesswesen, das nirgends auf der Welt so entwickelt und so volkstümlich ist wie in der Schweiz."  (S.137)

Auch die privaten Turnaktivitäten sind im Dienste der Armee zu sehen:

"Eine nicht minder wichtige Rolle spielen die vielen Turn- und Sportvereine. Ihre Mitglieder umfassen eine Zahl, die der Grösse unserer Armee gleichkommt. Das Militärdepartement unterstützt die Bestrebungen dieser Körperschaften, aber auch den Turnunterricht in den Schulen sowie Kurse für junge Leute zwischen Schulhaus und Kaserne." (S.137)

In derselben Weise funktionierten die "Wehrvereine" und der freiwillige "militärische Vorunterricht", der erst 1940 eingeführt worden war. Ohne diesen Vorunterricht war die spätere Zuteilung zu Spezialtruppen unmöglich:

"So werden beispielsweise Kurse für angehende Flieger, Funker Pontoniere und Motorfahrer durchgeführt. Wer sich bei der Rekrutierung zu einer Spezialtruppe meldet, muss sich darüber ausweisen können, die entsprechende Vorschulung mit Erfolg bestanden zu haben." (S.137)

Diese "sportlichen Aktivitäten" werden als "unumgänglich" dargestellt:

"Die ausserdienstliche Ausbildung, wie sie im gesunden Wehrsport unserer Soldaten zum Ausdruck kommt, ist zur unumgänglichen Ergänzung des obligatorischen Dienstes geworden, dessen zeitliche Verlängerung heute kaum denkbar ist. Alle Opfer, die unsere Soldaten für Ausbildung und Ertüchtigung in ihrer Freizeit aufbringen, verdienen die restlose Anerkennung des ganzen Volkes, dessen Schutz und Wehr sie in bedrängter Zeit sind." (S.137)

Die Militarisierung der Jugend soll also der Verteidigung dienen...


34. "Ein Volk von Schützen"

"Es gibt nur zwei Kantone, die eine grössere Bevölkerungszahl aufweisen, als der Schweizerische Schützenverein Mitglieder hat, nämlich 450'000. Rund jeder zehnte Schweizer ist Schütze, das heisst, er übt ausserdienstlich seine Schiesskunst in einem Schützenverein des Wohnortes." (S.138)

"Schiesskunst": die Kunst des Tötens.


35. "Wehrsport"

Weiter propagieren die Autoren "Winter- und Sommerarmeemeisterschaften"
-- im Winter mit Skipatrouillenlauf
-- bzw. im Sommer mit Vierer-Patrouillenlauf
-- mit 200 m Steigung auf 16 km,  z.T. als Orientierungslauf organisiert.

Der "Waffenlauf", ein Orientierungslauf mit Karabiner auf dem Rücken und Sturmpackung, sticht dabei besonders hervor:

"Im schweizerischen Wehrsport haben die Waffenläufe starken Aufschwung genommen. Wehrmänner aller Altersklassen und Grade tragen dazu bei, die durch die Struktur unseres Landes bedingte Marschtüchtigkeit der Armee zu erhalten." (S.139)


36. "Der militärische Mehrkampf"

Die Propaganda präsentiert "Drei-, Vier- und Fünfkämpfe", wovon der Fünfkampf die "Krone" sei:

"Die Krone des militärischen Wettkampfes ist der Fünfkampf, der aus Reiten, Fechten, Schiessen, Schwimmen und Geländelauf besteht." (S.141)


37. "Werde Unteroffizier"

Unbemerkt in der Sporteuphorie soll der Leser dazu manipuliert werden, sich dem Militär und der Tötungsmaschinerie ganz hinzugeben. Es ist die Werbung zum "Führer", wie sie im 3. Reich wohl auch in der Hitler-Jugend existierte:

"Denkst du aber gut schweizerisch, also auch an die Allgemeinheit, übernimmst du freudig eine Führerrolle. Die Vorteile, die dir die militärische Stellung im Zivilleben bringt, fallen dabei weniger ins Gewicht." (S.142)


38. "Unter der Fahne"

Auch Fahnenkult [wie zu Hitlers Zeiten] darf nicht fehlen und soll ein "erhebendes" Gefühl vermitteln:

"Du trittst zu Beginn jedes Dienstes unter die Fahne. Der Fahnenmarsch erhebt dich. Zugleich sollst du dich aber auch der strengen Dienstartikel erinnern. Vor deiner Entlassung will dich die Fahnenehrung aber auch an die Pflicht mahnen, Soldat in Zivil zu bleiben." (S.150)


39. "Gesetze und Gebräuche des Krieges"

Von Seite 150 bis Seite 321 werden Kriegszenen präsentiert und durchgespielt. Hier kommt auch gleich das Kriegsgesetz:

"Das ist dein Kriegsgesetz: Unerbittlich im Kampf, ritterlich gegenüber dem wehrlosen Gegner." (S.150)

Wieso die Menschen sich selber Gegner sind, wird nicht gefragt.

"Schweige!" - "Lass dich nicht aufhalten!" - Kämpfe dich durch!" - "Gedanken beim Einrücken"
Das Buch fährt mit unzähligen angsteinflössenden, zum Teil in Rot gehaltenen Kriegsbildern weiter. "Schweigen" und "Gehorsam" sind einmal mehr - wie schon zu Friedenszeiten - höchste Gebote. Die Bereitschaft, getötet zu werden, wird mit folgendem Reimspruch erleichtert:

"Wozu die Not der harten Stunde zwingt, wir tun es gern und unbedingt." (S.153-154)

"Werden wir bestehen können gegen einen mächtigen Gegner?"
Im Stolz auf die eigenen Verteidigungslinien wird der "Kampfgeist" beschworen:

"Tausende von Metern Brückenschlag und Strassenbau benötigt der Feind, um in die Tiefe vordringen zu können. Durch Flugwaffe und Erdkampf wird ihm dies erschwert. Verteidigte Befestigungen, Panzersperren und Minenfelder hat der Feind in der ganzen Tiefe unseres Landes zu überwinden. Wälder und Dörfer in grosser Zahl sind schwer zu nehmende Stützpunkte. Auch der massivste Beschuss bringt den Verteidiger nicht aus den Trümmern und Ruinen heraus. Du weisst vom Kampfgeist der Schweizer Soldaten. Im Kampf um den Heimatboden wird in Metern gemessen. Der Kampf beginnt an der Grenze und wird im besetzten oder abgeschnittenen Gebiet nicht aufhören." (S.255)

"Das Leben geht weiter!" - "Sorge Dich nicht, die Arbeit zu Hause wird besorgt"
Der Soldat wird angeleitet, keinen Gedanken an Frau und Kind zu "verschwenden", denn es sei ja alles geregelt. Lebensmittelverteilung und Lohnausfallentschädigung würden schon organisiert (S.157). Die Arbeit werde von den Frauen übernommen:

"Deine Frau springt ein. Die Ordnung wird aufrechterhalten." (S.158)

und was die Gemeindegeschäfte angehe, so werde "die alte Garde" die Verwaltung übernehmen:

"Die 'alte Garde' ist wieder angetreten und besorgt die Gemeindegeschäfte."(S.158)

"Hier wird radikal eingegriffen"
Weiter verhält sich die Armeeführung gegen friedliche, unpassende Elemente:

"Begehren für Kriegsdispensationen werden sorgfältig geprüft. Drückeberger erhalten den Marschbefehl."

"Eigenmächtige Evakuation ist untersagt. Auch für diesen Ausreisser gibt es einen Platz an der Front."

"Es wird dafür gesorgt, dass die Bereicherung auf Kosten der Mitbürger erschwert wird." (S.159)

wie wenn sich der Bundesrat mitsamt Bankenaufsicht nach 1945 besser verhalten hätte...

"Hamsterer sind Volksschädlinge. Die Behörden werden auch hier zum Rechten sehen." (S.159)

Komischerweise hat sich die schweizerische Oberschicht im 2. Weltkrieg an Flüchtlingen bereichert wie nie zuvor. Die Akten der schweizerischen Privatbanken aber bleiben weiter verschlossen...

"Vom Bestehen im Nervenkrieg" - "Der Feind ist mitten unter uns"
Die destruktive Energie gegenüber dem Nachbarn kommt nun voll zum Tragen:

"Agenten, Spitzel und ihre Helfershelfer leben unter uns als Biedermänner getarnt [...] Merke: Was du sagst, schreibst, tust und unterlässt, weiss der Feind morgen. Alles wird beobachtet, festgestellt und gemeldet. Gedankenloses Geschwätz tötet die Männer an der Front." (S.162)

"Der Feind ist überall"
Mit Bildern von Kampfszenen und Arbeien wird die Hektik im Krieg dargestellt:

"Jeder Ortswehrsoldat ein Schütze."

"Alle Männer und Frauen, die nicht im Zivilschutz eingeteilt sind, melden sich zum Hilfsdienst. Freiwillige Helfer, stille Helfer, Ortswehrsoldaten und Hilfsdienst (HD), auch Ihr seid Soldaten im Kampfe für die Freiheit!" (S.164)

"Die Bevölkerung im besetzten Gebiet"
Es wird das "Kriegsrecht" des "Feindes" suggeriert:

"Die Faust des Feindes ist hart, sein Kriegsrecht brutal. Spezialarbeiter, auf dich hat es der Feind besonders abgesehen. Du wirst gefangen und deportiert werden, wenn du nicht untertauchen kannst."  (S.167)

Verbindungen zum "Feind" sollen gefährlich sein:

"Die Schweizer Kampffront geht durch jedes Haus und jedes Herz. Wer mit dem Feind liebäugelt, den trifft heute unsere Verachtung und morgen die harte Strafe. Der Geist der Stauffacherin aber ist der Kern der Wiedergeburt." (S.168)

Die Sätze erscheinen nicht glaubwürdig, denn als der "Feind", das 3. Reich, 1944 schon am Versinken war, wurden in der Schweiz weiter Todesurteile wegen "Verrats" gefällt, und der Bundesrat schritt nicht ein...


40. "Der Kämpfer als Mensch"

Auf zwei voll beschriebenen Seiten wird das "Leben" des "Kämpfers" beschrieben, seine Entbehrungen, seine "überflüssigen Begehrlichkeiten", seine "innere Kraft" und das "harte Leben im Feld" beschrieben. Dabei werden Gesellschaftsschranken abgebaut:

"Sie werden eine Gemeinschaft von Kämpfern. Es beginnt das Leben der Kameradschaft." (S.170-171)

wie wenn ein Leben der Kameradschaft nicht schon zu Friedenszeiten möglich wäre...


41. "Krieg mit Atomwaffen" - "Krieg mit chemischen Waffen"

Es folgen Kapitel über den "Krieg mit Atomwaffen" und dessen "Wirkung" (S.173-184) sowie die Schilderung von "Krieg mit chemischen Waffen" und dem entsprechenden "ABC-Dienst" (S.185-196):

-- die A-Equipen zum Messen von Radioaktivitäten
-- die B-Equipen zum Einsatz gegen Epidemien
-- die C-Equipen zur Untersuchung chemischer Kampfstoffe und zum Führen des Kampfstoffnachweises, alle Schilderungen mit entsprechender Bebilderung.


42. "Achtung Panzer!" - "Flieger im Kampf"

Panzerkampftaktiken werden dargestellt und die dazugehörigen Panzertypen zur Panzerabwehr, zur Feuerunterstützung, zur Aufklärung, zur Bekämpfung von Luftlandetruppen, für Angriffe und Gegenangriffe (S.197-202):

"Unser Grundsatz: auf jedes Hindernis Feuer!"

Es dürfte kein Wunder sein, wenn ein auf diese Weise gedrillter Mensch diesen Grundsatz auch im Privat- oder Geschäftsleben verwendet. So wird die Gesellschaft planmässig brutalisiert.

Zu den Fliegern gehören die dazugehörigen Geschosse oder Bomben:
-- Bordkanonen und Raketen für "Punktziele"
-- Bomben gegen "Punktziele", gegen "Flächenziele" und für "Bombenteppiche"
-- Napalmbomben gegen "Punkt- und Flächenziele"
-- taktische Atombomben gegen "wichtige Flächenziele" wie z.B. ganze Städte, wodurch sich ein moralischer Zermürbungseffekt ergeben soll, den es natürlich zu vermeiden gilt.

Gleichzeitig wird die Luftwaffe als sehr verwundbar geschildert, und sie verursache auch eine hohe Abnützung (S.207-212).

An eine Welt ohne Bomben wird nicht gedacht...


43. "Artillerie im Kampf" - "Bei der Infanterie liegt unsere Chance" - "Tragen Schlagen"

Das Kapitel (Seiten 217-232) schildert die Artillerie als "der Hammer des Führers" (S.217). Die Infanterie sei "die Chance für den David gegen den Goliath" (S.225), vor allem im Nahkampf:

"Wir müssen eine Armee von Nahkämpfern sein!" (S.227)

Zudem gelte es, die Vorteile über Wetterkenntnisse (S.229) und die Ortskundigkeit zu Verschiebungen bei Nacht auszunützen:

"In der Nacht liegt die Chance bei der Infanterie. Es gilt für uns: Verschieben, Bereitstellen, Angreifen, Überfallen"(S.230).

"Tragen und Schlagen" seien die tragenden Begriffe des Infanteristen (S.231).

Das Wort Infanterie lässt sich sprachlich ableiten von lateinisch "infans, infantis" = deutsch: Kind). Es scheint ein treffendes Wort für die Bubis zu sein, die Krieg und Waffen eine "gute Sache" finden.


44. "Abgeschnitten"

Hier zeigt sich die Willensmanipulation am deutlichsten, wie die schweizerischen Wehrleitstellen mit Hitlers Devisen über Stalingrad Gemeinsamkeiten predigen. Der erste Untertitel heisst nämlich gleich darauf:

"Das gibt es für uns nicht." (S.233)

Kampf ist Pflicht. Die "Logik" des Staates zeigt hier seinen mörderischsten Mechanismus:

"Der Krieg ist überall. In der Kampfzone wie im Hinterland wird gekämpft. Panzereinbrüche, Fallschirm- und Luftlandeaktionen, Infiltrationen aller Art führen zur Isolierung von grösseren bis kleinsten Teilen unserer Truppen. Da Rückzugsmassnahmen nur von höchster Stelle angeordnet werden, heisst es für uns in all diesen Fällen: Es wird gehalten, gekämpft! Es gibt keine aussichtslose Lage. Immer besteht die Möglichkeit, dem Feinde noch ernsthaft zu schaden. Ob als vordere Kampfgruppe oder an einer Funkstelle, an einem Fassungsplatz oder an irgendeinem Ort hinter der Front, selbst an einer Kochstelle, jeder hat zu kämpfen. Dafür ist er bewaffnet, ausgerüstet und ausgebildet." (S.233)


45. "Warum konnte das geschehen?"

Wer abgeschnitten ist, soll den "Igel machen".

"Wer abgeschnitten ist, macht den Igel. Dies gilt für grosse wie auch für die kleinsten Elemente. Der Wille zum Durchhalten und Kämpfen lässt auch hinter der Front die Überraschung durch den Feind nicht aufkommen." (S.234-235)

In dieser Situation befindet sich der Staat Schweiz eigentlich seit 1315.

Als Grund für das Abgeschnittensein soll der Soldat auch gleich den Fehler bei sich selber suchen, mit dementsprechender Bebilderung:

"Die Beobachtung war schlecht - die Vorteile des günstigen Standortes wurden nicht ausgenützt - Vorbereitete Waffen- und Kampfstellungen fehlten - Hinterhalte waren nicht vorbereitet. Diese Gruppe hat sich um das Kampfgeschehen wenig gekümmert und so durch ihre Teilnahmslosigkeit dem Gegner leichtes Spiel verschafft. Sie wurde überrascht und gefangengenommen. Waffen, Munition und ihr Material sind dem Feind in die Hände gefallen." (S.235)


46. "Dein geistiges Rüstzeug"

Noch einmal, diesmal sogar auf rotem Papier, wird dem Leser eingetrichtert, wie er in den Krieg zu gehen hat, inklusive Draufgängertum und Überlegenheitswahn:

"Auf die ersten vierzehn Tage kommt es für uns an!"

"Wer glaubt, hinter der Front in der Etappe werde er vom persönlichen Kampf verschont, wird höchstens zur Auffüllung der feindlichen Gefangenenlager dienen." (S.236)

"Sei Soldat und Kämpfer!"

"Du bist es, der zuschlägt, und nicht der andere: Manneskraft, verbunden mit Draufgängertum, geben dir das Gefühl der Überlegenheit."

"Für uns gilt: Jeder Schuss und jeder Wurf ein Treffer und jede Garbe im Ziel!" (S.237)

"Halte um jeden Preis!"

"So lange eine Ader sich in uns regt, gibt keiner nach."

"Schweige!
Im Nervenkrieg, bei der Mobilmachung, vor dem Einsatz, im Urlaub und selbst im Gefangenenlager, schweige! Nicht schweigen können, kostet Kameradenblut." (S.238)


47. "Was darfst und sollst du von deinem Führer im Krieg erwarten?"

Ebenfalls auf rotem Papier - damit es immer leicht nachzuschlagen ist - werden die "Eigenschaften" von "Führerpersonen" geschildert. Gleichzeitig sind damit natürlich unmerklich die Anforderungen bekanntgegeben an Soldaten, die später ebenso zum Offizierskader gehören wollen. Die Sensibilität eines Menschen wird damit grundlegend vernichtet:

"Er ist tapfer, er würde es ungern sehen, wenn einer tapferer wäre als er." (S.239)

"Er stellt an sich selbst die grössten Anforderungen." (S.239)

"Er weiss seine Kämpfer zu entflammen und zu begeistern. Ein begeisterter Soldat zählt für vier." (S.239)

"Seine Ruhe und Überlegenheit gibt dir den Halt, den du suchst und dessen du im Kampf so dringend bedarfst." (S.239)

"Er braucht im Notfall keinen Gehorsam zu fordern, weil der Gehorsam sich in die absolute Gefolgschaft aufgelöst hat. Der Führer, der dein Vertrauen besitzt, hat eine absolute Befehlskraft." (S.239)

"Er ist unerbittlich hart. Kein Mann will nachgiebige oder weiche Führer. Du weisst, dass
diejenigen Führer, welche nichts zu fordern wagen, unsicher und bequem sind. Wer dir im Frieden die Leistung ersparte, hat dir einen schlechten Dienst erwiesen." (S.239)

"Er darf nicht verstimmt oder reizbar sein. Verstimmte oder reizbare Führer erwecken dein Misstrauen." (S.239)

"Er ist wagemutig. Das Gefühl, einen wagemutigen Führer zu haben, stärkt dich. Ängstliche und zaghafte Führer können nicht bestehen." (S.239)

"Erfüllt der Führer alle diese Erwartungen, so ergibt sich jene Kampfgemeinschaft, die sich leicht führen lässt und die begeistert kämpft. Wir Schweizer Soldaten sind zu solcher Gefolgschaft bereit." (S.239)

Diese Art von Führerschaft ist z.T. bis heute noch in Pfadfindergruppen und bei Lehrern in Schulen anzutreffen. Die Schüler haben entsprechend zu leiden und sind lebenslang destabilisiert.


48. "Im Infanteriefeuerkampf"

Das Kapitel über die "infans" bzw. die Bubis mit den Gewehren erstreckt sich über die Seiten 241-252. Die Kriegsextase geht weiter:

"Triffst du nicht, erfasst er dich!" (S.242)

"Jeder Schuss und jeder Wurf ein Treffer und jede Garbe ein Ziel."
(S.242)

"Kopf und Waffe gehören zusammen. Prüfe immer Distanz und Art des Zieles. Wähle die Feuerart und den Zeitpunkt der Schussabgabe so, dass du sicher triffst." (S.243).

"Handgranatenwurf"

"Eine Fensteröffnung triffst du höchstens auf 15m sicher." (S.246)

"Maschinengewehrfeuer"

"Der Erfolg im Feuerkampf hängt auch davon ab, ob deine Waffen unter allen Umständen funktionieren. Darum: Waffenpflege in jeder Gefechtspause!"
(S.251)

"Sei geizig mit der Munition, denn die beste Waffe nützt dir nichts mehr, wenn dir die Munition dazu fehlt."
(S.251)

Noch heute steht in schweizer Haushalten das Sturmgewehr mit "Notmunition" herum.


49. "Feuer überstehen"

Das Buch beschränkt sich auf die Darstellungen über Kampfprojekte und das Durchhalten der Truppe. Der Tod, die Bestattung, die Massengräber und die Kreuze oder Grabhügel kommen nicht vor, ebenso nicht die Mütter oder Kinder, die danach ohne Vater die Familie durchbringen müssen. Somit wird das "Feuer" natürlich überstanden: im "Schützenloch", im "Panzerdeckungsloch", in der "Waffenstellung" oder im "Unterstand", ohne die negativen Folgen im Todesfall zu beschreiben (S.253).

"Die erste Stunde ist entscheidend! - "Feuer überstehen heisst graben - graben!"

"Gräbt ein Mann eine Stunde, so erreicht er gegen Flachbahnwaffen 50% Sicherheit.

Gräbt ein Mann 2-3 Stunden, so erreicht er schon 90% Sicherheit.

Gräbt ein Mann eine Woche, so erreicht er 85% Sicherheit gegen schweren Beschuss.

Gräbt ein Mann einen Monat, so erreicht er eine Sicherheit von 95%." (S.254-255)

"Verbindung um jeden Preis"
Es heisst nun, die Verbindung zur Führung nicht abreissen zu lassen, sei das mittels "Augenverbindung, Signalraketen, Blinkverbindung, Leuchtspur, Signalen mit Fanions, Melder Artilleriebeobachter, Funk und Draht." (S.257-259)


50. "Den Feind nicht aus den Augen lassen" - "Tarnen ist ebenso wichtig wie treffen"

Das Kapitel schildert die Erörterung, wie der Feind zu observieren sei (S.261-266). Die entsprechende Tarnung ist jeweils notwendig (S.267-274). Der kombinierte Prozess soll nach den programmierten Prozessen "sehen - hören - täuschen" ablaufen, wobei die Täuschung als "die hohe Schule" angepriesen wird.

"List und Verschlagenheit spielen im Kampf für den Einzelkämpfer eine grosse Rolle. Sie sind Waffen, die nicht zu unterschätzen sind."

"Täuschen ist die hohe Schule der Kopfarbeit. Jede List kann ein Leben erhalten, jede Täuschung einen Kämpfer, eine ganze Stellung retten." (S.272)

Ehrliche Menschen sind in diesem Buch und somit im Militär und in der Schweiz nicht gefragt (denn der Soldat soll ja auch zu Hause ein Soldat bleiben!). Dementsprechend werden die Menschen im Unterbewusstsein strukturiert:

"Harmlosigkeit wird das Opfer von List und Tücke." (S.273)

Bei einer Militärzeit bis zum 60. Altersjahr konnten sich die Menschen nie von diesen Verhaltensweisen lösen.


51. "Ich bin Wache"

Das Kapitel erstreckt sich über die Seiten 275-282. Der Ablauf:

"sehen, hören, melden, nicht gesehen werden." (S.275)

Es wird unterschieden zwischen der Wache am "Feind", wo gegnerische Bewegungen rückgemeldet werden, und der Bewachung von Objekten im Hinterland. Die Dressur:

"Wir betrachten jeden, der sich dem Objekt nähert und den wir nicht persönlich kennen, als Spion oder Saboteur. Keinem soll es gelingen, uns zu täuschen. Vor der schussbereiten Maschinenpistole wird er aufs gründlichste geprüft und untersucht. [...] Sei misstrauisch und gründlich. Wir müssen gefürchtet werden." (S.279)

"Wer sich bei Tag dem Objekt nähert oder den Kontrollposten umgeht, wird erschossen." (S.280)

Und wieder wird ein Missgeschick den Soldaten angelastet, statt das Kriegsweltsystem zu enttarnen, wenn die Propagandisten des Bundesrates über einen überfallenen Posten schreiben:

"Dies geschah in den Morgenstunden der ersten Kriegstage. Der Saboteur konnte sich dem Objekt unbemerkt nähern und das Munitionsdepot sprengen. Welches könnten die Ursachen gewesen sein? ... weil die Wache naiv war und sich sehen liess? ... weil die Verbindung nicht funktioniert hat? ... weil sie vom Schlaf übernannt wurde? ... weil sie beim Schiessen nicht getroffen hat? ... weil sie "Halt" gerufen hat und der Feind mit der Handgranate geantwortet hat?" (S.281)


52. "Wir treten zum Nahkampf an"

Hier kommt auf den Seiten 283-292 die persönlichste Phase der Auseinandersetzung, der Kampf Mann gegen Mann. Das Buch betont die Wichtigkeit, im Willen gegen den Feind nicht aufzugeben. Die Formulierung erscheint in Anbetracht der damals schon entwickelten Massenvernichtungswaffen mehr als unrealistisch.

"Die letzte Entscheidung fällt im Nahkampf. Nicht Atomkräfte und weder Panzer noch Flieger genügen, um ein Volk niederzuringen und ein Land endgültig zu besetzen. Solange der Kampfeswille einer Mannschaft lebt, besteht Widerstand und Hoffnung. Wir alle, gleichgültig, welcher Truppengattung wir angehören, haben früher oder später zum Nahkampf anzutreten. Daher haben wir uns auch alle auf den Nahkampf vorzubereiten! Auf Dich kommt es an!" (S.283)

Gegen Zermürbungstaktiken des Gegners soll jeder gewappnet sein und durchhalten, auf jeden Fall länger als der "Feind":

"Die feindliche Beschiessung will uns vernichten oder doch zermürben. Sie kann Stunden, ja ganze Tage andauern. Wenn ich meine ganze Willenskraft aufwende, überstehe ich das Feuer und bin dadurch im entscheidenden Zeitpunkt zum Nahkampf bereit." (S.284)

Es folgt die Schilderung, mit welchem Gewehreinsatz wie weit geschossen werden kann. Am Ende folgen nach Handgranatenwürfen steinzeitähnliche Zustände:

"Die letzte Entscheidung über Sieg oder Niederlage fällt mit dem Zuschlagen mit Bajonett, Dolch und Spaten!" (S.287)

"Wir Schweizer wissen, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt: entweder zu bestehen oder zu fallen. Aber jeder muss wissen: Mein Einsatz lohnt sich!" (S.290)

Es lohnt sich zu töten...

Es sei eine Schande, sich zu ergeben:
"Wer das macht, prüfe sich, ob er hält, was er unter der Fahne gelobt hat. Ist Gefangenschaft nicht eine Schmach? Wer als Gefangener noch etwas gutmachen will, lässt sich weder durch Versprechungen noch Folterungen zu Aussagen verleiten, die seiner Heimat schaden können." (S.291)


53. "Wir kämpfen bei Nacht"

Das Kapitel erstreckt sich über die Seiten 293-300: Mittel der Tarnung bei Nacht mit dem Leitsatz:

"unhörbar - unsichtbar [Gesicht und blanke Ausrüstungen werden geschwärzt] - Verbindung haben - Gewandt sein - geschlossen kämpfen und geordnet schiessen".

Kindisches "Räuber und Poli" wird hier bitterer Ernst.


54. "Wir kämpfen im Ort" - "Wir kämpfen im Wald"

Das Kapitel erstreckt sich über die Seiten  301-314. Ideen und Tricks sind hier gefragt, um den Ruinenkampf zu bestehen. Schiessscharten werden herausgebrochen, tote Winkel mit Stacheldraht blockiert, Fenster abgesichert, Eingänge verrammelt etc., um danach den Gegner "umzulegen", was auch bildlich mit roten Figuren dargestellt ist.

Im Wald werden viele Fallen gestellt:
-- Bäume, die in Reih und Glied angepflanzt wurden, werden planmässig zueinander gefällt und zusammengekettet, so dass sie die Panzer des Gegners blockieren
-- Tretlöcher mit eingelegten Spitzen zerschmettern dem Gegner die Füsse
-- Fussschlingen bringen Menschen zu Fall etc.

Und wieder wird der Gegner aus dem Hinterhalt "umgelegt".


55. "Auf Patrouille"

Umfang des Kapitels sind die Seiten 315-319. Patrouille sei eine der waghalsigsten Aufgaben in der Armee, schildern die Autoren, und somit Bewährungsprobe für die besonders Mutigen:

"Jeder Patrouillengang bedeutet eine Sonderleistung und verlangt besonderen Einsatz in der Art eines Sonderkommandos. Freiwillige vor! Diese Aufforderung besagt, dass es sich immer um einen schweren Gang auf Leben und Tod handelt. Aber immer finden sich Freiwillige. Es ist der Drang zur besonderen Leistung, der die Männer dazu treibt. Patrouillenaufträge sind die dankbarsten Aufgaben für mutige Männer." (S.315-319)

Es wird zwischen "Aufklärungspatrouille", "Stehender Patrouille", "Jagdpatrouille" und "Verbindungspatrouille" unterschieden (S.315-319). Das gefährlichste Spiel mit dem Tod soll den "Freiwilligen" überlassen bleiben...


56. "Aufbau der Armee"

Auf 60 Seiten wird auf den Seiten 322-381 der Aufbau der Armee beschrieben, und welche Spezialfunktionen die Soldaten alle übernehmen können. Das militärische Räderwerk ist erschreckend. Bis ins Pensionsalter werden die schweizerischen Männer zu Schiessübungen angehalten und so die seelische Dauerpanik und die Feindbilder konserviert.


57. "Liedertexte"

Am Ende des Buches sind auf den Seiten 382-384 sechs nationalistische Lieder abgedruckt, die mehr oder weniger militärischen Inhalt vermitteln. Die Verehrung für "Vaterland" und Kompanieleben grenzt dabei schon fast ans Perverse. Es seien drei der sechs Lieder ausgewählt:

"Rufst du, mein Vaterland"

Rufst du, mein Vaterland, sich uns mit Herz und Hand all dir geweiht! Heil dir, Helvetia! Hast noch der Söhne ja, wie sie Sankt Jakob sah, freudvoll zum Streit!

Da, wo der Alpenkreis dich nicht zu schützen weiss - Wall dir von Gott - steh'n wir, den Felsen gleich, nie vor Gefahren bleich, froh noch im Todesstreich, Schmerz uns ein Spott.

Frei, und auf ewig frei! ruf unser Feldgeschrei, hall unser Herz! Frei lebt, wer sterben kann, frei, wer die Heldenbahn steigt als ein Tell hinan, nie hinterwärts!

doch wo der Friede lacht nach der empörten Schlacht drangvollem Spiel, o da viel schöner, traun, fern von der Waffen Graun, Heimat, dein Glück zu baun, winkt uns das Ziel!

"Ich hatt' einen Kameraden"

Ich hatt' einen Kameraden, einen bessern find'st du nit. Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite: im gleichen Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen, gilt sie mir oder gilt sie dir? Ihn hat sie weggerissen, er liegt zu meinen Füssen, als wär's ein Stück von mir.

Will mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad': Kann dir die Hand nicht geben, bleib' du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad!

"Eine Kompanie Soldaten"
Eine Kompanie Soldaten, wieviel Leid und Freud' ist das. Und es fallen die Granaten in die Kompanie Soldaten, und gar mancher beisst ins Gras.

Eine Kompanie Soldaten, ei wie singet die so hell! Wie die Lerche über Saaten singt die Kompanie Soldaten, Landsturmmann und Junggesell.

Eine Kompanie Soldaten, o das ist viel Blut und rot. denn die Feinde sind geraten in die Kompanie Soldaten, und ach, Hauptmann, du bist tot. Eine Kompanie Soldaten, wie viel Leid und Freud' ist das.



58. Schlusswort

Es bleibe dem Leser / der Leserin selber überlassen, die Schlüsse aus dem aufgezeigten Material zu ziehen. Tatsache ist, dass der schweizerische Bundesrat immer die rassistischen Systeme der weissen Menschenrasse auch in anderen Kontinenten unterstützt hat wie zum Beispiel den Handel mit dem Rassistensystem in Südafrika in den 60-er bis in die 80-er Jahre.

Tatsache ist auch, dass die Männer in der Schweiz als dem einzigen Land in der ganzen Welt ein Gewehr im Keller haben müssen, mit dem dann auch jährlich ca. 10 - 12 tödliche Unfälle passieren, sei es, dass Kinder an die Gewehre gelangen, oder dass die Herren der Schöpfung - meist in angetrunkenem Zustand - mit dem Gewehr Frau und Kinder bedrohen, oder Selbstmord verüben. Die Erpressungen mit solchen Gewehren, bei der die Frau jeweils dem Frieden zuliebe nachgibt, kommen in den Statistiken nicht vor.

Manches Gewehr nimmt nach der Entlassung aus dem Dienst auch dunkle Wege und wird verkauft.

Die schweizer Politik prägte in den 1970-er Jahren gar das Wort:
"Die Schweiz hat keine Armee - sie ist eine Armee!"

Welche psychischen Konsequenzen eine solche Haltung hat, kann erst an anderen Zahlen ersichtlich werden:
-- die Schweiz hat nach Japan die zweithöchste Selbstmordrate der Welt
-- die Schweiz hat den höchsten Schokoladekonsum der Welt pro Kopf
-- und gleichzeitig ist die Schweiz das "reichste Land der Welt" nach Pro-Kopf-Einkommen.

So sei am Schluss daran appelliert, dass die einfachen Soldaten Opfer der Propaganda geworden sind, dass diese sich aber nicht länger zu den Zielen der Oberschicht missbrauchen lassen. Friede sichert man am besten ohne jede Waffe, ohne Misstrauen gegen den Nachbarn, ohne dauernde Gedanken an Hinterhalt oder Manipulation. Dieser Friede ist möglich, und die ganze nationale wie internationale Armeeplanerei ein Mumpitz.

Würde alles Geld, das für Waffen investiert wird, in Friedenswerke investiert, so hätten wir wahrlich eine friedliche Welt. So warten wir darauf, dass dies endlich auch die dummen Bankiers und PremierministerInnen auf unserer Welt bemerken. Die psychiatrischen Kosten für die militärischen Opfer sind bis heute unbestimmt... in diesem Sinn war dies seit 1946 bis zur Einführung des Zivildienstes im Jahr 1993 ein "totaler Krieg" des Bundesrates gegen die schweizer Bevölkerung.

Und es herrscht nach wie vor auch 2007 kein Waffenstillstand: Die Militärwaffe ist nach wie vor mit Munition zu Hause, ein in Europa einmaliger Kriegszustand in einer Zivilbevölkerung...

Michael Palomino
1998 / März 2005 / Januar 2007







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