Inhalt |
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1.
Vorwort
2. Quellen: Das "Soldatenbuch", weitere Quellen
3. "Vorwort"
4. "Der Bundesbrief von anfangs August 1291"
[nachweislich gelogen]
5. "Zehn Kernsätze aus der Bundesverfassung"
6. "Rütlischwur" [nachweislich gelogen]
7. Unser Fahnen-Eid: Eidesformel der schweizer
Armee
8. "Bürger und Soldat"
9. "Das Bild der Landschaft"
10. "Gedanken beim Urnengang"
11. "Unsere Rechte"
12. "Unsere Pflichten"
13. "Unser Bundesstaat"
14. "Die 25 Kantone im Bundesleben"
15. "Unsere Gemeinden: Bürgerrecht und
Selbstverwaltung"
16. "Die Schweizer Freiheit redet manche Sprachen"
17. "Für einen gesunden Ausgleich: Vorsorge und
Fürsorge"
18. "Frau und Familie"
19. "Drei Tage aus dem Schweizer Kalender"
20. "Geist schafft Arbeit und Brot"
21. "Lebendige Schule - aufgeschlossene Menschen"
22. "Eidgenossen - Zeitgenossen"
23. "Auch die Zeitung ist ein Freiheitsbrief"
24. "Der Wehrmann vor dem Radio"
25. "Unsere Neutralität"
26. "Die Gefahr vor der Tür"
27. "Du wirst Soldat" - "Aus dem Leben der
Einheit"
28. "Die Dienstfreude ist dein Ja zu den hohen
Anforderungen"
29. "Nimmst du dich nicht selber in die Hand, so
tun es deine Feinde"
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30. "Sauberer
Tisch schafft Vertrauen"
31. "Der Gruss"
32. "Der Feind ist überall" [und die Korruption
auch...]
33. "Ausser Dienst - für den Dienst"
34. "Ein Volk von Schützen"
35. "Wehrsport"
36. "Der militärische Mehrkampf"
37. "Werde Unteroffizier"
38. "Unter der Fahne"
39. "Gesetze und Gebräuche des Krieges"
40. "Der Kämpfer als Mensch"
41. "Krieg mit Atomwaffen" - "Krieg mit chemischen
Waffen"
42. "Achtung Panzer!" - "Flieger im Kampf"
43. "Artillerie im Kampf" - "Bei der Infanterie
liegt unsere Chance" - Tragen Schlagen"
44. "Abgeschnitten"
45. "Warum konnte das geschehen?"
46. "Dein geistiges Rüstzeug"
47. "Was darfst und sollst du von deinem Führer im
Krieg erwarten?"
48. "Im Infanteriefeuerkampf"
49. "Feuer überstehen"
50. "Den Feind nicht aus den Augen lassen" -
"Tarnen ist ebenso wichtig wie treffen"
51. "Ich bin Wache"
52. "Wir treten zum Nahkampf an"
53. "Wir kämpfen bei Nacht"
54. "Wir kämpfen im Ort" - "Wir kämpfen im Wald"
55. "Auf Patrouille"
56. "Aufbau der Armee"
57. "Liedertexte"
58. Schlusswort |
1. Vorwort
Die vorliegende Zusammenfassung ist eine Auszugssammlung aus
dem Merkbuch für Schweizer Soldaten des schweizer
Bundesrates für alle Haushaltungen in der Schweiz aus dem
Jahre 1958. Die Lektüre dürfte die geistige Einstellung zur
Welt von mindestens zwei, wenn nicht gar drei Generationen
in der Zeit des "Kalten Krieges" bestimmt haben.
Die kurzen prägnanten Auszüge zeigen auf, durch welche
Leitsätze die schweizer Männer, die bei Dienstverweigerung bis 1993 ohne Ausnahme durch schweizer
Militärgerichte verurteilt und ins Gefängnis geworfen
wurden, geistig gedrillt und zu Gewalt gegen den Nachbarn
angeleitet wurden. Mehrfach ist zu lesen: "Der Feind ist
überall!"
Mit solchen Losungen, Sprüchen und Liedern jahrelang
konfrontiert und infiltriert kann es heute kein Wunder sein,
dass viele schweizer Männer und Politiker erst 1970 ihren
Frauen das Stimmrecht zugestanden, dass die schweizer
Regierung bis in die 1990-er Jahre eine durchwegs
rassistisch gerichtete Politik in Südafrika unterstützte,
und dass Berufslaufbahnen in der Schweiz von militärischen
Rangabzeichen abhängig waren oder die Aufarbeitung der
Geschichte im zweiten Weltkrieg über 50 Jahre auf sich
warten liess.
Die Verdrängung bei schweizer Männern soll ein Ende haben.
Eine Entschuldigung der schweizer Regierung für diesen
Militär-Terror gibt es nicht. Solange die Leute Arbeit
haben, gelten sie ja als gesund...
Michael Palomino
1998
2. Quellen:
"Soldatenbuch"
herausgegeben von der Gruppe für Ausbildung; Redaktion und
Gestaltung: Oberst i.Gst. Richard Merz, Albert Bachmann
Mitarbeiter für alle drei Sprachausgaben:
-- Georg Thürer, Guido Calgari, Maurice Zermatten
-- unter Mitwirkung von Meinrad Inglin, Emil Egli, Hans
Zbinden, Hans Rudolf Kurz, Fritz Fassbind u.a.m.
-- Graphiker. Rudolf Levers, Hans Tomamichel, Willi Bär,
René Villiger, Werner Mühlemann (Einbad)
-- Technische Herstellung und Verlag: Eidgenössische
Drucksachen- und Materialzentrale, Bern
-- im Auftrage des eidgenössischen Militärdepartements;
1.Auflage 1958, vorliegend: 2.Auflage 1959
"vom eidgenössischen Militärdepartement
dem schweizer Soldaten gewidmet"
Weitere
kommentierende Quellen
Quellen, die dem Soldatenbuch z.T. energisch widersprechen, sind
-- Churchill, Winston S.: Der zweite Weltkrieg. Erster Band:
Der Sturm zieht auf. Bern 1948.
-- Fior, Michel: Die Schweiz und das Gold der Reichsbank.
Was wusste die Schweizerische Nationalbank? Zürich 1997
-- Gruppe für Ausbildung im Auftrage des Eidgenössischen
Militärdepartementes: "Soldatenbuch. Auf Dich kommt es an!.
Vom Eidgenössischen Militärdepartement dem Schweizer
Soldaten gewidmet". Bern. Zweite Auflage 1959.
-- Heiniger, Markus: Dreizehn Gründe. Warum die Schweiz im
Zweiten Weltkrieg nicht erobert wurde. Zürich 1989
-- Müller, Guido: Staatskunde. 6.Auflage. Aarau 1995
-- Weltherrschaft im Visier. Dokumente zu den Europa- und
Weltherrschaftsplänen des deutschen Imperialismus von der
Jahrhundertwende bis Mai 1945. VEB Deutscher
Verlag der Wissenschaften. Berlin 1975.
-- Wolf, Walter: Faschismus in der Schweiz. Die Geschichte
der Frontenbewegung in der deutschen Schweiz 1930-1945.
Zürich 1969.
-- Ziegler, Jean: Die Schweiz, das Gold und die Toten.
München 1997
3. "Vorwort"
Hohes gemeinsames Ziel sei, die Unabhängigkeit des
Vaterlandes zu behaupten. Private Sonderwünsche sollten
untergeordnet werden:
"...ordnen wir unsere privaten Sonderwünsche
unter" (S.3-4)
Das Soldatenbuch sei als "guter Kamerad" zu betrachten:
"Darum kann das Soldatenbuch wie ein guter
Kamerad uns Mut und Zuversicht einflössen." (S.3-4)
Behörden und militärische "Führer" würden
den "Geist des Volksheeres" beschützen:
"Unsere zivilen Behörden und unsere
militärischen Führer arbeiten zusammen, damit in Volk und
Heer jener Geist des wahren Volksheeres wach bleibe, der
dem Verständnis und dem freien Urteil die Verantwortung
zutraut, auf die es im politischen und im militärischen
Leben immer wieder ankommt." (S.4)
4. "Der
Bundesbrief vom August 1291"
[ist nachweislich gelogen, weil er in den Quellen
nirgendwo erwähnt ist]
In Anlehnung an Bibelworte sind in diesem Papier
militärisch-aggressive Gedanken formuliert:
"Abwehr eines böswilligen Angriffs"
"Vergeltung erlittener Unbill" (S.7)
Diese sollen ausgeführt werden in Anlehnung an seinen "Herrn":
"Dabei soll allerdings jeder nach seinem Stande
seinem Herrn dienen, wie es sich geziemt." (S.7)
Auch Blutrache soll verübt werden, die Beweislast liegt beim
Angeschuldigten:
"Wer einen andern böswillig tötet, soll sein
Leben auch verlieren, sofern er nicht seine Unschuld
beweisen kann." (S.7)
Täter sollen verbannt werden können, und auch Hilfefreudige
werden bestraft:
"Ist er [ein Mörder] entwichen, so darf er
nimmer mehr zurückkehren. Wer einen solchen Übeltäter
aufnimmt, soll auch aus den Tälern verbannt sein, bis ihn
die Eidgenossen zurückrufen." (S.7)
5. "Zehn
Kernsätze aus der Bundesverfassung"
Punkt 3: "Jeder Schweizer ist wehrpflichtig."
(S.9)
Tell-Verehrung
Bild von Ferdinand Hodler mit Wilhelm Tell (S.10).
Dabei ist Wilhelm Tell eine Fälschung.
6. "Rütlischwur"
[ist nachweislich gelogen, weil er in den Quellen
nirgendwo erwähnt ist]
"Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern"
Die Schwestern kommen gar nicht vor, so wie Frauen zu
dem Zeitpunkt in der Schweiz auch noch nicht stimmberechtigt
sind (S.11).
Dabei ist der "Rütlischwur" sicher auch eine Fälschung, weil
er in der schweizer Geschichte im Verlauf ab 1291 nirgendwo
erwähnt wird, erst 1848 wieder.
7. "Unser
Fahnen-Eid: Eidesformel der schweizer Armee"
Die Aufopferungspflicht für sinnlosen Vernichtungskampf ist
nach mittelalterlichem Gehorsam aufgezwungen:
"... für die Verteidigung des Vaterlandes und
seine Verfassung Leib und Leben aufzuopfern"
"...den Befehlen der Oberen genauen und pünktlichen
Gehorsam zu leisten"
"..strenge Manneszucht zu beobachten und alles zu tun, was
die Ehre und Freiheit des Vaterlandes erfordert"
"Ich schwöre es" - "Ich gelobe es" (S.11)
8. "Bürger und
Soldat"
Mit 20 soll der schweizer Mann mündig sein und bei
"Normalität" als Zeichen dafür auch ein eigenes Gewehr
erhalten:
"Von dieser Zeit an ist jeder normale Mensch für
seine Handlungen selber verantwortlich [...] Innert
Jahresfrist bekommt der junge Mann also die erste
Stimmkarte und das Gewehr." (S.12)
über Militärdienst:
Die Propagandisten formulieren über die Wehrpflicht. Schon
hier kommt die absolute Lüge zum Ausdruck, die im Gegensatz
zur Bundesverfassung steht (siehe S.9).
"Es ist nicht nur ein Müssen, sondern auch ein
Dürfen." (S.13)
Die Waffenpflicht wird mit "Freiheit" begründet, die man
sich nicht mehr nehmen lassen wolle. Im Mittelalter sei man
dem Adel waffenlos gegenüber gestanden:
"...dass das Recht, die Waffe zu tragen, einst
erkämpft werden musste. Als noch die Ritterschaft das
"Wehr-Monopol" besass, spürten die Bauern und Handwerker
den Nachteil, diesem Wehrstand gegenüber ohne Waffen
dazustehen, schwer genug." (S.13)
Somit kommen die Verfasser zu Propagandalosungen wie:
"Ehrbar ist, wer wehrbar ist!" (S.13)
und führen Waffentraditionen an:
"Und noch heute gürten sich die Appenzeller das
Bajonett um oder nehmen den Degen zur Hand, wenn sie zur
Landsgemeinde ausziehen." (S.13)
Welche schlimmsten Verletzungen und Verstümmelungen diese
Waffen produzieren, wird nicht erwähnt, und friedliche
Konfliktlösung erst recht nicht.
Der Volkswille sei somit direkt von der Bewaffnung abhängig.
Das Gewehr sei Symbol von Freiheit und Volkesstolz:
"Ein Heer aber muss ausgerüstet und eingeübt
werden. Sonst ist es kein schlagkräftiges Werkzeug des
Volkswillens." (S.13)
"Noch im 60.Altersjahre trägt er seine Uniform,
und das Gewehr wird nicht erst in der Kaserne gefasst,
sondern hängt im Schweizerhause zum Zeichen dafür: Hier
wohnt ein Wehrmann." (S.14)
Dabei scheint es egal zu sein, wie das Gewehr gegen Frau und
Kind missbraucht werden kann.
"Zivilleben"
Zudem soll der Schweizer im ganzen Leben Soldat sein, auch
im Zivilleben:
"...dass anderseits auch jeder Schweizer
Wehrmann am Entlassungstage mit der Uniform nicht sein
ganzes Soldatentum auszieht." (S.15)
Mit einem Krieg sei dauernd zu rechnen und friedliche
Zustände somit verdächtig:
"...als ob die sogenannten ruhigen Zeiten nicht
von heute auf morgen in Krise und Krieg umschlagen
könnten!" (S.16)
"Freiheit und Gerechtigkeit" in der Armee
Die Beschwörung von Gerechtigkeit und Freiheit liest sich
bei der bekannten Praxis gegen Dienstverweigerer mit
Gefängnisstrafen und bei den bekannten Missständen in der
schweizer Geschichtsschreibung als blanker Hohn. Der
schweizer Soldat soll so denken, wie das Büchlein schreibt:
"Wir wollen in Freiheit und Gerechtigkeit leben
und sind froh zu wissen, dass unsere Armee nie für eine
Machtpolitik eingesetzt wird, welche die Menschenwürde zu
Boden tritt. Darum bejaht der Schweizer Soldat unseren
Staat und Dienst in freier Seele." (S.16)
Die Armee richtet sich insofern gegen die eigenen Männer
selbst.
Auch Treue darf im "Bund" zwischen Soldat
und Staat nicht fehlen:
"Er [der Soldat] schliesst in sich den Bund von
Bürger und Soldat und hält ihn treu." (S.16)
9. "Das Bild der
Landschaft"
Die Propagandisten holen nun aus zur einer Lobeshymne auf
schweizerische Landschaft und vor allem auf das Alpengebirge
als "Kernstück" der Schweiz mit der
Behauptung, dass die Alpen der Schweiz die Grundlage gegeben
hätten:
"Das Kernstück der schweizerischen Landschaft
ist das Alpengebirge. In ihm vollzog sich die
erdgeschichtliche Grundsteinlegung des Landes [...] Die
Berge waren Schutzmauern für den ersten Bund vor
Jahrhunderten." (S.17)
Dabei entpuppte sich dieser "Kern" zu Luthers Zeiten als
reformationsfeindlich mit vernichtenden Schlachten gegen
Zürich, St. Gallen und Bern etc.
Insgesamt zieht sich die Landschaftsvergötterung aber über
mehr als 10 Seiten hin. (S.17)
Der "Ortsgeist" wird beschworen und dem
Gotthard die wichtigste Bedeutung und eine weltweite
Fernwirkung zugeordnet:
"Der kräftigste Ortsgeist wächst in der
Talkammer [...] Die Talkammer vermittelt Geborgenheit; der
Pass verpflichtet zur Wachsamkeit."
"Der Gotthardpass ist unter allen der bedeutungsvollste.
An ihm sind die Alpen eingeschnürt; die beiden grossen
wasserscheidenden Ketten treten nahe zusammen. Die
erdgeschichtlichen Kräfte schufen einen zentralen
Alpenpass von europäischem Rang und mit Fernwirkung bis an
die Küsten des Meeres." (S.21)
Dabei war der Sankt-Bernhard-Pass schon viel früher begehbar
als der Gotthard-Pass...
Der Gotthard soll jedoch der wichtigste Pass in den Köpfen
der Schweizer sein, denn dieser Pass ist "Kern
aller Verteidigungspläne" (S.22).
Das Mittelland soll "Nährland" sein (S.22)
und beim Aletschgletscher, wo drei Gletscherarme ineinander
fliessen, ist der Name "Konkordiaplatz"
Programm: Die Gleichdenkerei wird mit landschaftlichen
Bildern in den Köpfen verstärkt (S.24).
10. "Gedanken
beim Urnengang"
Die Kämpfe um die Wahl, so betonen die Schreiber, sollen ein
"friedliches und gesundes Kräftemessen" sein (S.26-27). "Maulhelden", die reklamieren, aber keine "ernsthafte Änderung anstreben", solle man
erkennen (S.29), und was das Referendum betreffe, so gelte
der Grundsatz (S.30):
"Nüt gseit isch Ja gmeint!" (S.30)
11. "Unsere
Rechte"
Es werden "Bürgerrecht und Freiheitsrechte"
allen schweizer Bürgern beschworen (S.S.32).
Aber welche Freiheit ist denn noch vorhanden, wenn der
Militärzwang besteht, der bis 1993 zu Gefängnisstrafen
ausartet?
12. "Unsere
Pflichten"
Zur Pflicht gehören laut Dienstreglement der "Ausbildungsdienst
in
Rekruten- und Kaderschulen".
Der Soldat konnte also zur Weiterbildung und zur Beförderung
gezwungen werden. Dies war in Verbindung mit hochdotierten
Arbeitsstellen in der Schweiz denn auch der Fall (S.32).
13. "Unser
Bundesstaat"
Es folgt eine Beschreibung des "Bundesstaates"
nach seinem theoretischen Aufbau. Es ist eine idealisierte
Fassung, wie sie in jedem Schulbuch steht. Die Praxis fehlt
(S.34-37).
14. "Die 25
Kantone im Bundesleben"
Der Verherrlichung des Staates folgt die Vergötterung des
Kantonswesens. Das Herz eines jeden Soldaten solle einem bei
Ansicht des Wappens, des "Wahrzeichens" [!], höher schlagen:
"Prüfe dich an einem festlichen Tage, wenn die
Strassen einer Stadt mit den Wahrzeichen der 25 Stände
geschmückt sind, schlägt dein Herz da nicht höher, wenn du
die Farben deines Heimatkantons erblickst?" (S.38)
Es erscheint klar, dass die kleingliedrige Verwaltung in der
Schweiz nicht nur einer "Freiheit", sondern auch einer
totalen Kontrolle des Staates über seine Bürger dient.
Der Soldat solle doch auch bedenken, dass viele Kantone eine
spasshafte Abwechslung bieten würden:
"Und wie viel ärmer wäre der Soldatenwitz, wenn
er sich nicht über Tempo und Temperament der lieben
Bundesbrüder und Dienstkameraden lustig machen dürfte!"
(S.40)
Und auch das Strassenbild wird durch Kantonswappen
bereichert:
"Der Föderalismus leuchtet selbst aus den
Nummernschildern unserer Motorfahrzeuge, die ein
Kantonswappen haben." (S.40)
15. "Unsere
Gemeinden: Bürgerrecht und Selbstverwaltung"
Es folgt eine idealisierte Darstellung des Gemeindeaufbaus
(S.41-44).
Die Darstellung des Gemeindeaufbaus ist so lange Realität,
wie nicht am idealistischen Bild des Staates Schweiz
gerüttelt wird. Die Darstellung ist mit Darstellungen in den
Staatskundebüchern von heute identisch, siehe z.B.: Müller:
Staatskunde.
16. "Die
Schweizer Freiheit redet manche Sprachen"
Die Schreiber betonen die Viersprachigkeit der Schweiz und
ihr "kerniges Schwyzertüütsch", wie das Volk schon vor 2000
Jahren gesprochen habe:
"Als der Ewige Bund von 1291 geschlossen wurde
[diesen Bund hat es nie gegeben], hat man alles, was die
drei Urstände vereinbarten, lateinisch verbrieft. Auf den
Landsgemeinden von Uri, Schwyz und den beiden Unterwalden
aber wurde deutsch gesprochen, und zwar jenes kernige
Schwyzertüütsch, das heute noch ähnlich tönt wie vor
zwanzig Menschenaltern: "Mir wänd halt fry läbe!" (S.45)
Das Schweizer Kreuz solle mit seinen vier Armen die vier
Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Romanisch
symbolisieren:
"Würde man einen Sprachast am Schweizerbaum
verdorren lassen oder gar absägen, so wäre es einem, das
Schweizer Kreuz hätte einen Arm verloren. Kein Schweizer
möchte Hand zu einer solchen Verstümmelung bieten." (S.49)
17. "Für einen
gesunden Ausgleich: Vorsorge und Fürsorge"
über Kinderarbeit und Industriebarone:
Geschichtlich-anthropologisch gesehen folgt nun ein
geschichtlich relevantes kleines Kapitel über die
Entwicklung der Arbeitsverhältnisse in der Schweiz. Mit dem
Argument der Konkurrenzfähigkeit hatten es sich die
Industriellen erlaubt, auch schon fünfjährige Kinder in
ihren Betrieben zu beschäftigen, und dies auch zu
Nachtschichten.
1861 stellte Gottfried Keller den Antrag, dass Kinderarbeit
im Kanton Zürich pro Tag von 13 auf 12 Stunden
beschränkt werde. Die Baumwollbarone widersetzten sich
erfolglos dem Antrag mit dem Argument, dass der Schweizer
dann in seiner "persönlichen Freiheit" bedroht sei.
Gottfried Keller sah bereits zu diesem Zeitpunkt das Ende
der Kinderarbeit voraus (S.50).
Die Regierung verabschiedete das erste schweizerische
Fabrikgesetz. 1877 folgte die Festlegung des Arbeitstages
für Erwachsene auf 11 Stunden. Nachtarbeit wurde zur
Ausnahme und Sonntagsruhe zur Regel. Später wurde eine
48-Stundenwoche eingeführt (S.50).
Ab 1881 wurden die Betriebe zur Haftung bei Tod eines
Angestellten gegenüber den Angehörigen verpflichtet. Wenn
sich der Arbeitgeber jedoch nicht versicherte, konnte die
Verpflichtung nicht eingefordert werden (S.51).
So regelte der Bund 1911 mit der Schweizerischen
Unfallversicherungsanstalt SUVA die Entschädigung in
gesamtstaatlichem, verpflichtendem Rahmen mit
Lohnentschädigung, Invalidenrente und Rente im Todesfall an
Angehörige (S.51).
Ab 1947 wurde die schweizweite Alters- und
Hinterbliebenenversicherung (AHV) mit über 80% Ja vom Volk
bestätigt (S.51).
Das Buch verschweigt aber die Rückständigkeit der Schweiz in
den Versicherungsbereichen und den Egoismus der Unternehmer.
Deutschland war in Sachen Sozialversicherungen der Schweiz
z.B. weit voraus. Auch die Wahlrechtsverweigerung gegenüber
den Frauen wird verschwiegen.
Stattdessen prahlen die Propagandisten des Bundesrats der
1950-er Jahre mit dem technischen Fortschritt, der eine
tatsächliche höhere Lebenserwartung gebracht habe. Ohne die
Betriebsunfälle und deren tödliche Folgen zu erwähnen, für
die die Unternehmer verantwortlich sind, wird für die "Generation der Urgrossväter" eine
Kindersterblichkeit von 30% innerhalb des ersten Jahres
beschrieben, eine Sterblichkeit von 50% bis zum
20.Altersjahr, und eine durchschnittliche Lebensdauer von 40
Jahren. 1958 liege die durchschnittliche Lebensdauer bei 65
Jahren (S.52).
"Hauptvolksfeind" Alkohol
"Hauptvolksfeind" sei der Alkohol, so die Verfasser. Die
Ursache für Depression und Realitätsflucht wird nicht
ergründet:
"Das Volk gibt für Alkohol mehr Geld aus als für
Brot und Milch zusammen." (S.52)
Statt die Staatskriegssysteme und die Industrialisierung als
Quelle der Aggressivität gegen sich selbst beim Namen zu
nennen, kommen die schreibenden Männer zum Schluss, dass die
Familie der Ausgleich für das strenge Leben sei:
"Betrachtet man die Menschen nur wie
auswechselbare Maschinenteile, so wird aus ihnen leicht
ein blosses Maschinenteilchen. Diese Gefahr ist dort
besonders gross, wo keine frohe Familie für einen gesunden
Ausgleich sorgt. Eigentlich sollte das ganze Volk wie eine
grosse Familie sein." (S.52)
Die Autoren kommen nicht darauf, dass die friedliche Familie
immer und auf der ganzen Welt zu haben ist, wenn man/frau
diese nur wirklich will.
Stolz präsentieren die Autoren - ohne vergleichende Angaben
- die Schweiz als "Land ohne Bettler". Dass
mit Nazi-Geldern bei einer Golddeckung des Schweizer
Frankens von 99% leicht zu wirtschaften war (Fior: Schweiz,
S. 105-106), wird der Bevölkerung bis zu diesem Zeitpunkt
nicht berichtet.
Dagegen wird froh an die Spendewilligkeit und Frömmigkeit
appelliert, die sicher auch zum Teil vom Volk angenommen
wurde:
"Knurre auch nicht, wenn die Hilfe Armen im
Ausland zugute kommt. Wir gehören ja auch der grossen
Völkerfamilie an. Und Jesus Christus, dessen Kreuz in
unser Wappen einging und dessen Gebot von Nächstenliebe im
Grunde doch das wirksamste Vorwort unserer sozialen
Gesetzgebung geworden und geblieben ist, war auch kein
Hiesiger. Möge er aber auch unserm Herzen nie ein Fremder
werden!" (S.52)
18. "Frau und
Familie"
Es beginnt nun die erste spürbare Militarisierung durch alle
Lebensbereiche. Der Soldat soll auch die Familie gedanklich
mit in den Dienst einbeziehen:
"Wenn der Soldat das Land beschirmt, in dem
seine Mutter wohnt, so erstattet er ihr auch einen
Sohnesdank. Und der junge Mann soll auch in Uniform
wissen, dass ihn die Augen seiner Mutter begleiten."
(S.55)
Eine Sage um "Wilhelm Tell" dient den Propagandisten als
Aufhänger, um an das Gewissen der Soldaten zu appellieren:
"Die Sage erzählt, dass Werner Stauffacher, nach
seinem Zusammenprall mit dem Vogte Gessler,
niedergeschlagen vor seinem neuen Hause sass, bis ihn das
Wort seiner Frau Gertrud aufrichtete. Sie war es, welche
ihn ermunterte, mit Freunden die Notlage zu besprechen und
die Befreiung [der "Schweiz" von "Österreich"]
einzuleiten." (S.56)
Die Familie wird als "Herzkammer" des Volkes
gepriesen. Andere Umstände von Familien werden verteufelt:
"Wo die Familien zerfallen, verwildert die
Gesellschaft. Wo aber Familien zusammenhalten und Kinder
und Eltern füreinander einstehen, wächst eine echte
Gemeinschaft. Solche Familien öffnen ihre Türen auch den
bedrängten Nachbarn und sind wahre Herzkammern des
Volkes." (S.57)
Die Verdrängung von Problemen und Entwicklungen durch den
moralischen Zwang zur Familie wird nicht erwähnt, die
Alkohol-Kompensation auch nicht. Das Büchlein ist
familienpolitisch ein Fiasko.
19. "Drei Tage
aus dem Schweizer Kalender"
Der erste August
Die Beschwörung des "Vaterlandes"
["Mutterland" gibt es nicht] mit Hilfe des "Bundesbriefes"
nimmt seinen Lauf mit der Perspektive, dass ein dritter
Weltkrieg ausbrechen könnte. Die männliche Aggression bei
sich selbst zu stoppen kommt dabei niemandem in den Sinn:
"Am ersten August hat unser Vaterland
Geburtstag. Anfangs August jährt sich die Siegelung des
Bundesbriefes der ersten Urschweizer Eidgenossen im Jahre
1291 [der Bundesbrief ist zwischen 1291 und 1848 nirgendwo
erwähnt und deswegen wahrscheinlich gefälscht]. Nachher
sitzt man wohl noch in froher Runde beisammen. Ein
bärtiger alter Mann erzählt vom Aktivdienst im Ersten und
andere berichten von ihren feldgrauen Tagen während des
Zweiten Weltkrieges. Bang fragt sich ein zuhörender Knabe,
ob es wohl eines Tages einen dritten Weltkrieg gebe. Bald
aber weicht seine Sorge dem festen Vorsatz: Ja, wenn das
Vaterland ruft, dann soll es auf mich zählen können, durch
und durch." (S.59)
Wichtigkeit der Unbestechlichkeit - Bestechlichkeit mit
Todesfolge:
"Das Vaterland ist uns ein so hohes Gut, dass es
in keiner Weise käuflich sein kann. Wo die Kameraden
gelobt haben, ihr Äusserstes, und das heisst, wenn es auf
alles ankommt, sogar das Leben zu opfern, da darf sich
kein Verräter finden, der aufrechte Männer ans Messer
liefert." (S.60)
Bei den Machenschaften der Mehrzahl der leitenden Bundesräte
im 2. Weltkrieg mit den Nazis erübrigt sich jegliche
Diskussion (z.B. in: Fior: Schweiz; Heiniger: Gründe).
Weiter wird die Grenze des Landes "Schweiz" sogar im Herz
festgeschrieben und ein "eidgenössischer
Starkstrom" beschworen:
"Im Ernstfalle muss jeder wissen, dass die
Schweizer Grenze durch sein Herz hindurch geht. Da muss er
sein eigener Wächter und zugleich des Bruders Hüter sein.
Diese Gesinnung kann aber bei Kriegsausbruch nicht einfach
dadurch erzeugt werden, dass man im Berner Bundeshaus auf
einen Knopf drückt, damit allerarten der eidgenössische
Starkstrom eingeschaltet werde. Auch der "Kalte Krieg"
kann sein Unwesen treiben. Im zivilen Leben wollen wir uns
so verhalten, dass man weiss: Auf diesen Mann ist
Verlass." (S.60)
Ein freier seelischer Austausch ist für den schweizer Mann,
ob im Militär oder in Zivil, mit einer solchen Vorschrift
nicht mehr möglich. Entwicklungsblockaden und Kompensation
sind vorprogrammiert.
Mittels "Gott" und einem "Buss-
und Bettag" wird dem Soldaten Nationaltreue
nahegelegt, ohne nachzufragen, woher denn die Erfindung "Krieg" eigentlich komme:
"Die höchste Kraft zum Durchhalten im Alltag, in
Hunger und Kriegsnot, muss von der höchsten Kraftquelle
herkommen. Das wussten unsere Bundesgründer von 1291 [die
es wahrscheinlich nie gegeben hat]. Sie riefen daher
unsern obersten Herrn an. "In nomine domini". So beginnt der
Bundesbrief [der höchstwahrscheinlich eine Fälschung ist].
Auch am Anfang unserer heutigen Bundesverfassung steht:
"Im Namen Gottes des Allmächtigen". (S.60-61)
über den Bettag:
"Unser Volk dankt Gott für die Bewahrung von
Heimat, Freiheit und Ernte. [...] Waren wir dieser Gaben
Gottes stets würdig? [...] Ein rechter Soldat macht sich
nichts vor. Er kennt seine Fehler, gesteht sie sich ein,
tut Busse und ist auch Manns genug zu sagen: Es soll
besser werden mit mir. Ich will Gottes Gnade würdiger
werden. [...] Am Bettag sollte jeder Schweizer Gottes
Gnade würdiger werden. [...] Am Bettag sollte jeder
Schweizer beten, um sich Gottes Geboten zu unterstellen
und seinen Beistand für Land und Volk zu erflehen." (S.61)
20. "Geist
schafft Arbeit und Brot"
In einem Exkurs über Erfolge in der Industrie werden vor
allem die Beispiele Uhrenindustrie und Tourismus angeführt,
ohne auch nur mit einem Wort die negativen Seiten der
Kinderarbeit und die riesigen Gewinne der Industriebarone zu
erwähnen, auf deren Schultern die ganze Industrialisierung
von Statten ging (S.62-68).
1679 soll im Kanton Neuenburg, der zudem damals noch
preussisch war [!], die Uhrenindustrie ihren Anfang genommen
haben. Die Uhrenindustrie in Neuenburg ist somit eigentlich
eine teils preussische Angelegenheit, was die Verfasser aber
nicht weiter kümmert:
"So wird erzählt, ein Londoner Pferdehändler
habe dem jungen Neuenburger Daniel Jean-Richard 1679 eine
Uhr zum Reparieren gegeben. Ein anderer hätte sie
repariert und dann seine bisherige Arbeit weiterbetrieben.
Aber Jean Richard erfasste die Chance; er stellte eine
genaue Kopie der Uhr her und begann sofort, das Modell zu
verbessern." (S.64)
In dieser Geschichte bleiben der Pferdehändler sowie das
Modell der Uhr unbekannt. Die Schilderung erscheint nicht
sehr glaubwürdig, aber durch ihre Einfachheit fast
gefährlich.
Weiter führen die Autoren "grosse Namen" und deren
Verdienste an: Heinrich Pestalozzi für die
Volksschule, und Hans Conrad Escher von der
Linth für die Linthkorrektur gegen Überschwemmungen.
Kurz wird die Entstehungsidee für die "Eidgenössische
Technische Hochschule" erwähnt (ETH), die vom helvetischen
Minister Stapfer 1800 zum ersten Mal
angeregt, dann aber erst 1855 als "Eidgenössisches
Polytechnikum" verwirklicht wurde. Seither rühmt sich
die schweizer Politik ihrer "guten Schulen",
die zu jener Zeit in Sachen Drillarbeit der anderen Welt
scheinbar wirklich einen Schritt voraus sind (S.64).
Militaristische Lehrer und schlagende Lehrerinnen waren in
der Schweiz noch in den 1980-er Jahren anzutreffen (eigene
Erlebnisse), ohne Disziplinarmassnahmen. Kinder weinten und
wurden von den "LehrerInnen" darüberhinaus
noch als Schwächlinge dargestellt.
Tourismus:
Durch Rousseaus Ruf "Zurück
zur Natur!" kam ein Wandertourismus in Gang. Deutsche
Dichter werden erwähnt, die die Schweiz als Wanderland
schildern (Klopstock, Goethe, Schiller "mit seinem Wilhelm Tell"). Auch ein
englischer Maler William Turner soll mit
Bildern für die Schweiz geworben haben. Und für die
qualitativ hochstehende Gastronomie hätte es auch einer
Erziehungsarbeit bedurft:
"Auch im Gastgewerbe bedurfte es einer langen
Erziehungsarbeit und vieler Erfahrungen, um in unserm
Bergvolke die menschlichen Eigenschaften zu entwickeln,
welche die Schweiz zum gepflegtesten Gasthof Europas
werden liessen." (S.65-66)
Was für ein Stolz gegenüber der ganzen Welt stinkt uns aus
diesen Worten empor? Es ist eigentlich kaum zu glauben, nach
dem, wie Teile der Oberschicht in der Schweiz mit einer
"Eingabe der 200" zum Teil offen den Anschluss an das
Hitler-Reich betrieben (in: Heiniger: Gründe, S.209-210).
Weiter erwähnt das Buch nun mosaikweise willkürlich einzelne
"Grössen" der schweizer Geschichte, ohne jeden Zusammenhang:
Niklaus von der Flüe bei der Neuregelung
nach dem schweizer Sieg über Burgund, General
Dufour beim Sonderbundkrieg, Henry Dunant
und sein Rotes Kreuz, sowie Carl Spitteler
mit seiner Rede "Unser Schweizer Standpunkt",
die deutsch-welsche Gegensätze
zu Beginn des ersten Weltkriegs überbrückte.
Über den "Zweiten Weltkrieg" aber wird dann faustdick
gelogen:
"Im 2.Weltkrieg, als unser Land von Diktaturen
umklammert war, haben wiederum geistige Führer die Gemüter
innerlich gefestigt und zu entschlossener Abwehr vereint".
(S.66)
Alle Nazi-Bewegungen und der Frontismus werden verschwiegen
(z.B. in Walter Wolf: Faschismus), ebenso die Erwartung,
dass allgemein in ganz Europa von Hitler der Sieg gegen den
Kommunismus innert acht bis 12 Wochen erwartet wurde. Grosse
Teile der schweizer Bevölkerung fingen an, Hitlers Truppen
nach dem Sieg gegen Frankreich zu bewundern (z.B. in:
Heiniger: Gründe, S.26,47).
Aber das Militärbüchlein schildert weiter:
"Mahnworte von Pestalozzi,
Gotthelf, Gottfried Keller und Carl
Hilty waren gegenwartsnahe wie Jacob
Burckhardts "Weltgeschichtliche Betrachtungen" oder
Benjamin Constants Werk "Über die Gewalt",
das alle Diktatur verdammte." (S.66)
Das Buch schweigt über die De-facto-Militärdiktatur in
der Schweiz ab 1945 zur Vertuschung der Kollaboration mit
dem 3. Reich (S.66).
Die Autoren hören nicht auf zu lügen:
"Klarer denn je zuvor erkannten wir die
Bedeutung des inneren Réduits, eines St. Gotthards des
Geistes, der den Festungen erst die notwendige Festigkeit
gab." (S.67)
Schon 1923 hatte Adolf Hitler in der Schweiz mit Grössen
der schweizer Banken in Zürich diniert (in: Ziegler:
Schweiz, S.160). Das Reduit musste ab 1940 erst noch gebaut
werden, und zwar aus deutschem Zement (in: Heiniger: Gründe,
S.164,182).
Die Banken wandten sich 1945 gemeinsam in einem Protestbrief
an den Bundesrat, in dem sie sich gegen Untersuchungen wegen
Nazi-Vermögen wandten, die die "Neutraltität" verletzen
würden (in: Ziegler: Schweiz, S.169).
Gleichsam waren dieselben Banken an Transfers von
Nazivermögen nach Argentinien behilflich, um ein 4. Reich zu
unterstützen .Heiniger: Gründe, S.137; Ziegler: Schweiz).
Das vorgespielte Bild kann kaum noch extremer verzerrt sein.
Der kleine Soldat, erpressbar durch Beruf und Familie, wird
in vollem Mass von der schweizer Regierung über die
schweizer Geschichte belogen und betrogen.
21. "Lebendige
Schule - aufgeschlossene Menschen"
Die allgemeine Schule wurde von Heinrich Pestalozzi als
politische Notwendigkeit propagiert. Damit hatte Pestalozzi
ein hohes Ziel.
Pestalozzi 1798:
"Ohne politische Erziehung ist das souveräne
Volk ein Kind, das mit dem Feuer spielt und jeden
Augenblick das Haus in Gefahr setzt." (S.69)
Der Staat ist Pestalozzi gefolgt, mit der Variation, dass
durch die Schule auch bestimmte Weltbilder und Feindbilder
vermittelt werden. Das hindert die Autoren des
"Soldatenbuches" nicht daran, zu behaupten:
"Man nennt die Schweiz das Land der Freiheit und
guter Schulen." (S.69)
Diese Aussage wird mit Nobelpreisen belegt:
"So zählt die kleine Schweiz zu den sechs
Staaten, welche bisher am meisten Nobelpreisträger
aufzuweisen haben." (S.71)
22. "Eidgenossen
- Zeitgenossen"
Nach so viel Lobesreden auf den schweizer Staat, die bei
heutigem historischem Wissen leicht zu entlarven sind - tritt das Buch mit neuen
Verpflichtungen an den Schweizer heran. Er wird mit
moralischen Werten zur "Fassadenmalerei" gegenüber Dritten
verpflichtet:
"Schweizer, prüfe dich! Beurteilst du zum
Beispiel das Wesen eines nordischen oder südamerikansichen
Volkes nicht nach den wenigen Vertretern, die dir schon
begegnet sind? Glaubst du, dass es die anderen Völker mit
uns anders halten?" (S.72)
Das Buch hält dem Soldaten vor, was ein "guter
Eidgenoss" ist:
"Ein guter Eidgenoss sein heisst hochhalten und
leben, was zum besten Erbe der Vorfahren gehört:
Füreinander einstehen, Freiheit lieben und die
entsprechende Verantwortung tragen." (S.73)
Es folgt die Schilderung der "Schweizerart":
"Ein guter Eidgenosse aber weiss, dass er es
sich selber und unserem Vaterlande schuldig ist, auch ein
wacher Zeitgenosse zu sein. Wir wollen gerne alles Neue
kennenlernen und das Gute und uns Gemässe auch übernehmen,
aber nicht, weil es neu, sondern eben, weil es gut ist."
(S.73)
Und prompt muss als "Schweizerart" wieder der einseitig
betrachtete 2.Weltkrieg herhalten:
"So leistete die Eidgenossenschaft nach dem
2.Weltkrieg durch das Rote Kreuz, die "Schweizer Spende"
und die "Europahilfe" auch ihren Beitrag an den Neubau des
ausgebrannten Europa, und ihre Hand richtete viele von der
Not Niedergedrückte auf." (S.74)
Bleibt zu fragen, wer denn Hitler Ende 1939 im Zustand
des Bankrotts des 3. Reiches die Umrüstung auf
Kriegswirtschaft überhaupt ermöglicht hatte: Schweizer
Banken! Wieder wird der einfache schweizer Soldat vollends
betrogen und belogen (in: Ziegler: Schweiz, S.47-50,56).
23. "Auch die
Zeitung ist ein Freiheitsbrief"
Über 400 Zeitungen, die an 235 Orten erscheinen, werden als
Zeichen der Meinungsvielfalt gepriesen und so die "Volksherrschaft" mit "freier Aussprache"
postuliert:
"Wir haben nie ein überzeugenderes Lob der
freien Schweizer Zeitung erfahren als diese stumme Liebe
zu einem Schweizer "Käs-Blättli". (S.75-76)
Wer jedoch den Dienst verweigerte und ein ideales Leben ohne
Waffen postulierte, der wurde bis 1993 ins Gefängnis
geworfen. Die Fichen-Affaire der Achtzigerjahre hat ebenso
gezeigt, wo die Meinungsfreiheit für den bankenorientierten
Bundesrat aufhört.
24. "Der Wehrmann
vor dem Radio"
In diesem Abschnitt kommt es zu einer ganz eigenartigen
Konstellation. "Der Radio" wird als Freund und Hausgenosse
personifiziert. Tatsächlich spielte die Schweizer
Radiostation "Beromünster" im
2. Weltkrieg eine unbestrittene internationale Rolle
zwischen den weltweit operierenden Propagandablöcken. Die
Spannung in der Wohnstube im kalten Krieg wurde jedoch
dadurch nur noch mehr aufgeladen, was hier ungekürzt
wiedergegeben werden soll:
"Radio, du hast daheim in unserer Stube einen
guten Platz. Mit Recht, denn du gehörst ja nicht zu den
toten Geräten. Du kannst sprechen. Manchmal gibst du
wirklich einen ganzen Abend den Ton an und führst das
grosse Wort. Wir hören dir meistens gerne und geduldig zu,
denn du kennst dich in der grossen Welt aus, auch in der
Welt der Dichter und Musiker, deren Werke ohne dich den
Weg in unsere einfache Stube kaum gefunden hätten. Daher
sind wir dir grossen Dank schuldig, aber noch mehr als
Dank, nämlich die Wahrheit. Jemandem die Wahrheit zu
sagen, ist ja die grösste Ehre, die wir ihm erweisen
können. Ich habe dir schon über tausend Stunden zugehört,
hör also auch mich einmal fünf Minuten an.
Du bist noch ein recht junger Hausgenosse. Der Erste
Weltkrieg wurde noch ohne Radio ausgefochten. Im Zweiten
Weltkrieg aber warst du schon ein Kampfmittel allerersten
Ranges. Mit Radio und Lautsprechern haben zum Beispiel die
Helfer Hitlers im Frühjahr 1940 den Widerstandswillen der
Franzosen gelähmt, indem sie ihnen bald einflüsterten und
bald einhämmerten, dass es mit dem englischen Beistand
nicht weit her sei. "Die Engländer kämpfen bis zum letzten
Franzosen!" war das zersetzende, perfide Schlagwort. "Aha,
wenn dem so ist", dachte mancher Franzose im Feuer, "was
soll ich da den Buckel für die Briten herhalten!" Und
schon war der Zweifel in der Seele - und der Feind tief im
Land". (S.77-79)
Auch hier wird aber wieder Irreführung am schweizer
Soldaten betrieben: Die Autoren verschweigen jegliche
Existenz von Hitler-freundlichen Franzosen, die fehlende
Rüstung auf französischer Seite sowie die ganze politische
Entwicklung, die zu dem Zeitpunkt bereits bei Churchill
nachgelesen werden konnte (in: Churchill: Memoiren: Krieg,
S.278-294).
Im nächsten Abschnitt wird unbedingter Glaube an den
Vorgesetzten betont. Man soll ja nicht auf die Idee kommen,
dass sich Friedensarbeit lohnen würde:
"Wenn der Missmut umgeht und gähnt: "Es bschüsst
ja alles doch nüüt" und der Verleider stöhnt: "Es isch ja
alles für d'Chatz", dann werden aus Soldaten Hampelmänner,
die man fuderweise abschleppen kann. Vielleicht erwachen
die Schlafmützen dann in einem dreckigen Gefangenenlager,
wo der Hunger und die Peitschenhiebe erkennen lassen, was
man verloren hat, und ob es sich lohnte, dem Schall im
Äther mehr zu glauben als dem Tagesbefehl unserer
militärischen Führer und dem Gewissen. Die Einsicht kommt
- aber zu spät." (S.77-79)
Die Lobeshymne an Radio Beromünster:
"Natürlich kann der Rundspruch auch der Sache
der Freiheit dienen. Er ist ja ein Stück Technik und damit
an sich weder gut noch böse. Es kommt ganz darauf an, was
der Mensch damit macht.
So sind zum Beispiel gerade die Schweizer Landessender
während des Zweiten Weltkrieges zu geistigen Grossmächten
geworden. Sie verkündeten von der neutralen Schweiz aus
der von Propaganda verhetzten Welt, klar und wahr, wie die
Lage sei. Diese nüchterne Stimme der Wahrheit war für
Millionen Menschen eine doppelt tröstliche Botschaft.
Einmal erfuhren alle Hörer, die in Knechtschaft
schmachteten, dass der Turm der Macht gar nicht so
felsenfest dastand, wie die Propaganda immer ausposaunte,
sondern wankte und schwankte, so dass die Tage der
Machthaber also gezählt sein mussten. Dann empfing der
Hörer in Kriegsländern den Trost, dass es auf dieser Erde
doch noch einen Flecken Boden gab, wo Wahrheit und
Freiheit offen reden durften.
War das nicht ein Grund zum Aufatmen? Die Worte von
Beromünster waren wie gute, tapfere Boten. Man tat alles,
um sie zu empfangen, auch wenn das Abhören fremder Sender
bei Todesstrafe verboten war. Immer wieder fand ein
Kamerad den Weg, um das Schweizer Wort aufzufangen. Wie
ein Lauffeuer ging es dann durch die Lager: "Beromünster
hat gesagt..." Schweizer Soldat, dieser Dienst an Freiheit
und Wahrheit wäre kaum geleistet worden, wenn nicht unser
Volksheer auch die freie Stimme beschirmt hätte. Das wird
künftig kaum anders sein. Denken wir nicht gering von der
Macht eines freien Wortes aus einem kleinen Lande an die
grosse Welt." (S.77-79)
Die Propagandisten des Büchleins verschweigen
-- die Zensur über Aussenhandelsstatistik und die Zensur der
Medien in der Schweiz der "Abteilung für Presse und
Funkspruch" (APF) von 1939-1945
-- sowie die Tatsache, dass eben die erwähnten neutralen
Nachrichten des Herrn von Salis im Radio
Beromünster z.B. im Jahre 1940 ein halbes Jahr lang
gar nicht gesendet werden durften (in:Heiniger: Gründe,
S.218-219).
Es ergeht nun die Mahnung an die schweizer Soldaten, immer
"auf der Hut zu sein" vor "Verleugnern,
Zweiflern und Verrätern":
"Ich sehe, dass ich nun nicht mehr den Radio
anrede, sondern dich, den Menschen, auf den es ankommt.
Dieser Wandel ist nicht von ungefähr gekommen. Nicht wahr,
du begreifst nun, weshalb der Feind bei einem Überfall auf
ein Land zuerst versucht, die Radiosender in seine Hand zu
bekommen, und dann im Studio womöglich den Ansagern die
Pistole auf die Brust setzt, um sie zur Durchgabe von
Meldungen zu zwingen, welche allen Widerstand als sinnlos
erscheinen lassen. Die Hörer vernehmen dann nur die
vertraute Stimme und sehen die Pistole auf der Brust des
Ansagers nicht.
Gewiss sollte sich keiner hergeben, dem politischen
Einbrecher das Wort zu reden. Allein selbst in der
Jüngerschar von Jesus gab es Verleugner, Zweifler und
einen Verräter. Man muss also in jedem Fall auf der Hut
sein." (S.77-79)
Und gleich setzen die Autoren nach und belehren alle
Kritiker über die Politik des Bundesrates im
2. Weltkrieg:
"Der Bundesrat wusste jedenfalls, weshalb er im
April 1940, als Norwegen und Dänemark vom angreifenden
Dritten Reiche überrannt wurden und dessen Einbruch in
Westeuropa unmittelbar bevorstand, zusammen mit dem
General die Weisung abgab: "Wenn durch Radio, Flugblätter
und andere Mittel Nachrichten verbreitet werden sollten,
die den Widerstandswillen von Bundesrat und Armeeleitung
bezweifeln, so sind solche Nachrichten als Erfindungen der
feindlichen Propaganda zu betrachten." (S.77-79)
Wie der Bundesrat und die hohen Bankbehörden mit Hitler
zusammenarbeiteten, ist heute bekannt (Fior: Schweiz). Es
handelt sich hier um eine damals sicher erfolgreiche
Selbstdarstellung des Bundesrates vor dem geistig betrogenen
schweizer Soldaten.
25. "Unsere
Neutralität"
Der Bundesrat von 1958 betont die Unparteilichkeit im
'Kalten Krieg'. Damit soll scheinbar auch bewirkt werden,
dass die Vergangenheit nicht angetastet wird:
"Wenn in unserer Nähe ein Krieg ausbricht, so
erklärt die Schweiz, sie werde sich neutral verhalten, das
heisst weder das eine noch das andere Lager unterstützen."
(S.80)
Beschwörung des Kampfgeistes:
"Wer sich seiner Haut oder gar für seine
Freiheit nicht wehren würde, wäre ein zweifelhafter
Schweizer. Werden wir freventlich angegriffen, so muss in
uns der alte Kampfgeist der Freiheitskriege neu lebendig
werden." (S.80)
Napoleon hatte aufgrund der Zerstrittenheit der Eidgenossen
mit der Schweiz leichtes Spiel:
"Die Heere der französischen Revolution achteten
unsere Neutralität nicht. Da sie wussten, dass die Grenzen
nur ungenügend verteidigt waren, überrannten sie 1798 die
schwache Schweiz." (S.81)
Die Gründe für Napoleons Vordringen in ganz Europa waren
aber andere wie die veralteten Adelsstrukturen und die neue
Waffentechnik mit grossen Kanonen.
1815 wurde der Schweiz auf dem Wiener Kongress die "Neutralität" erneut zuerkannt. Die
Propagandisten sprechen in biblischer Anspielung vom "Gnadenjahr 1815":
"Auch Napoleon erklärte, dass für ihn die
schweizerische Neutralität ein Wort ohne Sinn sei. Anders
dachten seine Besieger auf dem Wiener Kongrsss und auf dem
zweiten Pariser Frieden. Die Grossmächte anerkannten im
"Gnadenjahre 1815" "die immerwährende Neutralität der
Schweiz", und sie gewährleisteten ihr auch den Bestand und
Umfang ihres Gebietes." (S.81)
Die Autoren schieben noch einmal schweizer "Heldenfiguren"
nach. General Henri Dufour
sei mit seiner Anregung zur Genfer Konvention von 1864 ein
"Lebensretter", indem danach die Kriegsgefangenenversorgung
eingeführt wurde (S.83).
1920 wurde die Neutralität eingeschränkt zur Teilnahme an "wirtschaftlichen Sanktionen gegen einen
Friedensbrecher", womit das aggressive, Deutschland
gemeint sein dürfte, das mit einem "Schlieffenplan" halb
Europa germanisieren wollte (in: Schumann, Nestler:
Weltherrschaft, S.16-17, 131-136).
"Die Schweiz hatte ihre Neutralität 1920
eingeschränkt. Sie wollte an wirtschaftlichen Sanktionen
gegen einen Friedensbrecher teilnehmen, nicht aber an
militärischen Feldzügen, denen sie auch die Grenzen nicht
öffnen musste." (S.S.83)
1938 galt den Autoren zufolge fortan für die Schweiz
wieder die "uneingeschränkte Neutralität".
Die Begründung:
"Als der Völkerbund hinter den Erwartungen
seiner Gründer zurückblieb und die Mitglieder die
Sanktionen zu lässig nahmen, wünschte und empfing die
Schweiz 1938 die uneingeschränkte Neutralität zurück."
(S.83)
Dass der Bundesrat die Neutralität im 2.Weltkrieg nicht mehr
beachtete und Hitler mit finanziellen Mitteln seinen
Bankrott zu vermeiden half, konnte 1958 noch verschwiegen
werden, denn die Aussenhandelsbilanz war immer noch
verschlossen und die Bankendokumente in den geheimen Safes.
26. "Die Gefahr
vor der Tür"
Noch einmal wird der Einmarsch von Napoleon von 1798 als
Trauma hochstilisiert: Die der Gefahr "entwöhnte"
Eidgenossenschaft sei dem Gegner uneins gegenübergestanden.
Reformfreudige Kräfte hätten Napoleon geradezu einen
jubelnden Empfang bereitet, und somit sei das Wehrwesen
"seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen" gewesen:
"Es fehlte weniger an der Rüstung als an der
inneren Bereitschaft, das Vaterland bis zum äussersten zu
verteidigen. Revolutionspropaganda, Agenten und Wühler
hatten die Armee innerlich ausgehöhlt." (S.90)
Sollten die Soldaten denn veraltete Adelsstrukturen und
Kirchenstrukturen verteidigen?
"Bern, dem der Hauptangriff drohte, ersuchte die
andern Orte um Hilfe. Aber es erhielt nur kleinlaute
Antworten. Die alte Eidgenossenschaft fand sich nicht mehr
bereit zu einer gemeinsamen Abwehr." (S.91)
Und natürlich darf die pauschale Verfehmung nicht fehlen:
"Die Eidgenossenschaft musste während der
Besetzungszeit bitter erfahren, was die Fremdherrschaft
für ein Volk bedeutet. Das Land wurde ausgesaugt bis aufs
Blut und musste in den Jahren 1799, 1800 und 1813 den
Durchmarsch grosser fremder Truppenteile und einen
verheerenden Krieg der Grossmächte Frankreich, Österreich
und Russland auf eigenem Boden erdulden." (S.91)
Auch hier fehlt jegliches Schilderung von Motiven und
Gründen. Es fehlt auch jede Angabe darüber, wie und was
genau von Napoleons Herrschaft am sozialen System verändert
wurde, sowie die Handelsbilanzen. Mit Napoleon begann in
Genf die Geldwäscherei...
Für die Armee halten die Vorgänge wieder her, um eine heute
nötige Solidarität in der Armee vorzugaukeln:
"Die Eidgenossen lernten aus diesem Unheil. Das
allgemeine Militärreglement von 1817 festigte das
Wehrwesen auf eidgenössischer Grundlage. Der Genfer Henri Dufour sorgte für eine bessere,
einheitliche Ausbildung der Offiziere." (S.92)
Weiter kommt das Thema wieder auf Neuenburg, das nun
tatsächlich als preussisches Fürstentum erwähnt wird, aber
auch nur, weil es ein Erfolgserlebnis der Befreiung zu
feiern gab:
"Im Winter 1856/57 stellte der sogenannte
"Neuenburger Handel" die Frage, ob Neuenburg als ein
schweizerischer Kanton weiterhin ein preussisches
Fürstentum bleiben konnte. Preussen richtete unannehmbare
Forderungen an die Schweiz [welche?], und drohte, diese
mit Waffengewalt durchzusetzen. Der Bundesrat liess sich
nicht einschüchtern und stellte wiederum unter der
bewährten Führung von General Dufour zwei Divisionen mit
30'000 Mann an die Grenze. Eine mächtige Wehrbegeisterung
ergriff damals das ganze Land. Amiels
Soldatenlied "Roulez Tambours" fand in jenen Wochen
Eingang bei der Truppe, die in entschlossener Bereitschaft
ihre Aufgabe erfüllte.
Preussen liess es nicht zum Äussersten kommen und
verzichtete im Frühjahr 1857 auf seine Ansprüche auf
Neuenburg [mit welchen Argumenten, wird wieder nicht
erwähnt]. Von der gemeinsam überstandenen Gefahr dieses
Rheinfeldzuges ging eine bedeutende innere Festigung und
Einigung unseres Volkes aus." (S.92)
Nach kurzem Exkurs über die Lage 1870/71 und dem ersten
Weltkrieg stimmt das Buch zu einer weiteren "Heldentat" an
über die Zeit von 1939-1945:
"Die Lage unseres Landes im Zweiten Weltkrieg
glich bis zum Sommer 1940 derjenigen von 1914-1918. Erneut
musste damit gerechnet werden, dass einer der
Kriegführenden versuchen werde, die starken Festungswälle,
denen er gegenüberstand, durch neutrales Gebiet zu
umgehen. Wiederum hat die deutsche Heeresleitung die
Umgehung der französischen Front im Norden gesucht."
(S.95-96)
Gemäss anderen Angaben hatte es sich bei den
Truppenmassierungen Hitlers in Süddeutschland um ein
Täuschungsmanöver gehandelt, um die französischen Truppen
besser zu zerstreuen. Der Plan der deutschen Armeen war es,
nach dem alten Schlieffenplan zu handeln und 1940 zu
verwirklichen, was 1914 nicht gelungen war.
Stattdessen schreiben die Autoren die Tatsache, dass Hitlers
Truppen nicht einmarschiert seien, dem schweizer
Widerstandswillen zu:
"Zweifellos hat der von der schweizerischen
Armee zu erwartende Widerstand diesen Entschluss
massgebend beeinflusst." (S.95-96)
Dabei war die Befestigungslinie im schweizerischen
Norden sehr ergänzungsbedürftig. Die schweizer Soldaten
waren verpflichtet, im Winter 1939/40 sogar in Eiseskälte
neue Grabungen vorzunehmen, so dass die als schweizerische
"Maginot-Linie" angepriesene Verteidigungslinie von den
Soldaten in "Mag-i-no-ko-Linie" ("mag i nüme ko") umgetauft
wurde (in: Heiniger: Gründe, S.26).
Und weiter werden die Kriegsereignisse von 1940 so
geschildert, wie wenn es die mit den Nazis kooperierenden
Banken und Industriellen sowie die 5. Kolonne in der Schweiz
nie gegeben hätte:
"Nach dem Zusammenbruch Frankreichs trat für uns
eine Lage ein, wie sie unser Land in dieser Form noch nie
erlebt hatte: die Einschliessung durch eine einzige
kriegführende Partei." (S.96)
Die Einkreisung war nicht total. Und der Bundesrat tat
ab 1945 alles, um die Zusammenarbeit mit den Nazis vor dem
Volk zu vertuschen.
"Diese totale Einkreisung [die so nicht bestand]
hätte es den Achsenmächten ermöglicht, die Schweiz
gleichzeitig von allen Seiten anzugreifen. Wir mussten
deshalb auch nach allen Seiten bereit sein. Diese Lage
führte dazu, dass der im 19. Jahrhundert bei uns
immer wieder erörterte Gedanke, eine eidgenössische
Zentralstellung im Landesinnern zu beziehen, unter General Guisan praktisch verwirklicht
wurde. Der Réduitplan der Jahre 1940-1944 bedeutete die
Verteidigung des Alpenmassivs bis zum äussersten. Hier im
Alpenraum sollte die Wirksamkeit der überlegenen
feindlichen Angriffswaffen, insbesondere seiner Luftwaffe
und seiner Panzer, ausgeschaltet oder doch vermindert und
der Angreifer verhindert werden, die für ihn
lebenswichtigen Nord-Süd-Verbindungen in die Hand zu
bekommen." (S.96)
Eine grössere Lüge ist kaum mehr vorstellbar. Das Reduit
war erst 1943 fertiggestellt, mit Hilfe deutscher
Zementlieferungen (in: Heiniger: Gründe, S.164,182). Hitler
und seine Kollaborateure - auch in Holland, Frankreich,
Polen etc. - hatten der Schweiz ein Handelsabkommen
abgetrotzt, das ihnen Tür und Tor zum Schweizer Markt
öffnete.
Deutsche Handelsleute konnten in der Schweiz auf Kredit
"einkaufen" (in: Heiniger: Gründe, S.71,86-87), und die
Bahnlinien wurden vom Militär geschützt, damit die
Naziherrschaften ihre Materialien durch die Alpen nach
Italien und Afrika verschieben konnten... (in: Heiniger:
Gründe,S.54,61).
27. "Du wirst
Soldat" - "Aus dem Leben der Einheit"
Es folgt nun die psychische Manipulation des Lesers hin zu
einem freudigen Aufenthalt in der schweizer Armee, die ihm
ein "militärisches Zuhause" sein soll
(S.101). Dementsprechende Losungen fehlen nicht, wie z.B.
"Eine Kompanie Soldaten
Wie viel Leid und Freud ist das." (S.103)
Auf derselben Seite wird ein Toter betrauert, wie wenn dies
ein leicht zu nehmender Vorfall wäre:
"So singen wir in besinnlichen Stunden,
auch wenn wir von einem lieben Kameraden Abschied nehmen."
(S.103)
28. "Die
Dienstfreude ist dein Ja zu den hohen Anforderungen"
Weiter spritzen die Militärpropagandisten mit Losungen und
stellen den Kampf in den Vordergrund, um die Todesgefahr zu
verdrängen und die Männer bei Laune zu halten:
"Freude am Dienst heisst Freude an der
Leistung." (S.104)
"Die Ausbildung zum Kämpfer stellt hohe Anforderungen."
(S.104)
"Ist eine Einheit nicht schon im Frieden fest
zusammengeschweisst,
so zerfällt sie auf dem Gefechtsfeld rasch." (S.105)
Treffsicherheit wird mit künstlerischem Können verglichen:
"Wie ein Künstler täglich üben muss, um ein
Meister zu werden und es zu bleiben,
nütze auch du jede Gelegenheit zum Üben, nicht nur auf
Befehl, sondern auch freiwillig." (S.108)
Daraus ist abgeleitet, dass ein schweizer Soldat noch heute
"freiwillige Schiessen" absolviert, bis zu seinem Tod.
Das Ideal eines "gestählten Körpers" soll
ganz gemäss der nazistischen Ideologie ein Selbstschutz
gegen die eigene Angst sein:
"Turnen, Kampfbahn, Kampfspiele und Wettkämpfe
gehören darum auch zum täglichen Dienst. Du erhältst weder
Auszeichnung noch Preis. Dafür gewinnst du einen
gestählten, gewandten und ausdauernden Körper." (S.109)
Auch für die langen Märsche, die z.T. blutige Füsse
verursachen, gibt es ein Argument:
"Alle Ärzte und Erzieher sagen uns, dass der
Marsch die natürlichste und gesundeste Sportart sei."
(S.110)
Friedliebende Menschen, die an ihren Verdrängungen
ersticken und kompensiv reagieren, sollen selber "schuld"
sein, wenn sie mit einer Situation nicht zurechtkommen:
"Statt sich zusammenzureissen, betrinkt sich der
Schwächling in der Wirtschaft, um das Widerliche des Tages
zu vergessen. Er weiss bald nicht mehr, dass er selber am
meisten schuld daran ist." (S.114)
29. "Nimmst du
dich nicht selber in die Hand, so tun es deine Feinde"
An dieser Stelle ist im Buch ein Männchen wie eine
Marionette dargestellt, dessen Leinen mit einer Schere
durchgeschnitten werden sollen. Das Bild trifft den Nagel
auf den Kopf: Der schweizer Soldat wird gelenkt von der
schweizer Militärpropaganda, und die Wahrheit droht, ihn
davon zu befreien. Die Autoren meinen dieses Bild natürlich
anders:
"Du musst aber bereits in Friedenszeiten gelernt
haben, dich in jeder Lage in der Hand zu behalten, dich zu
beherrschen, dich auf die gestellte Aufgabe zu
konzentrieren, genaue Arbeit zu leisten. Du lernst das
beim Einzelexerzieren." (S.116)
Führerhörigkeit ist gefordert:
"Was das Gefecht an Mannschaftsleistung
erfordert - Geschlossenheit und Aufmerksamkeit auf den
Führer -, übst du im geschlossenen Abteilungsexerzieren."
(S.117)
Und auch die "militärische Ehre" wird nicht fehlen, um die
Haltung zu bewahren, was beim Wachtdienst scheinbar
besonders notwendig ist:
"Halte dich so, dass du deiner Einheit Ehre
machst." (S.119)
30. "Sauberer Tisch
schafft Vertrauen"
Sensibilität ist "unsoldatisch":
"Der Soldat ist nicht zimperlich.
Empfindlichkeit und Misstrauen sind unsoldatisch. Wer aber
soldatisches Ehrgefühl besitzt, kann Angriffe auf seine
Ehre oder herabwürdigende Behandlung nicht dulden."
(S.122)
31. "Der Gruss"
Der "Gruss" ist verpflichtend und soll das
Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Führer und
[Ver-]Führten automatisieren:
"Führer ohne Gefolgschaft wie auch Soldaten ohne
Führer sind im Kampfe verloren. Das Gefühl der
Zusammengehörigkeit muss schon im Frieden vorhanden sein.
Der Ausdruck dieser Verbundenheit ist unser militärischer
Gruss [...] Man grüsst sich!" (S.129)
Um das "Ansehen der Armee" zu wahren, wird
vor moralischem Zwang nicht zurückgeschreckt:
"Jeder Soldat, der in Haltung, Anzug und
Auftreten einen vorteilhaften Eindruck macht, leistet
einen wichtigen Beitrag zum Ansehen unserer Armee."
(S.131)
32. "Der Feind
ist überall"
[die Korruption ist auch überall...]
Jedes Fremdelement ist als "Feind" zu betrachten. Eine
solche Einstellung verpflichtet gleichsam zu einer
Egozentriertheit, zu einer falschen Duldsamkeit und zu einer
Psychopathie der Angst:
"Die Pflicht zur Geheimhaltung besteht für jeden
Wehrmann schon in Friedenszeiten." (S.132)
"In einer Umgebung, in welcher Gespräche
zwischen Wehrmännern von Aussenstehenden mitangehört
werden können, spricht der Wehrmann jeden Grades nicht
über militärische Angelegenheiten. [...] Ein unüberlegtes
Wort kann weitergetragen werden und schliesslich bei
Kriegsfall Menschenleben kosten. Auch Deines!" (S.133)
33. "Ausser
Dienst - für den Dienst"
Der Kämpfer:
"Der Krieg stellt aussergewöhnliche
Anforderungen an den Kämpfer". (S.136)
Mental soll der schweizer Mann immer ein Soldat sein und
auch ausserhalb der Pflichtzeit Dienste leisten:
"Die ausserdienstliche Tätigkeit unserer
Wehrmänner ist gute, alte Schweizerart. Sie gehört zum
Wesen eines Volksheeres." (S.137)
Schiessübungen und der Gedanke an das Töten sollen
"volkstümlich" sein:
"Denken wir nur an das Schiesswesen, das
nirgends auf der Welt so entwickelt und so volkstümlich
ist wie in der Schweiz." (S.137)
Auch die privaten Turnaktivitäten sind im Dienste der Armee
zu sehen:
"Eine nicht minder wichtige Rolle spielen die
vielen Turn- und Sportvereine. Ihre Mitglieder umfassen
eine Zahl, die der Grösse unserer Armee gleichkommt. Das
Militärdepartement unterstützt die Bestrebungen dieser
Körperschaften, aber auch den Turnunterricht in den
Schulen sowie Kurse für junge Leute zwischen Schulhaus und
Kaserne." (S.137)
In derselben Weise funktionierten die "Wehrvereine"
und der freiwillige "militärische Vorunterricht",
der erst 1940 eingeführt worden war. Ohne diesen
Vorunterricht war die spätere Zuteilung zu Spezialtruppen
unmöglich:
"So werden beispielsweise Kurse für angehende
Flieger, Funker Pontoniere und Motorfahrer durchgeführt.
Wer sich bei der Rekrutierung zu einer Spezialtruppe
meldet, muss sich darüber ausweisen können, die
entsprechende Vorschulung mit Erfolg bestanden zu haben."
(S.137)
Diese "sportlichen Aktivitäten" werden als "unumgänglich"
dargestellt:
"Die ausserdienstliche Ausbildung, wie sie im
gesunden Wehrsport unserer Soldaten zum Ausdruck kommt,
ist zur unumgänglichen Ergänzung des obligatorischen
Dienstes geworden, dessen zeitliche Verlängerung heute
kaum denkbar ist. Alle Opfer, die unsere Soldaten für
Ausbildung und Ertüchtigung in ihrer Freizeit aufbringen,
verdienen die restlose Anerkennung des ganzen Volkes,
dessen Schutz und Wehr sie in bedrängter Zeit sind."
(S.137)
Die Militarisierung der Jugend soll also der
Verteidigung dienen...
34. "Ein Volk von
Schützen"
"Es gibt nur zwei Kantone, die eine grössere
Bevölkerungszahl aufweisen, als der Schweizerische
Schützenverein Mitglieder hat, nämlich 450'000. Rund jeder
zehnte Schweizer ist Schütze, das heisst, er übt
ausserdienstlich seine Schiesskunst in einem
Schützenverein des Wohnortes." (S.138)
"Schiesskunst": die Kunst des Tötens.
35. "Wehrsport"
Weiter propagieren die Autoren "Winter- und
Sommerarmeemeisterschaften"
-- im Winter mit Skipatrouillenlauf
-- bzw. im Sommer mit Vierer-Patrouillenlauf
-- mit 200 m Steigung auf 16 km, z.T.
als
Orientierungslauf organisiert.
Der "Waffenlauf", ein Orientierungslauf mit
Karabiner auf dem Rücken und Sturmpackung, sticht dabei
besonders hervor:
"Im schweizerischen Wehrsport haben die
Waffenläufe starken Aufschwung genommen. Wehrmänner aller
Altersklassen und Grade tragen dazu bei, die durch die
Struktur unseres Landes bedingte Marschtüchtigkeit der
Armee zu erhalten." (S.139)
36. "Der
militärische Mehrkampf"
Die Propaganda präsentiert "Drei-, Vier- und
Fünfkämpfe", wovon der Fünfkampf die "Krone"
sei:
"Die Krone des militärischen Wettkampfes ist der
Fünfkampf, der aus Reiten, Fechten, Schiessen, Schwimmen
und Geländelauf besteht." (S.141)
37. "Werde
Unteroffizier"
Unbemerkt in der Sporteuphorie soll der Leser dazu
manipuliert werden, sich dem Militär und der
Tötungsmaschinerie ganz hinzugeben. Es ist die Werbung zum
"Führer", wie sie im 3. Reich wohl auch in der Hitler-Jugend
existierte:
"Denkst du aber gut schweizerisch, also auch an
die Allgemeinheit, übernimmst du freudig eine Führerrolle.
Die Vorteile, die dir die militärische Stellung im
Zivilleben bringt, fallen dabei weniger ins Gewicht."
(S.142)
38. "Unter der
Fahne"
Auch Fahnenkult [wie zu Hitlers Zeiten] darf nicht fehlen
und soll ein "erhebendes" Gefühl vermitteln:
"Du trittst zu Beginn jedes Dienstes unter die
Fahne. Der Fahnenmarsch erhebt dich. Zugleich sollst du
dich aber auch der strengen Dienstartikel erinnern. Vor
deiner Entlassung will dich die Fahnenehrung aber auch an
die Pflicht mahnen, Soldat in Zivil zu bleiben." (S.150)
39. "Gesetze und
Gebräuche des Krieges"
Von Seite 150 bis Seite 321 werden Kriegszenen
präsentiert und durchgespielt. Hier kommt auch gleich das
Kriegsgesetz:
"Das ist dein Kriegsgesetz: Unerbittlich im
Kampf, ritterlich gegenüber dem wehrlosen Gegner." (S.150)
Wieso die Menschen sich selber Gegner sind, wird nicht
gefragt.
"Schweige!" - "Lass dich nicht aufhalten!" -
Kämpfe dich durch!" - "Gedanken beim Einrücken"
Das Buch fährt mit unzähligen angsteinflössenden, zum
Teil in Rot gehaltenen Kriegsbildern weiter. "Schweigen"
und "Gehorsam" sind einmal mehr - wie schon
zu Friedenszeiten - höchste Gebote. Die Bereitschaft,
getötet zu werden, wird mit folgendem Reimspruch
erleichtert:
"Wozu die Not der harten Stunde zwingt, wir tun
es gern und unbedingt." (S.153-154)
"Werden wir bestehen können gegen einen
mächtigen Gegner?"
Im Stolz auf die eigenen Verteidigungslinien wird der "Kampfgeist" beschworen:
"Tausende von Metern Brückenschlag und
Strassenbau benötigt der Feind, um in die Tiefe vordringen
zu können. Durch Flugwaffe und Erdkampf wird ihm dies
erschwert. Verteidigte Befestigungen, Panzersperren und
Minenfelder hat der Feind in der ganzen Tiefe unseres
Landes zu überwinden. Wälder und Dörfer in grosser Zahl
sind schwer zu nehmende Stützpunkte. Auch der massivste
Beschuss bringt den Verteidiger nicht aus den Trümmern und
Ruinen heraus. Du weisst vom Kampfgeist der Schweizer
Soldaten. Im Kampf um den Heimatboden wird in Metern
gemessen. Der Kampf beginnt an der Grenze und wird im
besetzten oder abgeschnittenen Gebiet nicht aufhören."
(S.255)
"Das Leben geht weiter!" - "Sorge Dich nicht,
die Arbeit zu Hause wird besorgt"
Der Soldat wird angeleitet, keinen Gedanken an Frau und
Kind zu "verschwenden", denn es sei ja alles geregelt.
Lebensmittelverteilung und Lohnausfallentschädigung würden
schon organisiert (S.157). Die Arbeit werde von den Frauen
übernommen:
"Deine Frau springt ein. Die Ordnung wird
aufrechterhalten." (S.158)
und was die Gemeindegeschäfte angehe, so werde "die alte
Garde" die Verwaltung übernehmen:
"Die 'alte Garde' ist wieder angetreten und
besorgt die Gemeindegeschäfte."(S.158)
"Hier wird radikal eingegriffen"
Weiter verhält sich die Armeeführung gegen friedliche,
unpassende Elemente:
"Begehren für Kriegsdispensationen werden
sorgfältig geprüft. Drückeberger erhalten den
Marschbefehl."
"Eigenmächtige Evakuation ist untersagt. Auch für diesen
Ausreisser gibt es einen Platz an der Front."
"Es wird dafür gesorgt, dass die Bereicherung auf Kosten
der Mitbürger erschwert wird." (S.159)
wie wenn sich der Bundesrat mitsamt Bankenaufsicht nach
1945 besser verhalten hätte...
"Hamsterer sind Volksschädlinge. Die Behörden
werden auch hier zum Rechten sehen." (S.159)
Komischerweise hat sich die schweizerische Oberschicht
im 2. Weltkrieg an Flüchtlingen bereichert wie nie zuvor.
Die Akten der schweizerischen Privatbanken aber bleiben
weiter verschlossen...
"Vom Bestehen im Nervenkrieg" - "Der Feind ist
mitten unter uns"
Die destruktive Energie gegenüber dem Nachbarn kommt nun
voll zum Tragen:
"Agenten, Spitzel und ihre Helfershelfer leben
unter uns als Biedermänner getarnt [...] Merke: Was du
sagst, schreibst, tust und unterlässt, weiss der Feind
morgen. Alles wird beobachtet, festgestellt und gemeldet.
Gedankenloses Geschwätz tötet die Männer an der Front."
(S.162)
"Der Feind ist überall"
Mit Bildern von Kampfszenen und Arbeien wird die Hektik
im Krieg dargestellt:
"Jeder Ortswehrsoldat ein Schütze."
"Alle Männer und Frauen, die nicht im Zivilschutz
eingeteilt sind, melden sich zum Hilfsdienst. Freiwillige
Helfer, stille Helfer, Ortswehrsoldaten und Hilfsdienst
(HD), auch Ihr seid Soldaten im Kampfe für die Freiheit!"
(S.164)
"Die Bevölkerung im besetzten Gebiet"
Es wird das "Kriegsrecht" des "Feindes" suggeriert:
"Die Faust des Feindes ist hart, sein
Kriegsrecht brutal. Spezialarbeiter, auf dich hat es der
Feind besonders abgesehen. Du wirst gefangen und
deportiert werden, wenn du nicht untertauchen kannst." (S.167)
Verbindungen zum "Feind" sollen gefährlich sein:
"Die Schweizer Kampffront geht durch jedes Haus
und jedes Herz. Wer mit dem Feind liebäugelt, den trifft
heute unsere Verachtung und morgen die harte Strafe. Der
Geist der Stauffacherin aber ist der Kern der
Wiedergeburt." (S.168)
Die Sätze erscheinen nicht glaubwürdig, denn als der
"Feind", das 3. Reich, 1944 schon am Versinken war, wurden
in der Schweiz weiter Todesurteile wegen "Verrats" gefällt,
und der Bundesrat schritt nicht ein...
40. "Der Kämpfer
als Mensch"
Auf zwei voll beschriebenen Seiten wird das "Leben" des "Kämpfers" beschrieben, seine Entbehrungen,
seine "überflüssigen Begehrlichkeiten",
seine "innere Kraft" und das "harte Leben im Feld"
beschrieben. Dabei werden Gesellschaftsschranken abgebaut:
"Sie werden eine Gemeinschaft von Kämpfern. Es
beginnt das Leben der Kameradschaft." (S.170-171)
wie wenn ein Leben der Kameradschaft nicht schon zu
Friedenszeiten möglich wäre...
41. "Krieg mit
Atomwaffen" - "Krieg mit chemischen Waffen"
Es folgen Kapitel über den "Krieg mit Atomwaffen"
und dessen "Wirkung" (S.173-184) sowie die
Schilderung von "Krieg mit chemischen Waffen"
und dem entsprechenden "ABC-Dienst"
(S.185-196):
-- die A-Equipen zum Messen von Radioaktivitäten
-- die B-Equipen zum Einsatz gegen Epidemien
-- die C-Equipen zur Untersuchung chemischer Kampfstoffe und
zum Führen des Kampfstoffnachweises, alle Schilderungen mit
entsprechender Bebilderung.
42. "Achtung
Panzer!" - "Flieger im Kampf"
Panzerkampftaktiken werden dargestellt und die dazugehörigen
Panzertypen zur Panzerabwehr, zur Feuerunterstützung, zur
Aufklärung, zur Bekämpfung von Luftlandetruppen, für
Angriffe und Gegenangriffe (S.197-202):
"Unser Grundsatz: auf jedes Hindernis Feuer!"
Es dürfte kein Wunder sein, wenn ein auf diese Weise
gedrillter Mensch diesen Grundsatz auch im Privat- oder
Geschäftsleben verwendet. So wird die Gesellschaft
planmässig brutalisiert.
Zu den Fliegern gehören die dazugehörigen Geschosse oder
Bomben:
-- Bordkanonen und Raketen für "Punktziele"
-- Bomben gegen "Punktziele", gegen "Flächenziele" und für "Bombenteppiche"
-- Napalmbomben gegen "Punkt- und
Flächenziele"
-- taktische Atombomben gegen "wichtige Flächenziele" wie z.B. ganze Städte, wodurch
sich ein moralischer Zermürbungseffekt ergeben soll, den es
natürlich zu vermeiden gilt.
Gleichzeitig wird die Luftwaffe als sehr verwundbar
geschildert, und sie verursache auch eine hohe Abnützung
(S.207-212).
An eine Welt ohne Bomben wird nicht gedacht...
43. "Artillerie
im Kampf" - "Bei der Infanterie liegt unsere Chance" -
"Tragen Schlagen"
Das Kapitel (Seiten 217-232) schildert die Artillerie als "der Hammer des Führers" (S.217). Die
Infanterie sei "die Chance für den David gegen
den Goliath" (S.225), vor allem im Nahkampf:
"Wir müssen eine Armee von Nahkämpfern sein!"
(S.227)
Zudem gelte es, die Vorteile über Wetterkenntnisse (S.229)
und die Ortskundigkeit zu Verschiebungen bei Nacht
auszunützen:
"In der Nacht liegt die Chance bei der
Infanterie. Es gilt für uns: Verschieben, Bereitstellen,
Angreifen, Überfallen"(S.230).
"Tragen und Schlagen" seien die tragenden
Begriffe des Infanteristen (S.231).
Das Wort Infanterie lässt sich sprachlich ableiten von
lateinisch "infans, infantis" = deutsch: Kind). Es scheint
ein treffendes Wort für die Bubis zu sein, die Krieg und
Waffen eine "gute Sache" finden.
44.
"Abgeschnitten"
Hier zeigt sich die Willensmanipulation am deutlichsten, wie
die schweizerischen Wehrleitstellen mit Hitlers Devisen über
Stalingrad Gemeinsamkeiten predigen. Der erste Untertitel
heisst nämlich gleich darauf:
"Das gibt es für uns nicht." (S.233)
Kampf ist Pflicht. Die "Logik" des Staates zeigt hier seinen
mörderischsten Mechanismus:
"Der Krieg ist überall. In der Kampfzone wie im
Hinterland wird gekämpft. Panzereinbrüche, Fallschirm- und
Luftlandeaktionen, Infiltrationen aller Art führen zur
Isolierung von grösseren bis kleinsten Teilen unserer
Truppen. Da Rückzugsmassnahmen nur von höchster Stelle
angeordnet werden, heisst es für uns in all diesen Fällen:
Es wird gehalten, gekämpft! Es gibt keine aussichtslose
Lage. Immer besteht die Möglichkeit, dem Feinde noch
ernsthaft zu schaden. Ob als vordere Kampfgruppe oder an
einer Funkstelle, an einem Fassungsplatz oder an
irgendeinem Ort hinter der Front, selbst an einer
Kochstelle, jeder hat zu kämpfen. Dafür ist er bewaffnet,
ausgerüstet und ausgebildet." (S.233)
45. "Warum konnte
das geschehen?"
Wer abgeschnitten ist, soll den "Igel machen".
"Wer abgeschnitten ist, macht den Igel. Dies
gilt für grosse wie auch für die kleinsten Elemente. Der
Wille zum Durchhalten und Kämpfen lässt auch hinter der
Front die Überraschung durch den Feind nicht aufkommen."
(S.234-235)
In dieser Situation befindet sich der Staat Schweiz
eigentlich seit 1315.
Als Grund für das Abgeschnittensein soll der Soldat auch
gleich den Fehler bei sich selber suchen, mit
dementsprechender Bebilderung:
"Die Beobachtung war schlecht - die Vorteile des
günstigen Standortes wurden nicht ausgenützt -
Vorbereitete Waffen- und Kampfstellungen fehlten -
Hinterhalte waren nicht vorbereitet. Diese Gruppe hat sich
um das Kampfgeschehen wenig gekümmert und so durch ihre
Teilnahmslosigkeit dem Gegner leichtes Spiel verschafft.
Sie wurde überrascht und gefangengenommen. Waffen,
Munition und ihr Material sind dem Feind in die Hände
gefallen." (S.235)
46. "Dein
geistiges Rüstzeug"
Noch einmal, diesmal sogar auf rotem Papier, wird dem Leser
eingetrichtert, wie er in den Krieg zu gehen hat, inklusive
Draufgängertum und Überlegenheitswahn:
"Auf die ersten vierzehn Tage kommt es für uns
an!"
"Wer glaubt, hinter der Front in der Etappe werde er vom
persönlichen Kampf verschont, wird höchstens zur
Auffüllung der feindlichen Gefangenenlager dienen."
(S.236)
"Sei Soldat und Kämpfer!"
"Du bist es, der zuschlägt, und nicht der andere:
Manneskraft, verbunden mit Draufgängertum, geben dir das
Gefühl der Überlegenheit."
"Für uns gilt: Jeder Schuss und jeder Wurf ein Treffer und
jede Garbe im Ziel!" (S.237)
"Halte um jeden Preis!"
"So lange eine Ader sich in uns regt, gibt keiner nach."
"Schweige!
Im Nervenkrieg, bei der Mobilmachung, vor dem Einsatz, im
Urlaub und selbst im Gefangenenlager, schweige! Nicht
schweigen können, kostet Kameradenblut." (S.238)
47. "Was darfst
und sollst du von deinem Führer im Krieg erwarten?"
Ebenfalls auf rotem Papier - damit es immer leicht
nachzuschlagen ist - werden die "Eigenschaften" von
"Führerpersonen" geschildert. Gleichzeitig sind damit
natürlich unmerklich die Anforderungen bekanntgegeben an
Soldaten, die später ebenso zum Offizierskader gehören
wollen. Die Sensibilität eines Menschen wird damit
grundlegend vernichtet:
"Er ist tapfer, er würde es ungern sehen, wenn
einer tapferer wäre als er." (S.239)
"Er stellt an sich selbst die grössten Anforderungen."
(S.239)
"Er weiss seine Kämpfer zu entflammen und zu begeistern.
Ein begeisterter Soldat zählt für vier." (S.239)
"Seine Ruhe und Überlegenheit gibt dir den Halt, den du
suchst und dessen du im Kampf so dringend bedarfst."
(S.239)
"Er braucht im Notfall keinen Gehorsam zu fordern, weil
der Gehorsam sich in die absolute Gefolgschaft aufgelöst
hat. Der Führer, der dein Vertrauen besitzt, hat eine
absolute Befehlskraft." (S.239)
"Er ist unerbittlich hart. Kein Mann will nachgiebige oder
weiche Führer. Du weisst, dass diejenigen
Führer, welche nichts zu fordern wagen, unsicher und
bequem sind. Wer dir im Frieden die Leistung ersparte, hat
dir einen schlechten Dienst erwiesen." (S.239)
"Er darf nicht verstimmt oder reizbar sein. Verstimmte
oder reizbare Führer erwecken dein Misstrauen." (S.239)
"Er ist wagemutig. Das Gefühl, einen wagemutigen Führer zu
haben, stärkt dich. Ängstliche und zaghafte Führer können
nicht bestehen." (S.239)
"Erfüllt der Führer alle diese Erwartungen, so ergibt sich
jene Kampfgemeinschaft, die sich leicht führen lässt und
die begeistert kämpft. Wir Schweizer Soldaten sind zu
solcher Gefolgschaft bereit." (S.239)
Diese Art von Führerschaft ist z.T. bis heute noch in
Pfadfindergruppen und bei Lehrern in Schulen anzutreffen.
Die Schüler haben entsprechend zu leiden und sind lebenslang
destabilisiert.
48. "Im
Infanteriefeuerkampf"
Das Kapitel über die "infans" bzw. die Bubis mit den
Gewehren erstreckt sich über die Seiten 241-252. Die
Kriegsextase geht weiter:
"Triffst du nicht, erfasst er dich!" (S.242)
"Jeder Schuss und jeder Wurf ein Treffer und jede Garbe
ein Ziel." (S.242)
"Kopf und Waffe gehören zusammen. Prüfe immer Distanz und
Art des Zieles. Wähle die Feuerart und den Zeitpunkt der
Schussabgabe so, dass du sicher triffst." (S.243).
"Handgranatenwurf"
"Eine Fensteröffnung triffst du höchstens
auf 15m sicher." (S.246)
"Maschinengewehrfeuer"
"Der Erfolg im Feuerkampf hängt auch davon ab, ob deine
Waffen unter allen Umständen funktionieren. Darum:
Waffenpflege in jeder Gefechtspause!" (S.251)
"Sei geizig mit der Munition, denn die beste Waffe nützt
dir nichts mehr, wenn dir die Munition dazu fehlt."
(S.251)
Noch heute steht in schweizer Haushalten das Sturmgewehr mit
"Notmunition" herum.
49. "Feuer
überstehen"
Das Buch beschränkt sich auf die Darstellungen über
Kampfprojekte und das Durchhalten der Truppe. Der Tod, die
Bestattung, die Massengräber und die Kreuze oder Grabhügel
kommen nicht vor, ebenso nicht die Mütter oder Kinder, die
danach ohne Vater die Familie durchbringen müssen. Somit
wird das "Feuer" natürlich überstanden: im "Schützenloch", im "Panzerdeckungsloch",
in
der "Waffenstellung" oder im "Unterstand",
ohne
die negativen Folgen im Todesfall zu beschreiben (S.253).
"Die erste Stunde ist entscheidend! - "Feuer
überstehen heisst graben - graben!"
"Gräbt ein Mann eine Stunde, so erreicht er gegen
Flachbahnwaffen 50% Sicherheit.
Gräbt ein Mann 2-3 Stunden, so erreicht er schon 90%
Sicherheit.
Gräbt ein Mann eine Woche, so erreicht er 85% Sicherheit
gegen schweren Beschuss.
Gräbt ein Mann einen Monat, so erreicht er eine Sicherheit
von 95%." (S.254-255)
"Verbindung um jeden Preis"
Es heisst nun, die Verbindung zur Führung nicht
abreissen zu lassen, sei das mittels "Augenverbindung,
Signalraketen, Blinkverbindung, Leuchtspur, Signalen mit
Fanions, Melder Artilleriebeobachter, Funk und Draht."
(S.257-259)
50. "Den Feind
nicht aus den Augen lassen" - "Tarnen ist ebenso wichtig
wie treffen"
Das Kapitel schildert die Erörterung, wie der Feind zu
observieren sei (S.261-266). Die entsprechende Tarnung ist
jeweils notwendig (S.267-274). Der kombinierte Prozess soll
nach den programmierten Prozessen "sehen - hören
- täuschen" ablaufen, wobei die Täuschung als "die hohe Schule" angepriesen wird.
"List und Verschlagenheit spielen im Kampf für
den Einzelkämpfer eine grosse Rolle. Sie sind Waffen, die
nicht zu unterschätzen sind."
"Täuschen ist die hohe Schule der Kopfarbeit. Jede List
kann ein Leben erhalten, jede Täuschung einen Kämpfer,
eine ganze Stellung retten." (S.272)
Ehrliche Menschen sind in diesem Buch und somit im Militär
und in der Schweiz nicht gefragt (denn der Soldat soll ja
auch zu Hause ein Soldat bleiben!). Dementsprechend werden
die Menschen im Unterbewusstsein strukturiert:
"Harmlosigkeit wird das Opfer von List und
Tücke." (S.273)
Bei einer Militärzeit bis zum 60. Altersjahr konnten
sich die Menschen nie von diesen Verhaltensweisen lösen.
51. "Ich bin
Wache"
Das Kapitel erstreckt sich über die Seiten 275-282. Der
Ablauf:
"sehen, hören, melden, nicht gesehen werden."
(S.275)
Es wird unterschieden zwischen der Wache am "Feind", wo
gegnerische Bewegungen rückgemeldet werden, und der
Bewachung von Objekten im Hinterland. Die Dressur:
"Wir betrachten jeden, der sich dem Objekt nähert und den
wir nicht persönlich kennen, als Spion oder Saboteur.
Keinem soll es gelingen, uns zu täuschen. Vor der
schussbereiten Maschinenpistole wird er aufs gründlichste
geprüft und untersucht. [...] Sei misstrauisch und
gründlich. Wir müssen gefürchtet werden." (S.279)
"Wer sich bei Tag dem Objekt nähert oder den
Kontrollposten umgeht, wird erschossen." (S.280)
Und wieder wird ein Missgeschick den Soldaten angelastet,
statt das Kriegsweltsystem zu enttarnen, wenn die
Propagandisten des Bundesrates über einen überfallenen
Posten schreiben:
"Dies geschah in den Morgenstunden der ersten
Kriegstage. Der Saboteur konnte sich dem Objekt unbemerkt
nähern und das Munitionsdepot sprengen. Welches könnten
die Ursachen gewesen sein? ... weil die Wache naiv war und
sich sehen liess? ... weil die Verbindung nicht
funktioniert hat? ... weil sie vom Schlaf übernannt wurde?
... weil sie beim Schiessen nicht getroffen hat? ... weil
sie "Halt" gerufen hat und der Feind mit der Handgranate
geantwortet hat?" (S.281)
52. "Wir treten
zum Nahkampf an"
Hier kommt auf den Seiten 283-292 die persönlichste Phase
der Auseinandersetzung, der Kampf Mann gegen Mann. Das Buch
betont die Wichtigkeit, im Willen gegen den Feind nicht
aufzugeben. Die Formulierung erscheint in Anbetracht der
damals schon entwickelten Massenvernichtungswaffen mehr als
unrealistisch.
"Die letzte Entscheidung fällt im Nahkampf.
Nicht Atomkräfte und weder Panzer noch Flieger genügen, um
ein Volk niederzuringen und ein Land endgültig zu
besetzen. Solange der Kampfeswille einer Mannschaft lebt,
besteht Widerstand und Hoffnung. Wir alle, gleichgültig,
welcher Truppengattung wir angehören, haben früher oder
später zum Nahkampf anzutreten. Daher haben wir uns auch
alle auf den Nahkampf vorzubereiten! Auf Dich kommt es
an!" (S.283)
Gegen Zermürbungstaktiken des Gegners soll jeder gewappnet
sein und durchhalten, auf jeden Fall länger als der "Feind":
"Die feindliche Beschiessung will uns vernichten
oder doch zermürben. Sie kann Stunden, ja ganze Tage
andauern. Wenn ich meine ganze Willenskraft aufwende,
überstehe ich das Feuer und bin dadurch im entscheidenden
Zeitpunkt zum Nahkampf bereit." (S.284)
Es folgt die Schilderung, mit welchem Gewehreinsatz wie weit
geschossen werden kann. Am Ende folgen nach
Handgranatenwürfen steinzeitähnliche Zustände:
"Die letzte Entscheidung über Sieg oder
Niederlage fällt mit dem Zuschlagen mit Bajonett, Dolch
und Spaten!" (S.287)
"Wir Schweizer wissen, dass es nur zwei
Möglichkeiten gibt: entweder zu bestehen oder zu fallen.
Aber jeder muss wissen: Mein Einsatz lohnt sich!" (S.290)
Es lohnt sich zu töten...
Es sei eine Schande, sich zu ergeben:
"Wer das macht, prüfe sich, ob er hält, was er
unter der Fahne gelobt hat. Ist Gefangenschaft nicht eine
Schmach? Wer als Gefangener noch etwas gutmachen will,
lässt sich weder durch Versprechungen noch Folterungen zu
Aussagen verleiten, die seiner Heimat schaden können."
(S.291)
53. "Wir kämpfen
bei Nacht"
Das Kapitel erstreckt sich über die Seiten 293-300: Mittel
der Tarnung bei Nacht mit dem Leitsatz:
"unhörbar - unsichtbar
[Gesicht und blanke Ausrüstungen werden geschwärzt] - Verbindung haben - Gewandt sein - geschlossen
kämpfen und geordnet schiessen".
Kindisches "Räuber und Poli" wird hier bitterer Ernst.
54. "Wir kämpfen
im Ort" - "Wir kämpfen im Wald"
Das Kapitel erstreckt sich über die Seiten
301-314. Ideen und Tricks sind hier gefragt, um den
Ruinenkampf zu bestehen. Schiessscharten werden
herausgebrochen, tote Winkel mit Stacheldraht blockiert,
Fenster abgesichert, Eingänge verrammelt etc., um danach den
Gegner "umzulegen", was auch bildlich mit roten Figuren
dargestellt ist.
Im Wald werden viele Fallen gestellt:
-- Bäume, die in Reih und Glied angepflanzt wurden, werden
planmässig zueinander gefällt und zusammengekettet, so dass
sie die Panzer des Gegners blockieren
-- Tretlöcher mit eingelegten Spitzen zerschmettern dem
Gegner die Füsse
-- Fussschlingen bringen Menschen zu Fall etc.
Und wieder wird der Gegner aus dem Hinterhalt "umgelegt".
55. "Auf
Patrouille"
Umfang des Kapitels sind die Seiten 315-319. Patrouille sei
eine der waghalsigsten Aufgaben in der Armee, schildern die
Autoren, und somit Bewährungsprobe für die besonders
Mutigen:
"Jeder Patrouillengang bedeutet eine
Sonderleistung und verlangt besonderen Einsatz in der Art
eines Sonderkommandos. Freiwillige vor! Diese Aufforderung
besagt, dass es sich immer um einen schweren Gang auf
Leben und Tod handelt. Aber immer finden sich Freiwillige.
Es ist der Drang zur besonderen Leistung, der die Männer
dazu treibt. Patrouillenaufträge sind die dankbarsten
Aufgaben für mutige Männer." (S.315-319)
Es wird zwischen "Aufklärungspatrouille",
"Stehender Patrouille", "Jagdpatrouille"
und "Verbindungspatrouille" unterschieden
(S.315-319). Das gefährlichste Spiel mit dem Tod soll den
"Freiwilligen" überlassen bleiben...
56. "Aufbau der
Armee"
Auf 60 Seiten wird auf den Seiten 322-381 der Aufbau der
Armee beschrieben, und welche Spezialfunktionen die Soldaten
alle übernehmen können. Das militärische Räderwerk ist
erschreckend. Bis ins Pensionsalter werden die
schweizerischen Männer zu Schiessübungen angehalten und so
die seelische Dauerpanik und die Feindbilder konserviert.
57. "Liedertexte"
Am Ende des Buches sind auf den Seiten 382-384 sechs
nationalistische Lieder abgedruckt, die mehr oder weniger
militärischen Inhalt vermitteln. Die Verehrung für "Vaterland" und Kompanieleben grenzt dabei
schon fast ans Perverse. Es seien drei der sechs Lieder
ausgewählt:
"Rufst du, mein Vaterland"
Rufst du, mein Vaterland, sich uns mit Herz und Hand all
dir geweiht! Heil dir, Helvetia! Hast noch der Söhne ja,
wie sie Sankt Jakob sah, freudvoll zum Streit!
Da, wo der Alpenkreis dich nicht zu schützen weiss - Wall
dir von Gott - steh'n wir, den Felsen gleich, nie vor
Gefahren bleich, froh noch im Todesstreich, Schmerz uns
ein Spott.
Frei, und auf ewig frei! ruf unser Feldgeschrei, hall
unser Herz! Frei lebt, wer sterben kann, frei, wer die
Heldenbahn steigt als ein Tell hinan, nie hinterwärts!
doch wo der Friede lacht nach der empörten Schlacht
drangvollem Spiel, o da viel schöner, traun, fern von der
Waffen Graun, Heimat, dein Glück zu baun, winkt uns das
Ziel!
"Ich hatt' einen Kameraden"
Ich hatt' einen Kameraden, einen bessern find'st du nit.
Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite:
im gleichen Schritt und Tritt.
Eine Kugel kam geflogen, gilt sie mir oder gilt sie dir?
Ihn hat sie weggerissen, er liegt zu meinen Füssen, als
wär's ein Stück von mir.
Will mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad':
Kann dir die Hand nicht geben, bleib' du im ew'gen Leben,
mein guter Kamerad!
"Eine Kompanie Soldaten"
Eine Kompanie Soldaten, wieviel Leid und
Freud' ist das. Und es fallen die Granaten in die Kompanie
Soldaten, und gar mancher beisst ins Gras.
Eine Kompanie Soldaten, ei wie singet die so hell! Wie die
Lerche über Saaten singt die Kompanie Soldaten,
Landsturmmann und Junggesell.
Eine Kompanie Soldaten, o das ist viel Blut und rot. denn
die Feinde sind geraten in die Kompanie Soldaten, und ach,
Hauptmann, du bist tot. Eine Kompanie Soldaten, wie viel
Leid und Freud' ist das.
58. Schlusswort
Es bleibe dem Leser / der Leserin selber überlassen, die
Schlüsse aus dem aufgezeigten Material zu ziehen. Tatsache
ist, dass der schweizerische Bundesrat immer die
rassistischen Systeme der weissen Menschenrasse auch in
anderen Kontinenten unterstützt hat wie zum Beispiel den
Handel mit dem Rassistensystem in Südafrika in den 60-er bis
in die 80-er Jahre.
Tatsache ist auch, dass die Männer in der Schweiz als dem
einzigen Land in der ganzen Welt ein Gewehr im Keller haben
müssen, mit dem dann auch jährlich ca. 10 - 12 tödliche
Unfälle passieren, sei es, dass Kinder an die Gewehre
gelangen, oder dass die Herren der Schöpfung - meist in
angetrunkenem Zustand - mit dem Gewehr Frau und Kinder
bedrohen, oder Selbstmord verüben. Die Erpressungen mit
solchen Gewehren, bei der die Frau jeweils dem Frieden
zuliebe nachgibt, kommen in den Statistiken nicht vor.
Manches Gewehr nimmt nach der Entlassung aus dem Dienst auch
dunkle Wege und wird verkauft.
Die schweizer Politik prägte in den 1970-er Jahren gar das
Wort:
"Die Schweiz hat keine Armee - sie ist eine
Armee!"
Welche psychischen Konsequenzen eine solche Haltung hat,
kann erst an anderen Zahlen ersichtlich werden:
-- die Schweiz hat nach Japan die zweithöchste
Selbstmordrate der Welt
-- die Schweiz hat den höchsten Schokoladekonsum der Welt
pro Kopf
-- und gleichzeitig ist die Schweiz das "reichste Land der
Welt" nach Pro-Kopf-Einkommen.
So sei am Schluss daran appelliert, dass die einfachen
Soldaten Opfer der Propaganda geworden sind, dass diese sich
aber nicht länger zu den Zielen der Oberschicht missbrauchen
lassen. Friede sichert man am besten ohne jede Waffe, ohne
Misstrauen gegen den Nachbarn, ohne dauernde Gedanken an
Hinterhalt oder Manipulation. Dieser Friede ist möglich, und
die ganze nationale wie internationale Armeeplanerei ein
Mumpitz.
Würde alles Geld, das für Waffen investiert wird, in
Friedenswerke investiert, so hätten wir wahrlich eine
friedliche Welt. So warten wir darauf, dass dies endlich
auch die dummen Bankiers und PremierministerInnen auf
unserer Welt bemerken. Die psychiatrischen Kosten für die
militärischen Opfer sind bis heute unbestimmt... in diesem
Sinn war dies seit 1946 bis zur Einführung des Zivildienstes
im Jahr 1993 ein "totaler Krieg" des Bundesrates gegen die
schweizer Bevölkerung.
Und es herrscht nach wie vor auch 2007 kein
Waffenstillstand: Die Militärwaffe ist nach wie vor mit
Munition zu Hause, ein in Europa einmaliger Kriegszustand in
einer Zivilbevölkerung...
Michael Palomino
1998 / März 2005 / Januar 2007