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Armut in der Schweiz

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aus: Basler Zeitung online; 16.9.2010;
http://bazonline.ch/schweiz/standard/Fast-ein-Drittel-des-Lohnes-fuer-Steuern-und-Krankenkassen/story/24892265
<Von Mirjam Comtesse

Für was geben die Schweizer Haushalte ihr Geld aus? Das Bundesamt für Statistik hat es untersucht.

Im Schnitt geht knapp ein Fünftel des durchschnittlichen Haushaltsbudgets weg für Miete und Energiekosten.

Pro Monat nimmt ein Schweizer Haushalt brutto rund 9000 Franken ein. Dies zeigt das Haushaltsbudget 2008, welches das Bundesamt für Statistik (BfS) gestern veröffentlicht hat. Der relativ hohe Betrag setzt sich zusammen aus dem Erwerbseinkommen (7000 Franken), dem Einkommen aus Vermögen und Vermietung (400 Franken) sowie Renten und Sozialleistungen (1600 Franken).

Mobilität ist teuer

Im Schnitt leben 2,21 Personen von diesem Geld. Mit 5300 Franken, was 58 Prozent des Bruttoeinkommens entspricht, geben sie am meisten für die Kategorie Konsum aus. Diese beinhaltet unter anderem Ausgaben für Nahrungsmittel, Bekleidung, Wohnen, Verkehr, Unterhaltung und Kommunikation. Die Wohnkosten reissen dabei mit rund 1500 Franken oder 16 Prozent des Bruttoeinkommens das grösste Loch ins Haushaltsbudget – auch im Vergleich zu allen anderen Einzelposten.

Ebenfalls teuer erkauft ist die Mobilität: Auto, Velo und öffentliche Verkehrsmittel kosten pro Monat rund 750 Franken (8,2 Prozent). Sie sind den Schweizer Haushalten fast so viel wert wie Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke (660 Franken oder 7,2 Prozent). Ein Grund für die hohen Mobilitätsausgaben dürfte sein, dass das Wohnen auf dem Land günstig ist. Die niedrigen Mieten machen die hohen Fahrtkosten wett.

In Gaststätten und Hotels lässt ein Haushalt dann nochmals 520 Franken (5,7 Prozent) liegen.

1100 Franken Steuern

Neben dem Konsum hat das BfS auch die Kategorie Obligatorische Transferausgaben (orange) angeschaut. Das sind Rechnungen für Steuern, die Krankengrundversicherung und Sozialversicherungen, die regelmässig ins Haus flattern. Insgesamt belaufen sie sich auf 2440 Franken (27 Prozent) pro Monat. In dieser Kategorie schlagen die Steuern mit rund 1100 Franken oder 12 Prozent des Bruttoeinkommens am stärksten zu Buche. Die Krankengrundversicherung kostet monatlich etwa 500 Franken (5,4 Prozent).

Für die dritte Kategorie Zusätzliche Versicherungen und Spenden (rosa) legt ein Schweizer Haushalt 530 Franken (5,8 Prozent) hin.

Die vierte Kategorie bilden Transferausgaben an andere Haushalte wie Alimente und Unterstützungsbeiträge (hellorange). Sie betragen rund 200 Franken im Monat (2,1 Prozent).

Einzeleltern haben es schwer

Näher analysiert hat das BfS auch die Unterschiede zwischen Einelternfamilie und Paaren, die Kinder aufziehen. Dabei fällt auf, dass Einelternfamilien am Monatsende viel weniger Geld übrig haben. Ihre Sparquote beträgt nur rund 3 Prozent, bei Familien mit einem Elternpaar 9 Prozent. Ein Grund dafür sind die prozentual höheren Konsumausgaben. Einelternfamilien nehmen mit 7000 Franken gleichzeitig weniger ein als Zweielternfamilien, die rund 11'000 Franken heimbringen. Bei durchschnittlich 2,5 Personen in einer Einelternfamilie entspricht dies 2800 Franken pro Person; in einer Zweielternfamilie mit 3,8 Personen dagegen 2900 Franken. (Berner Zeitung)>

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Tagesanzeiger online, Logo

17.9.2010: Ein Film über die Armut in der Schweiz provoziert eine lebhafte Diskussion über die schweizer Fassade und das, was dahintersteckt

aus: Tagesanzeiger online: "Hinter der gekünstelten schweizer Fassade sieht es erbärmlich aus"; 17.9.2010;
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/fernsehen/Hinter-der-gekuenstelten-Schweizer-Fassade-sieht-es-erbaermlich-aus/story/10940428

<Wann ist jemand arm? Der SF-Dokfilm «Leben zum halben Preis» sowie die Kritik auf Tagesanzeiger.ch/Newsnetz spaltet die Leser. Auffallend: Viele Wenigverdiener wollen nicht als arm abgestempelt werden. 

Die TV-Kritik unter dem Titel «Die herbeigeredete Armut» hat bei vielen Lesern für Unmut gesorgt. «Wie wäre es, wenn er [der Autor] einmal versucht mit 3000 Franken im Monat und zwei Kindern zu leben?», meint zum Beispiel Ramon Lopez. Andere fanden, einen Dokumentarfilm zu kritisieren, der Menschen mit einem knappen Budget ins Zentrum setzt, sei arrogant. Einige Kommentarschreiber nehmen nicht auf den Film Bezug, sondern äussern sich allgemein zur Armut im Land. Leo Schale zum Beispiel schreibt: «Armut wird in der Schweiz nicht herbeigeredet, sondern verleugnet bzw. verdrängt – wie so vieles.» Bernhard Lehmann meint gar: «Hinter der gekünstelten Schweizer Fassade siehts in Wirklichkeit erbärmlich aus. Die Armutsstudie ist eher eine Unter- statt Übertreibung!»

Es meldeten sich auch einige Personen zu Wort, die laut eigenen Angaben selbst in prekären finanziellen Verhältnissen leben. Sie wollen möchten sich aber allesamt nicht als arm bezeichnen. So schreibt Marcus Ballmer: «Wir sind eine Familie mit zwei Kindern, haben 3800 Franken monatlich, wohnen in einer kleinen, hübschen Wohnung, haben ein uraltes Auto (läuft aber). Ferien gibt es nicht, macht nichts. Wir wohnen, wo andere Ferien machen. TV haben wir auch nicht, egal. Wir sind nicht arm, sondern zufrieden, und finden, es geht uns gut. Sozialhilfe beziehen wir nicht.» Und Xaru Narala: «Wir sind eine bald fünfköpfige Familie und haben am Ende des Monats eigentlich kein Geld übrig. Doch würden wir uns selber nie als arm bezeichnen.»

«Fantasie ist wichtiger als die Kreditkarte»

Ob jemand als arm gilt oder nicht, hängt insbesondere auch davon ab, mit wem man sich vergleicht. Einige Leser vergleichen mit Ländern, deren durchschnittlicher Lebensstandard weit unter dem unsrigen liegt. Kein Wunder empfinden sie die hiesigen Verhältnisse als luxuriös. «Unsere Familie wohnt in verschiedenen Ländern Asiens und Lateinamerikas. Als dortige Mittelschicht sind ihre Verhältnisse genau so wie im Film geschildert: keine Ferien, nichts auf dem Konto, nur ab und zu ins Kino», schreibt Jürg Ackermann. Und Michael Belz meint: «Ich habe acht Jahre in einem armen Land gelebt. In der Schweiz geht es den Menschen sehr gut.»

Claudia Pleuss ist da anderer Meinung: «Ist man ohne Playstation arm? In der Schweiz – eher ja! Die Schweiz hat einen hohen Lebensstandard, dies auch bei ‹unserer Armut›.» Davon will Bruno Wüthrich nichts wissen, seine materiellen Ansprüche sind bescheiden: «Hängt der Gefühlszustand der Menschen davon ab, ob sie sich leisten können, was sie sich wünschen? Der Film zeigte unter anderem: Sind die Grundbedürfnisse (dazu gehören weder jährliche Ferien am Strand noch der Fernseher auf jedem Zimmer) gedeckt, so sind Zuwendung und Fantasie wichtiger als die Kreditkarte zur Befriedigung von künstlichen erzeugten Wünschen.»

Was meinen Sie? Wann ist für Sie jemand arm? Lesen Sie nachfolgend alle Kommentare und diskutieren Sie mit!

(rb)>

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20 minuten
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2.11.2010: <Vermögensverteilung: Ungleich, ungleicher, Schweiz>

aus: 20 minuten online; 2.11.2010;
http://www.20min.ch/finance/news/story/13873378

<von Gérard Moinat
- Auch wenn wir in der Schule etwas anderes gelernt haben: Beim Thema Ungleichheit ist die Schweiz ganz vorne mit dabei.

Wenn jemand alles hat: Der Gini-Koeffizient beschreibt Ungleichheiten.

Die Schweiz ist top. Zumindest wenn man den von der UN-Universität erhobenen Gini-Koeffizienten als Massstab nimmt. Von 229 untersuchten Ländern schaffte es die Schweiz dort immerhin auf Platz 3. Aber nicht als faires Land, wie das Schweizer gerne von ihrem Land denken, sondern als unfaires.

Die Schweiz gehört nach Namibia und Simbabwe sogar zu den Ländern, in denen die Vermögensungleichheiten am grössten sind. Auch gemäss Daten von 2010 ist die Schweiz von 165 Ländern noch auf dem drittletzten Platz (siehe Tabelle). Verglichen mit der Erhebung des Gini-Koeffizienten von 1997 hat nun selbst Simbabwe die Schweiz mittlerweile als weniger «unfaires» Land hinter sich gelassen. Singapur ist nachgerückt. Auf der anderen Seite der Skala liegen Spanien und Finnland als Länder, in denen Vermögen fair verteilt sind. Auch der direkte Nachbar Österreich liegt deutlich vor der Schweiz.

Gründe dafür sind vielfältig, sagt Ganga Jey Aratnam, Mitautor der kürzlich veröffentlichten Studie «Wie Reiche denken und lenken». Einen Grund sieht er jedoch in der ausgeprägten Stabilität der Schweiz. Gerade weil das Land von Kriegen verschont geblieben war.

«Trickle-down-Effekt» liess viele nachholen

«Anders als in den kriegsgeschüttelten Ländern Europas wurden die Vermögen durch den Zweiten Weltkrieg nicht neu gemischt. Sondern Reiche blieben auch mit dem Krieg reich und konnten weiter Vermögen anhäufen», so Jey Aratnam. Deshalb liegt die Schweiz schon seit Jahrzehnten an der Spitze der Länder, wo Vermögen ungleich verteilt ist.

Nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch schien sich die Situation zu verbessern; in den Sechziger- und Siebzigerjahren gingen die Ungleichheiten temporär zurück. Das massive Wirtschaftswachstum in der Nachkriegszeit begünstigten den sogenannten «Trickle-down-Effekt», wie Jey Aratnam erklärt. Dieses liberale Konzept geht davon aus, dass ein solides Wirtschaftswachstum die Vermögensungleichheiten in einem Land über die Zeit ausmerzt, in dem Wohlstand von der Oberklasse zu den unteren Schichten «herabsickert».

Seit 1975 verschärfen sich Ungleichheiten

Bis Mitte der Siebzigerjahre stimmte das auch, denn der Aufschwung nach dem Krieg zog sich über Jahre hin. Und die Verteilung wurde weniger ungleich. Aber ungefähr seit 1975 stagniert der Gini-Koffizient und begann in den jüngsten Jahren wieder markant zu steigen. «Die Wirkung der Finanzkrise kann das noch verschlechtern», so Jey Aratnam.

Dass Schweizer Vermögen im Krieg nicht zerstört wurden, sei an und für sich etwas Positives, sagt Jey Aratnam. Aber heute fällt auf, dass sich Schweizer der sozialen Ungleichheit in ihrem eigenen Land zu wenig bewusst sind.

«In der Schweiz diskutieren wir immer über die Abzocker. Dabei sind die Vermögensunterschiede mittlerweile die wahren Missstände», so Ganga Jey Aratnam. Bei den Einkommensunterschieden - im Unterschied zum Vermögen - liegt die Schweiz im vorderen Drittel der Länder mit einer «fairen» Verteilung. Allerdings deutet die jüngste Entwicklung auch hier in Richtung zunehmende Ungleichheit.

Ungleichheiten in der Welt gemäss dem Gini-Koeffizient

Rang Land Gini-Koffizient
1. Namibia 0.947
2. Singapur 0.893
3. Schweiz 0.881
4. Hong Kong 0.856
5. Qatar 0.856
6. Schweden 0.853
7. Simbabwe 0.852
8. Dänemark 0.840

Quelle: www.reichtum-in-der-schweiz.ch/fakten>

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10.1.2012: <Caritas: 260  000 Kinder in der Schweiz leben in Armut>

aus: 20 minuten online; 10.1.2012;
http://www.20min.ch/news/schweiz/story/29550059


<Caritas schlägt Alarm: Eine Viertelmillion Kinder in der Schweiz sind arm. Die Politik kehre das Thema unter den Teppich.

Kinder, die zerschlissene Kleider tragen, mit drei Geschwistern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung hausen und noch nie in den Ferien waren: Arm sind in der Schweiz nicht nur jene, die auf der Strasse leben. Zwischen 700 000 und 900 000 Menschen in der Schweiz haben nach Schätzungen der Caritas gerade genug Geld zum Überleben. Für ein Paar mit zwei Kindern bedeutet dies beispielsweise, dass es weniger als 4600 Franken pro Monat verdient. Nach Abzug von Miete, Krankenkasse und Essen ist dann kaum mehr etwas übrig. Besonders prekär: Unter den Kindern ist der Anteil der Armen doppelt so hoch – auf 260 000 schätzt ihn die Caritas, Tendenz steigend.

Die Folgen der Armut für die Jüngsten sind happig: Sie gelten als uncool, werden von Gleichaltrigen ausgegrenzt, sind eher schlecht in der Schule und kommen oft nie aus der Armutsfalle raus. «Zudem besteht für sie eine erhöhte Gefahr, dass sie als Erwachsene psychische Probleme bekommen, in eine Sucht abrutschen oder kriminell werden», sagt Ariel Leuenberger von Caritas.

Die Politik ignoriere das Problem seit Jahren, kritisiert Leuenberger. «Armut ist ein Tabu.» Die Caritas fordert deshalb, dass endlich Massnahmen ergriffen werden: Ergänzungsleistungen sowie mehr Subventionen für Krippen, Horte und andere Betreuungsangebote. «Dann könnten Alleinerziehende wieder arbeiten gehen», so Leuenberger. Und die Kinder vielleicht doch mal in die Ferien.

(hal/20 Minuten)>


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7.5.2012: < Caritas mahnt: Armut in der Schweiz nimmt nicht ab>

aus: 20 minuten online; 7.5.2012;

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/27478267

<Trotz Wirtschaftswachstum hat sich die Armut in der Schweiz nicht verringert, stellt das Hilfswerk Caritas Schweiz fest. Der Grundsatz, wenn es der Wirtschaft gutgehe, gehe es allen besser, scheine nicht zu gelten.

«Wir müssen uns wieder für die klassische Idee der sozialen Marktwirtschaft einsetzen», sagte Caritas-Direktor Hugo Fasel am Montag vor den Medien in Bern. Denn: In den letzten Jahren habe ein Paradigmenwechsel eingesetzt. Trotz besserer Konjunktur bleibe in der Schweiz die Armut auf gleichem Niveau bestehen.

Die stille Übereinkunft, wonach alle vom wirtschaftlichen Wachstum profitieren sollen, gelte offenbar nicht mehr, sagte der frühere Freiburger CSP-Nationalrat. Jüngst gemachte Aussagen von führenden Wirtschaftsvertretern würden diese gefährliche Entwicklung sichtbar machen.

Damit spielte Fasel auf Aussagen des Direktors des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes an. Anfang April hatte Valentin Vogt vor den Medien erklärt, dass er Mindestlöhne ablehne und notfalls - wenn der Lohn nicht zum Leben reicht - die Sozialhilfe einspringen würde. «Diese Haltung ist fatal», sagte Fasel.

Von einem eigentlich «Missbrauch» der Sozialhilfe durch die Wirtschaft wollte Fasel nicht sprechen - das würde die Fronten verhärten. Aber: Die Wirtschaftsvertreter würden leider stets vergessen hinzuzufügen, dass die Sozialhilfe über die Steuergelder - also über die Allgemeinheit - finanziert werde.

Vier kantonale Armutsberichte

Caritas zog an ihrer Medienkonferenz eine erste Bilanz ihrer vor zwei Jahren gestarteten Kampagne, bis im Jahr 2020 die Armut in der Schweiz zu halbieren. Dazu soll durch kantonale Armutsberichte die Armut überhaupt erst sichtbar gemacht werden. Bisher haben vier Kantone einen solchen Bericht vorgelegt - Waadt, Bern, Basel-Stadt und Luzern.

Leider gebe es auch Kantone, die es nicht als nötig erachteten, einen Bericht zu verfassen - etwa mit der Begründung, es gebe bei ihnen nur wenig Armut. «Doch wenn etwas nicht da ist, hat das auch seinen Grund», sagte Fasel. So könnten hohe Mieten dazu führen, dass arme Menschen abwandern müssten. Ziel seien dann zumeist die Städte. Diese würden den Betroffenen Anonymität garantieren.

Fortschritte attestierte Caritas dem Bund. Dieser sei gewillt, in der Armutsbekämpfung eine aktivere Rolle zu spielen. Einen Rückschlag habe es auf nationaler Ebene allerdings im Parlament gegeben: Vorstösse, die Ergänzungsleistungen für Familien einführen wollten, wurden abgeschrieben. Caritas hofft nun auf die Kantone. Ergänzungsleistungen für Familien gibt es in Solothurn, in der Waadt, im Tessin und voraussichtlich ab Herbst in Genf.

Als Erfolg wertete Caritas das steigende Interesse an Daten zur Armut. Caritas selbst schätzt, dass rund 700 000 bis 900 000 Personen in der Schweiz von Armut betroffen sind. Diese Zahlen - auch wenn sie von verschiedenen Seiten relativiert worden seien - habe der Bund bestätigt, sagte Fasel.

Unbestritten sei hingegen die Zahl von 260 000 armutsbetroffenen Kindern - «eine gewaltige Hypothek für die Zukunft». Fasel lancierte deshalb die Idee, eine obligatorische Ausbildung nach der Schulzeit einzuführen. «Man weiss heute, dass mangelnde Bildung eine zentrale Ursache für Armut ist.»

(sda)>

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10.4.2013: <UNICEF-Bericht: Jedes zehnte Schweizer Kind lebt in Armut>

aus: 20 minuten online; 10.4.2013;
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/28514689

<In der Schweiz sind fast zehn Prozent der Kinder von Armut betroffen. Ihr grösstes Problem: Die Konsequenzen dieser Ungleichheit wirken ein Leben lang nach.

Laut einem Bericht des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF zur Situation der Kinder in 29 untersuchten Industrienationen liegt die Schweiz insgesamt auf Platz 8. In dem am Dienstag in Genf publizierten Ländervergleich schnitt sie insbesondere im Bildungsbereich unterdurchschnittlich ab.

Für den Ländervergleich von 29 Industriestaaten wurden fünf Bereiche untersucht, die alle einen Einfluss auf Wohlbefinden und Entwicklung von Kindern unter 18 Jahren haben, namentlich die Wohnsituation, der materielle Wohlstand, Gesundheit und Sicherheit, die Risikobereitschaft sowie die Bildung.

Klassenbeste sind die Niederlande, gefolgt von Norwegen, Island, Finnland und Deutschland. Die hintersten Ränge gehen an die USA, Litauen, Lettland und Rumänien (Rang 29).

Die südeuropäischen Länder sind Opfer der Krise: Griechenland belegt Rang 25, Italien Rang 22. Spanien ist innerhalb von zehn Jahren von Platz 5 auf Platz 19 zurückgefallen. Portugal ist als 15. platziert.

Folgen der europäischen Krise

«Die Auswirkungen der Krise in Europa geben uns zu Schaffen», sagte der UNICEF-Mitarbeiter Chris de Neubourg am Dienstag bei der Präsentation der Studie in Genf.

Er hob zuerst die erheblichen Verbesserungen hervor, die in den letzten zehn Jahren hinsichtlich Wohlbefinden der Kinder erzielt worden seien.

«Die Schuldenreduktion darf nicht auf Kosten von Investitionen für die Jugend erfolgen», mahnte de Neubourg sodann. Denn das gefährde die wirtschaftliche Zukunft eines Landes. «Wenn wir Sparmassnahmen ergreifen, müssen wir darauf achten, dass die Kinder möglichst von ihnen verschont bleiben», sagte er weiter.

Kinderarmut auch in reichen Ländern

Die Autoren weisen im Bericht auch darauf hin, dass das Bruttosozialprodukt eines Landes wenig über die Kinderarmut aussagt. «In einem reichen Land ist die Lage der Kinder nicht automatisch besser als in einem ärmeren», heisst es in einer UNICEF-Medienmitteilung.

So sind etwa im krisengeschüttelten Portugal relativ gesehen weniger Kinder von Armut betroffen als in den USA. Die Schweiz rangiert im Bereich «materieller Wohlstand» auf Platz 9. Laut dem UNICEF sind in der Schweiz 9,4 Prozent der Kinder - also rund jedes zehnte - von Armut betroffen.

Das grösste Problem der Kinderarmut sei, dass die betroffenen Kinder die Konsequenzen dieser Ungleichheit ein Leben lang spürten: Mangelnde finanzielle Mittel beeinflussten nicht nur das Entwicklungspotential, sondern auch die Sozialisation und die Bildungsmöglichkeiten des Kindes.

Gleichzeitig zeige der Ländervergleich, dass Kinderarmut nicht unvermeidbar sei, sondern «massgeblich von politischen Entscheidungen beeinflusst» werde, schreibt das UNICEF.

Schweiz bei «Wohnsituation» auf Platz 1

Insgesamt ist die Schweiz im Vergleich zu 2011 im UNICEF-Ranking um drei Plätze nach vorne gerückt, vom damals 11. zum 8. Rang. In der Rubrik «Wohnsituation und Umwelt» belegt sie den ersten Platz. In den Bereichen «Gesundheit und Sicherheit» sowie «Verhalten und Risikobereitschaft» belegt sie jeweils den 11 Rang.

Am schlechtesten schneiden die Schweizer Kinder mit Platz 16 im Bildungsbereich ab. Die Autoren erklären diesen Umstand unter anderem mit der niedrigen Einschulungsquote von Schweizer Kindern im Vorschulalter (Frühförder- und Vorschulangebote). Dieser Faktor wirkt sich laut den Autoren allerdings nicht zwingend negativ auf den weiteren Bildungsverlauf ab.

Schweizer Kinder kiffen mehr

Gute Noten erhalten Schweizer Kinder und Teenager unter anderem, weil sie die niedrigste Schwangerschaftsrate aufweisen (Platz 1) und für ihr gesundes Körpergewicht (Platz 2).

Schlechte Noten erteilt UNICEF den Kindern in der Schweiz in der Kategorie «Risikoverhalten» in den Fächern «körperliche Betätigung» (Platz 26) sowie beim Cannabis-Konsum (Platz 28).

Schliesslich kommt der UNICEF-Bericht zum erfreulichen Schluss, dass 87% der befragten Kinder in der Schweiz mit ihrem Leben zufrieden sind. Darin werden sie einzig von den niederländischen Kindern übertroffen (95%). Am unglücklichsten sind die Kinder nach eigenen Angaben in Polen und Rumänien.

(sda)>

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15.4.2013: <Arm in der Schweiz: «Nach seinem Tod stürzten wir in die Armut»> - Self-Made-Möbel und Wohnblock mit Haschischgeruch

aus: 20 minuten online; 15.4.2013;

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/20364153

<von Stefan Heusser -

Kleider aus dem Brocki und selbstgebastelte Möbel: Laut dem neuen Unicef-Bericht ist jedes zehnte Kind in der Schweiz arm. Andrea K.* erzählt vom Kampf, ihre Töchter durchzubringen.

Kleider aus dem Brockenhaus, Möbel selbst gezimmert: Armes Kind in der Schweiz.Der ziegelbraune Wohnblock steht am Ende einer Strasse. Die Strasse wird links von einem Metallgitter begrenzt. Dahinter steht eine Turnhalle, gross wie eine Fabrik. Rechts werden die Wohnblöcke grösser und die Fenster kleiner gegen das Ende der Strasse. «Wir leben wortwörtlich in der Sackgasse», sagt Andrea K.*. Im Treppenhaus riecht es nach Haschisch und stapeln sich Schuhe.

«Wir hatten ein gutes Leben», erinnert sich die 44-Jährige an die Zeit vor sieben Jahren. «Wir gingen oft ins Restaurant. Die Sommerferien verbrachten wir mit unseren kleinen Kindern in der Toskana.» Andrea K. und Ihr Mann Peter K.* arbeiteten beide Vollzeit und führten «ein normales Leben».

Dann trifft die junge Familie ein schwerer Schicksalsschlag: Peter K. stirbt. Über die Umstände seines Todes möchte K. nicht sprechen. «Plötzlich musste ich nur noch für meine Töchter da sein und meinen Job aufgeben.» Zugleich sei das Einkommen des Ehemannes weggefallen. «Nach seinem Tod stürzten wir in die Armut», sagt K.

Aktionen, Brockenhaus, Sonderangebote

Andrea K. lebt heute mit ihren Töchtern Tina* (8) und Lara* (11) in der Agglomeration von Basel und möchte anonym bleiben. «Ich kaufe billige Lebensmittel, fast nur Aktionen», sagt K. Für Kleider geht die Witwe ins Brockenhaus. Manchmal kauft sie dort auch eine Jeans für ihre Töchter, verschweigt dann aber, dass die Kleider Secondhand sind. «In die Ferien gehen wir, wenn eine Kollegin auf dem Reisebüro uns ein günstiges Angebot machen kann».

Unten am Küchenfenster geht ein Mann in Schlarpen und Fussball-Trikot zwischen den Betonbauten umher. «Niemand würde hier leben, wenn er nicht müsste», sagt K. Sie habe hier kaum Kontakte. Seit in der Wohnung unter den K.s nachts ein Baby schreit, schläft die Mutter im Wohnzimmer.

Der Druck der Pubertät

«Uns stehen nach Abzug der Mietkosten 2800 Franken im Monat zur Verfügung», erzählt Andrea K. Das seien Witwen- und Halbwaisenrenten aus Pensionskasse und AHV, Ergänzungsleistungen und Beihilfen. K. geht neben der Erziehung ihrer Töchter keiner Erwerbstätigkeit nach und hat ein Teilzeit-Studium zur Sozialarbeiterin begonnen. «Ich würde gerne wieder arbeiten, wenn die Mädchen grösser sind», sagt sie und läuft an den selber gemalten Bildern vorbei ins Kinderzimmer.

Im Zimmer der elfjährigen Lara ragt ein schmales weisses Regal von der Wand. Ein Rentner hat es für zwanzig Franken auf die Stunde montiert. Darauf aufgereiht stehen rote Nagellack-Flakons und rosa Handcrème-Tuben. An dem kleinen Schönheitsaltar klebt ein Post-it in Herzchenform. Darauf hat die Elfjährige notiert: «Es lohnt sich, dafür zu kämpfen.»

«Nun da Lara in die Pubertät kommt, werden die materiellen Bedürfnisse grösser», sagt K. Der Druck auf die alleinerziehende Mutter, die Armut vor ihren Töchtern zu kaschieren, nimmt stetig zu.

«Ich bin schon am Anschlag»

Mit den Bedürfnissen aus dem Innern der Familie wachsen die Sorgen, dass Hilfsbeiträge gestrichen werden. K. und ihre Mädchen werden vom Fonds für Witwen, Witwer und Waisen von Pro Juventute unterstützt. Regelmässig wird evaluiert, ob die Familie den Anforderungen für Unterstützungsgelder noch gerecht wird.

«Wenn ich noch weniger Geld zur Verfügung habe, weiss ich gar nicht mehr was machen. Ich bin jetzt schon am Anschlag», sagt K. Als erstes müssten dann wohl Tinas Reitstunden gestrichen werden, so K.

«Man kann auch Federball spielen, und glücklich sein»

Doch nicht der materielle Mangel sei das Schwierigste, sondern die Isolation, die durch die eingeschränkten Mittel entstehe: «Das Schlimmste an der Armut ist, mit der normalen Gesellschaft nicht mehr mithalten zu können. Man wird gezwungen, sich einer Randgesellschaft anzuschliessen», sagt K.

«Es ist die Gesellschaft, die nach dem Prinzip Geld funktioniert». Hat man keines, dann kommt man sich ausgeschlossen vor, sagt Andrea K. Sie glaubt aber nicht, dass ihre Kinder weniger glücklich sind, als deren Altersgenossinnen.

«Man kann auch Federball spielen, und glücklich sein», so die Mutter. Es brauche nicht viel Geld, um glücklich zu sein. Doch Lara und Tina gehe es auch gut, weil sie sich der Armut kaum bewusst seien. «Ich lüge meine Kinder an», sagt K. «Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir genügend Geld wünschen, um Reisen zu gehen. So könnte ich meinen Töchtern die Welt zeigen.»>

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15.7.2014: <Arm trotz Job: «Armut ist eine Form von sozialer Gewalt»>

aus: 20 minuten online; 15.7.2014;
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/31412307

<von Romana Kayser
-

Noch immer leben in der Schweiz viele Personen in Armut, obwohl sie einen Job haben. Linke Politiker wollen die Arbeitgeber zur Verantwortung ziehen, Bürgerliche appellieren an die Eigenverantwortung.

Gemäss den jüngsten Berechnungen des Bundesamtes für Statistik (BFS) waren im Jahr 2012 in der Schweiz 590'000 Personen arm – das entspricht einer Armutsquote von 7,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie damit etwas gestiegen, seit 2007 hat sie hingegen um 1,6 Prozent abgenommen.

In der Schweiz gilt als arm, wer nicht genügend Geld hat, den allgemeinen Lebensunterhalt, die Wohnkosten sowie die Versicherungen zu bezahlen. 2012 betrug die Armutsgrenze für Einzelpersonen rund 2200 Franken und für zwei Erwachsene mit zwei Kindern rund 4050 Franken. Rund 130'000 Personen erreichten diese Grenze nicht, obwohl sie einer Arbeit nachgingen.

Gesamtarbeitsverträge gefordert

Für SP-Nationalrat und Gewerkschafter Corrado Pardini ist dies eine beschämende Tatsache: «Es ist unwürdig, wenn man in der Schweiz arbeitet und trotzdem arm ist.» Generell sei die Armut in der reichen Schweiz «ein unnötiger Schandfleck, den man ausmerzen muss». Die Mindestlohn-Initiative wäre laut Pardini ein Instrument gewesen, um Armut von Erwerbstätigen zu bekämpfen. Nachdem die Initiative im Mai jedoch an der Urne kläglich gescheitert ist, sieht Pardini nun die Arbeitgeber in der Pflicht. Er erinnert sie an die im Abstimmungskampf gemachten Versprechen, Gesamtarbeitsverträge mit Mindestlöhnen abzuschliessen.

Kein Gehör für Pardinis Kritik hat hingegen FDP-Nationalrat Ruedi Noser. «So wie das Bundesamt für Statistik Armut definiert, kann man sie gar nicht zum Verschwinden bringen.» Es sei positiv, dass die Armutsquote rückläufig sei. «Die Schweiz macht einen hervorragenden Job.» Darüber hinaus seien keine Massnahmen nötig: «Der Staat hat nicht die Aufgabe, die Leute vor Armut zu schützen.» Er gewährleiste den Menschen eine minimale Existenzsicherung und ermögliche den Bürgern Bildung. Eine gute Bildung schütze am effektivsten gegen Armut, ist Noser überzeugt. «Der Rest liegt in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen.»

Alleinerziehende unterstützen

Konkrete Lösungsansätze zur Armutsbekämpfung sieht hingegen SP-Ständerat und SGB-Präsident Paul Rechsteiner. Er ortet vor allem bei den sensiblen Gruppen von Alleinerziehenden und alleinstehenden Rentnern Handlungsbedarf: «Die Kinderzulagen sind in vielen Kantonen noch immer viel zu tief. Hier könnte man arme alleinstehende Eltern wirkungsvoll unterstützen.»

Umgekehrt warnt er vor den Folgen geplanter Kürzungen im Rahmen der Rentenreform. «Diese gehen in eine völlig falsche Richtung und verstärken die Altersarmut.» Aus Rechsteiners Sicht ist die Schweiz angesichts der Armutszahlen nun stark gefordert. «Armut ist eine Form von sozialer Gewalt, die die Lebensperspektiven stark einschränkt.»>

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2.12.2018: Armut in der kriminellen Schweinz (Schweiz): 7,5%:
In den Fesseln der Armut

https://www.srf.ch/radio-srf-1/radio-srf-1/jeder-rappen-und-franken-zaehlt-in-den-fesseln-der-armut

<Beatrice Gmünder

Rund 7,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung lebt in Armut. Tendenz leicht steigend. Ein Armutszeugnis?

Grob gerechnet hat eine von Armut betroffene Einzelperson fünf Franken im Tag unter anderem für Essen, Transport und Hygiene. Bei einer vierköpfigen Familie sind es 20 Franken. In dieser Situation leben gut 600'000 Menschen in der Schweiz.

Vom «normalen» Leben in die Armut

Stefan Müller* lebt alleine und ist seit 2013 arbeitslos. Der ehemalige Bankangestellte sagt heute, er hätte schneller reagieren müssen, als 2008 US-Investmentbank Lehman-Brothers pleite ging. Er habe da schon gespürt, diese Krise würde auch die Schweiz erreichen. Fünf Jahre später wurde seine Ahnung Tatsache: Er bekam die Kündigung. Die Suche nach einer neuen Anstellung blieb erfolglos.

Die Realität ist das Brutalste was es gibt.
Autor: Stefan Müllerarbeitslos und ausgesteuert

Für Stefan Müller kam die Kündigung nicht ganz überraschend. Trotzdem sagt er heute, die Realität sei das Brutalste was es gibt. Er stieg ins Tram und dachte sich: «Alle anderen haben einen Job. Warum trifft es ausgerechnet mich?». Bis heute fühlt er sich als Verlierer.

Er lebt von der Sozialhilfe und vom Lohn, den er bei Caritas verdient. Das sind zusammen 2480 Franken Brutto im Monat. Als Bankangestellter verdiente er knapp dreimal mehr. Der grösste Verzicht, sagt er, seien die Ferien und Ausgehen mit Freunden. Dafür fehle das Geld.

*Stefan Müller möchte seinen richtigen Namen nicht nennen und sich auch nicht in Bild und Ton zeigen.

Nach 23 Jahren raus aus der Armut

Rahel, so möchte sich die 42-jährige Ostschweizerin hier nennen, verliess mit 18 das mittelständische Elternhaus. Sie arbeitete da und dort im Gastrogewerbe um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Jung lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie eine Familie gründete. Die Ehe hielt nicht.

Ein grosser Fehler war, dass ich keine Lehre machte.
Autor: Rahelehemalige Betroffene

Sie hielt sich und ihre beiden Kinder mit verschiedenen Anstellungen über Wasser. Arbeitete da als Reinigungskraft, dort in der Fabrik oder immer wieder auch als Serviceangestellte. 23 Jahre lebten Rahel und ihre beiden Kinder mal mehr von Sozialhilfe, mal weniger aber immer in Armut. Es waren 23 Jahre Stresszustand:

Morgens aufwachen und sich ständig fragen: Was essen meine Kinder heute? Entspannung kenne ich nicht.
Autor: Rahelehemalige Betroffene

Vor drei Monaten wurde der Mutter eine Stelle in einem Büro angeboten. Sie verdient über 5000 Franken Brutto. An diese «Normalität» müsse sie sich erst noch gewöhnen. Aber schon heute, wenn sie zurückschaut, kann sie sich kaum vorstellen, dass sie diese Zeit mit so wenig Geld überstand. Etwas Gutes gewinnt Rahel dieser Erfahrung ab: Ihre Kinder wüssten sehr gut, wie wichtig ein Lehrabschluss sei, auch wenn es nicht immer lustig ist.

Armut in der Schweiz

In der Schweiz leben 615000 Menschen in Armut. In der Infografik zeigen wir Ihnen, welche Personen davon am stärksten betroffen sind:>

Die Zahlen der Armut in der CH 2018
https://www.srf.ch/news/infografik/armut-in-der-schweiz-gebildete-geraten-seltener-in-die-armutsfalle

-- 615.000 Einwohner haben weniger als 2247 Fr. pro Monat (Einzelhaushalt),
-- Armut mit Kindern gilt für Alleinerziehende unter 4000Fr. mit 2 Kindern über 14, für Alleinerziehende ca. 3500 mit 2 Kindern unter 14, für Einzelpersonen mit ca. 2200 Fr. pro Monat,
-- davon betroffen sind 43,2% Männer und 56,8% Frauen,
-- 12% von 100% mit niedrigem Bildungsstand, 7,8% von 100% mit Berufslehre, 4,8% von 100% mit Uni- oder Fachhochschulabschluss.
-- 6,9% der Schweinzer und 9,3% der Ausländer sind betroffen,
-- von den 0-17-Jährigen 7,2%, von den 18-64-Jährigen 5,7%, von den über 65-Jährigen 14,7%
-- in der Deutschschweiz 6,5%, in der Romandie 8,8%, in der Südschweiz 15,8%,
-- bei den Mietern sind es 8 bis 12%, bei den Hausbesitzern waren es 2007 6%, 2016 4%



Armut in der Schweiz am 29.12.2023: Nun sind 745.000 Menschen in Armut - und 1,2 Mio. armutsgefährdet:
Ueli Schmezer: «745'000 arme Menschen – eine Schande für die Schweiz»
https://www.nau.ch/news/stimmen-der-schweiz/ueli-schmezer-745000-arme-menschen-eine-schande-fur-die-schweiz-66674869

Zur Person: Ueli Schmezer ist Journalist und Jurist. Er hat bis 2022 für SRF gearbeitet, zuletzt im «Kassensturz». Heute ist er selbstständiger Auftrittscoach und Medientrainer. Seit über 20 Jahren steht Schmezer auch als Musiker auf der Bühne und ist Mitglied der SP.

Der Artikel:

745'000 Leute leben in der Schweiz in Armut. «Das ist eine Schande», findet Ueli Schmezer. Deshalb sei eine gerechtere Verteilung des Schweizer Reichtums nötig.
  • Ueli Schmezer ist Nau.ch-Kolumnist, sein Videoformat heisst «Auf den Punkt».
  • Er findet, dass in der Schweiz eine gerechtere Verteilung des Reichtums nötig sei.
  • «Wem soll der Reichtum der Schweiz zugutekommen?», fragt Schmezer.

In der Schweiz sind 1,2 Millionen Menschen armutsgefährdet und 745'000 Menschen leben in Armut. Nau.ch-Kolumnist Ueli Schmezer sagt in seinem Videoformat «Auf den Punkt»: «Das ist eine Schande für die Schweiz». Und er fragt: «Wozu ist die Schweiz eigentlich so reich?»

Finden Sie, dass der Reichtum in der Schweiz gerecht verteilt ist?

Wofür die Schweiz ihren Reichtum einsetzt, ist für Schmezer eine zentrale Frage. Gehe es darum, Reiche noch reicher zu machen? Oder solle der Reichtum allen Menschen zugutekommen? «Wie kann man in der reichen Schweiz dagegen sein, dass alle Menschen einen existenzsichernden Lohn oder eine anständige Rente erhalten, von der sie in Würde leben können? Ist das wirklich zu viel verlangt?»

Das sei das Problem eines sehr reichen Landes, sagt Ueli Schmezer: «Wenn es den Leuten im Schnitt richtig gut geht, vergisst man: Durchschnitt bedeutet, dass es vielen Menschen massiv schlechter geht.»




Armut nimmt zu in der Schweiz am 12.2.2024: Krankenkassenprämie wird für 1000e BewohnerInnen immer mehr UNbezahlbar:
Immer mehr Schweizer können Krankenkasse nicht zahlen
https://www.nau.ch/news/schweiz/immer-mehr-schweizer-konnen-krankenkasse-nicht-zahlen-66706086

Fototexte:
-- Gesundheitskosten sind in den letzten Jahren gestiegen.

Der Artikel:

Derzeit können so viele Schweizer wie noch nie ihre Krankenkasse nicht zahlen. Momentan sind es alleine im Tessin über 18'000.

    Immer mehr Menschen in der Schweiz können ihre Krankenkasse nicht bezahlen.
    Im Kanton Tessin ist die Zahl am höchsten.
    Andere Kantone haben die schwarze Liste abgeschafft, an einigen Orten hält man fest.

Die schwarze Liste säumiger Prämienzahlenden hat einen Höchststand erreicht. Der Anteil der Personen, die ihre Krankenkassenprämie nicht mehr bezahlen können, ist zuletzt gestiegen, wie Tamedia schrieb.

Besonders hoch seien die Zahlen im Kanton Tessin. Zwischen 6000 und 7000 Versicherte kommen dort jährlich auf die schwarze Liste. 18'352 Personen stehen zurzeit darauf.

Die Prämien im Kanton Tessin sind höher als in anderen Kantonen. Grund sind laut der Zeitung die vielen Rentnerinnen und Rentner. Neben dem Tessin führen die Kantone Luzern, Aargau und Thurgau eine solche Liste. Zug schuf sie kürzlich ab.

Die schwarzen Listen sind umstritten und können tödliche Folgen haben, da man nur noch Notfallbehandlungen erhält. Im Kanton Graubünden starb 2017 ein HIV-positiver Mann, weil er auf einer solchen Liste stand und keine Medikamente erhielt.

Viele Kantone haben inzwischen reagiert und diese Listen abgeschafft. Doch in den Kantonen, die sie weiterhin führen, steigt die Anzahl Menschen, die ihre Krankenkassenprämien nicht mehr bezahlen können.

Einige Kantone halten an schwarzen Listen fest

Das Parlament hat 2020 darüber diskutiert, die schwarzen Listen abzuschaffen. Die Schweizerische Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) und diverse Krankenkassen sprachen sich dafür aus.

Trotzdem halten einige Kantone an der Praxis fest. FDP-Nationalrätin und Gesundheitspolitikerin Kris Vietze aus dem Kanton Thurgau argumentiert: «Das Modell hat seinen sozialen und wirtschaftlichen Nutzen bewiesen, die Vorteile überwiegen.» Sie sieht in der Liste ein Mittel zur frühzeitigen Erkennung finanzieller Schwierigkeiten und zur Organisation von Unterstützung.




Armut in der Schweiz am 14.3.2024: Miete steigt, Krankenkassenprämie steigt - wie soll man da noch Steuern zahlen?
Studie zur Betreibung wegen Staatsabgaben: So viele Personen können die Steuern nicht aus dem eigenen Sack bezahlen
https://www.blick.ch/wirtschaft/studie-zur-betreibung-wegen-staatsabgaben-so-viele-personen-koennen-die-steuern-nicht-aus-dem-eigenen-sack-bezahlen-id19523200.html

Nicht nur für Personen, die mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, ist das Überweisen der Steuern schmerzhaft. Blick zeigt dir, wie viele die Steuerrechnungen nicht mit eigenen Mitteln bezahlen können und ob du Chancen auf Steuererlass hast.

Robin Wegmüller - Praktikant Wirtschaft

Ein Umschlag der Gemeinde liegt im Briefkasten. Mit düsteren Erwartungen reisst du ihn auf. Autsch, nicht das auch noch: die Steuerrechnung. Angesichts steigender Mieten und Krankenkassenprämien auch noch das hart verdiente Geld an den Staat abdrücken müssen, tut weh. Noch schmerzhafter ist es, wenn man finanziell ausgebrannt ist. Wie nur die Steuerrechnung aus der eigenen Kasse bezahlen? Eine Situation, in der sich Schweizerinnen und Schweizer immer wieder befinden.

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Armut in der Schweiz 14.3.2024: Löhne sinken - Preise steigen:
Mittelstand in Geldnot: Politik lässt Familien im Stich – was ist faul in der reichen Schweiz?
https://www.blick.ch/politik/mittelstand-in-geldnot-politik-laesst-familien-im-stich-was-ist-faul-in-der-reichen-schweiz-id19533998.html

Mittelstandsfamilien geht das Geld für Kinder und Ferien aus. Die Ergebnisse des aktuellen Familienbarometers müssen die Politik aufschrecken. Was haben SVP, FDP, Mitte und SP zu bieten? Eine Analyse.

Rolf Cavalli - Head of Editorial Departements

Das Gespenst der Armut klopft an die Tür des Schweizer Mittelstands. Für mehr als die Hälfte der Familien reicht das Einkommen nur noch knapp oder gar nicht mehr für das gemeinsame Familienleben.

Die Folge: Auch Familien mit anständigem Einkommen verzichten zunehmend auf Ferien, Auswärtsessen und – notgedrungen – auf weitere Kinder. Das zeigt die neueste Erhebung von Pro Familia.

Noch erschreckender als die nackte Statistik sind die Schilderungen von Familien aus Fleisch und Blut im Blick. Zum Beispiel die Familie Roth: Sabine (37) arbeitet zu 80 Prozent als Laborantin, ihr Mann Mark (36) zu 90 Prozent als Elektrotechniker. Sie verdienen zusammen 11'000 Franken im Monat. Sie haben zwei Kinder (3 und 8), leben bescheiden. Und trotzdem bleibt Ende Monat kaum etwas übrig. Mit 11'000 Franken Einkommen!

Spätestens jetzt sollten in der Politik die Alarmglocken läuten. Wenn Eltern, die als gut ausgebildete Fachkräfte arbeiten, kein Geld mehr ausgeben können, das über das Nötigste hinausgeht, ist etwas faul im reichen Staat Schweiz.

SVP: Nationalräte kratzen am Kita-Tabu

Mit Migration als Sündenbock für alles – Kriminalität, Kosten, Klimakrise – kann die Partei Wahlen gewinnen. Aber es reicht nicht mehr, um die eigenen Wähler davon abzuhalten, für mehr Sozialstaat zu stimmen (55 Prozent der SVP-Basis sagte Ja zur 13. AHV-Rente). Und junge Familien plagen Kita- und Krankenkassenkosten, egal ob sie SVP oder SP wählen.

Erste SVP-Politiker haben das erkannt. «In der Familienpolitik müssen wir uns der Zeit anpassen, sonst nehmen uns jüngere Wähler nicht mehr ernst», sagte Nationalrat Benjamin Giezendanner (41, 3 Töchter) in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Noch sind neue Ansätze bei Kitas und anderen Formen der familienergänzenden Familienbetreuung nicht mehrheitsfähig in der SVP. Will die Volkspartei den Mittelstandsfamilien hier etwas anbieten, muss sie zuerst über ihren ideologischen Schatten springen.

FDP: Lösung mit der Wirtschaft suchen
Keine Partei positioniert sich so deutlich gegen mehr Sozialstaat wie der Freisinn. Nach verlorener AHV-Abstimmung machte Präsident Thierry Burkart (48) klar, er werde keine Hand bieten, die 13. AHV-Rente über Lohnabzüge oder Steuern zu finanzieren. Das belaste den Mittelstand zusätzlich. In der Tat würde eine Finanzierung der AHV über Lohnabzüge eine Familie im Schnitt 600 Franken mehr im Jahr kosten. Als Nächstes will die FDP an vorderster Front die Prämienentlastungs-Initiative der SP und gleich auch noch die Kostenbremse-Initiative der Mitte bodigen.

Doch wenn die Gründerpartei der modernen Schweiz nicht nur als Partei für Reiche und Wirtschaft wahrgenommen werden will, muss sie Durchschnittsfamilien etwas Konkretes anbieten, das sie im Portemonnaie spüren. Natürlich erwartet niemand von der FDP, dass sie nun plötzlich den Staat für alles anzapfen will. Aber sie könnte eine positive Rolle spielen, indem sie die Wirtschaft ins Boot holt, um Familien zu entlasten. In deren ureigenstem Interesse: Wenn Familien kein Geld für ein feines Essen im Restaurant oder Ferien in den Bergen mehr ausgeben, leidet auch die heimische Wirtschaft.

Die Mitte: Schlüsselrolle für Familienpakt
Seit die ehemalige CVP das Christliche im Namen abgestreift hat und sich als breite Mitte positioniert, öffnet sie sich für die Anliegen von jüngeren und weniger konservativen Wählern. Doch tut sie genug für Familien? Ihr grosses Anliegen, die Heiratsstrafe (bei den Steuern und der AHV) abzuschaffen, ist gut und recht, aber das allein kann es nicht sein.

Als Mehrheitsbeschafferin im Parlament hat die Mitte die besten Voraussetzungen, um eine Schlüsselrolle zu spielen bei der Entlastung von Familien. Ein Familienpakt über die Parteigrenzen hinaus. Wer, wenn nicht die Mitte könnte diese Verantwortung übernehmen?

SP: «Linker Blocher» setzt Druck auf
Die Sozialdemokraten haben es am einfachsten. Nach dem AHV-Sieg können sie mehr denn je Maximalforderungen stellen für einen Ausbau des Sozialstaats, mit guten Chancen auf Erfolg beim Volk. Die erwähnte Prämienverbilligung-Initiative ist der nächste Streich, aber bei weitem nicht der letzte. Und mit Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard (55, 2 Kinder) hat die SP einen Wortführer, der die anderen Parteien vor sich hertreiben kann wie einst Christoph Blocher (83) von rechts.

Den Druck von links braucht es offensichtlich, damit die Politik Mittelstandsfamilien nicht länger im Stich lässt. Doch die Bürgerlichen dürfen das Thema nicht allein den Linken mit ihren Maximalforderungen überlassen, sondern mithelfen, Lösungen zu finden, die finanzierbar sind und nicht indirekt wieder viele Familien belasten.

Eine Schweizer Durchschnittsfamilie will keinen Sozialismus. Sie will soziale Marktwirtschaft. Aber eine, die ihren Namen verdient. Damit auch Familien wie die Roths mit ihren zwei Kindern gut leben können.



Armut in der Schweiz 14.3.2024: Familie mit 2 Kinder muss bei Lebensmitteln sparen:
Familie Matzig aus Jona SG steht nach Geburt des zweiten Kinds unter Druck: «Das Geld reicht hinten und vorne nicht»
https://www.blick.ch/gesellschaft/seit-dem-zweiten-kind-wir-leben-aeusserst-sparsam-id19529229.html

Zu dritt lebten sie gut, doch mit dem Baby wird es eng: Handwerker-Familie Matzig aus Jona SG muss mit wenig Geld auskommen.

Karen Schärer - Teamlead Gesellschaft

Ihr grösster Luxus, sagt Jennifer Matzig (39), seien Waschmaschine und Tumbler in ihrer Wohnung. Die Mutter von Julian (1) und Gabriele (13) ist sich Verzicht gewöhnt. Seit der Kleine da ist, müssen sie und ihr Mann Carlo (38) noch stärker aufs Budget achten. «Wir leben äusserst sparsam», sagt Jennifer Matzig. Und trotzdem bleibt am Ende des Monats nichts übrig.

Gemäss Familienbarometer 2024 reicht das Einkommen für 52 Prozent der Familien in der Schweiz nur knapp oder gar nicht. Zu diesen Familien zählt auch diese Familie aus Jona SG. «Das Geld reicht hinten und vorne nicht», sagt Jennifer Matzig. Nicht nur Windeln und Co. belasten seit 2023 das Familienbudget stärker, sondern auch steigende Lebensmittelpreise und eine Mieterhöhung von 200 Franken.

Früher zurück ins Erwerbsleben als gewünscht
Gern wäre Jennifer Matzig nach der Geburt von Julian später ins Erwerbsleben zurückgekehrt. Doch die Familie braucht ein zweites Einkommen; Jennifer Matzigs Einnahmen aus dem Online-Verkauf von Babygeschenken über ihren Amarenas Bambinishop sind gering.

Als ihr Baby drei Monate alt war, fand sie eine Arbeit: An vier Abenden in der Woche verlässt sie das Haus, wenn ihr Mann nach Hause kommt. Sie fährt im Stundenlohn für ein Restaurant Essensbestellungen aus und trägt so etwa 500 Franken im Monat zum Familienbudget bei. Ist sie krank, wie vergangene Woche, entfällt ihr Lohn.

Für den älteren Sohn aus einer früheren Beziehung bekommt Jennifer Matzig monatlich 300 Franken Alimentenbevorschussung überwiesen. Ihr Mann arbeitet Vollzeit als Schreiner, verdient netto etwas über 5000 Franken.

Am stärksten belastet die Wohnungsmiete das Budget: 2400 Franken kostet die Viereinhalbzimmer-Wohnung mit Garagenplatz nach der Mietzinserhöhung im letzten Jahr. «Uns wurde angekündigt, dass die Miete im Mai erneut angehoben wird», sagt Jennifer Matzig.

Die Krankenkasse würde die Familie weitere 1000 Franken im Monat kosten; dank einer Prämienreduktion bezahlt sie noch 600 Franken.

Sparen bei den Lebensmitteln
Die Eltern sparen, wo sie können, kaufen fast nur noch Budget-Lebensmittel. «Früher lag es auch mal drin, Fleisch beim Metzger zu kaufen, jetzt essen wir kaum mehr Fleisch.» Jennifer Matzig hat mit Bekannten einen Verein gegründet, um Lebensmittel zu retten. Bei vier Geschäften in der Gemeinde können die Mitglieder nicht verkäufliche Ware abholen. Sie behalten etwas für sich und deponieren den Rest in einem öffentlich zugänglichen Kühlschrank.

Die Vorweihnachtszeit ist für die Familie eine besondere: Dann ist Jennifer Matzig am Weihnachtsmarkt präsent und verkauft gehäkelte Babyfinkli oder Nuggiketteli. «So verdiene ich einen rechten Batzen. Das ist jeweils unsere Reserve für das nächste Jahr.»



Armut in der Schweiz 14.3.2024: Das Geld reicht bei den Familien bei 50% nur knapp:
Schockierende Zahlen zum Mittelstand: Die Hälfte aller Familien kommt nur knapp über die Runden
https://www.blick.ch/gesellschaft/schockierende-zahlen-zum-mittelstand-die-haelfte-aller-familien-kommt-nur-knapp-ueber-die-runden-id19529958.html

Das Schweizer Familienbarometer 2024 zeigt: Immer mehr Familien bis weit in den Mittelstand steht das Wasser bis zum Hals. Blick schlüsselt die Umfrage im Detail auf.

Benno Tuchschmid - Co-Ressortleiter Gesellschaft

Diese Umfrage schockiert: Eine Mehrheit der Familien in der Schweiz ist gemäss eigener Angaben in finanzieller Not – und einer erdrückend hohen Zahl fehlt der Glaube, dass sich die Situation in den nächsten Jahren zum Positiven ändert. Das zeigt das repräsentative Familienbarometer 2024.

Über 2100 Familien füllten dafür zwischen dem 8. und dem 18. November 2023 einen Online-Fragebogen aus. Bereits vor einem Jahr war die Umfrage durchgeführt worden, die aktuellen Ergebnisse zeigen, wie stark Inflation, steigende Krankenkassenprämien, Wohn- und Betreuungskosten die finanzielle Situation von Familien verschärft haben.

So wurde die Studie gemacht
Das Beratungs- und Forschungsunternehmen Empiricon AG führte die repräsentative Online-Umfrage für das Schweizer Familienbarometer im Auftrag von Pro Familia Schweiz, Dachverband der Familienorganisationen, und Pax, einer Vorsorgeversicherung, durch. 2123 Familien nahmen an der Umfrage teil. 36 Prozent der befragten Familien haben ein Kind, 45 Prozent zwei Kinder, 14 Prozent drei oder mehr und 5 Prozent keine Kinder. 7 Prozent der Befragten verfügten über ein jährliches Bruttohaushaltseinkommen von weniger als 40'000 Franken, 12 Prozent zwischen 41'000 und 60'000, 16 Prozent haben pro Jahr zwischen 61'000 und 80'000 zur Verfügung, 19 Prozent ein Einkommen zwischen 81'000 und 100'000, 15 Prozent zwischen 101'000 und 120'000. 12 Prozent der befragten Familien haben mehr als 140'000 Franken zur Verfügung. Dies spiegelt gemäss Pro Familia in etwa die Einkommensverteilung in der Schweiz wider.

Im Detail: 79 Prozent der landesweit befragten Familien fürchten, in den nächsten drei Jahren werde sich die Situation für sie eher oder stark verschlechtern. Das sind 11 Prozent mehr als vor einem Jahr.

52 Prozent der Familien – über alle Einkommen hinweg – sagen, ihr Familienbudget reiche nicht oder nur knapp.

Für vier von zehn Familien ist die finanzielle Lage mit ein Grund, um auf mehr Nachwuchs zu verzichten.

Blick hat die Umfrageergebnisse im Detail ausgewertet. Sie bergen gesellschaftspolitischen Zündstoff. Denn die finanziellen Sorgen betreffen längst nicht mehr nur die tiefen Einkommen – sie haben weite Teile des Mittelstands erfasst: Selbst mit einem Familieneinkommen von monatlich 8400 bis 10'000 Franken brutto (101'000 bis 120'000 pro Jahr) sagen über ein Drittel der Befragten, am Ende des Monats bleibe wenig übrig.

Gemäss Pro Familia ist der Anteil von Familien, deren Haushaltseinkommen nicht oder nur knapp reicht, in der italienischen Schweiz, in der Romandie, bei Einelternhaushalten und bei Einkommen bis CHF 100'000 besonders hoch.

Für Philippe Gnaegi (62), Direktor von Pro Familia, dem Dachverband der Schweizer Familienorganisation, sind die Resultate ein Alarmzeichen: «Wenn im reichsten Land der Welt, fast 80 Prozent aller Familien derart pessimistisch in die Zukunft schauen, müssen wir uns etwas überlegen.»

Die Sorgen spiegeln sich im Sparbüchlein: 30 Prozent der befragten Familien sagen, sie können am Ende des Monats nichts auf die Seite legen, über zwei Drittel der Befragten höchstens 500 Franken. Es gibt auch das andere Ende der Skala: 9 Prozent haben monatlich mehr als 2000 Franken auf der hohen Kante.

Durch die Schweiz zieht sich ein neuer Graben, zwischen jenen, die sorgenfrei leben – und einer breiten Bevölkerungsschicht, die am Ende des Monats zittern muss. Pro-Familia-Chef Gnaegi sagt: «Wer nur ganz wenig auf die Seite legen kann, für den ist bereits eine unvorhergesehene Zahnarztrechnung ein fundamentales Problem.»

Der Einkommensgraben könnte zum politischen Faktor werden. Bereits in den Resultaten zur Abstimmung für eine 13. AHV hatte sich gezeigt: Gemeinden mit überdurchschnittlich reichen Einwohnern stimmten gegen den Sozialausbau, arme und Mittelstandsgemeinden zum Teil sehr deutlich dafür – und zwar unabhängig davon, ob es sich dabei um ein ländlich geprägtes Dorf mit der SVP als stärkste politische Kraft handelt – oder um eine arme Stadt, die mehrheitlich links wählt.

Diese Entwicklung ist im Hinblick auf die Prämien-Entlastungs-Initiative der SP vom 9. Juni höchst relevant – und dürfte dem bürgerlichen Nein-Komitee und FDP-Präsident Thierry Burkart (48) kalten Schweiss den Rücken runter treiben. Die Initiative schreibt vor, dass die Prämien maximal 10 Prozent des verfügbaren Einkommens betragen dürfen. Die Mehrkosten in Milliardenhöhe müssten Bund und Kantone berappen. Gemäss Bundesrat käme dies vor allem dem Mittelstand zugute – ärmere Haushalte erhalten bereits heute Prämienvergünstigungen. Das Familienbarometer legt nun offen: Für alle Familien unabhängig vom Einkommen ist die Krankenkasse die Sorge Nummer 1.

Und weite Teile der Bevölkerung scheinen zumindest offen für einen Eingriff durch die Politik. 51 Prozent der Befragten im Familienbarometer finden, die Politik müsse sich auf die Kostenreduktion der Krankenkassenprämien fokussieren.

Doch die finanziellen Nöte verschieben in der Schweiz nicht nur politische Grenzen. Sie sorgen auch dafür, dass die Leute ihre Pensen hochschrauben. 49 Prozent überlegen, den Beschäftigungsgrad aufgrund der finanziellen Situation der Familie zu erhöhen.

Gleichzeitig deuten Zahlen darauf hin, dass Eltern die Betreuung ihrer Kinder überdenken – um Kita-Kosten zu sparen. So gaben letztes Jahr 50 Prozent der Eltern an, ihre Kinder fremdbetreuen zu lassen. 2024 sind es noch 37 Prozent. Gnaegi sagt dazu: «Wir haben noch nicht genügend Daten. Aber es deutet einiges darauf hin, dass Familien ihre Kinder aus der Kita nehmen – um Geld zu sparen.»

Gnaegi hält diese Entwicklung – sollte sie sich bestätigen – für tiefgreifend: «Das könnte bedeuten, dass Frauen aus finanziellen Gründen wieder stärker zu Hause bleiben. Das wäre volkswirtschaftlich verheerend – die Wirtschaft leidet schon jetzt unter Fachkräftemangel.»

Pro-Familia-Chef Gnaegi sieht politisch dringenden Handlungsbedarf: «Die Schweiz muss sich fragen, ob sie eigentlich eine Familienpolitik macht, die diesen Namen verdient. Wir müssen schleunigst aufwachen.»

Zumindest eine gute Nachricht gibt es zum Schluss aus dem Kreis der Familie: 80 Prozent sind mit ihrem eigenen Familienleben zufrieden. Immerhin das.



Armut im Kanton Zürich am 15.3.2024: 11.000 Franken brutto reichen nur knapp: 2800 Fr. eine 4-Zimmer-Wohnung - über 2500 Fr. 1 Kita und 1 Hort - Krankenkasse 1100 Fr.: 6400 sind weg pro Monat zum Vornherein - und die Wege+Fahrten+Steuern+Fahrzeuge tralala:
Mittelstands-Familie unter finanziellem Druck: «Das Wasser steht uns bis zum Hals»
https://www.blick.ch/gesellschaft/mittelstands-familie-unter-finanziellem-druck-das-wasser-steht-uns-bis-zum-hals-id19529167.html

Fototexte:
1. Jeden Monat dieselben hohen Rechnungen: Die Fixkosten fressen bei Mittelstandsfamilie Roth einen Grossteil des Einkommens weg.
2. Alleine die Kosten für Kita und Hort liegen bei über 2500 Franken monatlich.
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4. Pro-Familia-Direktor Philippe Gnaegi schlägt Alarm: Immer mehr Familien sind in finanzieller Not.
5. Pro Familia Schweiz hat gemeinsam mit der Vorsorgeversicherung Pax zum zweiten Mal eine Befragung unter Familien durchgeführt: das Familienbarometer 2024.

Der Artikel:

Steigende Preise machen auch der Mittelschicht zu schaffen. Das zeigt das Beispiel der Familie Roth aus dem Kanton Zürich, bei der Geld ein Dauerthema ist.


Karen Schärer - Teamlead Gesellschaft

Das Familienbarometer 2024 zeigt: Sehr viele Familien in der Schweiz stehen unter grossem finanziellem Druck. Doch offen darüber zu reden – das fällt schwer. Familie Roth, die hier von ihrer Situation erzählt, heisst in Wirklichkeit anders, auch andere Angaben zur Familie wurden geändert, um die gewünschte Anonymität zu gewährleisten.

Sabine Roth (37) ist gelernte Laborantin und arbeitet 80 Prozent. Ihr Mann Mark (36) ist Elektrotechniker und zu 90 Prozent angestellt. Zusammen verdienen sie knapp 11’000 Franken brutto im Monat. Damit gehören sie zum Mittelstand.

Das meiste ist gleich wieder weg
Doch der grösste Teil des Einkommens geht gleich wieder weg; ihre monatlichen Fixkosten sind hoch. Und stiegen 2023 sogar noch an. Die grössten Posten: familienergänzende Betreuung, Miete, Krankenkasse. Über 2500 Franken im Monat kosten die Kita für Lou (3) und der Hort für Paula (8) in einer Stadt im Kanton Zürich. Seit diesem Monat bleibt Lou einen halben Tag mehr pro Woche zu Hause – das spart 350 Franken im Monat.

Zweimal hat der Vermieter im letzten Jahr die Miete für die Viereinhalbzimmer-Wohnung erhöht. 2800 Franken zahlt die Familie nun, statt der 2500 Franken, die als Schmerzgrenze definiert waren.

Als Sabine Roth erfuhr, dass ihre vierköpfige Familie im Jahr 2024 eine Prämienverbilligung erhält, war das für sie «fast wie ein Sechser im Lotto». Denn sie und ihr Mann konnten in den vergangenen Jahren nichts auf die Seite legen. «Uns steht das Wasser bis zum Hals», sagt Sabine Roth. Dank der Prämienverbilligung belastet die Krankenkasse das Familienbudget nur noch mit 700 statt fast 1100 Franken im Monat.

Eine kleine Lohnanpassung und die Prämienverbilligung erlauben es dem Paar, erstmals seit Jahren wieder überhaupt ans Sparen zu denken.

Knapp unter Vollzeit
Ihr Erwerbspensum empfindet Sabine Roth als passend. Sie möge ihre Arbeit, sagt sie, und sie wolle ihren Kindern vorleben, dass eine Frau sich nicht zwischen Familie und Beruf entscheiden müsse. Weder sie noch ihr Mann streben eine Vollzeitstelle an: «Uns geht es um die Beziehung zu den Kindern und darum, uns gegenseitig bei der Betreuung zu entlasten.»

Wahrscheinlich könnten sie woanders eine günstigere Wohnung finden, meint sie. Aber für sie als Eltern sind neben der Miete auch andere Faktoren wichtig. Und die sind stimmig: Die Wohnung liegt in einer modernen Siedlung in Waldnähe. Die Kita für Lou ist in unmittelbarer Nähe, und Schulkind Paula konnte sich schon früh selbständig auf den Quartierstrassen bewegen.

Geld ist ein Konfliktthema in der Beziehung
Sabine Roth sagt: «Es nervt mich, dass das Geld ein Konfliktthema ist in unserer Beziehung.» Dass sie und ihr Mann immer wieder über finanzielle Dinge diskutieren müssen. Darüber, was drin liegt und was nicht. Auf teurere Ferienreisen zu verzichten, fällt ihr nicht schwer. Sie sagt: «Mir ist es wichtiger, im Alltag nicht ständig Geldsorgen haben zu müssen.»

Der Blick in die Zukunft stimmt sie zuversichtlich: Wenn ihr jüngeres Kind in den Kindergarten kommt, werden die Betreuungskosten deutlich sinken. «Aber diese ersten vier Jahre, die sind heftig. Finanziell, emotional. Die muss man irgendwie überstehen. Als Paar und als Mensch.»



Gerücht am 16.3.2024: Pro Jahr wandern 20.000 ECHTE Schweizer aus - um der Armut zu entgehen
von Michael Palomino NIE IMPFEN+IMMER BAR ZAHLEN - 16.3.2024

Heute 16.3.2024 sagte mir jemand in Basel, jedes Jahr wandern aus der Schweiz 20.000 ECHTE Schweizer aus, weil es finanziell nicht mehr geht in der Schweiz.
Die kr.päd. Elite will es scheinbar so. Die Schweiz macht Selbstmord.
Gegenmittel: Die kr.päd. Elite stürzen und durch Wahrheitswisser ersetzen.





Armut in der Schweiz am 20.3.2024: Löhne steigen nicht - Arbeitgeber rechnen nur ihren eigenen Lohn aus:
Kaufkraft sinkt in vielen Branchen seit Jahren - Warum steigen unsere Löhne nicht?
https://www.blick.ch/politik/kaufkraft-sinkt-in-vielen-branchen-seit-jahren-warum-steigen-unsere-loehne-nicht-id19556222.html

Trotz Lohnerhöhung bleiben am Ende des Monats weniger im Portemonnaie. Doch die Lohn-Aussichten sind nicht so schlecht: Blick erklärt dir die Lohnentwicklungen und wie du zu mehr Einkommen kommst.

Sophie Reinhardt und Tobias Ochsenbein

Das Bundesamt für Statistik hat die Löhne der Schweizerinnen und Schweizern analysiert. Der Medianlohn ist von 2020 bis 2022 um 1,8 Prozent gestiegen – auf 6788 Franken. Ein Anstieg beim Einkommen hört sich toll an. Trotzdem kam das kaum im Portemonnaie an. Denn die Teuerung lag höher, die Kaufkraft des Medianlohns sank um 1,5 Prozent. So blieb den Menschen in der Schweiz am Ende des Monats unter dem Strich doch weniger Geld übrig.

Von einem «substanziellen Lohnwachstum» sprach Arbeitgeberverband-Direktor Roland Müller (60) am Dienstag vor den Medien. Den Mini-Lohnanstieg um knapp zwei Prozent verteidigte er mit dem «krisenhaften Umfeld». Corona, Lieferengpässe, gestiegene Energiepreise und der Ukraine-Krieg hätten den Unternehmen das Geschäft in den letzten Jahren deutlich erschwert.

«Immer mehr Haushalte kommen kaum mehr über die Runden»
Für den Gewerkschaftsökonomen Daniel Lampart (55) sind die Lohnerhöhungen viel zu tief ausgefallen: «In Verbindung mit dem Prämienschock bei den Krankenkassen bekunden immer mehr Haushalte Mühe, über die Runden zu kommen.» Besonders erschreckend sei, dass etwa Angestellte bei Post- und Kurierdiensten 2022 einen nominal tieferen Lohn als noch 2010 hatten. Auch in der Chemie-, Metall- und Elektroindustrie gingen die Reallöhne zwischen 2018 und 2022 bei den Menschen ohne Kaderfunktion zurück.

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Auch der Arbeitgeberverband dementiert den Reallohnverlust nicht. In den Jahren vor 2022 machte den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor allem die hohe Teuerung zu schaffen, so Direktor Roland Müller.

Inflation traf auch Unternehmen
Michael Siegenthaler (38), Arbeitsmarktexperte bei der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich, erklärt: «Weil die Güter im Ausland und insbesondere die Energie teurer wurden, hatten wir eine importierte Teuerung. Das heisst: Die Inflation traf die Unternehmen ebenso wie die Beschäftigten.» Auch sie hätten dadurch höhere Kosten und somit kein Geld für die Lohnsteigerungen ihrer Beschäftigten gehabt.

Kommt hinzu: In den zehn Jahren vor Corona hätten wir in der Schweiz meist Inflationsraten um die null Prozent gehabt. «Man hatte sich also an stabile Preise gewöhnt. Nach Corona hat es etwas gedauert, bis wir uns wieder mit der Inflation zurechtgefunden haben», sagt Siegenthaler. Denn: Die Löhne in der Schweiz werden im Herbst meistens an die Inflationsrate des Vorjahres angepasst. Sie reagieren also verzögert auf die Inflation.

KOF rechnet mit Reallohnplus
Der Arbeitsmarktexperte sagt allerdings auch, dass der Fachkräftemangel eher geholfen habe für das Lohnwachstum. Nur: Arbeitnehmende profitierten vor allem dann vom Fachkräftemangel, wenn sie das Unternehmen wechselten. «Dann können sie grössere Lohnzuwächse aushandeln, als dies im gleichen Unternehmen möglich ist. Das passierte in der Schweiz aber in den vergangenen zwei Jahren gar nicht so viel», erklärt Siegenthaler.

Für dieses Jahr rechnet die KOF mit einem Lohnwachstum von zwei Prozent. Wahrscheinlich resultiere ein kleines Reallohnplus. Für 2025 würde der Reallohn wohl um ein halbes bis ein Prozent steigen. Die grösste Unsicherheit sei die Entwicklung der Inflation. Wenn es etwa zu einem erneuten Energieschock komme, könne das grosse Auswirkungen auf die realen Löhne haben.




Immer mehr Armut in der Schweiz 13.4.2024: Bericht einer alleinerziehenden Coiffeuse:
Blick ins Portemonnaie einer alleinerziehenden Coiffeuse (37): «Ich muss abwägen, welche Rechnungen ich bezahlen soll»
https://www.blick.ch/wirtschaft/blick-ins-portemonnaie-einer-alleinerziehenden-coiffeuse-37-ohne-die-unterstuetzung-meiner-familie-waere-ich-aufgeschmissen-id19633949.html

Für die Serie des «Beobachters» legen Leute ihr Einkommen offen – und wofür sie ihr Geld ausgeben. Karin Seiler* dreht als alleinerziehende Coiffeuse jeden Rappen zweimal um – ausser für die Hobbys ihrer Tochter.



23.5.2024: DIE SCHWEIZ KOLLABIERT - Fälle
von Michael Palomino NIE IMPFEN+IMMER BAR ZAHLEN 23.5.2024

Zahnärztin erzählte mir heute, viele Leute können ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen und immer öfter bleiben sie auf den Kosten sitzen, dann geht das mit Mahnungen und Inkassofirma.

Salt hat mir seit dem 30.4.2024 die SMS gesperrt, weil ich "unlimitiert" wörtlich genommen habe.

Einem Kollegen hat ein Betreibungsamt das Bankkonto gesperrt, als Geld drauf kam, nun kann weiteres Geld nicht kommen und er steht ohne Geld da und kann seine Schulden gar nicht bezahlen!

Die Schweiz kollabiert - die Elite ist nur noch pervers - das ist keine Schweiz mehr - ist ein drogensüchtiges und "Corona"-hirnloses Entwicklungsland geworden.
Gruss Michael Palomino NIE IMPFEN+IMMER BAR
www.med-etc.com




E-Mail 23.5.2024: DIE SCHWEIZ KOLLABIERT - es passiert JETZT
E-Mail (KOPIE) von Michael Palomino NIE IMPFEN+IMMER BAR 23.5.2024
Hallo CH-Politik und CH-Medien,
ich schildere hier 3 Fälle, wie die Schweiz kollabiert:
1) Zahnärztin in Basel erzählte mir heute, viele Leute können ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen und immer öfter bleiben sie auf den Kosten sitzen, dann geht das mit Mahnungen und Inkassofirma.

2) Salt hat mir seit dem 30.4.2024 die SMS gesperrt, weil ich "unlimitiert" wörtlich genommen habe. Und sie entsperren die SMS nicht, bis ich einem Willkür-System zustimme, dass man die SMS sperren darf, einfach so aus Lust und Laune. Der Vertrag ist nicht eingehalten und Salt will die absolute DIKTATUR.

3) Einem Kollegen im Kanton Solothurn hat ein Betreibungsamt im Kanton Bern das Bankkonto gesperrt, als Geld drauf kam, nun kann weiteres Geld nicht kommen und er steht ohne Geld da und kann seine Schulden gar nicht bezahlen!

Die Schweiz kollabiert - die Elite ist nur noch pervers - das ist keine Schweiz mehr - ist ein drogensüchtiges und "Corona"-hirnloses Entwicklungsland geworden.

Nur die Antifa-Hetzer von den Medien, die immer noch das schreiben, was der Mossad und der Rothschild will, die merken es einfach nicht, was mit der Schweiz los ist, weil sie immer noch zu viel verdienen und Schmiergelder kassieren, je mehr Lügen sie drucken und senden.

DIE SCHWEIZ KOLLABIERT. Es passiert JETZT.

WANN hört die Politik und die Medienlandschaft endlich auf zu lügen (seit dem 11. September 2001 erfinden die Medien Flugzeuge und böse Muslime) und WANN hören die kriminellen Zionisten endlich auf, Nazis und Rechtsradikale zu erfinden? Wann hört diese Rufmorderei endlich auf in der kriminellen Mossad-Antifa-Schweiz?
Und WANN kommen endlich die Anpassungen für alle, die notwendig sind?
WANN wird endlich die Naturmedizin als ERSTE Priorität in die Krankenkasse integriert, als ZWEITE die Homöopathie und erst als DRITTE Priorität die Gift-Pharma, damit die KK-Prämien endlich SINKEN und nicht mehr steigen, nur weil die Gift-Pharma-Ärzte immer teurere Medis verschreiben und Schabernack mit dem "Gesundheitssystem" betreiben, so dass der Pharma-Arzt sich immer mehr bereichern kann?
WANN kommt endlich das GA Light für 1000 Stutz für Bummel und IR-Züge, um die IR den Tag durch zu füllen?
Ich brauche nicht alle 15 Minuten eine Zug. Aber ein GA Light, das bräuchte ich.
WANN fallen die Mieten endlich und steigen nicht mehr? Die Politik will, dass die Schweiz auch Zeltstädte und wilde Dörfer im Wald hat?
WANN hören die Arbeitgeber der Schweiz endlich auf, immer junge Deutsche ins Land zu holen und die Bevölkerung ab 50 total zu diskriminieren und ins Sozialamt abzuliefern?
WANN ist die Justiz endlich wieder Justiz und nicht mehr Lügen-Antifa-Nest gegen die Wahrheit seit dem 11. September 2001?
WO sind die Billionen Franken der Globalisierung, die die Arbeitgeber wie Vasella oder Blocher oder Nestlé zusammengerafft haben? Auf den Bankeninseln. Aber die Armen bleiben arm und viele werden neue Arme? WANN werden diese Billionen endlich verteilt?
​​​​​​​WANN müssen endlich die Superreichen für die Gemeinschaft einstehen? Es ist an der Zeit. Denn bald sind die Armen in der Schweiz nict mehr 700.000, sondern eine Million. Dann kommen Zeltstädte wie in den "USA": im Schützenmattpark, im Platzspitz-Park, im Stadtpark von Winterthur, oder am Thunersee in Thun. Dann wird die Schweiz wie die "USA": mit Zeltstädten und wilden Dörfern im Wald aus Holz mit Plastikfolienwänden, das werden dann die von den Billionären Ausgeschlossenen sein.
WANN ist endlich Schluss mit der Religionsdiktatur der kriminellen Katholiken und Protestanten in der Schweiz mit ihren elenden Kirchenglocken und mit ihren elenden Kreuzen und Leichen in der Landschaft und ihrer Zeitverschwendung durch Beterei ohne Effizienz?

Gleichzeitig schwärmen die Satanisten-Bosse der Schweiz immer noch von diesen "USA", indem man in die "USA" billig telefonieren kann, aber nach Russland, Serbien, Kosovo und Mazedonien nur teuer telefonieren kann. WANN ist auch diese Telefon-Diskriminierung endlich vorbei?

​​​​​​​DIE SCHWEIZ IST GAGA. DIE SCHWEIZ DISKRIMINIERT GNADENLOS. DIE SCHWEIZ KOLLABIERT. Es passiert JETZT.

Die Satanisten-Bosse (Politiker Richter und Bankiers etc.) LACHEN und RAUBEN weiter Kinder mit der KESB für ihre Kinderrituale in Kinderheimen am Sa/So (mir sind 4 Fälle bekannt) - das ist doch so kindisch - man kann doch normale Feste feiern. Zur Zeit gibt es aber in der Schweiz NICHTS zum Feiern.

WO ist die Sicherheit und Normalität geblieben? Können die kriminellen Billionärs-Bosse der Schweiz wie Vasella und der Bloblo und Nestlé endlich mal das Hirn einschalten und z.B.
-- die Gift-Pharma,
​​​​​​​-- die nutzlosen 1-Gott-Religionen und
​​​​​​​-- die Invasion aus Deutschland und Afrika und Asien einschränken? Wann ist SCHLUSS mit der Diskriminierung von Leuten ab 50?
​​​​​​​Es sind genug Leute über 50 OHNE Job, und es sind genug Leute OHNE Job, nur weil sie auf einer "schwarzen Liste" von Frau Nicoletta della Valle, Eva Eichenberger oder Agota Lavoyer stehen - das ist die FEMINISTISCH-KRIMINELLE STAATSANWALTSCHAFT DER SCHWEIZ.

WANN ist endlich SCHLUSS MIT DISKRIMINIERUNG in dieser Schweiz?

​​​​​​​DIE SCHWEIZ KOLLABIERT - es passiert JETZT.

Gruss
Michael Palomino NIE IMPFEN+IMMER BAR
Geschichte - Soziologie - Naturmedizin
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Armut in der Schweiz am 23.5.2024: Krankenkassenprämien werden unbezahlbar und hohe Franchisen werden Grund für Verschuldung:
Krankenkasse: Ärmere verzichten schon auf Zahnarzt und Psychiater
https://www.nau.ch/news/schweiz/krankenkasse-armere-verzichten-schon-auf-zahnarzt-und-psychiater-66766968

Im kommenden Jahr kostet die Krankenkasse erneut mehr. Caritas Schweiz warnt vor den Gefahren für Schweizerinnen und Schweizer – besonders für ärmere.

    Wegen höherer Gesundheitskosten werden die Krankenkassen auch nächstes Jahr teurer.
    Viele Schweizer können die Prämien bereits heute kaum noch bezahlen.
    Das hat Folgen: Viele gehen nicht zum Zahnarzt oder Psychiater, so das Hilfswerk Caritas.

Der Vergleichsdienst Comparis prognostiziert für das Jahr 2025 einen Anstieg der Krankenkassenprämien um sechs Prozent. Je nach Kanton und Region kann die Prämie sogar um über zehn Prozent steigen.

Für viele Schweizerinnen und Schweizer sind das schlechte Nachrichten. Sie kämpfen bereits mit dem letzten Prämienschock– und müssen für die Krankenkasse nun noch mal tiefer ins Portemonnaie greifen.

Entsprechend ernüchternd klingt es beim Hilfswerk Caritas Schweiz: «Die hohen Krankenkassenprämien sind immer häufiger ein Grund, dass Menschen mit knappem Budget in Zahlungsrückstand geraten. Es sind oft Familien, die wegen der steigenden Prämien in Bedrängnis kommen.»

Für ärmere Haushalte seien die Prämien für die Krankenkasse die zweitgrössten Ausgaben: nach Wohnen und Energie und knapp vor Nahrungsmitteln.

Jede weitere Erhöhung werde nun «negative Auswirkungen auf das Budget von Familien sogar bis in den unteren Mittelstand haben». Die Folgen der steigenden Prämienbelastung und Selbstzahlungen seien verheerend, warnt Caritas Schweiz.

«Viele Betroffene gehen erst dann zum Arzt, wenn es absolut dringend ist, wie die Erfahrung der Caritas-Sozialberatungen zeigt. Psychotherapeutische Unterstützung liegt nicht drin, der Zahnarztbesuch sowieso nicht, da die Grundversicherung diese Leistungen nicht übernimmt.»

Des Weiteren würden viele Menschen mit tiefen Einkommen bei der Krankenkasse die höchste Franchise wählen, um Prämien zu sparen. «Wenn sie dann ernsthaft erkranken, können sie die Ausgaben für medizinische Behandlungen nicht tragen. Sie müssen bei anderen Ausgaben Abstriche machen, zum Beispiel bei der Ernährung, oder sie müssen sich sogar verschulden

Derzeit befänden sich überdurchschnittlich viele Familien nur knapp über der Armutsgrenze. Besonders für sie stellen die steigenden Kosten der vergangenen Jahre «ein akutes Risiko dar, in die Armut abzurutschen».

Viele Familien mit knappem Budget könnten die individuellen Prämienverbilligungen heute «nur zum Teil oder gar nicht nutzen». Das sei problematisch. «Denn zwischen den Kantonen bestehen grosse Unterschiede, in welchem Umfang die Prämien verbilligt werden und welche Einkommensgrenze gesetzt wird

Was kann die Politik machen? Auf Anfrage sagt Caritas, dass die Menschen vor akuten Folgen der steigenden Prämien geschützt werden müssten. Das habe oberste Priorität.

«Die individuelle Prämienverbilligung kann Armut sehr wirksam und zielgerichtet vorbeugen.» Neben der Deckelung der Prämien brauche es Massnahmen, die den Menschen mit knappem Budget mehr finanzielle Möglichkeiten gäben.

Es gäbe verschiedene Lösungsansätze: existenzsichernde Löhne und Arbeitsbedingungen und echte Bildungschancen mit Aus- oder Weiterbildung. Auch die Leistungen aus den Sozialversicherungen müssten existenzsichernd sein. «Beispielsweise die Sozialhilfe und natürlich die noch tiefere Asylsozialhilfe reichen kaum zum Leben.»

Das Hilfswerk ruft alle Akteure im Gesundheitswesen auf, sich gemeinsam für tragfähige kostendämpfende Massnahmen einzusetzen. «Allerdings dürfen solche Massnahmen unter keinen Umständen zu einer Zweiklassenmedizin führen.»

Auch nicht zu einem einseitigen Leistungsabbau für die Bevölkerung mit tiefen Einkommen, für armutsgefährdete oder armutsbetroffene Personen.


Armut in der Schweiz 23.5.2024: Kriminelle Arbeitgeber holen immer mehr junge Ausländer ins Land - Wohnungsnot ohne Ende:
Wohnungsmarkt ausgetrocknet: Über 522'000 Wohnungen zusätzlich nötig – allein in Zürich
https://www.blick.ch/wirtschaft/wohnungsmarkt-ausgetrocknet-ueber-522000-wohnungen-zusaetzlich-noetig-allein-in-zuerich-id19768536.html

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt spitzt sich zu. In naher Zukunft werden Hunderttausende Wohnungen fehlen. Das Problem: Die Bautätigkeit hinkt hinterher.

Dorothea Vollenweider - Redaktorin Wirtschaft

Der Wohnungsmarkt ist zunehmend unter Druck – in Städten wie Zürich spitzt sich die Situation zu. In der Region Zürich kann mit einer Leerwohnungsziffer von 0,7 Prozent von Wohnungsnot gesprochen werden. Die Folge: Das Angebot an Mietwohnungen ist so knapp, dass die Mieten ins Unermessliche steigen.

Zum Vergleich: In der Schweiz beträgt die Leerwohnungsziffer im Durchschnitt 1,15 Prozent. Alles unter 1 Prozent gleicht einem Wohnungsmangel und hat zur Folge, dass die Wohnungssuche für Mieterinnen und Mieter schwierig wird.

Bautätigkeit kann nicht Schritt halten
In einer Gesprächsrunde des Immobilienportals Newhome hat Stefan Fahrländer (54) vom Beratungsunternehmen Fahrländer Partner die aktuelle Lage analysiert. Bis ins Jahr 2040 prognostiziert das Beratungsunternehmen eine Zusatznachfrage nach insgesamt 522'323 Wohnungen.

Das Problem: Die Bautätigkeit hinkt hinterher. «Wir haben in erster Linie ein Verteilungsproblem», sagt er. «Auf der einen Seite haben wir eine sehr starke Nachfrage nach Wohnungen und auf der anderen Seite eine Bautätigkeit, die damit nicht Schritt halten kann.»

Mittelstand wird verdrängt
Die Auswirkungen sind verheerend: Die Preise für ein Mehrfamilienhaus in der Region Zürich sind zwischen den Jahren 2000 und 2021 um 167 Prozent gestiegen. Das wirkt sich direkt auf die Mieten aus und führt dazu, dass sich nicht nur Geringverdiener, sondern zunehmend auch der Mittelstand eine Wohnung in der Stadt nicht mehr leisten kann.

Die Situation in der Stadt Zürich verschärft sich laut Fahrländer zusätzlich durch regulatorische und politische Risiken, die Bauvorhaben erschweren.

Fahrländers Fazit: Nur wenn in naher Zukunft neuer Wohnraum geschaffen werden, könne sich die Situation entschärfen. Dazu brauche es neben verfügbaren Grundstücken flüssige und verbindliche Bewilligungsprozesse sowie verlässliche Regeln. Fahrländer sieht die Politik gefordert, um die Rahmenbedingungen entsprechend anzupassen.





SCHWEIZ 24.5.2024: Perverse Schweiz mit Steuererklärungen
von Michael Palomino NIE IMPFEN+IMMER BAR ZAHLEN - 24.5.2024

Das Perverse in der Schweiz ist, dass auch von Armen Leuten mit Vermögen UNTER 10.000 Franken, ja sogar UNTER 5000 Franken, 1 Steuererklärung verlangt wird - während die "Elite" der Schweiz auf geheimen Bankkonten auf Bankeninseln mit Millionen, Milliarden oder sogar mit Billionen spielt (Drogen-Mafia, Vatikan-Mafia, Pharma-Mafia, Nestlé-Mafia etc.). Perverse Schweiz.




Tausende fordern in Zürich «bezahlbare» Mieten

https://www.nau.ch/wohnraum-demo-hunderte-fordern-in-zurich-bezahlbare-mieten-66751719





Schweizer haben immer mehr Krankenkassen-Schulden

https://www.nau.ch/news/schweiz/krankenkassen-schweizer-haben-immer-mehr-schulden-66768785




Armut in der Schweiz 16.6.2024: Lohn von Verkäufer ist mit 4180 Franken absolut niedrig:
Migros-Verkäufer über den Lohn: «4180 Franken, das reicht kaum bis gar nicht mehr»
https://www.blick.ch/wirtschaft/migros-verkaeufer-spricht-ueber-seinen-lohn-4180-franken-das-reicht-kaum-bis-gar-nicht-mehr-id19847031.html

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Armut in der reichen Schweiz am 28.6.2024: Jeder Rappen zählt - ein falscher Behördenentscheid rüttelt an der Existenz:
Wenn Zügeln in die Armut führt – 3 Schicksalsgeschichten: «Wir können unseren Kindern nichts bieten»
https://www.blick.ch/wirtschaft/finanzielle-tuecken-beim-wohnungswechsel-beim-zuegeln-droht-die-armutsfalle-id19894330.html

Daniel Benz und Jasmine Helbling - Beobachter - Wer wenig Geld hat, ist immer auf der Suche nach einer günstigeren Wohnung. Doch Zügeln kostet. Bei diesen drei Dilemmas konnte SOS Beobachter helfen, die Situation zu lösen.
Weil sie besonders stark auf günstigen Wohnraum angewiesen sind, ziehen Armutsbetroffene häufiger um als Normalverdienende.

Man sollte meinen, Fr. 738.40 seien für eine Gemeinde ein Pappenstiel. Für die alleinerziehende Mutter Daniela Balzli ist es ein solcher Betrag ganz sicher nicht. «Unvorhergesehene Kosten in dieser Höhe liegen einfach nicht drin, wenn man sonst schon knapp dran ist», sagt sie.

Die Rechnung über die gut 700 Franken war bei der 44-Jährigen wegen eines Formfehlers hängengeblieben: Sie hatte es verpasst, nach dem Umzug nach Lyss im Berner Seeland fristgerecht neue Betreuungsgutscheine zu beantragen. Die Vergünstigung für die Betreuung ihrer Tochter bei einer Tagesmutter war Balzli für die Monate Juni und Juli 2022 zwar zugesichert – jedoch nur für den bisherigen Wohnort Münchenbuchsee BE. Das erfuhr sie erst, als es zu spät war.

In den Gemeindehäusern von Münchenbuchsee und Lyss berief man sich auf die kantonale Gesetzgebung. Diese sieht vor, dass Betreuungsgutscheine am aktuellen Wohnsitz ausgestellt werden müssen. Zu Kulanz – Stichwort Pappenstiel – war man weder hüben noch drüben bereit, und so sollte das schwächste Glied der Kette in den sauren Apfel beissen. Daniela Balzli, als Coiffeuse mit Teilzeitpensum nicht auf Rosen gebettet, geriet in die Bredouille.

50 Prozent des Einkommens für Wohnkosten
Das Beispiel zeigt: Wenn es ums Wohnen geht, lauern überall finanzielle Fallen – auch dort, wo man sie nicht vermuten würde. Tappen Armutsbetroffene hinein, sind die Folgen angesichts der steigenden Mietzinse und Nebenkosten oft fatal.

Dies bestätigt Aline Masé, Leiterin Sozialpolitik bei der Caritas. Wohnen sei nichts, auf das man einfach verzichten könnte. «Also gibt man notgedrungen aus, was nötig ist – aber dann wird es für alles andere umso knapper.» Für viele Menschen mit geringem Budget sei die Situation untragbar. Nicht umsonst ist die Wohnungskrise das aktuelle Schwerpunktthema der Caritas Schweiz.

Gemäss der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe verschlingen die Wohnkosten bei vier von fünf armutsbetroffenen Haushalten mehr als 30 Prozent des Bruttoeinkommens. Das liegt deutlich über der Empfehlung des Dachverbands Budgetberatung Schweiz, wonach die Ausgaben fürs Wohnen nicht mehr als einen Viertel der Nettoeinnahmen betragen sollten. Der von der Hochschule Luzern entwickelte Rechner Nachfragemonitor.ch weist je nach Wohnort und familiärer Situation sogar Belastungen von 50 Prozent und mehr aus. Da braucht es nicht mehr viel, bis es ein Budget sprengt.

Weil sie besonders stark auf günstigen Wohnraum angewiesen sind, ziehen Armutsbetroffene häufiger um als Normalverdienende. Das kann dazu führen, dass durch die Züglete kurzfristig Notsituationen entstehen. Wie soll eine Mietkaution im Umfang von drei Monatsmieten aufgebracht werden, wenn keine Reserven da sind? Was, wenn es beim Wechsel in eine weniger teure Wohnung so schnell gehen muss, dass vorübergehend zwei Mieten gleichzeitig fällig werden? Oder wenn am neuen Ort andere Regeln gelten als am alten, wie bei den Betreuungsgutscheinen von Daniela Balzli?

Viele schämen sich, nach Geld zu fragen
In ihrem Fall sprang SOS Beobachter in die Bresche und übernahm die Fr. 738.40 für die ungedeckten Kosten der externen Betreuung. Eine «riesige Erleichterung» für die Bernerin, die teils bis spät in die Nacht arbeitet und ihre heute 16-jährige Tochter deshalb lange fremdbetreuen lassen musste.

Dass eine gemeinnützige Stiftung für etwas aufkommt, vor dem sich zwei Gemeinden drücken konnten, ärgert Daniela Balzli. «Alle haben mir bestätigt, dass ich die Vergünstigungen zugut habe – nur bezahlen wollte niemand.» Weil sie sich unfair behandelt fühlte, reichte sie Beschwerde beim Regierungsstatthalteramt Seeland ein. Erfolglos.

Daniela Balzli – Markenzeichen knallrote Haare – sagt über sich: «Auf andere angewiesen zu sein, mag ich eigentlich gar nicht.» Deshalb hatte sie zeitweise drei Jobs gleichzeitig, um als Alleinerziehende ohne Sozialhilfe durchzukommen. SOS Beobachter um Unterstützung zu bitten, brauchte Überwindung. «Denn dabei wird einem vor Augen geführt, wie wenig man hat. Das ist nicht angenehm.» Rund 15 Prozent aller bei der Stiftung eingehenden Unterstützungsgesuche stehen im Zusammenhang mit Wohnen oder Umziehen, sagt Beat Handschin, Geschäftsführer von SOS Beobachter.

Allein dieser Wert verdeutlicht, wie weit oben das Thema auf dem Sorgenbarometer der rund 600'000 Menschen steht, die in der Schweiz von Armut betroffen sind. «Es ist noch immer mit viel Scham verbunden, nach Geld zu fragen», so Handschin. Dabei könne es jeden treffen. «Manchmal schneller, als man denkt.»

Höhere Nebenkosten, gleiche Sozialhilfe
Kurz nach dem Mittag wirkt Langenthal BE verschlafen. Daja Ibrahim trägt kochenden Kaffee aus der Küche; viel Zucker darin, Gebäck daneben. Im Wohnzimmer hängen Bilder von Blumen, auf dem Boden liegt ein kunstvoller Teppich.

«Jedes Familienmitglied hat 300 Franken pro Monat zur Verfügung»: Esat Ibrahim (Name geändert)
Nichts deutet darauf hin, dass die Familie erst vor einer Woche eingezogen ist. «In der Wohnung vielleicht nicht, aber hier drin», sagt Esat Ibrahim und deutet auf die Brust. «Ich bin noch immer erschöpft.» Es ist der dritte Umzug in sechs Jahren. Die erste Wohnung war zu klein, die zweite zu teuer.

Die Ibrahims heissen eigentlich anders. Sie wollen nicht erkannt oder verurteilt werden. Vor sechs Jahren sind sie aus Syrien geflüchtet, ihr Aufenthaltsstatus ist F. Die älteste Tochter schliesst im Sommer die Ausbildung zur Pflegefachfrau ab, die drei jüngeren Geschwister gehen noch zur Schule. Daja ist Hausfrau, Esat Schuhmacher. In der Schweiz hat er zwei Praktika gemacht, findet aber keine Festanstellung.

Hohe Stromrechnung – dann ging es nicht mehr
«Wir sind dankbar», betont er. Für ein Leben ohne Krieg, die Unterstützung von der Sozialhilfe und von Stiftungen. Und doch reiche das Geld kaum zum Leben. «Jedes Familienmitglied hat 300 Franken pro Monat zur Verfügung. Wenn ein Kind zur Ärztin muss oder neue Schuhe braucht, wird es schwierig.»

Im letzten Jahr hat sich das Problem verschärft. Die Preise für Essen und Energie sind gestiegen, der Grundbetrag der Sozialhilfe blieb gleich. Dann kam eine Stromrechnung, die es in sich hatte: über 600 Franken für drei Monate – 40 Prozent höher als gewöhnlich. Eine Familienbegleiterin riet dem Paar, ein Gesuch bei SOS Beobachter zu stellen.

Es wurde bewilligt, weil sich eine langfristige Lösung abzeichnete: Die neue Wohnung ist besser isoliert und moderner ausgestattet. Für den Moment sind die Existenzsorgen weg, das schlechte Gewissen bleibt: «Wir können unseren Kindern nichts bieten.» Hier herrsche kein Krieg, trotzdem fühlten sie sich wie eingesperrt. Beide nicken – bevor sie wieder betonen, wie dankbar sie sind.

«Armut und Einsamkeit gehen Hand in Hand»
Die Ibrahims sind nicht die Einzigen, die von hohen Nebenkosten überrascht wurden. Bei SOS Beobachter gingen 2023 mehr Gesuche dazu ein als in früheren Jahren. Viele Armutsbetroffene würden zwar extra Rücklagen machen, sagt Geschäftsführer Beat Handschin. «Wenn die Rechnungen dann höher als erwartet ausfallen, kann das ein Schock sein.» In Momenten, in denen man weder ein noch aus weiss, hilft ein Umfeld, mit dem man seine finanziellen Sorgen teilen kann. Aber solche persönlichen Netzwerke fehlen häufig: «Armut und Einsamkeit gehen vielfach Hand in Hand», so Handschin.

Und manchmal geht das Netzwerk gerade durch den Umzug verloren. Soziale Folgen, sagt Aline Masé von der Caritas, können genauso einschneidend sein wie finanzielle: «Wir haben oft mit Alleinerziehenden zu tun, die sich ein Unterstützungssystem aufgebaut haben: Nachbarinnen kochen und hüten Kinder, Freunde helfen aus. Wer in eine neue Gegend ziehen muss, verliert weit mehr als ein Zuhause.»

SOS Beobachter verschafft Luft
Seit letztem Sommer wohnt Nina Kuster, die eigentlich anders heisst, mit ihrem Mischlingspudel in einer Einzimmerwohnung in Zürich-Wipkingen. Bei schönem Wetter tauscht sie ihren Rollstuhl mit dem Hocker auf dem Balkon – oder fährt in die Stadt.

Irgendwann wurde ihr alles zu viel: Nina Kuster (Name geändert)
Vor drei Jahren stellte sich heraus, dass die 57-Jährige an einer seltenen Form der Paraplegie leidet. «Zuvor musste ich mich über 30 Jahre rechtfertigen und erklären.»

2017 sei ihr alles zu viel geworden: die Odyssee mit Ärzten, Versicherungen und Behörden. Das Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse. «Meine Kinder kamen immer an erster Stelle. Ich war nicht mehr Nina, nur noch Mutter.»

Erschöpfung bis zum Klinikaufenthalt
Irgendwann gingen Rechnungen vergessen, die alleinerziehende Mutter verlor ihre Wohnung, die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde wurde involviert. Da entschied sich Nina Kuster für einen Klinikaufenthalt – «anders ging es nicht». Diagnose: eine posttraumatische Belastungsstörung. Die Kinder, da schon junge Erwachsene, fanden zusammen eine neue Bleibe.

In den folgenden Jahren zog Kuster zweimal um. Erst nach Kloten, dann in die aktuelle Wohnung, wo es ihr endlich besser geht. Die neue Umgebung passt, Sport sei ihr Antrieb geworden. «Rollstuhl-Skating, Rudern, Basketball oder Bogenschiessen – das alles tut mir mental und körperlich gut.»

SOS Beobachter zahlt Lagerkosten für Rollstuhl
Ein Wermutstropfen bleibt: In den Keller passt nicht einmal der Sportrollstuhl. Kuster besitzt zwar einen Lagerraum, der ist aber randvoll mit Erinnerungen und persönlichen Dingen ihrer Kinder. Beim Umzug nach Wipkingen musste eine schnelle Lösung her: Die Sportgeräte wurden bei der Zügelfirma eingelagert. Das kostet – zu viel für die 57-Jährige. Mit ihrer Invalidenrente und der Hilflosenentschädigung kommt sie nur knapp über die Runden. SOS Beobachter half aus und übernahm die Lagerkosten von rund 1300 Franken. «Das verschaffte mir Luft», sagt Kuster. Ihr nächstes Projekt: die Lagerräumung. Altes loslassen und Platz für Neues schaffen.



Armut in der Schweiz 20.7.2024: Die Caritas hat immer Hochbetrieb:
Ansturm auf Caritas-Märkte: «Für diese Personen ist man in der Schweiz nicht wirklich da!»
https://www.blick.ch/wirtschaft/ansturm-auf-caritas-maerkte-fuer-diese-personen-ist-man-in-der-schweiz-nicht-wirklich-da-id19961439.html

Milena Kälin - Redaktorin Wirtschaft - Hunderttausende Menschen in der Schweiz können sich den Einkauf bei den grossen Detailhändlern nicht leisten. Sie sind auf die günstige Ware in den Caritas-Märkten angewiesen. Die Umsätze in Caritas-Märkten bleiben auf Rekordhöhe. Blick hat mit Betroffenen gesprochen.

Adrian S.* (23) geht seit zwei Jahren im Caritas-Markt einkaufen. «Als Velokurier verdiene ich nicht viel Geld», erklärt er gegenüber Blick. Bis zweimal die Woche deckt er sich deshalb mit den vergünstigten Produkten ein. «Ich finde es cool, dass es dieses Angebot gibt. Ich kaufe hier vor allem Milch, Früchte, Snacks und Konservendosen wie beispielsweise Thunfisch.»

Im Caritas-Markt einkaufen darf S., weil er ein geringes Einkommen hat. Aber auch Asylsuchende, Flüchtlinge, Personen, die Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen oder Stipendien erhalten – sie alle können vom Angebot profitieren.

So auch Maria C.*. Die Seniorin ist vor zwei Jahren aus der Ukraine geflüchtet. Seither geht sie einmal die Woche im Caritas-Markt ihre Besorgungen erledigen. «Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit. Es ist eine grosse Hilfe für mich», sagt die Ukrainerin. Neben Lebensmitteln greift sie auch bei Shampoo und Hygieneartikeln zu. Blick konnte vor dem Caritas-Markt in Zürich mit beiden sprechen.

Umsatzzahlen auf Rekordniveau
Adrian P. und Maria C. zählen zu den 750'000 Menschen in der Schweiz, die auf das Angebot von Caritas angewiesen sind. Insgesamt besuchen täglich 4000 Kundinnen und Kunden die 23 Läden. Damit ist die Frequenz im ersten Halbjahr 2024 gleich hoch wie im Vorjahr. Kein Grund zur Freude meint der Leiter der Märkte, Thomas Künzler (63): «Der Umsatz liegt nach sechs Monaten wie im Vorjahr bei 8,9 Mio. Franken. Damit liegen die Zahlen immer noch auf dem Rekordniveau von 2023.» Eine Verbesserung der Lage sei nicht in Sicht.

Schuld gibt Künzler allen voran der Inflation, obwohl diese im Juni auf 1,3 Prozent gesunken ist. «Die Preise der Grundnahrungsmittel liegen immer noch auf einem sehr hohen Niveau.» Ein Preisvergleich der Caritas von September 2021 und Juli 2024 zeigt: Der Preis von einem Liter Olivenöl ist im Detailhandel von 3.70 auf 9.99 Franken gestiegen! Dabei werden immer die günstigsten Preise miteinander verglichen. Der Preis für Olivenöl hat sich also fast verdreifacht: für einen Haushalt mit wenig Budget untragbar.

«Die Preise bei uns liegen in der Regel 25 Prozent tiefer», so Künzler. Das Sortiment umfasst 1000 Artikel. Gewisse Produkte sind deutlich günstiger, bei anderen sind die Preise dagegen praktisch identisch. Neben Lebensmitteln bietet Caritas auch Putzmittel, die volle Palette an Hygieneprodukten sowie Spielzeug für Kinder an. Aktuell gibt es zudem Schultaschen zu kaufen – für 12.50 Franken.






Jede vierte Person pumpt sich Geld

https://www.nau.ch/lifestyle/geld/finanzen-jede-vierte-person-pumpt-sich-geld-66776557



Armut in der Schweiz am 6.9.2024: Welche Rechnungen bleiben UNbezahlt?
Viele Schweizer haben Steuerschulden: Was tun, wenn ich meine Rechnungen nicht zahlen kann?
https://www.blick.ch/life/ratgeber/viele-schweizer-haben-steuerschulden-was-tun-wenn-ich-meine-rechnungen-nicht-zahlen-kann-id20111293.html

Olivia Ruffiner - Redaktorin - Die Inflation drückt, Lebensmittel und Mieten werden teurer: Am Ende des Monats bleibt weniger übrig als geplant. Jährlich suchen immer mehr Menschen Hilfe bei externen Beratungsstellen – auch junge. Experten skizzieren unterschiedliche Wege aus den Schulden.

Der Gang zur Schuldenberatung erfordert Mut. Jährlich suchen gut 6000 Personen in der Schweiz Rat in finanziellen Belangen. Ein Grund dafür sind die immer höheren Lebenshaltungskosten.

Hinzu kommt, dass die Beschäftigungslage in der Schweiz weiterhin gut ist, was die Stellensuche schwierig gestaltet. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der offenen Stellen im zweiten Quartal 2024 um elf Prozent zurück, wie eine Studie des Personaldienstleisters Adecco zeigt.

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SCHWEIZ ist für viele UNbezahlbar am 7.9.2024: Beispiel "Krankenkasse" und das neue System Efas:
Delegiertenversammlung: Mitte will bezahlbares Gesundheitssystem

https://www.blick.ch/politik/partei-haelt-delegiertenversammlung-ab-mitte-will-bezahlbares-gesundheitssystem-id20114774.html

SDA - Die Mitte Schweiz hat an ihrer Delegiertenversammlung ein Manifest für eine für alle zugängliche und bezahlbare Gesundheitsversorgung verabschiedet. Zur Änderung des Krankenversicherungsgesetzes, über die das Volk im November abstimmt, fasste sie die Ja-Parole.
Auch nach Ablehnung der von der Mitte lancierten Gesundheitskostenbremse-Initiative im Juni will die Mitte am «Sorgenthema Nummer 1» der Schweizer Bevölkerung dranbleiben. Der Prämienherbst stehe vor der Türe und erneut sei ein Anstieg der Krankenkassenprämien um sechs Prozent prognostiziert.
Es dürfe nicht sein, dass die Versicherten die immer höheren Kosten eines «reformunfähigen Gesundheitssystems» bezahlen müssten. Besonders betroffen sind davon der Mittelstand und die Familien, wie Pfister sagte. Deshalb setze sich die Mitte für ein Ja zur Efas-Vorlage für eine einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen ein, über die am 24. November abgestimmt wird. Auch die EVP Schweiz hat am Samstag an ihrer Delegiertenversammlung in Wil SG die Ja-Parole zur Efas-Vorlage gefasst.
Ein Manifest mit Forderungen der Mitte, das die Delegiertenversammlung in Wettingen AG diskutiert, solle weiter dazu beitragen, dass auch künftige Generationen «auf ein qualitativ hochstehendes, aber zugleich für alle zugängliches und bezahlbares Gesundheitswesen zählen dürfen», sagte Pfister.

Manifest mit sieben Punkten
Die Zürcher Mitte-Nationalrätin Yvonne Bürgin und der Genfer Mitte-Nationalrat Vincent Maitre präsentierten das Manifest mit sieben Punkten. Dieses sieht vor, dass Apotheker sowie speziell ausgebildetes Pflegepersonal die Ärzteschaft in der Grundversorgung entlasten sollen. Hausarztmodelle sollen gefördert und es soll vermehrt über die Kantonsgrenzen zusammengearbeitet werden.
Weiter verlangt das Manifest, die Chancen der Digitalisierung konsequent zu nutzen, mit mehr Transparenz die Kostenkontrolle zu verbessern, die Vergütungen für Medikamente zu überdenken sowie die Selbstkompetenz der Patientinnen und Patienten zu stärken.

8 Milliarden sparen
Das Sparpotenzial sei eigentlich seit langem bekannt, heisst es im Manifest. Gemäss einem Expertenbericht des Bundes könnten acht Milliarden Franken oder 20 Prozent der Kosten der obligatorischen Krankenversicherung ohne Qualitätsverlust eingespart werden; allein indem Verschwendung und Ineffizienz vermieden würden.
Weil die Koordination fehle, gebe es viele Doppelspurigkeiten in der Versorgung. Mit der Senkung überteuerter Tarife und Medikamentenpreise würden Fehlanreize für unnötige Behandlungen vermieden.

Ja zu Efas
Die Delegiertenversammlung fasste am Samstag einstimmig die Ja-Parole für die einheitliche Finanzierung von Gesundheitsleistungen (Efas). Das Schweizer Stimmvolk entscheidet am 24. November über die nötige Anpassung des Krankenversicherungsgesetzes. Efas soll einen Anreiz für die Verlagerung von stationären zu ambulanten Behandlungen schaffen und damit den Prämienanstieg eindämmen.
Heute werden stationäre Behandlungen von Kantonen und Krankenkassen bezahlt, während ambulante Behandlungen allein von Krankenkassen gedeckt werden. Die Vorlage geht auf einen Vorstoss aus dem Jahr 2009 der ehemaligen Aargauer Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel zurück.

Zusammenarbeit mit EU wichtig
Die konstruktiven Kräfte der Mitte-Partei seien auch für die Beziehungen mit der Europäischen Union gefragt. Eine starke Zusammenarbeit mit der EU sei wichtig für den Wohlstand der Schweiz. Ein künftiges Abkommen müsse allerdings mit der direkten Demokratie vereinbar sein und Regeln für den Lohnschutz und die Zuwanderung enthalten.
Die Mitte schlage eine Schutzklausel vor, die es der Schweiz erlauben soll, die Zuwanderung aus der EU zu begrenzen, sobald bestimmte Schwellenwerte überschritten würden. Anstelle einer starren Obergrenzen sollten der Bundesrat oder die Kantonsregierungen befristete Massnahmen zu gewisse Branchen oder Regionen treffen können.
Wichtig sei zu differenzieren. «Nimmt zum Beispiel die Zuwanderung im Bündner Gastgewerbe massiv zu, soll nicht das Gesundheitswesen in Genf darunter leiden», sagte Pfister. Die Mitte habe diesen Vorschlag bereits bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative eingebracht, damals aber von SP und FDP keine Unterstützung erhalten.

Umbenennung sei ein Erfolg
Die per Anfang 2021 erfolgte Öffnung der Partei mit der Umbenennung von CVP auf «Die Mitte» bezeichnete Pfister als Erfolg. Bei den nationalen Wahlen 2023 habe die Mitte mehr Sitze erobert als zuvor BDP und CVP zusammen. Erstmals seit 1848 sei die Partei im Nationalrat stärker als die FDP.
Als stärkste Kraft im politischen Zentrum müsse sich die Mitte mit ihrer Politik glaubwürdig gegen Links und gegen Rechts abgrenzen. Es sei bedenklich, «wenn andere Meinungen niedergeschrien und nicht mehr gehört» würden, sagte Pfister mit Verweis auf die Wahlen in den USA, Frankreich sowie Sachsen und Thüringen.
«Wir wollen eine Schweiz, in der sich alle Menschen frei entfalten können und dennoch nicht gleichgültig gegenüber Gesellschaft, Umwelt und den nächsten Generationen handeln», sagte Pfister.



Armut in der Schweiz am 7.9.2024. Rentner sind teilweise armi Sieche:
Blick ins Portemonnaie des pensionierten Ehepaars Holzer: «Die Rente reicht nicht – wir brauchen unser Erspartes auf»
https://www.blick.ch/wirtschaft/blick-ins-portemonnaie-des-pensionierten-ehepaars-holzer-die-rente-reicht-nicht-wir-brauchen-unser-erspartes-auf-id20114653.html

Für die Beobachter-Serie legen Leute ihr Einkommen offen. Das Ehepaar Holzer ist pensioniert – und spürt das im Portemonnaie.

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Armut im Kanton Bern am 14.9.2024: Bevölkerung wächst - Gefängnisse sind zu klein:
«Trauerspiel für den Kanton»: Kein Container-Knast in Bern – Strafen könnten verjähren
https://www.blick.ch/politik/trauerspiel-fuer-den-kanton-kein-container-knast-in-bern-strafen-koennten-verjaehren-id20137447.html




Armut im Kanton Zug am 7.10.2024: Zug ist jetzt UNbezahlbar - Flucht in grosse Kantone:
Flucht aus dem Steuerparadies: «Zug ist für den Mittelstand unbezahlbar geworden»
https://www.blick.ch/wirtschaft/vielen-wird-der-kanton-zu-teuer-3-zuger-fluechten-aus-dem-steuerparadies-zug-ist-fuer-den-mittelstand-unbezahlbar-geworden-id20199751.html

Fototext: Urzugerin Sarah Kaufmann (43) wurde unverhofft zur Aargauerin.

Der Artikel:

Thomas Schlittler und Siggi Bucher - Dem Tiefsteuerkanton läuft die Bevölkerung davon. In zehn Jahren wanderten netto 3082 Einwohner mit Schweizer Pass ab. Betroffene erzählen.

Sarah Kaufmann (43) ist Zugerin durch und durch. «Ich bin Chamer Bürgerin», sagt sie stolz. Die Zuger Fasnacht ist für sie Ehrensache. Das Mithelfen im Verein ebenso. Vor drei Jahren erlitt Kaufmanns Lokalpatriotismus allerdings einen herben Dämpfer: Sie wurde gegen ihren Willen zur Aargauerin.

«Nach der Trennung von meinem Freund fand ich im Kanton Zug keine bezahlbare Wohnung. Als Einkaufsmanagerin in einem Industriebetrieb verdiene ich zwar nicht schlecht. Bei der Wohnungssuche musste ich aber feststellen, dass Zug für den Mittelstand unbezahlbar geworden ist. Ich hätte die Hälfte meines Lohns für die Miete ausgeben müssen, um eine anständige Wohnung zu bekommen. Das kam nicht infrage. Ich suchte deshalb über die Kantonsgrenzen hinweg und wurde in Abtwil AG fündig. Jetzt bezahle ich 1900 Franken für eine 3,5-Zimmer-Wohnung. Im Kanton Zug würde so eine Wohnung monatlich 3000 bis 3500 Franken kosten.»
Zugerinnen und Zuger kehren ihrer Heimat immer häufiger den Rücken. Durch die internationale Zuwanderung wächst der Kanton zwar weiter. Er zählt mittlerweile rund 133’000 Einwohner. Bei der Bevölkerung mit Schweizer Pass jedoch war der Wanderungssaldo in den letzten zehn Jahren negativ, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen.

Urzuger verlassen die Heimat
Während sich seit 2014 24'769 Schweizerinnen und Schweizer in Zug ansiedelten, entschieden sich 27'851 für einen Wegzug. Unter dem Strich wanderten netto 3082 Einheimische ab. Der Ausländeranteil liegt mittlerweile bei 30,3 Prozent. In den 90er-Jahren war er halb so hoch.
Eine Analyse der «Zuger Zeitung» kam 2023 zum Schluss, dass die meisten Zugerinnen und Zuger, die ihre Heimat verlassen, in Nachbargemeinden unweit der Kantonsgrenze ziehen. Topdestinationen sind Küssnacht am Rigi SZ, Arth SZ und das Zürcher Säuliamt. Aber auch das Luzernische sowie das Aargauer Freiamt stehen bei Zug-Auswanderern hoch im Kurs.
Der Hauptgrund liegt auf der Hand: Die Strategie des Kantons, mit tiefen Steuern Unternehmen und Reiche aus der ganzen Welt anzulocken, treibt die Mietpreise in schwindelerregende Höhen. Gemäss einer Auswertung des Immobilienportals Newhome kostet eine Mietwohnung im Kanton Zug pro Monat durchschnittlich 2819 Franken. Zum Vergleich der Mittelwert aller Kantone: 1779 Franken.

Fachstelle beobachtet Verdrängung
Angesichts solcher Mietpreise hilft es Geringverdienern nur bedingt, wenn der Kanton verspricht, in den nächsten Jahren für 99 Prozent der Spitalkosten aufzukommen. Die Fachstelle Punkto, die sich in Zug um Familien und sozial Benachteiligte kümmert, urteilt deshalb in ihrem Jahresbericht: «Die Verdrängung weniger privilegierter Menschen in benachbarte Kantone wird zu einer zunehmend besorgniserregenden Realität.»

Zu den Verdrängten gehört Jasmine Heer (38), Optikerin von Beruf. Nach einer Mietzinserhöhung verliess auch sie den Kanton Zug:
«Ich bin im Zürcher Oberland aufgewachsen und wegen der Liebe nach Zug gekommen, genau genommen nach Unterägeri. Mir hat es im Kanton Zug extrem gut gefallen. Nicht nur wegen des Sees und der Berge, sondern auch wegen der freundlichen Menschen. Man grüsst sich und schaut aufeinander. Doch dann kam eine Mietzinserhöhung: 100 Franken mehr pro Monat. Das konnte ich mir nicht leisten. Nun habe ich im Aargau eine günstigere Wohnung gefunden. Zwar werde ich wieder etwas mehr Steuern bezahlen müssen, das fällt bei meinem Lohn jedoch weniger ins Gewicht als die Miete. Ich vermisse den Kanton Zug aber schon jetzt und hoffe, dass ich eines Tages dorthin zurückkehren kann.»
Die Zuger Regierung ist sich der Problematik bewusst. Im Interview mit Blick sagt Frau Landammann Silvia Thalmann-Gut (63, Mitte): «Ich habe auch in meinem Bekanntenkreis viele Menschen, die aus dem Kanton Zug weggezogen sind.»
Diese Woche präsentierte der Regierungsrat deshalb ein Massnahmenpaket, um die explodierenden Wohnkosten in den Griff zu bekommen: Vereinfachte Baubewilligungs-Abläufe und gelockerte Bauvorschriften sollen den Wohnbau fördern, gemeinnützige Bauträgerschaften leichter zu Darlehen kommen – und Unterstützungsbeiträge für bedürftige Haushalte «optimiert» werden.

Steuern sinken weiter
Ob das ausreicht, um Zug auch für Normalverdienende wieder bezahlbar zu machen, scheint fraglich. Denn eine Abkehr von der Tiefsteuerpolitik – dem wichtigsten Treiber der Immobilienpreise – kommt für die Verantwortlichen nicht infrage.

Jeder achte Zuger ist Millionär
Das Gegenteil ist der Fall: Im Juli hat der Regierungsrat weitere Steuersenkungen angekündigt. Zwischen 2026 und 2029 soll der Kantonssteuerfuss um vier Prozent gesenkt werden. Thalmann-Gut: «Wir wollen Zug nicht künstlich unattraktiv machen.»
Renato Ugolini (59) schüttelt darüber nur den Kopf. Der Exil-Zuger, der den Kanton 2005 verliess und heute in Neuhausen am Rheinfall SH lebt, beunruhigt die Entwicklung seiner alten Heimat sehr:
«Ich bin mitten in Zug, im Guthirt-Quartier aufgewachsen und habe in einer Schlosserei in der Altstadt die Lehre gemacht. Doch wenn ich heute in der Stadt unterwegs bin, treffe ich kaum mehr jemanden, den ich kenne. Stattdessen wird überall Englisch gesprochen. Meine beiden Söhne leben noch in Zug. Der Ältere ist 34 und hat zwei kleine Kinder. Sie wohnen in einer kleinen Vierzimmerwohnung. Gerne hätten sie etwas Grösseres. Doch das ist mit einem Dachdecker-Lohn praktisch unmöglich. Mir kommt es so vor, als ob die Stadt, ja der ganze Kanton, die Vergangenheit und damit das Gedächtnis verliert. Zug wird dement.»


Schweiz ist UNbezahlbar am 7.10.2024: z.B. in Zürich:
Immo-Irrsinn in Zürich: 2-Zimmer-Wohnung kostet 1,8 Millionen Franken
https://www.blick.ch/wirtschaft/immo-irrsinn-in-zuerich-kleine-2-zimmer-wohnungen-soll-1-8-millionen-franken-kosten-id20204705.html





Verdacht Mafia-Aktivitäten in Zürich-Altstetten am 8.10.2024: Hauspreise und Mietpreise explodieren:
Irrer Preisanstieg: Zürcherin muss langjähriges Zuhause verlassen
https://www.nau.ch/news/schweiz/irrer-preisanstieg-zurcherin-muss-langjahriges-zuhause-verlassen-66841441

In Zürich steigen die Mietkosten enorm. Eine Betroffene musste deshalb ihr Zuhause verlassen – nach 20 Jahren.

    Im Blüemliquartier in Zürich-Altstetten steigen die Wohnungsmieten unaufhaltsam.
    Eine langjährige Bewohnerin des Quartiers konnte sich ihr Haus nicht mehr leisten.
    Das Beispiel der Zürcherin zeigt die fortlaufende Gentrifizierung exemplarisch.

An der Edelweissstrasse 33 im Zürcher Blüemliquartier steht ein unscheinbares zweistöckiges Haus. Doch trotz seiner bescheidenen Erscheinung liegt die Miete bei 4500 Franken im Monat.

Ein Betrag, der für Menschen wie Yvonne Kunz unerschwinglich geworden ist, wie der «Beobachter» schreibt.

Steigende Mietkosten sind für viele Menschen in der Schweiz ein Problem. – afp

Kunz, eine Journalistin und Autorin, lebte bis vor einem Jahr in diesem Haus. Die 52-Jährige hat zwei Jahrzehnte im Blüemliquartier gelebt und hier ihre Tochter grossgezogen. «Es war ein Zuhause.»

Damals zahlte sie knapp 3000 Franken Miete für ihr Haus mit Garten.

Vor zwei Jahren jedoch meldete die Vermieterin Eigenbedarf an und Kunz musste ausziehen. Die Vermieterin zog dann nicht ein, das Haus wurde jedoch neu vermietet – an eine WG. Nach langer Suche konnte Kunz keine neue Bleibe im Quartier oder in der näheren Umgebung finden.
Mieten steigen unaufhaltsam

Seit eineinhalb Jahren lebt Yvonne Kunz nun in Winkel ZH, nahe beim Flughafen. «Ich bin ein Aufwertungsopfer, anders kann man es nicht sagen.»

Die Mieten im Quartier sind astronomisch hoch: Angebote für 5000 Franken im Monat sind keine Seltenheit. In den letzten 15 Jahren haben fast ein Fünftel der Grundstücke im Quartier den Besitzer gewechselt.
Ist deine Miete schon mal stark gestiegen?

Die Gründe für den unfreiwilligen Wegzug sind vielfältig und individuell. Doch eines ist klar: Wohnen in der Stadt wird immer teurer, besonders in begehrten Quartieren wie dem Blüemliquartier.
«Im Moment scheint kein Preis zu hoch»

Immer wieder sorgen Miet- oder Kauf-Inserate aus der Region Zürich mit horrenden Preisen für Schlagzeilen. Kürzlich etwa wurde ein einfaches Reihenhüsli im selben Quartier für 2,25 Millionen Franken versteigert.

Das Reiheneckhaus liegt im Blüemliquartier eingangs Altstetten. – Nau.ch/Nico Leuthold

Ein grosser Batzen: Für einen Kaufpreis von 2,25 Millionen Franken braucht es ein Eigenkapital von mindestens 450'000 Franken. Hinzu kommt ein Mindesteinkommen von 359'000 Franken.

Yvonne Hess, die ebenfalls im Blüemliquartier wohnt, sagt zum «Beobachter»: «Im Moment scheint kein Preis zu hoch, um einen Käufer zu finden. Ich frage mich, wohin das führt.»


Ständerat weiss nicht, dass die Hütte brennt am 8.10.2024: Viele Leute in der Schweiz können die Krankenkasse schlichtweg NICHT MEHR ZAHLEN:
Ständeratskommission lehnt kantonale Einheitskrankenkassen ab
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/standeratskommission-lehnt-kantonale-einheitskrankenkassen-ab-66841819

Kantone dürfen vorerst keine Einheitskrankenkassen einführen, so die Kommission des Ständerates.

Die Kantone sollen vorderhand keine kantonalen Einheitskrankenkassen einführen dürfen. Dieser Meinung ist die zuständige Kommission des Ständerates. Sie lehnt eine Genfer Standesinitiative ab.

Die Initiative verlangt Rechtsgrundlage, damit die Kantone die Einheitskrankenkassen einführen können. Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerats (SGK-S) will aber vor weiteren Schritten einen Bericht des Bundesrats abwarten.

Die SGK-S fällte ihren Entscheid, der Standesinitiative nicht Folge zu geben, mit sieben zu vier Stimmen mit einer Enthaltung. Dies teilten die Parlamentsdienste am Dienstag mit. Sie findet, dass kantonale Einheitskrankenkassen erhebliche Schwierigkeiten bei der Umsetzung und Durchführung mit sich bringen würden.
Zweifel an Kosteneffizienz von Einheitskrankenkassen

Ebenso zweifelt die Kommission daran, dass Einheitskassen die Gesundheitskosten verringern würden. Zurzeit entfielen weniger als fünf Prozent des Prämienvolumens auf die Verwaltung der Kassen. Auch hätten die Kantone schon heute die Möglichkeit, selbst eine Kasse zu gründen, die in Konkurrenz mit bestehenden Kassen stehen würde.

Vor zehn Jahren lehnten die Schweizer Stimmberechtigten die Einführung einer Einheitskrankenkasse mit 61,9 Prozent ab. Nein sagte mehrheitlich die deutschsprachige Schweiz, während die Westschweiz die entsprechende Volksinitiative guthiess. Als Nächstes entscheidet der Ständerat über die Initiative.




Armut in der Schweiz am 16.11.2024: 67.000 Kinder betroffen, 269.000 Kinder+Jugendliche gefährdet:
Armut: Kein Schwimmkurs – so leiden arme Kinder in Schweiz
https://www.nau.ch/news/schweiz/armut-kein-schwimmkurs-so-leiden-arme-kinder-in-schweiz-66849000

Bern, 16.11.2024 - 16:59

Sina Barnert - Kinder und Jugendliche leiden in der Schweiz besonders oft unter Armut. Organisationen gehen von bis zu 100'000 Betroffenen aus.

Das Wichtigste in Kürze

    Eine neue Studie zu Armut zeigt, dass Kinder und Jugendliche am meisten betroffen sind.
    Total seien es 76'000 Kinder, sagt die Skos. Die Caritas spricht gar von 100'000.
    Armutsbetroffene Kinder seien in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe eingeschränkt.

2022 lebten rund 269'000 Menschen unter 18 Jahren unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze. Das sagt eine Mitte Oktober erschienene Studie zur materiellen Situation von Kindern und Jugendlichen aus.

Konkret heisst das: Über 17 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz leben in Armut oder drohen in die Armut abzurutschen.

Aline Masé, stellvertretende Bereichsleiterin Grundlagen und Politik von Caritas Schweiz, sagt dazu: «Mehr als jedes sechste Kind in der Schweiz hat kaum genug zum Leben.» Das bedeute, dass in jeder Schulklasse mindestens drei Kinder sitzen würden, die armutsbetroffen seien.
Kinder und Jugendliche erhalten am häufigsten Sozialhilfe

Es seien 76'000 Kinder und Jugendliche, die in der Schweiz von der regulären Sozialhilfe unterstützt würden. Das erklärt Ingrid Hess, Sprecherin Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (Skos). Das sei mit 4,8 Prozent «der höchste Wert unter allen Altersgruppen».

Die Caritas geht sogar von noch mehr Kindern aus. Masé sagt dazu: «Wer Anspruch auf Sozialhilfe hat, ist gemäss BFS von Armut betroffen. Unter dieser Grenze lebten im Jahr 2022 gemäss Bundesamt für Statistik rund 100'000 Kinder.»

Aber wann gilt ein Kind genau als armutsbetroffen?
In der Schweiz sind 76'000 Kinder von Armut betroffen. (Symbolbild)
Simon Huber von der Heilsarmee sagt: «Kinder können an öffentlichen Angeboten nicht teilnehmen, die die Entwicklung fördern.»
Sogar 269'000 leben unter der Armutsgefährdungsgrenze. Das seien drei Kinder pro Klassenzimmer, sagt die Caritas. (Symbolbild)
Armut führe dazu, dass Kinder und Jugendliche nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben könnten, sagen verschiedene Stellen.
Auch die Bildungschancen seien kleiner, was in der Zukunft weitere Armut bedeuten könne.
Es müsse mehr gegen Kinderarmut getan werden. Die Kantone seien in der Pflicht, findet die Caritas.

Hess dazu: «Die Armutsgrenze wird von den Richtlinien der Skos abgeleitet. Sie betrug 2022 durchschnittlich 4010 Franken für zwei Erwachsene mit zwei Kindern.»

Von diesem Betrag müsse man Ausgaben des täglichen Bedarfs decken. Das seien Essen, Hygiene, Mobilität, die Miete und weitere Posten, nicht jedoch die Krankenkassenprämien.

«Viel zu tief»
Das sorgt für Kritik.
Aline Masé meint: «Aus Sicht von Caritas ist die Armutsgrenze, die sich am Existenzminimum der Sozialhilfe orientiert, viel zu tief.» Davon müssten nebst den oben genannten Dingen auch «Haushaltsführung, Internet, Handy, TV, Versicherungen, Freizeit, Bildung und so weiter bezahlt werden».
Sollte mehr gegen Kinderarmut getan werden?
Das sei ein Problem, denn: «Die Teilhabe an der Gesellschaft ist damit nicht möglich. Die Studie zeigt auf, dass die Sozialhilfe zu tief ist und die negativen Folgen von Armut für Kinder nicht reduziert.»
Die Caritas orientiere sich an der Armutsgefährdungsgrenze, die das Bundesamt für Statistik jährlich berechne. Und die liege für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 5432 Franken pro Monat.
«Diese Grenze geht davon aus, dass auch ärmere Menschen in der Schweiz an der Gesellschaft teilhaben sollen», so Masé.

Arme Kinder können nicht in Schwimmkurs oder ins Museum
Aber was bedeutet es für Kinder und Jugendliche konkret, von Armut betroffen zu sein? Simon Bucher, Pressesprecher der Heilsarmee, sagt dazu: «Kinder können an öffentlichen Angeboten nicht teilnehmen, die die Entwicklung fördern.»
Dazu gehöre beispielsweise ein Schwimmkurs. Auch seien Freizeitaktivitäten stark eingeschränkt – es sei zum Beispiel nicht möglich, ins Museum zu gehen.
Das bekräftigt auch Aline Masé: «Kinder, die von Armut betroffen sind, sind in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe und in den Bildungschancen eingeschränkt.»
Das heisse beispielsweise, dass sie in ihrer Freizeit nicht mit den Eltern in den Zoo gehen könnten. Oder nicht mit auf einen Ausflug mit Freunden gingen, weil dies nicht im Budget liege.
Masé weiter: «Betroffene Kinder haben auch meist keine Möglichkeit, ausserschulischen Nachhilfeunterricht zu besuchen. Das schmälert ihre Bildungschancen.»
Ingrid Hess erklärt: «Kinder, die in einem Elternhaushalt leben, der von der Sozialhilfe mitunterstützt wird, erfahren häufig Einschränkungen zu schulischen Unterstützungsangeboten. Diese Einschränkungen erschweren den Kindern eine gute Ausbildung, was meist der Schlüssel wäre, um dereinst der Armut zu entfliehen.»

Arme Kinder haben öfter gesundheitliche Probleme
Kinder aus einer armen Familie hätten auch schlechtere Entwicklungschancen und häufiger gesundheitliche Probleme. Diese würden sich dann vor allem mit zunehmendem Alter zeigen.
Ein Caritas-Interview mit einer betroffenen Familie von 2017 zeigt, wie sich Armut auf den Alltag auswirken kann. Darin erzählt die siebenjährige Olivia, sie dürfe nur Kleider mit roten Kleberli aussuchen – also Sale-Artikel.
Ihre Mutter erinnert sich zudem daran, wie Olivia im Kindergarten erzählte, andere Kinder hätten Spielzeug im Adventskalender. Sie selbst hatte nur Schoggi – das zu hören, sei für das Mami zuerst «schlimm» gewesen.

Organisationen fordern Politik zum Handeln gegen Armut auf
Einig sind sich die Caritas, die Skos und die Heilsarmee in folgendem Punkt: Es wird zu wenig gegen Kinderarmut in der Schweiz getan.
Die Studie zeigt laut Ingrid Hess: Die aktuellen Sozialhilfeleistungen sind für Kinder teilweise unzureichend, um ihnen einen angemessenen Lebensstandard zu gewährleisten.
«Die Skos-Richtlinien sehen für ein Kleinkind dieselben Unterstützungsleistungen vor wie für Jugendliche. Die Studie schlägt deshalb altersabhängige Leistungen für die Sozialhilfe vor.»
Weiter gehen will die Caritas: Sie möchte die Kantone stärker in die Pflicht nehmen, beispielsweise bei Kita-Kosten und Krankenkassenprämien.
Aline Masé ergänzt: «Ein weiteres wirksames Instrument gegen die Armut von Kindern und Jugendlichen sind Familien-Ergänzungsleistungen.» Die Kantone Genf, Waadt, Solothurn und Tessin hätten eine solche Familien-EL bereits eingeführt, der Kanton Fribourg habe sie beschlossen.










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