4. 8.
Der römische Sieg
gegen die Germanen unter Ariovist
Die Eskalation auf dem Hügel
"Germanen und Römer beschimpften sich in
einem fort. Einige ritten bis auf wenige Schritte aufeinander
zu und bewarfen sich mit Steinen." (S.360)
Germanische Gesandte bei Cäsar zwei Tage später:
Cäsar lässt verhandeln und gleichzeitig die Schlacht
vorbereiten
Korisios: "Ariovist wünschte eine weitere
Besprechung. Er bat Cäsar um einen Terminvorschlag oder um die
Entsendung von Vertrauten. Cäsar ging zum Schein darauf ein.
Während er bereits die Schlacht vorbereitete, sollte Ariovist
glauben, dass man demnächst wieder verhandeln würde. Dass
Cäsar ausgerechnet mich und den Prinzen Valerius Procillus als
Gesandte schickte, empfanden wir als Auszeichnung. Am Anfang
wenigstens." (S.361)
Ariovist lässt die keltischen Cäsar-Gesandten
festnehmen
"Cäsar schickt uns Kelten!" brüllte Ariovist. "Hat er Angst um
seine römischen Offiziere!" - Procillus erwiderte: "Ariovist,
ich bin Procillus, Fürst der Helvier und..." - "Legt sie in
Ketten, diese Spione!" Wir hatten gar keine Zeit, uns zu
wehren. Während Ariovist uns wieder den Rücken zudrehte und
sich seinen Gästen zuwandte, wurden wir unsanft aus den
Sätteln gerissen und in Ketten gelegt.," (S.362)
Korisios: "Procillus schaute mich ungeduldig an. Ich sagte es
ihm: "Ich begreife allmählich, wieso Cäsar nicht einen Legaten
oder Tribun geschickt hat. Sondern uns zwei. Er hat uns
geopfert. Er wusste, dass seine Unterhändler nicht mehr
zurückkehren werden." (S.363)
Korisios: "Bereits wenige Stunden später wurden wir auf die
Karren getrieben und mit anderen Geiseln zusammengepfercht.
Ariovist marschierte Cäsar entgegen." (S.364)
Ariovist lässt eine keltische Geisel dem Feuergott opfern:
"Gegen Abend erschien eine zahnlose Greisin bei den Geiseln
[...] Sie trat vor einen jungen Kelten, der neben uns
angekettet war und schleuderte ihm plötzlich Asche vor die
Brust, die sie in der geballten Faust versteckt hatte. Dann
kniete sie nieder und vermischte die Asche mit Erde. Nachdem
sie ein paar gutturale Laute ausgestossen hatte, ging sie
wieder. Gleich darauf erschienen Fackelträger, die den jungen
Kelten losbanden und wegschleppten. Wir hörten seine Schreie,
als sie ihn dem Feuergott opferten." (S.365)
Ariovist kreist Cäsars Lager ein - ausgezeichnete
germanische Reitertruppen
"Am nächsten Tag führte Ariovist seine Truppen an Cäsars Lager
vorbei und lagerte dahinter. So schnitt er Cäsar von seinen
Nachschubwegen ab [...] Ariovist spielte auf Zeit. Er wich
jeder Schlacht aus." (S.365)
Korisios: "Die germanischen Reiter waren weit überlegen. Die
Fusstruppen hielt Ariovist sorgfältig in seinem Lager zurück.
Noch wollte er keine offene Feldschlacht. Ihm genügten die
täglichen Scharmützel, aus denen er stets als Sieger
hervorging. Sie stärkten die Moral seiner Truppe. Und
schwächten die der Römer. Cäsar geriet (S.365) in Zugzwang."
(S.366)
Aberglaube: Korisios: "Im Morgengrauen hörte ich, wie zwei
germanische Wachen sich über die Weissagungen ihrer Seherinnen
unterhielten. Sie hatten in der Nacht prophezeit, dass
Ariovist erst nach Neumond erfolgreich sein könne. Vermutlich
ging es in Cäsars Lager nicht anders zu. Die Römer hatten
meist ihre weissen Hühner bei sich. Man deutete dann die Art
und Weise, wie die Hühner ihre Körner pickten." (S.366)
Schlacht der Heere von Ariovist und Cäsar - der
Aberglaube: germanischer Sieg nach Neumond
Korisios: "Wenig später griff Ariovist überraschend das kleine
Lager an, das nur von zwei Legionen verteidigt wurde [...] Bei
Sonnenuntergang zogen sich die Germanen zurück. Auf beiden
Seiten waren die Verluste beträchtlich. Von Gefangenen
erfuhren die Centurionen die Prophezeiung der Seherinnen. Die
Götter würden den Germanen den Sieg erst nach Neumond
schenken." (S.367)
Cäsar lässt angreifen
Korisios: "Daraufhin rückte Cäsar am nächsten Morgen erneut
mit allen seinen Legionen aus. In beiden Lagern liess er nur
wenige Männer zurück. Vor dem kleinen Lager stellte er zum
Schein seine Hilfstruppen auf und rückte dann in dreifacher
Schlachtlinie auf Ariovists Stellung zu. Ariovist hatte keine
Wahl. Er musste kämpfen." (S.367)
Korisios als Geisel bei Ariovist: "Wir waren eingeklemmt
zwischen Hunderten von Wagen, die sich gegenseitig
behinderten. Frauen und Kinder standen aufgeregt auf den
Karren und warteten auf den Beginn der Schlacht." (S.367)
Korisios: "Cäsar eröffnete die Schlacht auf der rechten Seite
[...] Die Germanen stemmten sich in der üblichen
Phalanxformation den Römern entgegen [...] Doch die Götter
waren unschlüssig, wem der Sieg zu schenken war. Während die
Germanen auf der linken Seite leicht zurückgedrängt wurden,
stiessen sie auf der rechten Seite tiefer in die römischen
Reihen vor. Dies bemerkte der junge Legat Publius Crassus, der
tüchtige Sohn des milliardenschweren Triumvirn. Er war
Anführer der Reiterei und hatte strikten Befehl, sich
vorläufig nicht an der Schlacht zu beteiligen.
Doch Publius Crassus handelte eigenmächtig; er schickte die
dritte Schlachtreihe, die Cäsar als Reserve zurückbehalten
hatte, in den Kampf und griff gleichzeitig mit seiner Reiterei
auf der rechten Seite an. Die Germanen waren über diesen
unerwarteten Angriff derart überrascht, dass sie auf der
rechten Seite zurückwichen, bis sie sich schliesslich ganz vom
Gegner abwendeten und Hals über Kopf die Flucht ergriffen. Die
(S.368) Frauen auf den Karren entblössten ihre Brüste und
schrieen ihren Männern zu, sie sollten weiterkämpfen, damit
sie nicht von römischen Zwergen geschändet würden." (S.369)
Flüchtende Germanen - Cäsar fordert die
Vernichtung der Sueben
Korisios: "Während andere Wagen sich nicht von er Stelle
bewegten oder wegen Achsbrüchen steckenblieben, ratterte unser
Karren wenig später inmitten der flüchtenden Germanen Richtung
Rhenus. Zwei bis drei Tage würde die Flucht dauern. Der Fluss
war noch weit entfernt. Aber die römische Kavallerie setzte
den Germanen nach. Es ging nicht darum, eine Schlacht zu
gewinnen. Cäsar hatte die Vernichtung der Sueben gefordert."
(S.369)
Befreiung von Korisios und Procillus
Korisios: "Plötzlich hörten wir ganz in der Nähe die
Angriffssignale der römischen Reiterei. Ich richtete mich
etwas auf und (S.369) sah, dass die germanischen Reiter, die
noch auf gleicher Höhe mit uns waren, reihenweise von den
Pferden fielen. Gleich wurden wir von römischen und
häduerischen Reitern überholt. Darunter erkannte ich auch
Cäsar. Er trug seinen wallenden roten Feldherrnmantel. Jetzt
sah er Procillus. Cäsar stürmte auf unseren Wagen zu. Der
Lenker brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit und wurde
von den nachrückenden Reitern niedergemacht. Cäsar riss die
Zügel der Pferde an sich und brachte den Wagen zum Stehen. Er
wandte sich an uns, und man sah, dass es ihm eine grosse
Genugtuung war, uns persönlich befreit zu haben." (S.370)
Korisios: "Stumm trabten wir am Rande des Schlachtfeldes ins
Lager zurück. Überall Leichen und das Stöhnen der Sterbenden.
Doch was sich hier abgespielt hatte, war nicht vergleichbar
mit Bibracte. Hier hatte man selbst den Tieren und Kindern die
Bäuche aufgeschlitzt, ja, es lagen sogar Hunde herum, denen
man alle vier Pfoten abgehackt hatte." (S.370)
Korisios: "Hätte Cäsar gegen Ariovist verloren, ich hätte
vermutlich Wanda nie mehr gesehen." (S.371)
Römische Soldaten fischen in einer Schlucht nach
keltischen Opfergegenständen
Korisios: "Am nächsten Tag zog ich mich in die Finsternis der
Wälder zurück [...] Doch plötzlich hörte ich Stimmen, die
nicht zur Anderswelt gehörten. Es waren keine heiligen
Stimmen, denn sie klangen laut, respektlos und rau (S.371)
[...] In dieser Schlucht floss ein Bach. Und in diesem Bach
standen römische Legionäre. Sie fischten all die verbogenen
Schwerter und goldenen Torques heraus, die bereits unsere
Ahnen an diesem Ort den Göttern geopfert hatten. Ich
erschauerte bei diesem Anblick. Wie konnte es jemand wagen,
die Götter derart herauszufordern?" (S.372)
Cäsar hat am nächsten Tag Kopfschmerzen und Korisios hat seine
Empfehlungen: "Kommen die Schmerzen vom Wein, empfehlen wir,
den Händler zu wechseln. Kommen die Schmerzen von den warmen
Winden, empfehlen wir einen Becher verdünnten Rotweins, kommen
die Schmerzen jedoch von geplünderten keltischen
Heiligtümern..." Cäsar richtete sich auf, hielt in der
Bewegung inne und verzog schmerzhaft das Gesicht. "Was willst
du damit sagen, Druide?" - "Du forderst die Götter heraus,
Cäsar!" - "Ich stehe unter dem Schutz der unsterblichen
Götter!" (S.372)
Cäsars Projekt: Ganz Gallien besetzen, dann das
Keltengold und Sklaven nach Rom schicken
Cäsar an Korisios: "Mit Glück habe ich die Helvetier besiegt,
mit Glück habe ich Ariovist besiegt, und mit demselben Glück
werde ich ganz Gallien unterwerfen. Ich brauche den Schutz
deiner Götter nicht, Druide! Um Gallien zu erobern, brauche
ich Legionäre! Und Legionäre brauchen Geld, sehr viel Geld!
Und all meinen Feinden in Rom werde ich mit Keltengold das
Maul stopfen und ihnen jedes Jahr mehr Sklaven schicken, als
sie in den letzten zehn Jahren gesehen haben!"
Korisios macht einen Heiltrank: "eine Mischung, die die
Blutgefässe erweiterte, bevor man sie wieder herauskotzte."
(S.377)
Cäsar: "Du bist ein seltsamer Druide, Korisios", murmelte
Cäsar. "Mein Grammaticus, Antonius Gripho, hat mir seinerzeit
erzählt, dass Druiden nur Wasser und Milch trinken." (S.380)
Korisios: "Der Wein ist für uns kein Genuss-, sondern ein
Heilmittel." (S.380)
Cäsar: "Wenn ich das richtig verstehe, Druide, dann sauft ihr
keinen Wein, ihr sauft Heilmittel [...] (S.380) Druide, die
Schmerzen sind aus meinem Körper gewichen." (S.381)
Korisios: "Langsam fragte ich mich ernsthaft, ob die Auswahl
der Kräuter und die Zubereitung überhaupt eine Rolle spielten.
Entschieden die Götter nicht ohnehin nach eigenem Gutdünken
und Ermessen?" (S.381)
Kriegstagebuch
Cäsar: "Das erste Jahr in Gallien ist
vorbei. Das soll das erste Buch sein. Ich will es heute nacht
beenden und morgen abschicken." (S.382)
Cäsar diktiert: "Gaius Valerius Procillus, den seine Wächter
auf der Flucht in dreifachen Ketten fortschleppten, fiel Cäsar
selbst in die Hände, als dieser die Feinde mit der Reiterei
verfolgte. Und dieser Umstand bereitete Cäsar keine geringere
Freude als der Sieg selbst [...] So hatte Cäsar in einem
einzigen Sommer zwei sehr bedeutende Kriege zu Ende gebracht
und liess daher früher, als es die Jahreszeit verlangte, sein
Heer bei den Sequanern das Winterlager beziehen, den
Oberbefehl übergab er dem Labienus. Er selbst begab sich ins
diesseitige Gallien, um Gerichtstage zu halten." (S.383)