aus: Claude Cueni: Cäsars Druide. Roman.
Heyne-Verlag, München 1998
4. 4.
Die Situation bei
Genava [Genf]: Keltischer Versammlungsort - Cäsars Truppen
Korisios: "Ich hatte mir römische Soldaten
grösser und imposanter vorgestellt. Dabei waren sie eher von
kleinem Wuchs. Nicht Zwerge, wie die Germanen behaupteten,
aber doch erheblich kleiner als Kelten. Und dann diese Waffen
und Rüstungen! Irgendwie alles geborgt! Nichts eigenes! [...]
Hatte mir der Weinhändler Kretos nicht erzählt, dass in Rom
alles käuflich war?" (S.114)
Das römische Militärlager - "Gallia Aurifera" und
"Goldfieber"
Korisios: "Nach einigen Stunden überragte
das römische Militärlager bereits jedes keltische Oppidum an
planerischer Intelligenz und Verteidigungskraft. Ich konnte es
kaum glauben. Diese zehnte Legion war tagelang marschiert und
hatte nun in wenigen Stunden eine regelrechte Stadt in die
Wildnis gezaubert. Man durfte nicht daran denken, was
geschehen würde, wenn diese Männer den Spaten mit dem Gladius
tauschen würden." (S.140)
Kretos: "Cäsar spricht nur noch von Gallia
Aurifera. Das Gold interessiert die Legionäre bald mehr
als die Mädchen." (S.140)
Silvanus berichtet von aufgeputschten römischen Soldaten: "Im
Lager ist das Goldfieber ausgebrochen. Alle reden vom Krieg
und von der bevorstehenden Beute. Sie haben Kopf und Verstand
verloren und beginnen sich zu verschulden." (S.154)
Festungsbau der Römer bei Genava
Lucius Speratus an Korisios: "In wenigen
Tagen wird das linke Rhodanusufer auf einer Länge von neunzehn
Meilen verschanzt sein, und es werden ein Dutzend
Befestigungstürme stehen." (S.156)
Silvanus
"allobrogische und kretische Bogenschützen, balearische
Schleuderer" (S.141)
"syrische Bogenschützen mit spitzen Helmen" (S.161)
Das Römische Selbstverständlichkeits-Prinzip
Korisios: "Wird es Krieg geben in Gallien?" fragte ich. - "Es
wird Krieg geben", antwortete Gaius Oppius
sachlich, "so wie es immer Krieg gibt, wenn fremde Stämme an
die neuen römischen Provinzgrenzen stossen.". - "Wenn ihr zur
Sicherung eurer Provinzgrenzen ständig die Nachbarvölker
unterwerfen wollt, dann müsst ihr die ganze Welt unterwerfen,
bis Rom an Rom grenzt", entgegnete ich trocken." - "Eine römische Welt mit römischem Recht
wäre nicht die schlechteste von allen", entgegnete Aulus Hirtius. "Wir vernichten keine Völker und
Kulturen, sondern schaffen eine neue Ordnung. Wo die Legion
ist, herrscht Frieden, wo die Lex Romana
gilt, blüht der Handel." (S.167)
Sklavinnen nicht im Heerlager
Korisios: "Ihre Konkubinen und unehelichen
Kinder [der Soldaten] leben ausserhalb des Lagers." (S.168)
Cäsars Legionen produzieren den Zwang zum Krieg
Mamurra an Aulus Hirtius: "Zusammen mit der zehnten, die er
hier stationiert hat, stehen ihm bereits sechs Legionen zur
Verfügung", entgegnete Mamurra, "aber zwei davon muss er
selbst finanzieren! Also ich sag euch, es ist einfacher, eine
Holzbrücke (S.170) nach Britannien zu schlagen, als Cäsars
Finanzen zu verwalten. Wie soll ich zwei Legionen finanzieren,
wo ich doch kaum Geld habe, um seine Schuldzinsen zu
begleichen?" (S.171)
Korisios: "Sechs Legionen! Das waren über 30.000 Soldaten.
Dazu kamen noch 10.000 Mann keltische Hilfstruppen und ein
paar tausend keltische Reiter. Um die Helvetier am Übergang
des Rhodanus zu hindern, brauchte man keine 50.000 Soldaten!
Während also die keltischen Stämme am anderen Flussufer auf
Cäsars Antwort warteten, rüstete der Prokonsul bereits zum
Krieg. Und zwar ohne Einwilligung des römischen Senats! [...]
Dieser Cäsar plante einen Privatkrieg [...]"
Korisios: "Cäsar hatte vier Gründe, gegen die Gallier Krieg zu
führen:
-- er sehnte sich nach unsterblichem Ruhm wie jeder anständige
Patrizier,
-- er brauchte militärische Macht, um seine Position in Rom zu
festigen,
-- er musste dringendst seine Schulden begleichen,
-- und jetzt musste er auch noch die gesetzwidrige Aushebung
der beiden Legionen rechtfertigen." (S.171)
Die ahnungslosen Helvetier
Korisios: "Ahnungslos warteten sie [die
Helvetier] am anderen Ufer des Flusses, Hunderttausende von
Männern, Frauen und Kindern mit all ihrem Hab und Gut, und sie
wussten nicht, dass sie bereits Morituri waren: Todgeweihte
auf der Schlachtbank." (S.172)
Cäsar ist geil auf das Gold der Helvetier für
eigene Legionen gegen Crassus
Balbus: "Es ist schon tragisch: Pompeius hat im Osten ein
Weltreich erobert, Crassus hat die halbe Republik aufgekauft,
und unser Cäsar macht nur mit seinem Schwanz Furore. Aber das
werden wir ändern, denn Cäsar ist aus anderem Holz
geschnitzt." Dann fügte er etwa ernster hinzu: "Ja, mit dem
Gold der Helvetier hätte er
genügend Geld, um mit Crassus gleichzuziehen und sich eigene
Legionen zu kaufen. Er könnte im Westen ein Weltreich erobern,
das Pompeius' Taten verblassen lässt und ihn zum
uneingeschränkten Herrscher Roms macht. Das einzige (S.174),
was zählt, sind Legionen. Und wer zehn Legionen aus der
eigenen Tasche finanzieren kann, ist wahrlich der mächtigste
Mann Roms." (S.157)
Korisios: "Das Gerücht, Cäsar werde bald über sechs Legionen
verfügen, hatte sich bereits wie ein Lauffeuer verbreitet."
(S.175)
Cäsar braucht gemäss Korisios "einen Krieg um jeden Preis".
(S.203)
Die Händler aus Massilia werden Handelsprivilegien
an Rom verlieren - Inflation und Aufkauf der Ernte für die
zu erwartenden römischen Legionen um Genava - der Profit der
Händler
Bassus klagt: "Überall, wo man Geschäfte machen kann, triffst
du einen Händler aus Massilia. Diese elenden Griechen! Man
hätte ihnen niemals Massilia überlassen dürfen!" (S.259)
Korisios: "Wenn Rom sich in Gallien breitmachte, würden sie
ihre lukrativen Handelsrouten zu den britannischen Zinninseln
und zu den Germanen verlieren [...] Doch die meisten Händler
hörten ihm schon nicht mehr zu [...] Denn sechs Legionen, das
waren 50.000 Kunden. IN den umliegenden Höfen war bereits
alles aufgekauft. Selbst die Ernte, die noch gar nicht gesät
war. [...] Und die Preise in die Höhe getrieben. Überall waren
Freigelassene unterwegs, um im Auftrag ihrer Herren Waren zu
kaufen [...] C.Fufius Cita, Cäsars privater Getreideaufkäufer,
war allen zuvorgekommen. Wer auch nur einen kleinen
Wissensvorsprung hatte, machte das grosse Geschäft. Die andern
hatten das Nachsehen. Den allobrogischen Bauern war es völlig
egal, wem sie ihre Ernte verkauften." (S.175)
"Jeder Händler, der mit den Legionen Geschäfte machen konnte,
kehrte als steinreicher Mann nach Rom zurück." (S.258)
Anschlag der Allobroger auf eine römische Kohorte
"Ach, diese Allobroger", schimpfte Silvanus
etwas gekünstelt, "man kann sie keinen Augenblick aus den
Augen lassen. Stell dir vor, vor ein paar Tagen fanden wir
drei abgetrennte Köpfe der vierten Kohorte am Ufer. Sie waren
auf Pfählen aufgespiesst, die jemand ins Flussufer gerammt
hatte." (S.194)
Vermutung, dass die Kelten von Cäsars
Hinhaltetaktik wissen
Wanda zu Korisios: "Die keltischen Fürsten
wissen sehr genau, dass Cäsar sie nur hingehalten hat, um sich
zusätzliche Legionen zu beschaffen." (S.206)
Provokationen der Helvetier gegen die Römer
Korisios: "Auch im Lager der Helvetier
wollte keine Ruhe einkehren. Einzelne junge Krieger standen
nackt am Ufer und beschimpften die Römer. Manchmal sprang
einer ins Wasser und schwamm herüber. Doch spätestens in der
Mitte des Flusses surrte ein Pfeilhagel auf ihn hernieder und
durch bohrte ihn. Immer mehr Leichen trieben auf dem Wasser.
Die römischen Wachposten auf dem Damm konnten überhaupt nicht
verstehen, wieso diese jungen Kelten so achtlos ihr Leben
wegschmissen." (S.206)
Korisios: "In den frühen Morgenstunden wurden am anderen Ufer
Flösse ins Wasser gelassen, die einige Kelten in der Nacht
gebaut hatten. Geschützt von einer Schildewand versuchten
diese nun, über den Fluss zu setzen. Sie waren erfolgreicher
als die nackten Schwimmer, doch kaum waren sie bis auf einen
Steinwurf an das andere Ufer herangelangt, hagelten die
römischen Geschosse auf die Flösse. Einige Kelten warfen, kaum
hatten sie die Flussmitte erreicht die Schildewand ins Wasser
und präsentierten sich nackt den römischen Legionären. Sie
prahlten mit ihrem Geschlecht, trommelten sich mit den Fäusten
auf die Brust und lobten die mutigen Taten ihrer Vorfahren.
Die meisten wurden von kretischen Pfeilen durchbohrt.
Wer das Ufer erreichte, wurde von Pilen niedergestreckt. Die
Römer, die kaum ein Wort von all diesen Beschimpfungen
verstanden, mussten den Eindruck haben, wilden Tieren
gegenüberzustehen." - Wieso sind sie nackt?" fragte eine
Stimme. Ich hatte Aulus Hirtius nicht kommen hören. "Sie
glauben, dadurch vermehrt göttliche Hilfe empfangen zu
können", antwortete ich. [...] "Es sind junge Kelten, die ihre
Mädchen beeindrucken wollen, das ist Sport und nicht Krieg..."
(S.207) "Sie sind in die Schattenwelt übergetreten [...] Sie
können bereits morgen wiedergeboren werden, als Hase, Pferd,
Wildschwein oder Adler. Oder als Mensch." (S.208)
Diskussion um den Marsch durch das Sequaner-Gebiet
Korisios: "und wir ahnten nicht, dass zur
gleichen Zeit bereits keltische Reiter unterwegs waren, um den
Häduerfürsten Dumnorix um Vermittlung zu bitten. Er sollte die
Sequaner dazu überreden, den Helvetiern den Marsch durch ihr
Gebiet zu gestatten." (S.210)
Korisios: "Bereits einige Tage später meldeten keltische
Häduer, die sich bei der römischen Legion einschmeicheln
wollten, dass die Sequaner und Helvetier sich gegenseitig
Geiseln stellten, um die friedliche Durchquerung zu
garantieren." (S.210)
Ermordung von Niger Fabius als Opfer für die
Götter - ein Römer ohne Kenntnisse will den Mord einem
Druiden anlasten, damit Kelten einen Druiden verlieren
Korisios: "Er war mit einer verknoteten Schnur aus Tiersehnen
erdrosselt worden. Die Schnur hatte drei Knoten." - "Eine
Garotte", murmelte Severus. "Damit ist er schnell und sauber
gestorben." Der Tod durch die Garotte war ein Gnadentod. Man
zieht eine Tiersehne um den Hals. Zwischen Hals und Sehen
steckt man einen Knebel. Sobald der Knebel umgedreht wird,
quetscht man die Luftröhre zusammen und bricht die Halswirbel.
"zuerst hat man ihm den Schädel eingeschlagen, und dann, als
er vermutlich schon betäubt war, hat man ihm noch die
Halswirbel gebrochen", sagte der Medicus und schüttelte den
Kopf.
"Das ist noch nicht alles", sagte ich und drehte den Kopf des
Toten zur Seite. Er war seltsam verrenkt und lag schief in der
rechten Schulterbeuge. Der Kiefer war gebrochen. "Jemand hat
ihm die Halsschlagader durchgeschnitten, um ihn ausbluten zu
lassen." - "Das ist ein Opfer!" empörte sich Silvanus. "Dieser
Araber ist irgendeinem keltischen Gott geopfert worden!"
Plötzlich waren alle Blicke auf mich gerichtet. Was sollte ich
dazu sagen? "Ist er ausgeraubt worden? fragte ich. "Nein",
antwortete Silvanus, "das ist ja das Merkwürdige an der Sache.
Ich habe mal gehört, dass ihr Kelten eure Opfer dreifach
tötet. Das ist doch ein keltisches Opfer! Deshalb ist er nicht
ausgeraubt worden!" (S.217)
Korisios: "Wir Kelten haben Götter, die Menschenopfer
verlangen. Taranis, der Sonnengott, Esus, unser Herr und
Meister, und Teutates, der Gott aller Menschen. Für Taranis
verbrennen wir unsere Opfer, für Esus hängen wir sie an
heiligen Bäumen auf, und für Teutates werfen wir sie in
heilige Teiche, damit Teutates sie in seine feuchten Arme
schliessen kann. Mein Freund und Gastgeber Niger Fabius hat
hingegen keinen dreifachen Tod erlitten. Das Erdrosseln mit
der Garotte und das Aufschneiden der Halsschlagader ist ein
und dasselbe." (S.219)
"Das ist kein Opfer, das ist ein Mord. Das ist nicht die Tat
eines keltischen Druiden, sondern die Tat eines Römers, er mit
den keltischen Bräuchen nicht vertraut ist und den Verdacht
auf einen Druiden lenken will." (S.219)
Cäsars Kanzlei ist unzufrieden, weil die Helvetier
nicht angreifen
Gaius Oppius in Cäsars Schreibkanzlei an Korisios und Aulus
Hirtius: ""Völkerwanderungen [...] Seit den Kimbernkriegen
sitzt uns diese Angst in den Knochen. Und was passiert jetzt?
Die Helvetier kommen! Und was tun sie? Sie greifen nicht mal
unsere Befestigungslinien an. Wie sollen wir dem Senat
plausibel erklären, wieso wir ohne seine Einwilligung zwei
neue Legionen ausgehoben haben?" (S.222)
Gaius Oppius: "Wir müssen begründen, wieso und wozu Cäsar
sechs Legionen braucht. Nötigenfalls müssen wir die dazu
passenden Nachrichten erfinden. Aber es müssen Nachrichten
sein, die unsere Händler, die nach Rom zurückkehren, nicht
widerlegen können [...] Die Wahrheit gehört den
Phantasielosen." (S.223)
Die Helvetier sollen angreifen, damit Cäsar sein Gesicht in
Rom wahren kann: Aulus Hirtius spekuliert mit Korisios: "Was
wir hier tun, kann über Cäsars Leben und Tod entscheiden. Nach
Ablauf seines Prokonsulats wird man ihn in Rom vor Gericht
bringen. Rom hat Angst vor Cäsar. Als er für die Spiele 320
Gladiatorenpaare aufmarschieren liess, dachten alle, er
(S.223) plane den Umsturz. Stell dir vor, was die Leute in Rom
denken, wenn sie hören, er hätte ohne Einwilligung des Senats
12.000 zusätzliche Legionäre ausgehoben! Falls wir lügen
müssen, tun wir es für Cäsar, und Cäsar tut es für Rom."
(S.224)
Gaius Oppius spekuliert mit Cäsar: "Nur als Diktator wirst du
deinen Kopf noch retten können." (S.224)
Kelten als Sammelbegriff, Römer unterscheiden in Belger,
Aquitanier und Gallier (S.226).
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