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Basel anno dazumal - Titelfoto mit dem
Rathaus von Basel auf dem Einband [0a]
Basels Frühgeschichte
Bis 1392 sind Grossbasel und
Kleinbasel zwei verschiedene Städte [S.117].
917: Einfall der Ungarn in Basel,
Zerstörung des Münsters, dann Neubau [S.13]
11.Oktober 1019: Einweihung des neuen Münsters von
Basel unter Anwesenheit von Kaiser Heinrich II., ein
Wohltäter von Basel [S.13]
Jüdische Händler aus dem Sundgau dürfen die Stadt
Basel nicht betreten [S.81]
Grossbrände ereigneten sich in den Jahren 1085, 1187
und 1258. [S.13].
[Die Grossbrände können sich durch die
mittelalterliche Architektur entwickeln: Alle Häuser
sind aus Holz gebaut, und es fehlen breite Alleen].
Bis 1265 ist die Krankenpflege in den Händen von
Nonnen und Mönchen, erst dann wird ein Bürgerspital
zwischen Barfi und Freier Strasse eröffnet [S.69]
Bedeutende Schäden erlitt Basel durch das Grosse
Erdbeben von 1356. [S.13].
1361 bis 1398 wird die äussere Stadtmauer gebaut
[S.25]
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1363 zählte Basel
14.000 Einwohner, davon waren 1300 "Geistliche" [mit
Jesus-Fantasie als Beruf]. [S.13]
Jüdische Händler aus dem Sundgau dürfen die Innenstadt
von Basel nicht betreten, die inneren Stadttore sind
die "Grenze" (Spalentor, Freie-Strasse-Tor
(Aeschenschwibbogen), Aeschentor etc.) [S.81]
Der Weinbau rund um die äussere Stadtmauer von Basel
war bedeutend [S.73]
1392 schliessen sich Grossbasel und Kleinbasel zu der
Stadt Basel zusammen und fusionieren [S.117].
Kleinbasel gilt seither bei den Grossbasler als "die
mindere Stadt" [S.121].
1398 wird die erste Stadterweiterung abgeschlossen,
die äussere Stadtmauer ist vollendet und die inneren
Stadttore werden zu Gefängnissen, im Volksmund
"Vogelzwinger", mit den Namen "Bärenloch, Kartzer,
Brandstätter und Teufelsküche" [S.21]
-- das Bläsitor, das Steinentor und das St.-Alban-Tor
werden in der Nacht geschlossen [S.125]
-- in Kriegszeiten wurden nur das Aeschentor und das
Spalentor offengehalten [S.37]
Die Gebiete ausserhalb der Stadtmauer sind
Landwirtschaftsgebiet ausser St.Alban, wo
herrschaftliche Gärten angelegt sind. Das
Gundeldingerquartier ist bis 1850 noch ein Kornfeld,
die Gundeldingerstrasse eine Überlandstrasse.
Spaziergänge um die neue Stadtmauer werden "Gang um
die Tore" genannt [S.73].
1417 Grossfeuer vom Barfüsserplatz aus, das Feuer
verschlingt alles bis St. Alban [S.25]
1501: Beitritt von Basel zur Eidgenossenschaft [damals
noch ein einziger Kanton] |
1529 Reformation:
-- alle "Kunstschätze" in den Jesus-Fantasie-Kirchen
werden eingezogen, z.B. auf St. Alban [S.25]
-- das Frauenkloster St. Clare wird enteignet [S.121]
-- die Reformatoren wollten die Musik einschränken,
Konzerte und Musik in der Kirche wurde vermieden, aber
die Pfeifer- und Trommelmärsche, kultivierte
Insturmentalmusik, mehrstimmiger Gesang lebten als
Musik im Familienkreis weiter [S.81]
Ab 1820 werden Teile der inneren Stadtbefestigung
abgerissen, z.B. am Steinenberg die Mauerteile, das
Eselstürmlein und der Wasserturm, so wurde der Bau des
Konzertsaals "Stadtcasino" möglich [S.17].
1825 wird das Gefängnis "Lohnhof" eingeweiht, so dass
die kleinen Gefängnisse in den inneren Stadttürmen
nicht mehr gebraucht werden [S.21].
Ab 1825 werden die inneren Stadttore alle abgerissen
und zerstört.
ab 1850: Die Industrie in Kleinbasel bringt die
Kleinbasler Stadtmauer zum "platzen": Der Stadtgraben
zwischen Klingental bis zum Drahtzug wird schon 1833
aufgefüllt [S.125].
[ab 1850 kam Basel in eine neue Entwicklungsphase mit
Stassenplanung und Eisenbahn]
1864: Abriss des Riehentors an der Kreuzung
Claragraben / Riehenstrasse, fÜr mehr "Licht, Luft und
Raum" [S.125]
1867: Abriss des Bläsitors, damit die neue
Klingentalstrasse ihren "Durchgang" findet [S.125]
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Luftaufnahme mit einem Stadtplan von Basel von ca.
1842 (Anhaltspunkt ist der Französische Bahnhof gebaut
1841) - Vogelschauplan von Johann Friedrich
Mähly [0b]
Vogelschauplan von Johann
Friedrich Mähly
Basel im Jahre 1840ca. - ein paar Daten zur
Bevölkerung
Angaben von Ferdinand Röse 1840 [S.6-8], von C.V.
von Sommerlatt 1838 [S.13].
Da stand noch die alte Stadtmauer: Die alte
Stadtmauer von 1398 umfasste 7 Tore, 40 Türme, 42
Letzen und 1099 Zinnen [S.5]
Die Bevölkerung umfasste
-- 25.965 Einwohner (12.033 Männer, 13.932 Frauen),
5356 Wohneinheiten, die Stadt verwaltete insgesamt
2750 Häuser.
-- Religionen: 21.070 Protestanten, 4731 Katholiken,
104 Juden, 60 Wiedertäufer [S.10]
-- 19 Gasthöfe, 160 Weinhäuser und Schenken, 10
Bierbrauereien, 6 Kaffeehäuser, 10 Köche und
Traiteurs, nur 3 öffentliche, warme Bäder - viele
Familien haben ihre eigene "Badstube" eingerichtet
[S.7]; nur 3 Bereiter und nur 16 Lohnkutscher - denn
die reichen Basler besietzen privat 300 bis 400
eigene "Luxuspferde" - [S.8]
-- 8 Bankiers, 100 Fabrikanten und Grosshändler, 14
Makler (Sensalen oder Courtiers), viele
Geschäftsmänner, ein allgemeines Berichthaus, 18
Notare, nur 5 Advokaten (die meistens auch Notare
sind), denn zu Prozessen kommt es eher selten in
Basel [S.8]
-- 24 Ärzte, 11 Wunderärzte und Barbiere, 8
Apotheken, 8 Buchdruckereien, 5 Buch- und 4
Kunsthändler, 1 Antiquar [S.8].
Daten von C.V. von Sommerlatt 1838:
-- die Basler lieben eine "bequeme Bauart und
Lebensweise", mit "einer Menge stattlicher
Privatwohnungen", dabei ist die Bevölkerung aus
verschiedenen Ländern zusammengesetzt [S.13]
-- die Stände sollen ihre Tugenden gepflegt haben
mit "Arbeitsamkeit und Thätigkeit, Sparsamkeit und
Prunklosigkeit, Wohlthätigkeit und Frömmigkeit", es
liegt ihnen Fern, Erfolge an die "grosse Glocke" zu
hängen, "marktschreierisches Ausposaunen" ist nicht
ihre Art [S.13]
-- Fabrikarbeiter sollen "auffallend [...] meist
blasses, mageres Aussehen und oft widrig gemeine
Gesichtszüge" gehabt haben [S.13]
Daten von Ferdinand Röse 1840:
-- Stadttore gehen verloren: Spalenschwibbogen 1838
abgebrochen, Rheintor 1839 abgebrochen,
Aeschenschwibbogen 1841 abgebrochen, Metzgerturm
unterhalb des St.-Johann-Tors um 1843 abgebrochen
[S.10]
Neue Bauten: Theater 1831, Botanischer Garten vor
dem Aeschentor 1836, Rheinlagerhaus 1839,
Kleinbasler Gesellschaftshaus 1841, Schilthof 1842,
Bürgerspital 1842, Kaufhaus 1843, Hotel Drei Könige
1844, Französischer Bahnhof mit dem Eisenbahntor
1845, Museum (bezogen 1849) [S.10]
-- Thema Geld: Als Währung kursierte in Basel
Französisches Geld, deutsches Reichsgeld und
schweizer Münzen (Franken=1Fr., Batzen=10 Rappen,
Rappen). Andere Währungen sind nur kostspielig zu
beschaffen, z.B. aus Sachsen, Preussen, Holland,
Scheidemünzen gar nicht. Wechselkurse: 1 Schweizer
Franken = 40 Rheinische Kreuzer - 30 altfranzösische
Sols, 1,5 neufranzösische Franc. Papiergeld ist in
Basel noch kurslos ("Papiergeld hat in Basel gar
keinen Curs"). Geldwechsel ist in grösseren
Gasthöfen und in den Bankiershäusern Passavant,
Ehinger, von Speyr, Merian-Forkart etc. möglich
[S.8].
Daten von Dr. Edmund Wyss:
-- Industrie: Eine erste chemische Fabrik wurde 1812
vor dem Riehentor installiert, daraufhin sollten
auch Textilfabriken folgen [S.5]
Daten von Eugen A. Meier:
-- Februar 1855 mit 75cm Neuschnee: Für die Räumung
von Dächern und Strassen wurden 420 Arbeiter
eingesetzt mit Extra-Ausgaben von 13.000 Franken.
[Frau Holle ist teuer] [S.93]
-- 1858: Bau des Bahnhof SBB (Zentralbahnhof),
Aufschütten des Stadtgrabens zwischen Aeschentor und
Steinentor, das Aeschenbollwerk und das Zollhäuschen
[am Aeschentor?] werden beseitigt [S.37]
-- 1861-1885: Abbruch des Aeschentors [S.37]
Der Beschluss, die Stadtmauern abzureissen
Daten von Dr. Edmund Wyss:
1859 wurde im Grossen Rat das "Gesetz über die
Erweiterung der Stadt" verabschiedet, um "die
Stadtgräben aufzufüllen und neue Stadteingänge
herzustellen, auch die bisherigen Stadtmauern und
Schanzen ganz oder teilweise zu beseitigen". Die
alte Stadtmauer von 1398 wurde bis auf ein paar
Reste komplett abgerissen [S.5]
Die 16 Zünfte hatten die Funktion einer
Einwohnerkontrolle und einer Vermögensverwaltung.
Von den Zinsen wurden die Zunftfeste, die Mahlzeiten
und soziale Einrichtungen finanziert [S.7]
Eugen A Meier:
Mit der Erweiterung der Stadt [mit dem Bau der
Quartiere Holbein, Cityring, Spalenring, St.Johann
und Gellert] wird der Weinbau rund um Basel komplett
vernichtet [S.73]
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Basel-Zentrum: Der
Augustinerbrunnen mit dem Münster von Basel - Aquarell
von Johann Jakob Neustück - 1860 [1]
Der Augustinerbrunnen
Der Brunnen wird schon 1468 erwähnt. 1530 wurde die
Brunnenfigur mit dem Basilisken und seinem Schild
draufgesetzt. 1846 wurde er wegen Verkehrsbehinderung
an die Hofmauer verschoben. [S.10]
Da war einmal ein Augustinerkloster bis 1549
An der damaligen Spiegelgasse gab es ein
Augustinerkloster für "Augustinereremiten". Sie
meinten, "gelehrt" zu sein und waren "Bettelmönche".
Im Augustinerkloster wurden Reliquien aufbewahrt wie
"40 Häupter der 11.000 Jungfrauen" oder "Barthaare"
eines "heiligen Thomas". Die Propaganda bewirkte, dass
hier viele Schneider, Maler, Glaser und Goldschmiede
zum Beten vorbeikamen [und so ihre Zeit verloren].
1528 vermachte der "Konvent" das Kloster der Stadt
unter der Bedingungen, den Mönchen den Lebensunterhalt
zu bezahlen. Es kam anders: Die Mönche blieben keine,
liierten sich mit Frauen, heirateten und so wurde das
Augustinerkloster immer leerer.
1538 übernahm die Universität das Augustinerkloster
und richtete es als Wohnheim ("Oberes Kollegium") für
Stipendiaten ("Alumnen") ein. Der Speisesaal wurde nun
auch für Universitätsfeste genutzt, für Gerichtstage
des Ehegerichts, und für Orchesterproben des
"Collegium Musicum".
Ende der 1540er Jahre wurde das Augustinerkloster
abgerissen und an seiner statt das Naturhistorische
Museum (Architekt Melchior Berri) errichtet, eröffnet
1549. [S.10]
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Münster in Basel -
kolorierte Kreidelithographie von Domenico Quaglio
1823 [2]
Das Basler Münster in frühen Zeiten
Als im Jahre 917 die Ungarn in Basel einfielen, wurde
das Münster der Karolinger zerstört. Deswegen musste
ein neues Münster gebaut werden. so dass das neue
Münster von Basel am 11. Oktober 1019 eingeweiht
werden konnte. Mit dabei war angeblich Kaiser Heinrich
II., ein Wohltäter von Basel. Deswegen wird der Bau
auch "Heinrichsmünster" genannt. [S.13]
Grossbrände ereigneten sich in den Jahren 1085, 1187
und 1258. Bedeutende Schäden erlitt das Münster auch
beim Grossen Erdbeben von 1356. 1363 wurde der
Hochaltar neu eingeweiht. Basel zählte damals 14.000
Einwohner, davon waren 1300 "Geistliche" [mit
Jesus-Fantasie als Beruf]. [S.13]
Zwischen 1597 und 1852 wurde das Münster umgebaut und
renoviert [S.13]
Das Münster in Napoleons Zeiten
Die Anbauten des Münsters dienten den Heeren als
Pferdestall und Quartier, am Ende z.B. den russischen
Uhlanen und Kosaken.
Der Kreuzgang war deswegen 1814 ziemlich "abscheulich
zugerichtet". [S.13]
Das Leben auf dem Münsterplatz
Die Jesus-Fantasie-Kirche hielt auf dem Münsterplatz
jedes Jahr ca. 35 Prozessionen ab. Der Platz wurde
auch für Märkte, Messen und politische Veranstaltungen
genutzt. 1798 wurde mit der Untergang des Ancien
Régime in Frankreich bejubelt, indem ein Freiheitsbaum
errichtet wurde, oder 1912 wurde der Münsterplatz vom
Internationalen Sozialistenkongress genutzt, um "für
den Weltfrieden" zu demonstrieren. [S.13]
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Sicht auf Basel von einer Weide "Hörnli", Aquarell von
Wilhelm Oppermann 1830 [3]
Gesellschaftsleben in Basel
1840
Das Leben teilt sich in Arbeit, Restaurants,
Schenken und zu Hause auf [S.7-8]. Die Sitte der
"Haussitzungen" im "Kämmerlein" wird von einem
"bunten Wirtshausleben" abgelöst [S.9]. Ab 1800
werden Teile der alten Stadtbefestigung abgebrochen
und es wird Bauplatz für die Paläste der Schickeria
frei [S.17] wie Theater, Konzertsaal (Stadtcasino).
Die Universität führt die "öffentlichen Vorlesungen"
ein, um ein breiteres Publikum zu erreichen.
Gemischte Veranstaltungen sind selten,
Ballveranstaltungen sterben aus, für die Frauen
bleiben nur Familientage [die Männer feiern in den
Zünften] [Angaben von Theodor Streuber 1854 - S.9].
Festveranstaltungen sind Jugendfeste, Turnfeste,
Gesellschaften mit ihren Festen, Fastnacht. Der
Basler Karneval beginnt dabei erst am
Aschermittwoch, wenn die ganze Welt (ausser die
Mailänder Diöcese) schon das Ende der Fastnacht im
Kater zelebriert. Die Maskenfreiheit wurde in Basel
um 1800 eingeführt. Manchmal variiert die Fastnacht
in Basel mit Umzügen aus verschiedenen Regionen wie:
Alpler- und Prinzenzug 1812, Brautzug aus dem 14.Jh.
1820, Chinesenzug 1844, 22 Kantone dargestellt 1853
[Angaben von Theodor Streuber 1854 - S.9].
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Das Mittelschiff des Münsters in Basel
- Aquarell von Johann Jakob Neustück um 1840 [4]
-- hat eine "sehr schöne [...]
perspektivische Durchsicht"
-- verfügt über meisterhaft geschnitzte Stühle
-- die Orgel ist aus dem Jahre 1404
-- die Kanzel von 1486 ist "eine der schönsten der
Zeit"
-- Prediger waren Oekolampad und Leute der Basler
Universität
-- die Reformation war brutal und man durfte nicht
mehr Orgel spielen: "Die Strenge der Reformation
machte sie aber verstummen" [die einfachste Methode
war, die Treppe zur Orgel zu zerstören, um so den
Zugang zu verunmöglichen]
-- Mitte der 1550er Jahre stellte Antistes Sulzer
die Orgel wieder her, die ab 1561 wieder spielbar
war, um in "Diensten" zu erklingen, mit letzten
Verbesserungen durch Silbermann 1711 und Brosy 1787
-- 1852/57 wurde eine neue Orgel installiert mit
baulichen Massnahmen im Münster: Die Virungskrypta
wurde eingeebnet, Lettner, Kanzel und Chorgestühl
wurden versetzt, der Boden wurde erhöht. [S.17]
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Der Konzertsaal "Stadtcasino", Aquarell von Johann
Jakob Neustück 1826 [5]
Klassische Musik im
"Stadtcasino" Basel ab 1826
1820 wurden Teile der Stadtbefestigung abgerissen,
z.B. am Steinenberg die Mauerteile, das
Eselstürmlein und der Wasserturm, so wurde der Bau
des Konzertsaals "Stadtcasino" möglich. Theater
wurde keines integriert. Der Architekt war Melchior
Berri, ein Schüler des berühmten Architekten
Weinbrenner in Karlsruhe, die Bauzeit war zwei
Jahre, die Einweihung war 1826, wohlproportioniert,
klassizistisch, schlichte Eleganz. Der Birsig war
damals noch eine Kloake und verbreitete seine
"windigen" Düfte. Musiker spielten im Stadtcasino
wie Liszt oder Brahms. Das Stadtcasino erwies sich
bald als zu klein, Eine Erweiterung wurde aber erst
1876 realisiert. 1938 wurde der Konzertsaal dann
stilistisch zerstört, weil die Schickeria
Rundbogenfenster, dorische Säulen und ionische
Pilaster als nicht mehr "zeitgemäss" empfand, die
Architektur-Innenausstattung von Architekt Berri
wurde [in arrogantester Weise] vernichtet [S.17].
Der Birsig war laufend eine Gefahr wegen Hochwasser
und Seuchen. [Es fehlten am Oberlauf regulierende
Teiche und ein See]. Er wurde zwischen 1898 bis 1950
abgedeckt, um so die Kloake abzudecken, und um in
der Innenstadt ab 1898 die Falknerstrasse und im
Steinenquartier ab 1950 neue Parkflächen in der
Innenstadt geschaffen [web01].
Der Konzertsaal "Stadtcasino" war auch ein
Versteigerungslokal
Die Versteigerung von Bildern und Kunstgegenständen
fand nicht im Zunftsaal der Schmiedenzunft oder in
anderen Zunftsälen, sondern ab 1826 im "Stadtcasino"
statt. Der Antiquar J.P. Lamy hatte ab und zu
Gemälde zu versteigern, z.B. im Oktober 1838 gleich
200 Stück, darunter "Meisterwerke von Raphael,
Leonardo da Vinci, Michel Angelo Buonarroti,
Holbein, Rubenz, Rembrand und Murillo." [S.65]
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Basel Zentrum: Die
Rittergasse mit dem St.-Alban-Schwibbogen (abgerissen)
- Aquarell von Johann Jakob Neustück 1863 [6]
Der Olspergerhof an der Rittergasse
Im Jahre 1282 kauften ein par Zisterzienserinnen vom
Kloster Olsberg (bei Rheinfelden [web05]) ein Haus
link beim St.-Alban-Schwibbogen, und das Haus wird
seither Olspergerhof genannt [S.21].
Im Jahre 1557 wurde die Liegenschaft an "Weltliche"
verkauft [S.21].
Im Jahre 1753 wurde die Liegenschaft von Samuel
Werenfels umgebaut. Die Fassade erhielt einen
"reizvollen Portalaufsatz". Zeitweise wurde das Haus
"Zum Leopard" oder "Zum Tiger" genannt [S.21].
Die Kapelle ohne Glocke
Die "Deutschritter" [eine reiche
Jesus-Fantasie-Gesellschaft, die auch in den
Kreuzfahrerstaaten war und nach 1291 in Europa neue
Sitze eröffnete] verfügen an der Rittergasse über eine
Kapelle. 1539 meinte der Grosse Rat, die Kapelle solle
als "Fruchtschütte" dienen, und somit erging der
Befehl, das Glockentürmchen zu entfernen. [S.21]
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Basel Zentrum: Der St. Alban-Schwibbogen (Kunostor)
und das Deutschritterhaus von 1863, Sicht von aussen
her - Aquarell von Johann Jakob Neustück (abgerissen
1878) [7]
-- 1398 wurde die erste
Stadterweiterung abgeschlossen und die inneren
Stadttore wie der St. Alban-Schwibbogen wurden zu
Gefängnissen
-- die kr. Jesus-Fantasie-Kirche verfolgte u.a.
Freier und liess sie streng verfolgen, als "Hurer
und Ehebrecher" rufmorden und einsperren [S.21]
-- ab der Einweihung des Gefängnis "Lohnhof" im
Jahre 1825 wurde der Vorbau des Schwibbogens am
St.-Alban-Graben beseitigt und ein weiteres Tor
hingebaut
-- 1878 wurde die Wettsteinbrücke geplant, und den
Zufahrten stand das Kunos-Tor im Weg, das somit
abgebrochen wurde, samt eines Teils des
Deutschritterhauses [S.21]
Das Deutschritterhaus
-- war die Residenz des Konzilspräsidenten [vom
Basler Konzil - ein weiteres Jesus-Bibel-Theater]
[S.21]
-- das Deutschritterhaus ging schlussendlich an
Dietrich Burckhardt-Hoffmann [S.21]
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Ost-Basel: Das St.
Alban-Tor, Aquarell von Louis Dubois um 1850 (steht
heute noch) - Aquarell von Louis Dubois [8]
-- der äussere Befestigungsring wurde 1361 bis 1398
erbaut, das St.-Alban-Tor war ein Eckpunkt in Basel
Ost mit Blick auf den Rhein und auf die Hard
["Muttenzer Hard", ein Wald im Vorort Muttenz]
-- der Erker diente dazu, ungebetene Gäste mit kochend
heissem Wasser und Pech zu übergiessen
-- der Basler Kunstverein und andere Liebhabervereine
verteidigten das St. Alban-Tor und bewahrten es vor
dem Abriss, der Zugang zur Gellertstrasse sollte doch
nicht den Abriss des Stadttores rechtfertigen
-- 1864 wurde die "Kleine Schanze" abgetragen und der
Stadtgraben mit dem Erdmaterial aufgefüllt [S.25]
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Ost-Basel: St. Alban-Kirche und eine Hirzlimühle,
Aquarell von Johann Jakob Neustück 1857 [9]
Die St.-Alban-Kirche
-- im Jahre 1083 gründeten ein paar Kluniazenser
eine klösterliche Siedlung im Hardwald, auf Befehl
von Bischof Burchard von Fenis
-- die Jesus-Fanatiker waren bescheidene Mönche und
verehrten den Jesus [Code 33] sowie eine Jungfrau
Maria und ausserdem noch einen heiligen Alban, der
um 303 in England ein Martyrium erlitten haben soll
-- die Kluniazenser blieben in der Hard nicht
allein, es kamen Fischer, Flösser und Müller [die
hier ihre Häuschen bauten?]
-- nach dem Grossen Erdbeben von 1356 wurde der
klösterliche Bezirk neu aufgebaut
-- bis 1383 wuchs die Siedlung zum Dorf
-- 1417 brannte die Siedlung ab: Das Grossfeuer vom
Barfüsserplatz entwickelte sich bis St. Alban
-- die Reformation bewirkte, dass alle Kunstschätze
aus den Jesus-Fantasie-Kirchen eingezogen wurden und
die Erhaltung der Kirche als unwichtig erachtet
wurde
-- 1845 beschloss die Regierung die Renovation des
"verlotterten Bauwerks" [S.25]
Die Hirzlimühle von St. Alban
-- 1284 wird eine "Mühle im Baumgarten" erwähnt
-- im 14. Jh. wurde die Mühle von den Müllern
Heinrich Spisselin und Nicolaus zum Spiegel
betrieben, seither heisst sie "Spisselinsmühle" oder
"Spiegelmühle"
-- die Müller mussten dem Kloster St. Alban Steuern
zahlen, in Form von jährlich "4 Seck Kernen, 4 Seck
Roggen oder Mülykorn und 1 Fasnachtshuhn", und sie
mussten in der Erntezeit einen Schnitter für die
Heuernte stellen
-- ab der zweiten Hälfte des 17.Jh. wurde die Mühle
"Hirzlimühle" genannt
-- 1838 verkaufte der letzte Müller - Rudolf
Müller-Linder - die Hirzlimühle an einen Lohnwascher
Jakob Bieler, der das Haus um zwei Stockwerke
aufstockte und die Fassade mit einem springenden
Hirschen [und einer Sonnenuhr?] schmücken liess.
[S.25]
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Basel Zentrum:
Rittergasse 18, der Eingang zur Domprobstei (ein
Angestellter des Basler Münsters), Aquarell von Karl
Eduard Süffert 1865 [10]
Die Domprobstei an der Rittergasse 18
-- an einem der oberen Fenster ist ein Spionage-Erker
("Guggehyrli") angebracht, um die Strasse links und
rechts zu überblicken, ohne gesehen zu werden
-- das Aquarell zeigt, wie ein Fuhrmann an die
Hausecke der Domprobstei pinkelt, dem ist der
Spionage-Erker schweinbar egal, und anderen Passanten
scheint das auch egal, [was mit dem Fantasie-Gott aus
Rom passiert]
-- [der uniformierte Mann links scheint gegenüber den
beiden Damen im Bildzentrum etwas zu klein geraten,
oder die beiden Damen mit 7 Unterröcken sind zu gross
"geraten"]
-- 1885 wurde die Schutzmauer der Gartenanlage der
Dompropstei erneuert (abgebaut von den Architekten
Vischer&Fueter, neu aufgebaut von Bandfabrikan
Carl Bachofen-Burckhardt), wobei die Regierung die
Höhe auf 2m limitierte [S.29]
Das Pfrundhaus des Kaplans an der Rittergasse
-- rechts daneben ist das Pfrundhaus des Kaplans der
Dompropstei angebaut
-- 1841 wurde das Pfrundhaus an den Arzt Dr. Ludwig
Imhoff-Heitz verkauft, das Haus hat deswegen seither
den Übernahmen "Im Höfli" [S.29]
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Zimmereiplatz von Paravicini an der Thorsteinen 20 bis
22, Aquarell ca. 1830, Aquarell, Wilhelm Oppermann
zugeschrieben [11]
-- die "Thorsteinen" war eine mit Bäumen
ausgestattete Strasse zwischen dem Klosterberg bis
zum Steinentor
-- Johann Rudolf Gemuseus liess die Liegenschaft St.
Andreas etwas verlottern, die zwischen den
Werkstätten von Rotgerber Johann Falkeisen und
Seidenfärber Johann Jakob Wybert lag
-- 1801 kaufte Vater Paravicini die Liegenschaft zum
St. Andreas samt Nebenhaus, Stallung, Schopf,
Remise, Hof, Garten, Sodbrunnen und Fischbehälter
-- prägende Unternehmen an der Thorsteinen waren die
Zimmerei Paravicini und die Brauerei Merian
-- die Zimmerei hatte direkten Kontakt zum kleinen
Fluss Birsig, dank dessen Strömung die Sägerei
betrieben wurde
-- dort wohnten später die Brüder Lang, Top-Musiker
aus Fulda, die die "Allgemeine Musikgesellschaft"
zur Perfektion entwickelten [S.29]
-- 1873 wurde die Liegenschaft St. Andreas vom
"Allgemeinen Consumverein" übernommen und umgebaut,
neu untergebracht wurden die Verwaltung des
"Consumvereins", eine Bäckerei und ein
Zentralmagazin [S.29].
Die Perfektionierung der "Allgemeinen
Musikgesellschaft" ab den 1830er Jahren
-- die Gebrüder Lang waren Musiker aus Fulda, sie
wurden Anfang der 1830er Jahre nach Basel berufen,
um auch grössere musische Werke aufführen zu können
-- die Gebrüder Lang wurden stadtbekannte Musiker
Adam (Fagottist), Georg (Hornist), Andreas
(Klarinette), Anton (Flötist) und Simon (Hornist),
dieses "Quintett" bildete den Kern der "Allgemeinen
Musikgesellschaft", sie wohnten im Haus St. Andreas
an der Thorsteinen im Haus von Paravicini
-- die Gebrüder Lang vermittelten neue Freude an
"Präzision, Feinheit und Feuer" , erst jetzt wurde
die Aufführung klassischer Sinfonien möglich
-- die Gebrüder Lang konzertierten in der Brauerei
Merian, in der Thorsteinen traf sich das
Konzertpublikum, die Thorsteinen wurde zu einem
Boulevard [S.29]
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Basel Zentrum; Der
Aeschenschwibbogen am oberen Ende der Freien Strasse
1840 (abgerissen) - Aquarell von Johann Jakob
Neustück [12]
-- 1261 wird das Tor mit "guten dicken Mauern" am
Ende der Freien Strasse erstmals erwähnt, mit
Sonnenuhr und Turmuhr mit einem kirchlichen
Fantasie-Gott-Mahnspruch (Hin geht die Zeit, her
kommt der Tod. Hüt' dich vor Feind und fürchte Gott)
-- seit dem Bau der äusseren Stadtmauer mit
Fertigstellung im Jahre 1398 [S.21] dient der Turm
als Gefängnis, wie auch viele andere Türme der
inneren Stadtmauer [S.33]
-- 1545 wird der Turm "Aeschenschwibbogen" wegen
eines Risses etwa zur Hälfte abgetragen und bekommt
einen Zinnenkranz, seither ist der Turm aber für
Schwerverbrecher nicht mehr ausbruchsicher und wird
kaum noch als Gefängnis benutzt [S.33]
-- das enge Tor provozierte immer wieder Klagen der
Anwohner und der Kaufleute [S.33]
-- 1840 wird die Beseitigung des Tors beschlossen
[S.33]
Mehlwägerhäuschen und Staatsschreiberwohnung
-- links am Freien-Strasse-Tor war das
Mehlwägerhäuschen angebaut, das 1842 abgerissen und
durch den Schilthof ersetzt wurde [S.33]
-- rechts am Freien-Strasse-Tor lag die
Staatsschreiberwohnung bzw. die Schreiberstube des
Kriminalgerichts, wo 1900 die Handwerkerbank hinkam,
schliesslich 1964 das Bankgebäude der SKA
Schweizerische Kreditanstalt [S.33]
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Basel Zentrum: Viehhandel und Frauenkloster am
Steinenberg, Aquarell von Johann Jakob Schneider 1869
[13]
Am Steinenberg ("an den Steinen")
wurde das erste Frauenkloster ("Frauenkonvent",
"Steinenkloster", Nonnenkloster) von Basel
eingerichtet, das von den "Reuerinnen" zu St. Maria
Magdalena bewohnt wurde. Sie waren angeblich so
eifrig im Bekehren von "gefallenen Mädchen" und
"fahrenden Weibern", dass sie 1230 unter den
persönlichen Schutz von Papst Gregor IX kamen. In
Wirklichkeit wurde das Nonnenkloster am Steinenberg
ein Hauptsitz für Töchter des Adels aus Basel und
des Elsass mit "strengster Klausur". [S.33]
Nach der Reformation wurde das Kloster in ein
Handelszentrum mit "geschäftigem Treiben des
irdischen Lebens" umgewandelt. Die Kirche wurde zum
Lagerraum für Salz und Messbuden. Ende des 18.Jh.s
wurde die Kirche zum Sitz der Standestruppe
"Stänzler", ein kleines Heer mit trinkfesten
Wächtern, Spionen und Sittenwächtern ("dieses
stehende Heer [...] hatte für Ruhe und Ordnung in
der Stadt zu sorgen"). [S.33]
Entlang der Nonnenklostermauer wurde der Viehhandel
von Basel abgewickelt, mit Grunzlärm ohne Ende
[S.33].
Abriss 1868: Der Abriss der Ruinen des
Nonnenklosters erfolgte 1868 und an dessen Stelle
eine Kunsthalle, ein Theater und ein Schulhaus
hingesetzt [seit 1977 mit dem Tinguely-Brunnen].
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Basel Süd: Das
Aeschentor am Ende der Aeschenvorstadt vor dem
Aeschenplatz, Aquarell von Anton Winterlin 1860
(abgerissen) [14]
-- das Aeschentor war das bedeutendste Eingangstor vom
Jura her [S.37]
-- die erste Erwähnung war "Eschemarthor", man kann
nur vermuten, dass ein Torwärter oder ein Bewohner
"Eschemar" hiess [web06]
-- das "Eschenthor" hatte zwei kreisrunde Türmchen als
"Barrierenhof"
-- das Aeschentor war ein "Sperrtor", das gegen ein
"Sperrgeld" auch in der Nacht Eintritt in die Stadt
gewährte, ab 0 Uhr waren 4 "Batzen" (40 Rappen)
fällig, die Passage wurde auch im Abonnement geregelt,
mit Abstufungen je nach Stand und Stellung
-- in Kriegszeiten wurden nur das Aeschentor und das
Spalentor offengehalten
-- zu Napoleons Zeiten meinten führende Familien mit
einem Sternenwirt und einem Bärenwirt, die kreisrunden
Türmchen seien zu nichts Nütze und wurden dann 1801
abgerissen
-- 1858 wurde das äussere Zollhäuschen abgerissen und
das Aeschenbollwerk beseitigt
-- 1861 wurde das Aeschentor abgerissen, die letzten
Reste Grundmauern blieben angeblich bis 1885 oder
sogar darüberhinaus, angeblich, weil die Mauern so
stabil gebaut waren: Eugen A.Meier: "'Die Zähigkeit
der Fundamentmauern' verursachte den Bauleuten jedoch
noch 1885 'harte Arbeit'." [S.37]
[Man fragt sich, wieso die Regierung nicht beschloss,
wie beim Spalentor das Tor stehenzulassen und Strassen
darum herum zu bauen...]
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Das Landgut Luftmatt, Aquarell von Anton Winterlin
1855 [15]
-- schon 1660 wurde das Landgut
"Luftmatt" ("Luft-Matten") erwähnt, es liegt
zwischen Aeschentor und St. Jakob "vor Eschimer Thor
ausserhalb dem Käppelin gegen St. Jacob"
-- Jeremias Wildt-Socin war einer der reichsten
Männer von Basel, kaufte das Landgut, kaufte noch
Rebgelände dazu und verwandelte die "Luftmatt" in
einen "stattlichen Herrensitz" von ca. 60 Jucharten,
die "Luft-Matten" umfassten ein Wohnhaus, einen
Rossstall, ein Lehenhaus, Scheunen, zwei Kuhställe,
zwei Sodbrunnen
-- Wildt-Socin war auch ein erfolgreicher
Handelsmann, aber er fürchtete sich "gar schrecklich
vor Krankheit, Tod und Teufel", das Landgut war sein
Ein und Alles, er meinte sogar, wenn er seine
Garderobe auf dem Landgut auf dem "Hysli" aufhängen
würde, hätten die Kleider einen
gesundheitsfördernden "Wohlgeruch" [stimmt sicher,
wenn er kein Heuschnupfenallergiker war]
-- der Rechenrat Herr Wildt-Socin baute aber nichts
um, denn lohne sich wohl nicht ("weil niemand ein
altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch flickt")
-- in der ersten Hälfte des 19. Jh.s liess man das
Herrenhaus zerfallen, der Bauernhof überlebte bis in
die 1930er Jahre [S.37]
-- [heute steht dort das Gellert-Quartier]
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Basel Zentrum: Der Barfüsserplatz
mit der Barfüsserkirche und dem Löwenbrunnen, um
1820, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1855 [16]
Der Barfüsserplatz
-- da waren traditionell immer Schweinehändler, die
dort mit ihren Gattern Schweine zum Verkauf
feilhielten, im Volksmund heisst der Platz deswegen
bis heute "Seibi" oder "Säuplatz", die Bezeichnung
"Barfi" ist "neueren Datums" [S.41]
Die Barfüsserkirche
-- die Barfüsserkirche ist die Kirche der
"franziskanischen Bettelmönche", war schon 1256 in
Betrieb, und soll über einen besonders schönen
"Chor" verfügen
-- bis 1529 war der Barfüsserkirche auch ein
Laienfriedhof angeschlossen
-- 1529 in der Reformation wurde der Laienfriedhof
"eingeebnet" und zum öffentlichen Platz umgestaltet
[wo?]
-- nach der Reformation wurden in der
Barfüsserkirche bis 1794 [bis zu Napoleon]
protestantische Gottesdienste [für den Fantasie-Gott
aus Rom] abgehalten
-- ab 1794 [ab dem Napoleon] diente die
Barfüsserkirche als Lagerhalle für "Kaufmannsgüter"
[Schiesspulver?]
-- 1799 erklärte die Basler Regierung die
Barfüsserkirche zum Salzmagazin und ignorierte den
Rat von Fachleuten, dass Salz den Sandstein
schädigen würde ("Salzfrass")
-- In der Folge wurde die Kirche immer mehr lottrig
-- 1881 lag dem Grossen Rat der Antrag der Regierung
vor, die Barfüsserkirche abzureissen, mit 52 zu 50
Stimmen wurde der Abriss knapp abgelehnt [was dort
anstelle geplant war, wird verschwiegen]
-- die Barfüsserkirche wurde als Pfandleihanstalt,
Ankenmarkt (Buttermarkt [web02]), Gantlokal
(Versteigerungen) und Stall für Zirkuspferde benutzt
-- 1894 erfolgte die Restaurierung und in das
Historische Museum umgewandelt [S.41]
Der Löwenbrunnen auf dem Barfi
-- auf dem Barfüsserplatz wurde einmal ein
Löwenbrunnen mit einem Löwen errichtet, der ein
Schild hält, Baujahr nach 1600
-- der Brunnen diente vor allem als Tränke [für
Pferde, Kühe etc.]
-- der Brunnen wurde 1821 beseitigt [schade!] [S.41]
Zollstüblein
-- sieht man hinter dem Brunnen [wo genau ist nicht
beschrieben] [S.41]
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Basel Zentrum: Der Barfüsserplatz um 1820 - Aquarell
von Johann Jakob Neustück, 1847 [17]
-- auf dem Barfüsserplatz wurden
nicht nur Schweine, sondern auch Holz und Kohle
gehandelt
-- links aussen die Mädchenschule, die Pfarrwohnung
und die Schaffnerwohnung, im Hintergrund die
Almosenschaffnei, der Wasserturm und der Eselsturm
-- rechts das [rote] Haus "Zum Vogel Strauss"
(Barfüsserplatz 16) [mit einem Strauss an der
Fassade]
-- auf dem Bänklein im Vordergrund sitzt Lukas
Keller, Wundarzt und Chirurg der Stadtgarnison
-- erst mit der Zeit wurden auf dem Barfi auch Bäume
gepflanzt
-- ab 1758 wird der Barfüsserplatz auch zu einem
Markt- und Messeplatz
-- 1821 werden verschiedene Klosterbauten und die
innere Stadtmauer mit den Türmen abgerissen und der
Konzertsaal "Stadtcasino" hingebaut
-- [von den alten Häusern mit blauen Fensterläden
steht nichts mehr]
-- 1843 kommt ein pompöses Kaufhaus mit einer
weiträumigen Güterhalle
-- 1876 wird das "Stadtcasino" erweitert, die
Güterhalle kommt woanders hin
-- [nun werden die Tramlinien und das Tramhaus
angelegt]
-- 1883 bis 1929 ist der Barfi ein Ort für
Grosshandel mit Obst und Gemüse
-- 1936 wird am Barfi eine "Klagemauer" gebaut, die
1979 wieder demoliert wird [S.41]
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Basel Zentrum: Die
Innenfassade des Rathauses, Aquarell von Johann Jakob
Neustück 1850 [18]
-- 1608 übermalte Hans Bock das Christophorus-Gemälde
mit einem "Pannermeister"
-- 1824 bis 1828 wurde das vernachlässigte Rathaus
gründlich renoviert und umgebaut
-- der Grossratssaal wurde erhöht, die
Innenausstattung erneuert, die Freitreppe und das
Standbild des Munatius Plancus wurden versetzt
-- der "Pannermeister" erhielt eine "neue Fassung",
indem Johann Senn einen "gepanzerten Basler Krieger"
hinzufügte
-- 1902 wurde nochmals alles neu gebaut, mit der
heutigen Innenhoffassade [S.45].
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Basel Zentrum: Der Marktplatz 1651, Aquarell von
Constantin Guise, nach einem Kupferstich von Jacob
Meyer, um 1840 [19]
Das Rathaus wurde durch die
mächtige Bürgerschaft mit allen Mitteln aufs
herrlichste geschmückt [S.53]
Der Marktplatz von Basel als Kornmarkt
Der Marktplatz von Basel war ein Kornmarkt, bis
vermutlich 1260 floss hier der Birsig durch und
teilte den Platz in zwei Hälften, bis der Birsig
überdacht wurde. Auf dem Kornmarkt wurde aber nicht
nur Getreide verkauft, sondern auch Wein, Holz,
Mues, Heu und Stroh. Die anliegenden Häuser durften
an ihren Fenstertheken (Gaden) zu Essen anbieten wie
gebratenes Fleisch, Würste, Kutteln, Häringe,
Wildbret, Vögel und Lebkuchen. [S.45]
1890 wurde das Haus "Zum Pfaueneck" und 12 weitere
Häuser abgerissen und die Sporengasse vernichtet,
[um einen grossen, rechteckigen Marktplatz zu
schaffen und einen direkten Zugang zur Mittleren
Rheinbrücke zu eröffnen] [S.45].
1908 wurden viele Häuser an der linken Seite des
Märtplatz abgerissen und eine gerade Fassadenlinie
geschaffen [S.45].
[Von den farbenprächtigen Häusern neben dem Rathaus
ist ebenfalls nichts mehr übriggeblieben].
Der Marktplatz von Basel als
Pranger-Justizzentrum
-- vor dem Haus "Zum Pfauen" stand ein "sogenannter
heisser Stein" zur Vollstreckung von Todesurteilen
bei politischen Verbrechen
-- nebendran war ein Galgen, ein Halseisen, eine
Schmachsäule, ein hölzernes Pferd, eine Trille
-- von 1610 bis 1830 stand dort auch eine steinerne
Säule (das "Schäftli), auf die Kriminelle zu steigen
hatten
-- manche Kriminelle mussten das hölzerne Pferd, den
Esel reiten, oder in die Trille (ein rotierendes
Gestell für Obstdiebe). [S.45]
Der Sevogelbrunnen
-- stand im sogenannten "Wurstwinkel"
-- soll ein heilsames Wasser gegen Heimweh anbieten
-- wurde 1888 entfernt, um die Marktgasse zu bauen,
wurde dann 1899 auf dem Martinskirchplatz neu
aufgestellt. [S.45].
Obst, Gemüse, Eier, Butter, Hühner und Gänse gabs
auf dem Münsterplatz, waren auf dem Marktplatz zu
verkaufen nicht erlaubt. [S.45]
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Basel Zentrum: Die Freie Strasse,
Aquarell von Louis Dubois 1830 [20]
-- hier war mal offenes, freies Gelände, die Strasse
stand unter Schutz der Herrscher
-- die Freie Strasse ist seit der "Römerzeit" [in
Wirklichkeit: Griechenzeit] eine bekannte
Landstrasse, eine "Zollfreistrasse", deswegen der
Name "Freie Strasse"
-- die "Freie Strasse" war die erste Hauptstrasse
von Basel, schmal und krumm mit einem sehr holprigen
Rheinkieselbelag
-- hier herrschte Vertrautheit und Zensur, keine
Weltoffenheit oder Liberalität
-- 1850 kamen durchgreifende Veränderungen, ab den
1860er Jahren kamen erste Läden und das Grosse Geld
mit grossen Fensterscheiben, komplett neu für Basel
-- links: Das Haus "Zum Stäblin", das Haus "Zum
Ehrenfels", der Gasthof "Zum wilden Mann"
-- rechts: Die "Goldene Apotheke", das Haus "Zum
blauen Schwan" [S.49]
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Basel Zentrum: Die untere Freie Strasse, 1875 -
Aquarell von Johann Jakob Schneider [21]
Alle diese Häuser sind schon im
15. Jh. urkundlich erwähnt, der Stäblinsbrunnen
schon 1380:
-- die Goldene Apotheke (links im Bild) an der Ecke
zum Rüdengässlein wurde 1638 im Haus "zum schönen
Eck" von Friedrich Eglinger gegründet, dann 1862 von
Dr. Friedrich Geiger übernommen
-- in der Bildmitte sieht man den Stäblinsbrunnen
-- dahinter stehen die Häuser (von links nach
rechts) "Zum Stäblinsbrunnen" und "Zum goldenen
Kranich" mit der Material- und Farbwarenhandlung
Niklaus de Hieronymus Bernoully und Sohn
-- es folgen die Häuser "Zum Waldshut" von
Zuckerbäcker Friedrich Kissling, und "Zum
Frauenstein" von Spengler Johann Jakob Steinmann
-- das Postgebäude (im Schattenbereich) wurde 1853
eröffnet und 1878 erweitert, so dass der
Stäblinsbrunnen entfernt werden musste und einige
Häuser zur Post "umgewandelt" wurden (Zitat: "Da wo
früher die gemüthliche Lang'sche Wirthschaft am
Rüdengässlein den Postangestellten einen frischen
Trunk bot, wo eine Materialhandlung nicht müde
wurde, die Umgebung mit dem bekannten
Drogueriengeruch zu versehen, wo später Käsbuden
nothdürftig ihren Mann resp. ihr altes Weiblein
nährten, da erhebt sich jetzt die neue Post.")
[S.49]
Der Stäblinsbrunnen mit einem Simson und einer
Delila
-- der Stäblinsbrunnen (erwähnt 1380) wurde
abgerissen und 1833 aufgrund einer Zeichnung von
Architekt Melchior Berri neu erbaut, die Krönung
wurde mit [den jüdischen Fantasiefiguren aus dem
Buch Richter] Simson und Delila gestaltet
-- der Brunnen wurde 1878 abgerissen, die Figurine
mit Simson und Delila wurde auf den Brunnenstock des
Barfüsserplatzbrunnens gesetzt [S.49]
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Basel Zentrum: Gerbergasse mit
Kaufhaus und Rindermarkt, Aquarell von Peter
Toussaint 1847 [22]
-- hier war die Warenbörse von Basel, der zentrale
Platz für Importe, hier werden die Zölle kassiert,
hier wird ausgepackt, abgewogen und weitergesendet
-- 1839 sollen hier 640.300 Centner Waren
durchgeflossen sein
-- die "mächtige Bürgerschaft" wollte das Kaufhaus
so schmuckreich wie das Rathaus haben
-- der Kaufhausschreiber regelte die "getreue
Geschäftsführung" [Schmuggel inklusiv?]
-- die Kaufhausknechte mussten das Entladen und
Beladen der Wagen besorgen, es gab Packer,
Ballenbinder und Fuhrleute, mindestens einer dieser
Berufsgattungen musste anwesend sein, für Pausen
mussten sie angeben, in welcher Schenke sie waren
-- die Unterkäufer stapelten die Waren in einem
"Byfang" oder "Gaden", und sie vermittelten die
Waren mit Gewinn an Kaufinteressenten
-- als Betrug galten "böse Käufe": Verkauf von
Waren, die es gar nicht gab, oder Zwischenhandel
-- 1846 wurde ein neues Kaufhaus am Barfüsserplatz
bezogen, weil das alte Kaufhaus an der Gerbergasse
zu klein geworden war
-- das alte Kaufhaus an der Gerbergasse wurde zur
Post umgebaut, die war bisher im Stadthaus [an der
Stadthausgasse 13] gewesen. [S.53]
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Basel Zentrum: Der Marktplatz mit Frohnfastenmarkt,
Aquarell von Jakob Senn 1828 [23]
-- bis 1933 feierte Basel das "Fronfasten", während
der kirchlichen Busswochen, am Anfang eines
Quartals, dann war Fronfastenmarkt, mit
"Gebrauchsgütern aller Art", auf dem Marktplatz,
Barfüsserplatz, am Petersgraben
-- knapp 3900 Marktfahrer präsentierten hier ihre
Waren, viele aus dem Ausland, von Bürsten bis
Mausfallen konnte man hier alles kaufen [S.53]
-- zu anderen Daten gab es die Martinimesse (seit
1471) oder die Pfingstmesse (1471-1494), ebenfalls
mit "Gebrauchsgütern aller Art" [S.53]
-- seit 1930 wird der Fronfastenmarkt bei der
Mustermesse abgehalten [S.53]
-- links oben ist der Eingang zur Freien Strasse mit
dem Zunfthaus zu Weinleuten [S.53]
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Basel-Süd: Friedhof Gottesacker St.
Elisabethen 1836 - Aquarell von Peter Toussaint [24]
Die Friedhöfe sind voll - da
kommt ein Friedhof - dann kommt ein Wolf - der
Friedhof geht
-- Begräbnisse fanden im alten Basel in den
Kreuzgängen oder auf den Kirchhöfen des Münsters
statt, zu St. Alban, und zu St. Elisabethen
-- der Friedhof St. Martin war 1814 voll, es musste
ein neuer Friedhof her
-- also wurde hinter St. Elisabethen in etwas
Entfernung zu bürgerlichen Wohnungen ein neuer
Friedhof angelegt [im Elisabethenquartier]
-- dort wurden auch die Hingerichteten
("Malefikanten") und Selbstmörder begraben, wo der
Wacholder (Reckholder) wuchs
-- die Stadt wuchs dermassen, dass 1848 wieder alles
voll war, nun wurde der "Gottesacker" im ehemaligen
Spitalgarten erweitert und eine Kapelle sowie ein
Leichenhaus gebaut
-- der erweiterte Gottesacker wurde trotz
Bepflanzungsverbot zur Idylle mit Bäumen, Sträuchern
und Pflanzen, vor allem Rosen wuchsen hier gut
-- die Rosenblätter - also nicht nur die
abgefallenen am Boden, sondern auch noch frische von
den Blüten - wurden dann von gewissen Frauen illegal
gesammelt und an Tabakfabrikanten verkauft
-- 1872 wurde der Friedhof Wolf eröffnet, damit
wurde der Friedhof St.-Elisabethen-Gottesacker im
Elisabethenquartier aufgehoben
-- [steht da heute das Realgymnasium drauf?]
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Basel Zentrum: Kapelle St. Elisabethen, Aquarell von
Johann Jakob Neustück 1859 [25]
Eine Kapelle kommt - dann kommt Napoleon - dann
kommt eine Kirche und die Kapelle geht
-- im Elisabethenquartier gab es mal eine Kapelle,
"spätgotisch", gebaut 1301, die Kapelle lag vor dem
Eingang der Freien Strasse in der "Vorstadt zu
Spitalscheuern",
-- an die Kapelle angeschlossen war die
Gottesackermauer mit dem Friedhof "Gottesacker St.
Elisabethen" dahinter, die Mauer erstreckte sich bis
zum Haus "Zur Krätzen"
-- diese Kapelle St. Elisabethen ist eine
"Filialkirche" des Klosters St. Ulrich im
Schwarzwald
-- die Elisabeth soll die Patronin der Bäcker,
Bettler und der Schwestern der Barmherzigkeit sein
-- das Gestühl ist aber ziemlich eng, bietet wenig
Platz, und das Gestühl ist unbequem und provoziert
Zanck und Streitigkeiten, vor allem bei den Frauen
-- 1643 bekommt das Jesus-Fantasie-Kirchlein ein
neues Gestühl und einer neuen Kanzel
-- später [nach Napoleon ab 1815?] wurde die Kapelle
nicht mehr gepflegt, wurde als "Garnisonskirche" für
die Stänzler (Nachtwächter von Basel) genutzt
-- und ein reicher Basler, Christoph Merian, liess
eine grosse Elisabethenkirche bauen
-- Abbruch der Kapelle 1864: Am 1.6.1864 wurde die
neue St. Elisabethenkirche eingeweiht
("eingesegnet") und die alte Kapelle wurde nicht
mehr gebraucht, da wurde sie abgerissen, das
Abbruchgut [Gestühl, Kanzel etc.] ging an die
Kirchgemeinde Birsfelden [S.57]
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Süd-Basel: Birsigschwelle beim
Steinentor, 1860 (abgerissen) - Aquarell von Karl
Eduard Süffert [26]
Der kleine Fluss Birsig in Grossbasel
-- der kleine Fluss Birsig floss
bis ca. 1260 offen durch den Marktplatz von Basel
(der "Kornmarkt"), wo der Marktplatz damals in zwei
Hälften geteilt wurde [S.45]
-- der Birsig war laufend eine Gefahr wegen
Hochwasser und Seuchen. [Es fehlten am Oberlauf
regulierende Teiche und ein See]. [web01]
-- im Birsig war auf der Höhe des Steinentors eine
Schwelle angebracht, eine Fallbrücke über einen
Wassergraben, Rundbögen mit Fallgattern, sowie ein
Wehrgang mit Spitzturm [S.61]
-- um ca. 1260 wurde der Birsig beim Marktplatz dann
eingetunnelt, so dass der grosse Marktplatz entstand
[S.45]
-- der Birsig durchfloss Grossbasel mit einem Teil
der Basler Kloake und fliesst bis heute unter dem
Konzertsaal "Stadtcasino" durch, damals aber war der
Birsig noch bis zum Steinenberg offen und spendete
den Konzertbesuchern bei günstigem Wind seine
windigen Düfte [S.17]
-- am Birsig siedelte die mittelalterliche
Kleinindustrie, die die Strömung des Birsig zum
Antrieb ihrer Gerätschaften nutzte [S.29]
-- der Birsig im Bereich vor dem Steinentor war
lange nicht kanalisiert wie heute, sondern bildete
freie Inseln und neue Kurven, war ein Paradies für
Kinder zum "Götschen" und zum Sachensuchen, denn der
Birsig wurde von reichen Baslern auch als
Abfallhalde "genutzt": Mägde leerten am Birsig die
Mülleimer und Tischtücher der reichen Basler
Familien aus [Recyling wurde erst ab 1975 "Mode"]
[S.61]
-- der Birsig musste auch als Kloake für das Vieh
herhalten, also für den Urin von 600 Pferden, 70
Kühen und 330 Schweinen - so entstand der
"Birsigsumpf", der um 1850 Auslöser für Cholera und
Thyphus war [S.61]
-- 1885 wurde eine Korrektur des Birsig beschlossen
[S.61] [denn die Industrie lief nun immer mehr auf
Elektro und brauchte keinen Birsig mehr]
-- Schritt 1: Hauptpost bis Barfi 1887-1890:
Aussentoiletten wurden durch Balkone ersetzt, der
Birsig bekam ein gemauertes Flussbett
-- Schritt 2: Diskussion um die Überwölbung
1897-1898: Abdeckung des Birsig vom Fischmarkt bis
zur Schifflände: Realisierung 1898-1900, die neue
Strasse wird nach Regierungsrat Rudolf Falkner
"Falknerstrasse" genannt, das Tram wurde nun durch
die Falknerstrasse gebaut
-- Schritt 3: Überdachung des Birsig 1948-1950 in
der Steinenvorstadt, um Parkplätze zu gewinnen
-- Schritt 4: Überdachung des Birsig zwischen
Steinenvorstadt und Heuwaage 1948-1950, um Parkraum
zu schaffen [web01]
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Basel-Süd: Die Stadtmauer von Basel mit dem
Birsigtal unten dran, Sicht von der Steinenschanze
aus, Aquarell von Anton Winterlin 1865 [1862ca.?]
[27]
Die Stadtmauer beim Steinentor
mit dem Birsigtal
-- das Steinentor bot den Überblick über das
Birsigtal, auch "Hertor" genannt, quadratisch mit
"auskragendem Geschoss"
-- seit 1547 sah man hier das Steinentor mit einem
Bollwerk "Dorn im Aug" (rechts) und "Wag den Hals"
(links vom Tor) als Sicherung gegen Angriffe aus dem
Birsigtal
-- das Tor selbst hatte einen Vorbau als Wachtstube
und Torschreiberwohnung
-- 1858 wurde das Steinentor nicht mehr bewacht, die
Stadtmauer wurde schrittweise abgetragen
-- 1866 wurde das Steinentor abgerissen, der letzte
Rest der dortigen Stadtmauer
-- links im Hintergrund ist die im Bau befindliche
Elisabethenkirche sichtbar, wo noch das Baugerüst
sichtbar ist [dann ist das Aquarell von ca. 1862?]
[S.61].
Steinenschanze
-- dort waren "düstere Gebäude", als woanders schon
die neuen Herrenhäuser standen
-- Gerüchte besagten, dass unter dem Brettern des
Pulverturms noch Schiesspulver zu finden war,
attraktiv für Feuerteufel und Bodensprenger
-- die Gewölbe der Steinenschanze dienten manchen
Buben auch als Depot für Kinderwaffen wie Stecken,
Stangen und Knüttel
-- 1861 ereignete sich ein Unglück mti 3 Buben, die
dort mit Schiesspulver spielten, eine Explosion
verursachten und in die Luft geschleudert wruden:
Ein 14-Jähriger verstarb an den schweren
Verletzungen [S.61]
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Basel Zentrum: Die
Gerbergasse mit Rindermarkt und dem Zunfthaus zu
Schmieden (Schmiedenzunft), Aquarell von Johann Jakob
Neustück 1859 [28]
Die Schmiedenzunft 475 Jahre im selben Haus
-- 1255 wurde die Zunft zu Schmieden (Schmiedenzunft)
gegründet
-- die Schmiedenzunft verkörperte alle Berufe mit
Eisenprodukten: Messern, Beschläge [Hufeisen der
Pferde], Uhren, Waffen, Küchengegenstände oder
Badezimmersachen mit Verzierungen etc.
-- 1411 konnte die Zunft Häuser einer christlichen
Frauensekte kaufen, denn diese Frauen (Beginen,
"fromme Frauen, die der Welt entsagten") wurden [aus
irgendeinem Grund] aus der Stadt verwiesen
-- die Schmiedenzunft konnte am Rindermarkt
(Gerbergasse) von Bischof Humbert das Schwesternhaus
für 350 Gulden kaufen, mit einem Gelände mit Hof und
Garten bis zum oberen Birsig (Rümelinsbach)
Die Schmiedenzunft hatte einen eigenartigen Geschmack
mit einem neuen, schweren und gleichzeitig köstlichen
Hausbau:
-- in der Trinkstube hingen prächtige Glasgemälde und
stand eine Uhr mit "Gewichtsräderwerk und
Horizontalpendelhemmung", die "Orlogi" [französisch:
horloge=Uhr]
-- die Fassade war grossartig bemalt mit einer
Lebensgeschichte von Eligius, des Schutzheiligen der
Schmiede, "der einem Pferd den abgequetschten Fuss auf
wundersame Weise wieder anfügte"
-- Touristen kamen aus England hergereist, um die
Fassade zu kopieren
-- Zunftregeln: jeder, der neu in die Schmiedenzunft
aufgenommen wurde, musste einen Gulden zahlen
-- 1876 waren die Fresken am Zunfthaus so verlottert,
dass niemand die Kosten für eine Renovation bezahlen
wollte
-- 1887 wurde das Haus nach 475 Jahren
Schmiedenzunftgeschichte für 130.000 Franken an die
GGG ("Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige")
verkauft, die das Haus für ihre Zwecke umbaute [S.65].
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Basel Zentrum: An der Gerbergasse liegt die
Schmiedenzunft, hier wird eine Versteigerung
("Gant") durchgeführt, Aquarell von Hieronymus Hess
1838 [29]
-- der Saal der Schmiedenzunft war eines der
bevorzugten Gantlokale von Basel
-- versteigert wurden hier Gebrauchsgüter und
"Luxusgüter" wie Schmuck, Tabakdosen, goldene
Schnallen, silbernes Besteck, Lichtstöcke etc. [S.65]
-- Bilder und Kunst wurde [ab dem Bau des Konzertsaals
"Stadtcasino"] im Stadtcasino versteigert [S.65]
-- die Versteigerung von Häusern und Liegenschaften
("Liegenschaftsganten") fand im betreffenden Haus
statt [S.65]
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Basel: Das Pfrundhaus des
Bürgerspitals am Spitalgässlein zwischen
Barfüsserkirche und Freier Strasse, Aquarell von
Constantin Guise 1848 [30]
Das Bürgerspital zwischen Barfüsserkirche und
Freier Strasse
[Eigenartig, dass kein Aquarell des
Spital-Hauptgebäudes vorliegt]
-- bis 1265 gab es in Basel keine öffentliche
Spitäler, sondern Kranke, Gebrechliche und Betagte
(die "Dürftigen und Bettrysen" - Bettlägrigen)
wurden in Klöstern von Nonnen und Mönchen gepflegt,
die Klosterspitäler waren verschieden, in Basel galt
die "Armenherberge" zu St. Leonhard als "das
leistungsfähigste"
-- Mitte des 13.Jh. um 1250ca. nahm Basel den Bau
eines Bürgerspitals in Angriff, das Gelände zwischen
Barfüsserkirche und den sogenannten Schwellen der
Freien Strasse war noch ein Sumpf, genannt "im
Agtote"
-- dann wurde 1265 das erste Bürgerspital ("das
Grosse Spital der Stadt Basel", "Spital an den
Schwellen") zwischen der Barfüsserkirche und der
Freien Strasse eröffnet, es verfügte über eine
Spitalkirche, über zahlreiche Nebengebäude, geführt
von Barfüssermönchen, der einzige Zugang zum Spital
war die Barfüsserkirche
-- 1408 wurde ein Gässchen ("Gesslin") durch das
Labyrint des Bürgerspitaklgeländes gezogen - das
"Spitalgässlein"
-- wohltätige Stiftungen spendeten dem Bürgerspital
haufenweise Geld
-- das Geld reichte 1501 für einen kompletten Neubau
des Bürgerspitals zwischen Barfüsserkirche und
Freier Strasse
-- 1573 wurde am Spitalgässlein noch ein Pfrundhaus
verwirklicht, für die Altersfürsorge
[Notunterkunft], das Spital bestand nun aus 14
Liegenschaften, das Irrenhaus für Geisteskranke lag
am Steinenberg
-- um 1775, [nach dem 30jährigen Krieg und kurz vor
den Napoleon-Zügen] war das Bürgerspital in
bedenklichem Zustand, die Renovation kostete einiges
("grössten Aufwand"), es fehlte aber eine
Neuorientierung, eine ¨"fortschrittliche Grundlage"
-- 1842 wurde das alte Bürgerspital zwischen Barfi
und Freier Strasse samt Irrenhaus am Steinenberg
geräumt, abgerissen und neu mit Geschäftshäusern
überbaut, und die "Kaufhausgasse" wurde neu
geschaffen
-- [auf diesem Gelände lag lange der Musik Hug an
der Freien Strasse]
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Basel West: Der Markgräflerhof an der Neuen
Vorstadt, heute Hebelstrasse, Sicht von der
Petersschanze aus, Aquarell von Johann Jakob
Neustück 1860 [31]
Basel: Ein Palast von deutschen Markgrafen wird
Notunterkunft
-- klassizistisches Barockpalais, heute an der
Hebelstrasse
-- Bauzeit 1698 bis 1705, im Auftrag von Markgraf
Friedrich Magnus
-- Baustil: "Neuer französischer Geschmack", zeitweise
die Residenz der Markgrafen von Baden-Durlach
-- terrassenförmig aufsteigender Garten mit mehreren
kleinen Springbrunnen
-- 1808 wurde es von der Stadt Basel aufgekauft
-- 1814 erfolgt der Durchzug der Alliierten [gegen
Napoleon]: Der Makrgräflerhof wird zum Militär- und
Typhusspital
-- 1836 beschliessen die Basler Behörden, den
Markgräflerhof in das Neubauprojekt des Bürgerspitals
von Architekt Christoph Riggenbach miteinzubeziehen
-- 1840: Jemand beschreibt, die Universität haben den
Garten dann in einen botanischen Garten umgewandelt
-- als Element des neuen Bürgerspitals wird der
Markgräflerhof zum "neuen Pfrundhaus mit 176 Betten"
-- die Obdachlosen, die nicht mehr laufen konnten,
wurden am 17. November 1842 in Mietkutschen zum
Ex-Markgräflerhof gefahren, die neue Notunterkunft
[S.69]
[Die Petersschanze in Basel - keine Ahnung wo die
war].
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Basel Zentrum: Der Fischmarktbrunnen,
Aquarell von Johann Jakob Neustück 1850 [32]
-- der Fischmarktbrunnen hat eine
zentrale Säule (Brunnstock) aus rotem Standstein mit
haufenweise Türmchen und 15 Figuren
-- der venezianische Konzilsgesandte und Steinmetz
Andrea Gattari bewundert in Basel den
Fischmarktbrunnen
-- 1433: Der venezianische Konzilsgesandte Andrea
Gattari erhält den Auftrag, den Fischmarktbrunnen
umzugestalten, er beliess aber die Skulptur in ihrer
Form, restaurierte sie nur und liess nur einen neuen
Trog anfertigen.
-- 1615: Neben dem Grossen Fischmarktbrunnen wird
noch ein Kleiner Fischmarktbrunnen hinzugebaut, mit
dem [Meeresgott] Neptun
-- 1851 wird der kleine Fischmarktbrunnen mit der
Neptunstatue in den Winkel bei de Häusern "Zum Helm"
und "Zum Salmen" versetzt, ein Sudeltröglein wird
noch drangesetzt.
Im Hintergrund sind zu sehen: Der Gasthof "Zum
Storchen", das Haus "Zum goldenen Ring" und das
Zunfthaus zu Fischern (Fischerzunft) [S.73].
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Basel West: Der Cityring war damals ein Wanderweg
vom Spalentor zum Leimentor, mit Abzweig zum
Schützenhaus, links das Fröschenbollwerk, Aquarell
von Johann Jakob Neustück 1861 [33]
-- am Ende der heutigen inneren Schützenmattstrasse
stand dort der Brunnmeisterturm, der wurde abgerissen
und das "Fröschenbollwerk" als Bollwerk der äusseren
Stadtmauer errichtet (vollendet 1550) - die Frösche
vom Fischweiher beim Schützenhaus gaben dem Bollwerk
angeblich den Namen [S.85]
-- links der Fröschenbollwerkturm und die Stadtmauer
mit Ausbuchtung "Fröschenbollwerk"
-- die Stadtmauer ist heute der Schützengraben, auf
dem Gebiet zwischen Schützengraben und Schützenhaus
lag Basels "letztes zusammenhängendes Rebgelände"
(heute Austrasse, Holbeinstrasse etc.)
-- im Hintergrund sieht man das Wirtshaus "Zum
Mostacker" von Franz Werenfels, junger Wein wird
"Most" genannt, die Gegend des "Fröschenbollwerks"
wurde auch als "Mostacker" bezeichnet [S.73]
Agrarland ausserhalb der Stadtmauern
-- bis 1850 ist das Gebiet ausserhalb der Stadtmauern
Agrarland mit Reben und Feldern
-- das Gundeldingerquartier ist noch ein Kornfeld, die
Gundeldingerstrasse noch eine Überlandstrasse, es
bestehen nur ein Kindermissionshaus an der jetzigen
Hochstrasse und eine Ziegelhütte
-- die Felder ziehen sich auch bis zum Dorenbach
[heute Neubadquartier]
-- Spaziergänge der Stadtmauer entlang werden auch als
"Gang um die Tore" bezeichnet [S.73].
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Basel Zentrum: Am oberen Ende des
Spalenbergs stand einmal ein Stadttor, der
Spalenschwibbogen, Aquarell von Johann Jakob
Neustück 1837 (abgerissen 1838) [34]
Ein Stadttor kommt - ein Gefängnis kommt - ein
Stadttor geht
-- der Spalenschwibbogen stand am Ende des
Spalenbergs bei der Einmündung zum Petersgraben /
Spalenvorstadt / Leonhardtsgraben
-- mit Pyramidendach, Glockentürmchen, der Turm war
bis zur Fertigstellung der äusseren Stadtmauer ein
Wächter in Richtung Westen
-- nach dem Bau der äusseren Stadtmauer mit dem
Spalentor (fertiggestellt 1398) wurde der
Spalenschwibbogen zum Gefängnis für 6 Insassen ("6
Gefangenschaften")
-- Schwerverbrecher mussten in eine "fünf Stegen"
hohe, mit eichenen Stämmen ausgelegte Zelle
"Eichwald", oder in eine Zelle "Hexenkäfig", oder in
einen dumpfen "Saal" mit schweren Ketten und
"eingemauerten Leibstuhl", also im Hexenkäfig und im
Saal ist einem zum Ersticken zumute
-- 1428: Bemalung von Meister Lawelin
-- 1518: Bemalung von Hans Frank
-- 1652 wird der Spalenschwibbogen zum letzten Mal
erneuert [S.77]
-- 1835 wurde in Basel der Lohnhof als neues
Zentralgefängnis eingeweiht [web03] [nun brauchte
man die alten Stadttürme nicht mehr als Gefängnis]
-- 1837 wurde der Spalenschwibbogen als Abbruchgut
versteigert, und Maurermeister Remigius Merian liess
ihn 1838 abtragen und zerstören. [S.77]
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Basel Süd: Auf der Lyss, Sicht vom Stadtinneren nach
aussen, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1861 [35]
-- das Wort "Lyss" ist vom
Italienischen "liccia" oder "lizza" abgeleitet,
Schranke, Sperre
-- das Aquarell zeigt die Sicht vom Leonhardtsgraben
in Richtung des heutigen Steinenring, links aussen
mit einem Durchgang, links aussen ist das Haus "Zur
Zimmeraxt" sichtbar, das Haus von Schreiner J.H.
Ludwig Haus
-- hier stand einmal Egloffstörlein als Element der
inneren Stadtmauer, ein Leimentor, das auch
"Lyssturm" genannt wurde, das war ein kleiner
Nebenausgang zwischen dem späteren Spalentor (beim
Fröschenbollwerk) und späteren Steinentor (bei der
Steinenschanze) [S.77]
-- nach dem Bau der äusseren Stadtmauer (1398)
verlief der Verkehr durch das Spalentor und das
Egloffstörlein wurde zugemauert [S.77]
-- die Lyss war schon im 15.Jh. ein Ort des
Stelldicheins für Abenteuer hübscher Damen mit
hübschen Herren (Kaufdokument im Jahrrechnungsbuch
des Rats von 1432: "zwey Hüselin, da die hüpschen
Frauen sitzen")
-- im 19. Jh. wurde das Leimentor aber wieder
wichtig als Weg in die Reben [S.73] sowie in
Richtung der heutigen Schützenmatte, wo erste Häuser
auf dem "Mostacker" gebaut wurden [S.77] mit dem
Wirtshaus "Zum Mostacker" [S.73]
-- ein neuer Umbau machte aus dem Tor wieder ein
Wohnhaus für "Stadtdiener", nun mit zwei Anbauten
("Anhang in Riegel mit zwey öffentlichen Abtritten"
[Ausgängen])
-- [ab 1850 kam Basel in eine neue Entwicklungsphase
mit Stassenplanung und Eisenbahn]
-- das Leimentor als Wohnhaus wurde 1861 für 40.000
Franken vom Brennholzhändler Melchior Villinger an
die Stadt verkauft und sofort abgerissen [um die
Verkehrsverbindung zwischen Leonhardtsgraben und
Steinenring zu schaffen] [S.77].
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Basel Zentrum: Kornhaus und
Spalenschwibbogen, Sicht von der Spalenvorstadt aus,
Aquarell von Johann Jakob Neustück 1837 [36]
Klosterkirche - umgebaut zum
Kornhaus - dann genutzt als Notspital, Schlafsaal
für Soldaten, Turnhalle
-- das Kornhaus (links) war einmal eine Kirche vom
Jesus-Fantasie-Kloster "Gnadental"
-- die Kirche wurde 1574 in ein Lagerhaus für Korn
umgebaut und war ein markantes Gebäude am Eingang
zur Spalenvorstadt
-- die Stadtwächter hatten die Aufgabe, jede
Lieferung von Getreide ("Kernen") ins Kornhaus zu
leiten, denn die Behörden wollten den Getreidemarkt
komplett kontrollieren
-- 1849 wurde das Konrhaus als Notspital für
Cholerakranke eingerichtet
-- 1864 sank der Umsatz mit Getreide auf einen
"absoluten Tiefpunkt"
-- das Kornhaus wurde nun als Truppenunterkunft
genutzt (organisiert vom "Militärkollegium für
Truppenunterkünfte")
-- 1881 wurde das Erdgeschoss des Ex-Kornhaus zu
einer Turnhalle für Primarschulen hergerichtet
-- 1890 wurde das Ex-Kornhaus abgerissen und durch
eine Gewerbeschule ersetzt (die "alte
Gewerbeschule") [S.81]
Das grüne Haus links neben dem Spalenschwibbogen war
damals ein Spezereiwarengeschäft von Johann Georg
Meyer [S.81].
Das Haus rechts vom Spalenschwibbogen war ein Teil
der alten Stadtmauer, die nun als Wohnhaus oder
Produktionshaus umgebaut worden war, in diesem Fall
war die Tapeziererwerkstätte von Abraham Sixt
[S.81].
Der Spalenschwibbogen am Spalentor war die Grenze
für jüdische Händler aus dem Sundgau, sie durften
nicht in die Innenstadt hinein [S.81].
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Basel: Musik machen mit einem Familienkonzert,
Ölgemälde von Sebastian Gutzwiller 1849 [37]
-- das Kulturleben von Basel
pflegte die Musik, die Begeisterung am Musizieren
-- die Reformatoren wollten die Musik einschränken
("erkalten lassen"), Konzerte und Musik in der
Kirche wurde vermieden, aber die Pfeifer- und
Trommelmärsche, kultivierte Instrumentalmusik,
mehrstimmiger Gesang lebten als Musik im
Familienkreis weiter [S.81]
-- die klassische Musik fand im 18. und 19. Jh. ihre
Anhänger, Hauskonzerte wurden an vielen Orten
Tradition, z.B. im Blauen Haus beim
Seidenbandfabrikanten Lukas Sarasin, der auch eine
Musikbibliothek besass
-- Sarasin förderte u.a. den Geiger Jakob Christoph
Kachel, der sich später auch Kapellmeister und
Komponist präsentieren konnte
-- das musikalische Patriziermilieu von Sarasin
regte Kaiser Franz I. zu "musikalischer Betätigung"
an
-- später organisierte der Bankier Friedrich
Riggenbach-Stehlin an der Freien Strasse im
Kettenhof eigene Chorkonzerte (vokale Hausmusik) mit
stimmbegabten Bürgern [auch Frauen? gemischter Chor?
nur Männerchor?], die Hauskonzerte nannten sich
"Riggenbachsches Kränzchen", fanden im einfachsten
Rahmen statt ohne Standes- oder Rangunterschiede
[S.81]
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Basel West: Das Spalentor, Sicht
von aussen von Westen her, Aquarell von Constantin
Guise 1838 (steht noch) [38]
-- das Spalentor ist Teil der äusseren Stadtmauer
von 1398, ist das Tor zum Sundgau [Oberelsass] und
verbindet militärische Befestigungsarchitektur mit
künstlerischen Schmuckelementen
-- der Turm wird von zwei Rundtürmen flankiert,
insgesamt hatte das schmuckvolle Spalentor eher
repräsentativen Charakter für das "wohlhabende und
kunstverständige baslerische Gemeinwesen"
-- ursprünglich war dem Spalentor im 15.Jh. noch ein
hoher Zaun und zwei Vortürme vorgelagert ("von einem
hohen Hag aus starken Pfählen eingefriedet") und der
Vorhof wurde erst 1473 vollendet
-- vor dem Spalentor verlief der Stadtgraben mit der
Fallbrücke (Wolfsgrube)
-- durch das Spalentor zogen an Markttagen ganze
Schweine- und Kuhherden
-- um 1430 wurden an der Westfassade (Aussenfassade)
eine Muttergottes und zwei Propheten (Jesaja und
Micha) angebracht, weil die Elsässer so religiös
waren und bis ca. 1850 jeweils mitten auf dem Weg
kniend um Fürbitte beteten
-- 1810 wurde noch auf die Erhaltung der Fallbrücke
entschieden, 1813 wurde entschieden, die beiden
Vortürme abzureissen
-- 1866 wurden die Ringmauern am Schützengraben und am
Spalengraben abgebrochen
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Basel West: Die Fröschgasse mit dem
Fröschenbollwerk, Aquarell von Johann Jakob Neustück
1861 [39]
Fröschgasse=Schützenmattstrasse
- die Frösche beim Schützenhaus - Weinkellnereien
und Schmieden etc.
-- als Fröschgasse wurde die heutige innere
Schützenmattstrasse zwischen Spalenvorstadt und
Cityring bezeichnet
-- die Frösche quakten beim Schützenhaus im
"Teuchel- und Fischweiher" (Teuchel=kleiner Kanal
[web08])], der Dorenbach war die Wasserzufuhr
-- links aussen das Haus "Zur Trotte", bis 1600 war
das Haus nur eine Scheune mit Trotte zur Verwergung
der Trauben der Reben ausserhalb der Stadtmauer
-- in dieser Gegend lebten einige "Rebbauern,
Weinleute und Küfer", ebenso "Schmiede und Wagner",
z.B. die Schillingsche Schmiede, das Schmiedefeuer
leuchtete in der Nacht "malerisch"
-- am Ausgang der Fröschgasse lag das Voglerstor
Das Fröschenbollwerk ab 1550
-- zuerst stand dort der Brunnmeisterturm, und die
Frösche vom Fischweiher beim Schützenhaus gaben dem
Bollwerk angeblich den Namen
-- die Wehranlage "Fröschenbollwerk" wurde 1550
fertiggestellt, mit Rampe und mit einer "Ausfahrt"
für Geschütze
-- in den Zinnenkranz waren Wachthäuschen eingebaut,
die über eine Treppe erreicht werden konnten
-- 1865 wurde das Fröschenbollwerk abgebrochen und
der Bau des Spalenschulhauses begann dann an
derselben Stelle Ende 1877 [S.85].
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Basel Zentrum: Rittergasse mit
Sicht auf das Münster, Aquarell von Johann Jakob
Neustück 1860 [40]
Der Schönauerhof (1 Domdekan und 1 Bibliothekar)
-- links sieht man den Schönauerhof (die Querfassade
lag am Hasengässlein), das Eingangstor ist an der
Spitze mit dem Wappen des Domdekans Johannes Wiler
geschmückt, er wohnte dort bis 1450
-- 1783 wurde der Schönauerhof dem Stadtbibliothekar
als "Naturalwohnung" zugewiesen
-- von 1859 bis 1885 diente das Haus noch als
Unterrichtsgebäude
-- 1885 wurde der Schönauerhof abgerissen und das
Realschulhaus gebaut.
Das Kapitelhaus
-- an das Kapitelhaus wurde die Amtswohnung des
Oberstpfarrers am Münster angebaut, das
"Antistitium"
-- 1860 wurde die Fassade zurückgenommen, um die 4m
schmale Strassenzufahrt zu erweitern
-- 1885 wurde auch das Kapitelhaus abgebrochen.
Da stand noch eine Kapelle
-- 1193 wird eine Maria-Magdalenea-Kapelle an der
Südwestecke des grossen Kreuzganges erwähnt
-- daran angeschlossen war ein "Münsterkeller", das
Weinlager und Kornlager für die 24 Pfründen der
Domherren
-- eines Tages wurde eine "architektonische
Korrektion" befohlen, und die "hässlichen Anbauten"
[des Münsters?] wurden abgerissen...
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Basel Zentrum: Petersplatz mit Stachelschützenhaus
(Armbrustschützenhaus), Aquarell 1850, Achilles
Bentz zugeschrieben (steht noch) [41]
Charakteristisch für den
Petersplatz ist sein uralter Baumbestand, er galt im
Mittelalter als familiärer Treffpunkt, Sportplatz
oder als Ort für Verliebte ("klassischer Lustgarten
und Sportplatz des mittelalterlichen Basels").
Gleichzeitig war der Petersplatz ein Zentrum für
Armbrustschützen [S.89].
Beim Petersplatz lag der jüdische Friedhof, der dann
einem Zeughaus weichen musste [S.93].
Die Armbrust am Petersplatz - die "Stachelschützen"
mit einem "Stachelschützenhaus"
-- die Armbrust wurde erst im
frühen 17. Jh. als Kriegswaffe verboten
-- die Rüstkammer mit Armbrüsten befand sich im
Rathaus, wo z.B. 1415 gleich 324 Armbrüste und
60.000 Pfeile gelagert waren
-- die Schiessübungen wurden im sogenannten
"Schutzrain" entlang der Stadtmauer gegen die
heutige Bernoullistrasse abgehalten
-- die "Stachelschützen" mussten ihre Requisiten
aufbewahren und bauten im 14.Jh. bei der "Zielstatt"
ein Häuschen, ein "Hüselin".
-- 1546 wurde unter dem Schützenmeister Fridolin
Ryff an der Stadtmauer beim Petersplatz ein
"eigentliches Schützenhus" für Armbrustschützen
errichtet, das "Stachelschützenhaus" [am Ort des
heutigen Botanischen Gartens]
-- das Haus wurde auf Stelzen gebaut und im offenen
Erdgeschoss wurde der Schiessstand für die
Armbrustschützen eingerichtet
-- der tödliche Armbrust-Sport wurde mit
Schnitzereien und künstlerischer Bemalung kaschiert,
es sollte eine "Sportschützengesellschaft" sein
-- nach dem Verbot der Armbrust als Kriegswaffe im
frühen 17.Jh. war dieses Haus auch anderen Zwecken
"zugeneigt", 1729 wurde ein "physicalisches
Laboratorio" eingerichtet, und 1856 erlosch die
Gesellschaft "an Altersschwäche"
-- das offene Erdgeschoss wurde zugemauert und wurde
ein "Klassenzimmer", im 1. Stock war eine
Möbelhandlung
-- 1893 / 1916 wurde das Stachelschützenhaus für die
Bedürfnisse der Hygienischen Anstalt umgebaut [S.89]
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Basel Zentrum:
Predigerkirche (beim heutigen Kantonsspital) und das
Gefängnis Schellenwerk für kurze Haftstrafen, Aquarell
von Johann Jakob Neustück 1859 [42]
-- die Predigerkirche ist eine Kirche der
"Dominikaner" und soll seit 1233 durch Predigen,
Beichthören und Werke der Nächstenliebe "segensreich
in der Stadt" gewirkt haben
-- 1356 war das Erdbeben wütend auf die Kirche und
liess nur den Chor stehen
-- eines Tages wurde die Predigerkirche als
Salzmagazin und als Gottesdienstraum für die
Französische Gemeinde verwendet, und der östliche
Klosterflügel diente den Bettelmönchen als Sakristei
und Bibliothek
-- 1769 wurde der östliche Klosterflügel zu einem
Gefängnis, dem Schellenwerk umgebaut, deren Insassen
die Strassen wischen mussten, mit Halshaken, Ketten
und Glöckchen geschmückt, um sie von der Flucht
abzuhalten
-- Beispiele von kurzen Haftstrafen im Schellenwerk im
Jahre 1840: "der seinen Hund 'anders als angebunden in
der Stadt herumführt. Sich ohne Aufenthaltskarte von
der Polizei länger als 8 Tage in Basel aufhält. Sich
des Herausschüttens von Unreinigkeiten aus den
Fenstern schuldig macht oder sich am Sonntage von 9-10
Uhr Morgens und 3-4 Uhr Abends mit einer Chaise in der
Stadt herumfahren lässt'"
-- das Bürgerspital [wo heute das Kantonsspital steht]
wurde dann erweitert und das Schellenwerk-Gefängnis an
die Spitalstrasse verlegt [Bau des Lohnhofs]
-- 1877 wurde die Predigerkirche den Katholiken
überlassen [S.93].
Ein Totentanz
-- der Totentanz soll der Bevölkerung "die Betrachtung
der Sterblichkeit" vor Augen führen
-- 1805 wurde der Totentanz mutwillig zerstört [S.93]
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Basel Zentrum: Das Zeughaus am Petersgraben (heute
steht dort die Universität), Gouache von Louis
Dubois 1855 [43]
Armagnaken [Söldnerheere im 14.
und 15. Jh.] waren unterwegs. Da wurde der jüdische
Friedhof am Petersplatz geopfert und durch ein
Zeughaus ersetzt - das "Waffenarsenal zu St. Peter".
Das Haus wurde ab 1440 eine der "Sehenswürdigkeiten"
von Basel, ein langgestreckter Profanbau mit
markanten Treppengiebeln. Es wurde [ab dem Eintritt
in die Eidgenossenschaft um 1501] die "bedeutendste
Rüstkammer der Alten Eidgenossenschaft". Hier
lagerten "imposante Feldgeschütze" und
"verschiedenartigste Handwaffen", ebenso aber auch
"Wandgemälde von Lawelin und Konrad Witz". [S.93]
Nach einem Brand von 1775
[Explosion von Munition?] wurde das Zeughaus ebenso
wieder aufgebaut. 1855 fielen in wenigen Stunden
75cm Neuschnee. Das Bild stammt von diesem Moment
[S.93].
1914 wurde das neue Zeughaus zu St. Jakob bezogen
und das Zeughaus St. Peter verlor seine Funktion.
1936 beschloss die Stimmbevölkerung von Basel mit
18.473 Ja gegen 9937 Nein, das Zeughaus St. Peter
abzureissen und stattdessen das neue
Kollegiengebäude der Universität zu errichten
[S.93].
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Im Westen von Basel: Der Schneiderhof
an der Burgfelderstrasse 116, im Jahre 1830 [44]
Zwei Bauernhöfe eines Herrn Schneider aus
Langenbruck
-- im Westen von Basel führte die
Burgfelderstrasse nach Burgfelden [das später zu St.
Louis eingemeindet wurde]
-- an dieser Burgfelderstrasse Nummer 116 lag der
Schneiderhof,
-- ein weiteres Schneidersches Gut lag zwischen der
heutigen Largitzenstrasse und der Glaserbergstrasse
-- beide Höfe wurden 1790 von Heinrich
Schneider-Hänger erworben, er stammte aus
Langenbruck und vererbte sie seinen Söhnen
-- 1817 brannte der vordere Schneiderhof ab und
wurde neu erbaut
-- 1830 umfasste der vordere Schneiderhof "Wohnhaus
mit Laube, Scheune mit doppelter Stallung und
angehängtem Wagenschopf, in Riegel und Mauern"
-- der zweite Schneiderhof zwischen Largitzenstrasse
und Glaserbergstrasse wurde zuerst aufgelöst
-- 1937 war der Schneiderhof an der
Burgfelderstrasse der letzte Bauernhof im dortigen
Stadtbann, er war so verlottert, dass sich eine
Renovation nicht mehr lohnte und wurde abgerissen
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Basel West: Der Französische Bahnhof hinter der
Lottergasse (an der heutigen Spitalstrasse), 1860
abgerissen und durch den Französischen Bahnhof beim
Bahnhof SBB ersetzt, aquarellierte Planzeichnung
1846, Maler unbekannt [45]
-- 1841 wurde die Eisenbahnlinie
von Mülhausen nach Strassburg eröffnet
-- in Basel wurde lange diskutiert, wo der erste
Bahnhof stehen solle, vor der Stadtmauer, innerhalb
der Stadtmauer etc., schliesslich einigte man sich
auf einen ersten Bahnhof vor dem St.-Johann-Tor
"intra muros", hierfür musste die Stadtmauer beim
Metzgerturm eingerissen und erweitert neu aufgebaut
werden
-- der Französische Bahnhof hinter der Lottergasse
in Basel wurde am 11. Dezember 1845 eröffnet, er lag
vor dem St.-Johanns-Tor und war der erste Bahnhof
auf schweizer Boden, somit war nun die
Eisenbahnverbindung zwischen Basel und Strassburg
geschaffen
-- dieser erste Französische Bahnhof von Nicolas
Koechlin (Architekt aus Mülhausen) war 214m lang,
97m breit, beinhaltete die Eingangshalle, die
Billetschalter mit Gepäckstauraum, eine Warenhalle,
eine Remise für Lokomotiven und Wagen, eine
Wasserstation und drei Portierhäuschen
-- der Architekt Melchior Berri entwarf dazu ein
Eisenbahntor in rotem Sandstein mit Fallgatter, das
in der Nacht und in gefährlichen Zeiten verriegelt
wurde
-- von 1846 bis 1860 wurden an diesem ersten
Französischen Bahnhof zu St. Johann jährlich rund
50.000 Fahrgäste abgefertigt, in 17 Minuten war man
in St-Louis, in 5 Stunden in Strassburg. [S.97]
[Wenn man für 142km 5 Stunden braucht, macht deas
eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 28,4km pro
Stunde].
Dieser erste Französische Bahnhof blieb aber nicht
lange stehen, denn die Bahnlinie wurde korrigiert
und zum Bahnhof SBB (Centralbahnhof) und ein Zweiter
Französischer Bahnhof in Betrieb genommen. Der
Bahnhof beim St.-Johann-Tor wurde abgerissen und
stattdessen das Gefängnis [Lohnhof] und das
Frauenspital errichtet [S.97]
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Basel West: Am Ende der
St.-Johann-Vorstatt stand einmal ein Stadttor, der
St. Johann-Schwibbogen, Sicht vom Totentanz
stadteinwärs auf die Kreuzgassse (heute Blumenrain),
aquarellierte Federzeichnung von Anton Winterlin
1860 (abgerissen 1873) [46]
Ein Stadttor ohne Bilder - Herr Kelterborn malte
am Tor
-- der St. Johann-Schwibbogen wurde auch das "innere
Kreuztor" genannt
-- erstmals wurde das Tor um 1200 gebaut, am Ende
der Kreuzgasse (heute Blumenrain), frühe Abbildungen
sind nicht vorhanden
-- 1836 erhielt der St-Johann-Schwibbogen eine
künstlerische Bemalung durch Ludwig Adam Kelterborn
-- 1872 beschloss der Grosse Rat den Abriss
-- 1873 begann "das Werk der Zerstörung" [S.101]
Das Kreuzhaus neben dem St.-Johann-Schwibbogen
-- links im Bild sieht man das Kreuzhaus ("ze
Crütz"), wo seit 1573 Seidenhändler aus Italien
wohnten, es waren lombarische Flüchtlinge
("Refugianten") Claudius und Cornelius Pellizari
-- das Haus war seither auch als "Seidenhof" bekannt
[S.101]
-- rechts im Bild der Erimanshof, wo 1871 bis 1903
Ernst Stückelberg wohnte, ein "schweizerischer
Nationalmaler", der Schöpfer von Tellfresken [wo
sind die Fresken?]
-- der Erimanshof wurde 1937 abgerissen [S.101]
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Gärten bei Basel, Aquarell von Achilles Bentz 1840
[47]
-- das äussere St. Albanquartier
bestand aus ausgedehnten, herrschaftlichen Gärten
[S.73] [im Hintergrund schaut das St.-Alban-Tor
hervor, im Hintergrund liegt Lörrach und der
Schwarzwald].
Angaben von Christian Hirschfeld von 1783 [S.101]:
-- die Gärten der Basler waren schon seit jeher
Schrebergärten mit Gemüseanbau, Früchten und
Weinreben
-- dabei war auch künstlerisches Talent Tradition,
also Fruchtbäume und Reben wurden so gezogen, dass
sie Bogengänge bilden, oder "Gänge von Wein
eingefasst", oder an Lauben hingen Trauben, "kahle
Mauern sind mit Reben belebt"
-- zwischen den Gemüsefeldern findet man
"Blumengänge", manchmal auch ein Springbrunnen und
über den Landhäusern ("Kabinetten") konnte man
Vogelhäuser anbringen
-- die Landhäuser waren meistens ohne Luxus,
zierlich, bequem, mit Geschmack verziert, mit
Springbrunnen im Vorhof, er herrschte
Gastfreundschaft bei "freiem Eintritt"
-- manche Schrebergärtner agierten auch nach "alter
französischer Gartenmanier"
-- oft wurden die Schrebergärten eingemauert und so
die Aussicht [auf die deutsche Rheinseite und den
Schwarzwald], oder es wurden grosse Bäume (z.B. als
Pyramiden geschnittene Eiben, "Taxuspyramiden") und
hohe Hecken gepflegt und so die Aussicht verstellt
-- die Gartenmauern blockierten ausserdem den Zugang
zu benachbarten Wiesen [S.101].
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Basel Zentrum: Die
Eisengasse, Sicht von der Brodlaube an der
Stadthausgasse aus, Aquarell von Johann Jakob
Schneider nach Johann Jakob Neustück, um 1838 [48]
-- die Eisengasse war [bis in die 1970er Jahre] eine
der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt, anfangs war
sie aber so eng, dass dort zwei Pferdewagen nicht mal
kreuzen konnten
-- [der Marktplatz war bis 1890 an der anderen Ecke
noch mit Häusern zugebaut], deswegen war die
Eisengasse bis 1890 die einzige Verbindung des
Marktplatz zur Mittleren Rheinbrücke]
-- Stadtwächter ("Stänzler") mussten also an der
Eisengasse zu Stosszeiten die Durchfahrt regeln, um
Blockaden mit Pferdefuhrwerken zu vermeiden
-- 1839 wurde die Eisengasse verbreitert und deswegen
eine ganze Häuserzeile abgerissen
-- die Kronengasse und die Schwanengasse (heute nicht
mehr auffindbar) blieben so eng, wie sie waren
[S.105].
Mittelalterliche Häuser an der Eisengasse
-- links sieht man die Seidenwarenhandlung von Johann
Georg Von der Mühll, daran anschliessend die Häuser
von Schneider Heinrich Schaffner und von Hutmacher
Wilhelm Krug
-- rechts aussen sieht man das Haus "Zum Pilger" mit
der Spezerei- und Tabakwarenhandlung von Jacob Riber
[S.105].
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Basel Zentrum: Untere Eisengasse mit "Meerenge" und
Hauserturm, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1838
[49]
Das Rheintor wurde 1839
abgerissen [S.105]
Zinn und Kämme an der Eisengasse
Links:
-- die Liegenschaft "Zum Hauserturm" von Hutmacher
Joseph Wilhelm Amans
-- das Haus "Zum grünen Berg und zum kalten Keller"
von Kleinwarenhändler Christoph Ronus-Holzach
Rechts:
-- die Eisenwarenhandlung Leonhard Paravicini
-- das Ladengeschäft Emanuel Scholer, ein
Zinngiesser.
Die Geschichte von Zinngiesser Emanuel Scholer an
der Eisengasse in Basel
-- Emanuel Scholer hatte als Zinngiesser nur eine
Konkurrenz in der Stadt Basel, das war Emanuel
Streckeisen
-- Scholer pflegte aber noch ein "Zusatzgewerbe in
'Geschirr, Fayence, Porzellan, englisches Steingut,
Kristallwaren'", wo er in Konkurrenz mit "hohen
Baslern" stand wie Joseph Burckhardt, Elisabeth
Gengenbach, Johannes Hoch, Nikolaus Jenny, Jakob
Meyer, Witwe von Speyr und Jakob Speiser
-- Scholer war auch bei der Universität angestellt
als Universitätspedell und Museumsaufseher
-- der Neid auf Scholer wuchs dermassen, dass ihm
eines Abends die Haustür mit Backsteinen zugemauert
wurde [S.105]
Der Kammmacher Johann Jakob Rosenmund an der
Eisengasse in Basel
-- Rosenmund bewohnte das Haus "Zum roten Salmen"
(Eisengasse 22, nicht mehr auf dem Bild), er war der
letzte Kammmacher von Basel
-- Schulbuben sahen ihm bei der Arbeit mit Säge,
Feile und Poliereisen interessiert zu, er hatte eine
Vitrine mit seiner Ware
-- Rosenmund stellte auch an einem Stand auf der
Messe auf dem Münsterplatz seine Kämme aus
-- seine Käme sollen solider gewesen sein als die
"Dutzendware" der neueren Geschäfte
-- um sich ein Bild einer Kammwerkstatt zu machen,
kann man die Geschichte "Die drei gerechten
Kammmacher" von Gottfried Keller lesen [S.105].
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Basel Zentrum: Die
Martinskirche und die Universität daneben, Sicht von
gegenüberliegenden Ufer von Kleinbasel aus über den
Rhein, Aquarell von Constantin Guise 1847 [50]
-- an der Grossbasler Rheinfassade rund um die
Martinskirche werden sichtbar:
links: Die Universität, die Anatomie, das Pfarrhaus
unterhalb und rechts der Kirche: die Häuser "Zum roten
Turm", "Zum wilden Mann", "Zum Kranichstreit", "Zum
Rheinsprung", "Zur goldenen Sonne" [S.109]
Die Fischer am Rhein - das Kraftwerk Kembs
blockiert den Lachs ab 1932
-- 1664 konnten viele Nasen [Fischart] gefangen
werden, insgesamt 200.000, der Verkauf war 1 Rappen
pro Fisch
-- der Lachs wurde von Januar bis Juni "Salm" genannt,
von Juli bis Dezember "Lachs", die Lachsfischerei in
Basel hatte in Kleinhüningen ihr Zentrum
-- noch 1892 wurden in Basel 80 Salme mit einem
Gesamtgewicht von 317 kg gefangen
-- das Kraftwerk Kembs unterhalb von Basel blockierte
dann ab 1932 die Lachszüge und beendete die Basler
Lachsfischerei [S.109]
Der Rhein war der bedeutendste Lachsfluss in Europa.
Bis 2020 soll der Lachs wieder bis Basel ziehen
können. Den Lachsen muss hierfür eine Passage an den
französischen Kraftwerken Rhinau, Marckolsheim und
Vogelgrün eingerichtet werden [web04].
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Die Universität im Jahre 1859 befand sich damals im
Schalerschen Haus, wo sie seit 1460 untergebracht
war - Aquarell von Johann Jakob Neustück 1859 [51]
Die Basler Universität am
Rhein
-- die Basler Universität wurde am 12. November 1459
durch Papst Pius II. besiegelt und eröffnete im
ehemals Schalerschen Haus am Rheinsprung, wo die
ersten Vorlesungen stattfanden
1573 waren
-- im oberen Flügel des "Unteren Kollegiums"
untergebracht: der philosophische, der juristische
und der medizinische Hörsaal
-- im Mittelbau der Hörsaal für Theologen, die
Regenzstube und die Vorratskammern
-- im unteren Flügel das Pädagogium (Oberes
Gymnasium) und Wohnungen für den Pedellen
[Hilfskraft], den Präpositus (Propst) und für
Studenten - und hier befand sich auch ein Karzer
[Arrestzelle]
-- die Universitätsbibliothek war in einem
kapellenartigen Bau auf der Rheinmauer [S.109].
1648 überflutete der Rhein einen Teil der
Universitätsbibliothek. Das Regenzzimmer lag im
Schatten in der Feuchte des Rheins und war im Winter
nicht gerade gesundheitsfördernd. Anfällige Leute
konnten davon ein Liedchen singen und bereuten den
Aufenthalt. Der Ofen nützte nicht viel [S.109].
Im Jahre 1859 fanden die 400-Jahr-Feiern zur
Universität Basel statt. Das Untere Kollegium wurde
1860 nach Plänen von J.J. Stehlin dem Jüngeren
erneuert und durch ein zusätzliches Stockwerk
erweitert [S.109]
Das Blaue Haus
Über der Universität gut sichtbar ist das "Blaue
Haus", der "Reichensteinerhof", erbaut 1762 bis 1770
in klassizistischem Barock. Im Jahre 1814 logierte
dort Kaiser Franz I. von Österreich [S.109].
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Basel Zentrum: Das Haus
der Schiffsleutezunft mit dem Rheintor bei der
Mittleren Brücke - Ölgemälde von Constantin Guise
1835ca. [52]
Das Haus der Schiffleutezunft
-- die Schiffleutezunft (gegründet 1354) errichtete im
Jahre 1402 mit ihren Angehörigen ein einfaches
Zunfthaus nahe der Rheinbrücke
-- 1424 stand ein Hochwasser bis zu den Fenstern
-- 1533 brannte das Haus ab, die eidgenössischen
Stände unterstützten den Wiederaufbau mit je zwei
Kronen für Wappenfenster in der neuen Stube, die
Glasgemälde wurden von Maximilian Wischack angefertigt
-- 1819 war die Schiffleutezunft knapp bei Kasse und
verkaufte die Glasgemälde nach Winterthur [Sulzer?]
-- die Instandhaltung des Zunfthauses war damit aber
nicht gesichert, sondern es entwickelte sich eine
"reizvolle Betriebsamkeit 'eher von der malerischen
Seite'" [mit hübschen Ladys, die nur 10 Minuten pro
Tag "arbeiten"]
-- im Jahre 1838 wurde das Zunfthaus vom Staat [Stadt
Basel?] für 15.000 Franken übernommen, um da was zu
korrigieren ("zu Korrektionszwecken"). [S.113]
Das Rheintor mit angebautem Schwibbogen
-- das Rheintor war aus rotem Sandstein gebaut
-- daran angebaut war ein Schwibbogen
-- die Kombination Rheintor und Schwibbogen war das
stärkste Bollwerk der Stadtmauer
-- die Konstruktion war mächtig, die Fassade
dekorativ, das Uhrwerk wertvoll, und der Lällenkönig
lacht bis heute gegen Kleinbasel
-- 1839 wurde der Brückenkopf saniert und das Rheintor
abgebrochen [S.113]
Im Bild sieht man auch den Gasthof "Krone" [S.113].
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Basel Zentrum: Die Mittlere Brücke mit der Sicht vom
Rheintor auf Kleinbasel, Aquarell von Constantin
Guise 1830 [53]
-- die Mittlere Rheinbrücke wurde
1225 erbaut, war ein gesellschaftlicher Treffpunkt,
mit meist nur bescheidenem Verkehr
-- eine Andeutung von Trottoir gab es nur auf
Grossbasler Seite
-- der Belag bestand aus dicken, schmalen
Tannenbrettern, sogenannte "Flecklinge", die oft
erneuert wurden
-- die halbfaulen Flecklinge der Rheinbrücke
("Rhibruck-Flecklinge") wurden vom Bauamt zu
Reparaturarbeiten in Pfarr- und Schulhäusern
weiterverwendet
-- das Geländer der Mittleren Rheinbrücke war noch
sehr primitiv mit zwei Querbalken: Wer bei Regen
oder Eis rutschte, konnte in den Rhein runterfallen,
Kinder hatten dann jeweils grosse Angst, über die
Brücke zu gehen [hier hat die Basler Regierung voll
versagt, das Geländer mit mehr Balken zu verbessern]
-- auf der Kleinbasler Seite waren rechtwinklige
Steinbänke angebracht, sogenannte "Schranken" [zum
Sonnenbaden gegen Süden ausgerichtet], die Bänke
wurden später durch Bänke aus "Solothurner Stein"
ersetzt [S.113].
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Kleinbasel: Das Herrengässlein
mit dem Haus zu der Herren ("Herrenzunft") -
Aquarell von Johann Jakob Neustück 1856 [54]
Ein "Herrenhaus"
-- rechts der Mittleren Rheinbrücke auf Kleinbasler
Seite geht das Herrengässlein ab, eine Tunnelpassage
unter einem Haus hindurch, in alter Zeit
"Härengässlein" geschrieben, zur Verbindung der
Rheingasse mit dem Rheinweg
-- 1384 wird die Kleinbasler Ehrengesellschaft "Zu
der Herren" erstmals erwähnt, im Zusammenhang mit
der Liegenschaft am Härengässlein, ein dreiteiliges
"Herrenhaus"
-- seit dem frühen 15.Jh. feiern die Kleinbasler
Fischer und Jäger in diesem "Herrenhaus" am
Fronleichnamstag und am Schwörtag eine "festliche
Mahlzeit"
-- 1838 gewährte der "Wilde Mann" von Kleinbasel den
Schiffsleuten aus Grossbasel ein Gastrecht im
"Herrenhaus", weil die Schiffsleute 1838 ihr
Zunfthaus am Grossbasler Brückenkopf verloren hatten
-- 1857 wurde das Café Spitz erweitert, deswegen
wurde das "Herrenhaus" und die Reste der alten
Ringmauer zerstört. [S.117]
Ein Kochwirtshaus zum Kreuz
-- 1565 wird bereits das "Kochwirtshaus zum Kreuz"
erwähnt, eines der besten Wirtshäuser in Kleinbasel
-- Mitte 18. Jh. ging das Gerücht um, das
"Kochwirtshaus zum Kreuz" sei ein Versteck für
Gauner und Diebesbanden
-- 1815 wurde das "Weisse Kreuz" für 21.000 Franken
verkauft, das Inventar belief sich auf 20 Betten, 50
Saum Fass, 6 Tische [S.117].
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Kleinbasel: Die Sicht über die Mittlere Brücke auf
Grossbasel mit dem Rheintor, Ausschnitt aus einem
Aquarell von Johann Jakob Neustück 1838 [55a]
Justiz auf der Mittleren
Brücke
Die kleine Kapelle ("Käppelijoch") auf der Mittleren
Brücke (erbaut 1478 [S.109]) war früher nicht nur
ein romantischer Ort: Dort sprach die kr.
Jesus-Fantasie-Kirche früher ihre "Gottesurteile"
[durch einen Fantasie-Gott aus Rom], führte dort
"Hexenprozesse" durch [u.a. gegen Heilerinnen mit
Wissen um Naturheilkunde], dort endeten auch
Prozesse gegen "hübsche Damen" [die nur 10 Minuten
pro Tag "arbeiten"], und gegen "Ehebrecher"
[Spionage ist bei der kr. Kirche heute noch normal]
etc. Die Verurteilten wurden am Käppelijoch in den
Rhein geworfen. Wenn sie überlebten, wurden sie an
der jetzigen Rheinschanze (St. Thomasthurm) wieder
"aufgefangen" [und galten als "nicht schuldig"]
[S.7]. Die Basler Bevölkerung wich aber grossen
Prozessen oftmals aus, stattdessen wurden einfachere
Lösungen vorgezogen [Angaben von Ferdinand Röse 1840
- S.8].
Tänze auf der Mittleren Brücke
Die Mittlere Brücke war auch Schauspiel von Tänzen
und Umzügen der grossbasler und kleinbasler
Vereinigungen, wobei das Käppelijoch die Grenze
darstellte, um sich gegenseitig mit "Spässen" und
"gewisse Zeichen" zu "unterhalten" - die Grossbasler
bis 1798, die Kleinbasler bis 1830. Die Kleinbasler
führten ihre Tänze - mit Trommeln und Pfeifen
begleitet - mit drei Figuren durch, ein Löwe (von
der Gesellschaft zum Rebhause), ein Greif (von der
Gesellschaft zum Greifen), und ein wilder Mann
(Gesellschaft zum Wilden Mann). [Angaben von
Ferdinand Röse 1840 - S.7]
Neubau der Mittleren Brücke 1903
Die alte Mittlere Brücke wurde 1903 abgerissen
[S.109].
[Also gab es erst ab 1903 eine Brücke mit sicheren
Geländern].
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Kleinbasel, die Rheingasse mit dem Richthaus,
Aquarell von Johann Jakob Neustück 1838 [55b]
Häuser in Kleinbasel am Brückenkopf zur Mittleren
Brücke
Das Gerichtsgebäude von
Kleinbasel - ein Gesellschaftshaus - Café Spitz
-- Kleinbasel war bis 1392 eine eigene Stadt, seit
1289 mit einem eigenen Rathaus am Brückenkopf
eigener Justiz
-- nach der Fusion von Grossbasel und Kleinbasel
blieb Kleinbasel die niedere Gerichtsbarkeit, das
Kleinbasler Rathaus (links im Bild) wurde zum
Richthaus umfunktioniert, mit Schultheissengericht,
mit Gescheid (Flurgericht), mit der Rheininspektion,
und mit dem Wachtkollegium [S.117]
-- am Schwörtag mussten Kleinbaslser Bürger jedes
Jahr ins Richthaus zur Eidesleistung antraben, das
war bis 1798 so [S.117]
-- 1835 verkauften die Behörden das Richthaus den
Drei Ehrengesellschaften "auf Abbruch"
-- nun erfolgte der Umbau gemäss Plänen von
Bauinspektor Amadeus Merian, das Haus eröffnete als
Gesellschaftshaus im Jahre 1841, der Erweiterungsbau
1860
-- das Haus wurde später eine Gaststätte und wurde
"Café Spitz" genannt, wegen dem spitzen Türmlein auf
dem Dach [S.117].
Das Haus Waldeck
-- rechts im Bild sieht man das grüne Haus "Zum
Waldeck", dort soll die einzige Metzgerei
Kleinbasels, die "School" betrieben worden sein
-- im 18. Jh. wurde der Hausbesitzer "Ledermartin"
um die tolle Aussicht aus dem Haus auf die Mittlere
Rheinbrücke und Grossbasel benieden
-- 1912 wurde das Haus Waldeck abgerissen und durch
einen Neubau aus weissem Stein ersetzt [S.117].
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Kleinbasel, die Clarakirche,
Aquarell von Johann Jakob Schneider 1854 [56]
-- zuerst hauste in der Kirche und im
angeschlossenen Kloster eine Eremitenkongregation,
die sich aber auflöste
-- gleichzeitig pflegten Basler Bürgerfamilien den
Brauch, ihre Töchter zu "Klarissinnen" zu erziehen
und zu einem Fantasie-Gott aus Rom zu beten
-- 1279 gab Bischof Heinrich von Isny den Befehl an
die Klarissinnen, die Gebäulichkeiten der
Eremitenkongregation zu übernehmen [man kann
annehmen, seither heisst die Kirche
St.-Clara-Kirche], somit wurde aus dem Herrenkloster
ein Frauenkloster gemacht
-- der Clarakirche waren Wirtschaftsgebäude
("Ökonomiegebäude") angeschlossen mit verschiedenen
handwerklichen Tätigkeiten
-- 1529 wurde das Frauenkloster von Reformatoren
überfallen, Bilder zerhauen und verbrannt - und
danach im selben Jahr wurde das Frauenkloster
enteignet: "Die Glaubenswirren zwangen indessen 1529
den Konvent, den Liegenschaftsbesitz sowie das
'silberin Geschirr und alles, was zu den
Altergezierden gehört', der Stadt zu übergeben,
nachdem die Knechte bereits 'die Bilder zerhowen und
verbrennt hand'"
-- der Grosse Rat liess dann noch den "Nonnenchor"
der Kirche abbrechen, um die "Errichtung des
St.-Clara-Bollwerks voranzutreiben"
-- das Nonnenkloster wurde aufgeteilt: Die eine
Hälfte galt als Wohnung des ersten Pfarrers von
Kleinbasel, die andere Hälfte wurde einer
bürgerlichen Familie vermietet ("als ein
obrigkeitliches Lehen an eine bürgerliche Familie
verliehen")
-- 1798 wurde den Katholiken die Mitbenutzung der
Clarakirche gestattet
-- 1852 wurde die Clarastrasse verbreitert und das
Wirtschaftsgebäude der Clarakirche musste dafür
zerstört werden
-- seit 1853 ist die Clarakirche wieder komplett
katholisch ("dem alten Glauben dienend")
-- am 25.September 1859 war der Neubau der
Clarakirche abgeschlossen und es wurde ein erster
Gottesdienst für einen Fantasie-Gott aus Rom
abgehalten [S.121]
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Kleinbasel, das Kloster Klingenthal, Aquarell von
Johann Jakob Schneider 1840 [57]
Adlige Nonnen aus Klingental
im Wehratal gründen ein Nonnenkloster Klingenthal
- Enteignung in der Reformation - Kaserne
Klingental 1860-1966
-- im Jahre 1270 liessen sich adlige Nonnen aus dem
"Kloster Klingental im Wehratal" in Basel nieder
[aus Wehr?], und zwar in einem stillen Winkel in
Kleinbasel an der inneren Stadtmauer westlich der
Mittleren Brücke [heute Klingentalgraben]
-- um 1290 - "rund zwei Jahrzehnte nach ihrer um das
Jahr 1270 erfolgten Niederlassung" - weihten sie
ihre eigene Kirche und ihr eigenes Kloster ein, das
so adlig daherkommen sollte, wie sie selbst adlig
waren
-- es waren durchschnittlich 40 "Klingentalerinnen"
anwesend, und sie waren noch im 15. Jh. das reichste
Kloster in Basel
-- die Klingentaler Nonnen waren in ihrem Verhalten
nicht so zurückhaltend wie andere Ordensleute,
sondern waren "lebensfroh"
-- die Reformation enteignete die Nonnen und die
Gebäude wurden umgenutzt und die Kirche umgebaut, im
Chor wurde ein Salzlager eingerichtet
-- Gottesdienste für einen Fantasiegott aus Rom
fanden in der Kirche aber bis 1779 statt
-- 1799 wurde der Chor in einen Stall
umfunktioniert, und später besetzte das Militär die
gesamte Kirche
-- die dort stationierte Standestruppe war für
Wachtdienst, Polizeidienst und Feuerwehrdienst
zuständig, war manchmal "recht disziplinlos"
-- 1856 wurde die Standestruppe aufgelöst und die
wenigen zuverlässigen Wächter ("Stänzler") als
Polizisten und als Drillmeister umgeschult, um
Rekruten in der Klingentalkaserne auszubilden
-- 1860 wurde das Kloster abgerissen und durch eine
neugotische Kaserne ersetzt, Architekt war Johann
Jakob Stehlin, die Kaserne war bis 1966 in Betrieb
[S.121].
[Seit den 1980er Jahren ist die "Kaserne" ein
Kulturzentrum mit Restaurants, Theater und Tanz
etc.].
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Kleinbasel, das
Bläsitor, Aquarell von Louis Dubois 1863 (abgerissen
1867) [58]
-- das Bläsitor ist erstmals 1256 urkundlich erwähnt,
ein klobiger Wehrbau aus Quadersteinen, er war in
Kleinbasel zwischen dem Nonnenkloster Klingental und
dem Rumpelturm (Untere Rebgasse / Kasernenstrasse)
platziert [S.125]
-- die Bezeichnung "Bläsitor" geht auf den
benachbarten Hof des Basler Gutsverwalters des
Klosteres St.Blasien im Schwarzwald zurück [web07]
-- das Bläsitor hatte Aussicht auf das rechte
Rheinufer und den letzten Unterlauf des Flusses Wiese
-- der Torschreiber kassierte mit seinen Gehilfen die
Weggelder und Zölle
-- in der Nacht wurde das Tor geschlossen, wie auch
das Steinentor und das St.-Alban-Tor
-- die Behörden von Basel wollten nach 1850 das
Bläsitor erhalten
-- 1867 wurde das Bläsitors für die neue
Klingentalstrasse abgerissen.
Häuser der linken Seite
-- der Bläserhof war bis 1806 im Besitz des reichen
Klosters St. Blasien im Schwarzwald
-- 1806 wurde der Bläserhof den Katholiken als
Pfarrhaus und Schulhaus zur Verfügung gestellt
-- schliesslich kaufte der Seidenfärber Alexander
Clavel den Bläserhof.
Häuser der rechten Seite
-- die Gastwirtschaft "Zum Egringerhof" wurde von
Johann Weber-Engel betrieben [S.125].
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Kleinbasel, das Riehentor, Gouachemalerei von Louis
Dubois 1863 (abgerissen 1864) [59]
-- 1265 ist das Riehentor
erstmals erwähnt, es hat Aussicht auf Nordosten nach
Riehen [und ins Wiesental in Richtung Lörrach]
-- das Riehentor war ein quadratischer Turm, mit
Zinnenkrans zuoberst, mit einem versteckten
Satteldach, mit Erkern etc.
-- 1840 beantragten die Kleinbasler eine Uhr am
Stadttor, so dass der mittlere Erker dem Zifferblatt
Platz machen musste - und gleichzeitig wurde der
Zinnenkranz durch einen Treppengiebel ersetzt - die
runden Erker an den Ecken wurden belassen
-- 1852 wurde der Stadtgraben zwischen dem Riehentor
und dem Drahtzug aufgefüllt, dies war das erste
grosse "Loch" in der Stadtbefestigung
-- das Riehentor wurde lange als das zweitschönste
Stadttor von Basel gerühmt, "ausser dem Spahlen Thor
als das schönste"
-- schliesslich forderten 64 Anwohner [wer hat da
unterschrieben?] "mehr Licht, Luft und Raum", sie
wollten das Riehentor nicht mehr sehen
-- 1864 wurde das Riehentor dann abgerissen [S.125].
Häuser der rechten Seite
-- das Haus "Zum Winkelried" und die Zieglerwohnung
[S.125]
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Elisabeth Bachofen-Fuchs in der
Küche bei der Zubereitung einer Mahlzeit mit Kindern
und zwei schwarzen Pudels am Tisch, Aquarell von
Friedrich Meyer 1809 [61]
-- die "alten Basler" zeigten nicht oft ihren Luxus,
sondern pflegten im Alltag meist eine spartanische
Lebensführung mit Milchsuppe, etwas Rindfleisch,
dürren Apfelschnitzen, und am Abend "Reis,
Haarrucken und Kartoffelsalat"
-- aber an festlichen Tagen konnten sie dann gerne
wieder "fressen und saufen", mit einem Menü aus 24
bis 30 Gängen, das war normal dort
-- beim Hochzeitsessen von Balthasar Stähelin und
Dorothea Gemuseus wurde zum Beispiel nicht gespart
-- und Borellen (Barelleli) sind Aprikosen [S.129]
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Kleinbasel: Das Landgut "Im Surinam" vor dem
Riehentor, Aquarell von Anton Winterlin um 1860 [60]
-- das Landgut "Im Surinam" lag
vor dem Riehentor [auf der Höhe des Badischen
Bahnhof] zwischen Riehenstrasse und den Langen Erlen
-- das Landgut hiess früher " In den Schoren" ("Zum
Diebesgut" [web09]), wo 1803 der Apotheker am
Fischmarkt - Johann Rudolf Ryhiner-Fäsch - ein
Landgut erbauen liess
-- er nannte sein Landgut "Zum kleinen Surinam",
weil seine Schwiegereltern in Surinam
[Süd-"Amerika"] Plantagen besassen - die "van
Hoyschen Plantagen" (Frau van Hoy war eine Tochter
einer holländischen Familie, die in Surinam geboren
wurde [web10])
-- 1843 kaufte der Handelsherr Johann Jakob
Merian-Burckhardt das Landgut für 72.000 Franken
-- der letzte Pächter war Gottlieb Wiedmer-Hartmann,
mit Bewirtschaftung des Landguts bis 1968.
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Formatzeile
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